Das Rätsel der grünen Spinne
Deutschland 1960
Regie: Franz Marischka
Adrian Hoven, Renate Ewert, Hans von Borsody, Jochen Brockmann, Bettina Schön, Bill Ramsey, Gerti Gordon, Dany Mann, Ditmar Christensen, Gert Wiedenhofen, Jean Thomé, Eva Iro, Lilo Schick, Jacqueline Boyer, Angèle Durand
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OFDB
Die Nachtclubsängerin Maria wird in ihrer Garderobe ermordet aufgefunden, und so ziemlich jeder ist verdächtig: Die Besitzerin des Clubs Elena sowieso, weil sie Maria hasste und ihr den Erfolg neidete. Die Bedienung Yvonne, weil sie alle Sängerinnen hasst die erfolgreich sind. Das Tanzpaar Fred und Lilly, weil Fred mit Maria offensichtlich ein Verhältnis hatte, und Lilly dahinter kam. Der Amerikaner Bill, weil … Na gut, jemand der aussieht und singt wie Bill Ramsey ist nicht verdächtig, das wird auch die nicht so helle Bedienung Anita (oder so ähnlich) irgendwann feststellen. Der Sensationsreporter Peter Thorsten versucht herauszubekommen, wer hinter dem Mord steckt. Und kabbelt sich dabei automatisch mit Kommissar Bock, der natürlich das gleiche will. Bertha, die versoffene Garderobenfrau, weiß mehr, die hat wahrscheinlich den Mörder gesehen. Aber sie sagt nichts. Und Ted Wagner, der erfolgreiche Trompeter? Der mit Elena mal was hatte, aber nach dem gewaltsamen Tod von Yvonnes Mutter urplötzlich für fünf Jahre in Südamerika war? Der hat auf jeden Fall ein wasserdichtes Alibi, denn der stand während der Tatzeit auf der Bühne …
Ein Musikkrimi, so steht es im Vorspann, und dann ist auch klar was hier zu erwarten ist: Eine nicht immer ganz ausgewogene Mischung aus Schlagerdarbietung und Kriminalfilm. Das Nachtclubambiente bietet natürlich die Möglichkeit, von Schlagerstars(?) wie Detlef Engel bis Jacqueline Boyer allerlei Musik abzubilden, und das Orchester Hazy Osterwald bietet dazu den passenden und swingenden Rahmen. Eingebettet in die Musik ist dann eben diese Krimihandlung, und was überhaupt nicht selbstverständlich ist: Dieser Krimi funktioniert ausgesprochen gut. Bis auf ein paar wenige Szenen in Peters Wohnung spielt der gesamte Film im Club, die Kamera fährt genüsslich die vielen Stiegen und Gänge ab, und das Theaterflair, das dabei aufkommt, ist sicher mehr als nur beabsichtigt. Aber das passt gut, zusammen mit der alle paar Minuten aufbrandenden Musik kommt man sich tatsächlich vor wie in einem Theater, wozu auch die oft sehr statische Kamera gehört. Die Konzentration geht jedenfalls komplett auf die Mördersuche, Subplots oder störende Nebenhandlungen sucht man hier genauso vergeblich wie technische Fisimatenten, und vor allem zum Schluss hin wird der Film sogar richtig spannend – Die Entlarvung des Mörders und der Showdown sind mit allen Tricks szenischer Darstellung gelöst, und die labyrinthischen Gänge des Clubs führen schnell in das Zentrum eines Mörderjagd-Irrgartens.
Jochen Brockmann als Kommissar poltert sich hardboiled durch die Ermittlungen. Adrian Hoven gibt den leichtlebigen Reporter Peter Thorsten ohne große Mühe, eine Paraderolle für den damals schwer angesagten Österreicher. Aber vor allem Renate Ewert begeistert mit ihrer sexy Ausstrahlung und dem völligen Aufgehen in der Rolle der Yvonne, die zwei Jahre im Irrenhaus einsaß, und die jetzt wieder am Rande eines völligen Nervenzusammenbruchs steht. Ist vielleicht sie die Mörderin, und weiß es dabei gar nicht? Die zu Beginn kurzen Momente filmischer Genialität, wenn die Hauptpersonen dem Auftritt Marias zuschauen und wir dabei ihre Gedanken hören, machen zwar bald einer konventionellen, fast könnte man sagen langweiligen, standardisierten Inszenierung Platz, aber das Karussell der Verdächtigen und der immer neu aufgedeckten kleinen und großen Lügen dreht sich so schnell, dass man fast ein wenig dankbar sein kann für die biedere Darstellung.
Wenn man mit alter Schlagermusik wenig Probleme hat ist DAS RÄTSEL DER GRÜNEN SPINNE ein Fest für den Krimifan. Wenn man allerdings dieser Art Musik kritisch gegenüber steht sollte man besser einen groooooooooßen Bogen um den Film machen, den er besteht tatsächlich zu fast 50 Prozent aus Musik. Er ist oft laut und schrill, was ihn etwas anstrengend macht, aber unterhalten tut er dabei ganz kolossal!
7/10