Handlung:
Ein Wissenschaftler (Ernst Fritz Fürbringer) hat in Singapur einen Superlaser entwickelt, den sich natürlich diverse Bösewichter unter den Nagel reißen wollen. Daher wurden Captain Rowland (Brad Harris) und sein Freund Joe Walker, genannt Kommissar X, (Tony Kandell) beauftragt den Professor und seine Tochter Sybille (Barbara Frey) zu beschützen…
Kritik:
„Kommissar X – In den Klauen des goldenen Drachen“ ist der dritte Film der Joe-Walker-Saga. Regie übernahm diesmal wieder Gianfranco Parolini, was auf der positiven Seite bedeutet, dass ich meiner Liste der gesehenen Parolini-Filme einen weiteren Titel hinzufügen kann
, auf der negativen Seite allerdings heißt, dass wir statt einem netten spaßigen Abenteuer, so wie es uns Rudolf Zehetgruber im letzten Film bot, wieder zu dem „Jagd auf Unbekannt“-Schema zurückkehren, inklusive dumme Superbösewichter und schmerzhafter Sexismus, auch wenn beide Aspekte hier nicht ganz so krass sind wie in Parolinis erstem Beitrag zur Reihe.
Tony Kendall macht als Kommissar X seinem Titel als „bester Detektiv aller Zeiten“ (Zitat aus dem ersten Film) wieder mal alle Ehre: Er riskiert konstant eine Klage wegen sexueller Belästigung, weil er ununterbrochen alle unbekannten weiblichen Lebewesen, die ihm über den Weg laufen, küsst, weil er der Beste ist! Als sie einen Verbrecher als solchen entlarven und dieser flieht, überzeugt er Captain Rowland zuerst das Zimmer zu untersuchen und erst dann die Verfolgung des Mannes, der langsam aber sicher entkommt, aufzunehmen, weil er der Beste ist! Als ihn eine Frau zu Hilfe ruft, weil sie ihr Leben in Gefahr sieht, nimmt er sich die Zeit vorher noch mit einer zufälligen Bedienung zu flirten, weil er der Beste ist! Als er endlich zu der Hilfe suchenden Frau kommt wird sie nach einiger Zeit vor seinen Augen ermordet, weil er der Beste ist! Er befindet sich konstant in Lebensgefahr und muss ständig von Brad Harris oder Luisa Rivelli gerettet werden, weil er der Beste ist!
Und ehrlich gesagt, dadurch entsteht das größte Vergnügen, was dieser Film bescheren kann: Kommissar X ist so ein unfähiger, dummer, sexistischer, Macho-Idiot, der gar nichts auf die Reihe bringt, aber sämtliche Charaktere im Film plus Regisseur und Drehbuchautoren sind davon überzeugt, dass er irgendwie der großartigste Dude aller Zeiten ist, und das anzusehen ist einfach witzig. Plus wie schon an anderer Stelle beschrieben ist Tony Kendall eine sympathische Type und hat eine recht gute Chemie mit Brad Harris, der in diesem Film wieder mal die einzige Figur verkörpert, welche die Fähigkeit des logischen Denkens besitzt (und eine lustige Tanzszene hat).
Den Sieg können Joe Walker and Friends nur verbuchen, weil die Bösewichte schon wieder wesentlich dämlicher sind als sie. Anstatt endlich den Superlaser von Mr. Wissenschaftler zu stibitzen halten sich die Schurken damit auf, Anschläge auf Walker und Rowland zu verüben. Der Oberfiesling tötet irgendwann mehr oder weniger grundlos seine beste Mitarbeiterin, obwohl er genau weiß, dass dieser Zug seine zweitbeste Mitarbeiterin in Weißglut versetzen wird. Ein Spion der Fieslinge hat nicht die Geistesgegenwart seine Zimmertür abzuschließen, bevor er mit seinen Auftraggebern in Verbindung tritt und so weiter und so weiter. Wie haben es diese Hypereumel überhaupt geschafft eine riesige kriminelle Organisation aufzubauen? Da bleibe ich lieber bei den wenigen aber hochklassigen Fieslingen aus „Drei gelbe Katzen“.
Parolini schafft es offenbar nicht weibliche Rollen richtig zu inszenieren, das mag nicht schlimm sein, sofern er diese auf ein Minimum reduziert, wie beispielsweise in seinem exzellenten „Sartana – Bete um deinen Tod“, sobald jedoch der halbe Cast aus schlechten Schauspielerinnen besteht denen noch schlechtere Rollen gegeben werden, fällt es unangenehm auf. Wenigstens schafft er es diesmal den absoluten Tiefpunkt auf diesem Gebiet, Blondie McHirnlos (Zitat: „Uhhh, die Männer haben mich einen scharfen Zahn genannt, was heißt das denn, Kommissar X?“
), nach der ersten Szene nicht mehr auftreten zu lassen. Dennoch ist was folgt nicht wirklich glorreich: Barbara Frey spielt irgendwie die weibliche Hauptrolle und als solche ist sie mit nur einer Charaktereigenschaft gesegnet, nämlich hübsch auszuschauen. Das schafft sie zwar aber ihre Figur ist deshalb nicht sonderlich interessant. Die restlichen Frauen die vorkommen sind nicht besonders helle und erliegen, zumindest die mit Sprechrollen und auch ein paar ohne, alle natürlich automatisch dem Charme von Kommissar X, egal auf welcher Seite sie anfangs standen. Die einzige wunderbare Ausnahme bietet dabei Gisela Hahn als skrupellose Schurkin Stella. Sie macht den Film über ziemlich viel Laune, bis sie von Kendall und Harris mittels Wasserschläuchen auf demütigende Weise besiegt wird und kurz darauf ganz aus dem Film gemordet wird.
Sämtliche Nebendarsteller beiderlei Geschlechter sind eher langweilig. Der Typ, der im ersten Film den Oberbösewicht spielte leistet zwar wieder eine spaßige Performance, aber er hat leider nur ein paar Sekunden Screentime.
Die Inszenierung selbst ist mittelmäßig. Sie hat recht viele Anschlussfehler und der Szenenwechsel wirkt manchmal ein wenig amateurhaft, aber wenigstens hat Parolini im letzten Jahr in Sachen Actionszenen etwas dazugelernt. Diese sind vielleicht manchmal zu kurz oder ein wenig verwirrend, aber zumindest existent und spaßig. Der Film ist zwar keineswegs so unterhaltsam, wie das, was uns Zehetgruber im selben Jahr bot, aber wesentlich kurzweiliger als „Jagd auf Unbekannt“.
Fazit: „Kommissar X – In den Klauen des gelben Drachens“ weist dieselben Probleme wie Parolinis erster Kommissar-X-Film auf, doch diesmal wurden sie wenigstens ein wenig abgeschwächt. Der Film hält zumindest bei Laune. 6/10