Seite 1 von 1

Passion - Brian de Palma (2012)

Verfasst: Mo 19. Nov 2012, 15:25
von Reinifilm
Passion (2012)
[thumbnail]http://s14.directupload.net/images/121119/cxh2687w.jpg[/thumbnail]
Deutschland / Frankreich
Regie: Brian De Palma
Drehbuch: Natalie Carter, Alain Corneau, Brian De Palma
Mit Rachel McAdams, Noomi Rapace, Karoline Herfurth, Paul Anderson, Rainer Bock u.a.

"Zwei Frauen liefern sich einen erbitterten Kampf um Macht in der Welt der internationalen Geschäfte. Die natürlich elegante Christine (Rachel McAdams) pflegt einen lockeren Umgang mit Macht und Geld. Unter ihre Fittiche nimmt sie die unschuldige, liebenswerte Isabelle (Noomi Rapace), die mit ihrer Naivität und ihren herausragenden Ideen ein leichtes Ziel für die Ausbeuterin Christine ist. Für diese ist es auch nicht wirklich Diebstahl von gedanklichem Eigentum, schließlich spielen sie ja im selben Team. Christine genießt es die junge Frau immer mehr zu beeinflussen und Kontrolle über sie auszuüben, wodurch Isabelle immer tiefer in das Spiel von Verführung und Manipulation hineingesogen wird. Doch dann lässt sich Isabelle auf eine Bettgeschichte mit einem von Christines Liebhabern ein, was katastrophale Konsequenzen hat." (Quelle : Filmstarts.de)

[thumbnail]http://s7.directupload.net/images/121119/8hnr96du.jpg[/thumbnail]

Persönliche Anmerkung: Schaut schon recht "gialloesk" aus! 8-)

Re: Passion - Brian de Palma

Verfasst: Mo 19. Nov 2012, 16:11
von Arkadin
Ich freue mich drauf. Auch wenn ich De Palma seine "Black Dahlia" noch nicht ganz verziehen habe. Wobei.. "Redacted" mochte ich dann ja wieder, auch wenn es kein "typischer" DePalma war.

Re: Passion - Brian de Palma

Verfasst: Fr 3. Mai 2013, 12:51
von ThomasGroh
Ein äußerst sonderbarer Film. Giallo-Spritzer schießen ins deutsch-französische Fernsehbild, Berlin ist ein Schneewittchensarg und Rainer Bock bringt desnächtens Blumen.

Als solider Spannungsthriller im Grunde kein Stück zu gebrauchen. Auf der Pressevorführung und (was ich aus zweiter Hand mitbekommen habe) bei den Sneaks herrschte teils großes Gelächter im Saal. Wer sich aber von Unterhaltungsansprüchen frei schüttelt, kriegt immerhin einen äußerst interessant missratenen Film zu sehen.

Deshalb: Eine Warnung empfehlenden Charakters - meine Kritik für den Perlentaucher hier

Grüße
Thomas

Re: Passion - Brian de Palma

Verfasst: Fr 3. Mai 2013, 16:32
von Nello Pazzafini
na also einen De Palma Film seh ich mir lieber selber an und lass ihn auf mich wirken. Ob ich da gross lachen werde oder ihn missraten finde bezweifle ich jetzt schon mal..... ;)

Re: Passion - Brian de Palma

Verfasst: So 10. Nov 2013, 12:26
von horror1966
Bild




Passion
(Passion)
mit Rachel McAdams, Noomi Rapace, Karoline Herfurth, Paul Anderson, Rainer Bock, Benjamin Sadler, Michael Rotschopf, Max Urlacher, Dominic Raacke, Trystan W. Putter, Patrick Heyn, Ian T. Dickinson, Carlo Castro
Regie: Brian De Palma
Drehbuch: Brian De Palma / Natalie Carter
Kamera: José Luis Alcaine
Musik: Pino Donaggio
FSK 16
Deutschland / Frankreich / 2012

Zwei Frauen liefern sich einen erbitterten Kampf um Macht in der Welt der internationalen Geschäfte. Die natürlich elegante Christine pflegt einen lockeren Umgang mit Macht und Geld. Unter ihre Fittiche nimmt sie die unschuldige, liebenswerte Isabelle, die mit ihrer Naivität und ihren herausragenden Ideen ein leichtes Ziel für die Ausbeuterin Christine ist. Für diese ist es auch nicht wirklich Diebstahl von gedanklichem Eigentum, schließlich spielen sie ja im selben Team. Christine genießt es die junge Frau immer mehr zu beeinflussen und Kontrolle über sie auszuüben, wodurch Isabelle immer tiefer in das Spiel von Verführung und Manipulation hineingesogen wird. Doch dann lässt sich Isabelle auf eine Bettgeschichte mit einem von Christines Liebhabern ein, was katastrophale Konsequenzen hat.


Regie-Altmeister Brian De Palma (Dressed to KIll) war eigentlich immer in der Lage, dem Zuschauer mit seinen Werken Thriller mit viel Suspense und einem Hauch Erotik zu präsentieren. Auch vorliegender "Passion" schlägt in diese Kerbe, entfaltet sich doch von Beginn an ein Szenario, das sein Hauptaugenmerk weniger auf logische Abläufe, sondern vielmehr auf einen sehr gelungenen Spannungsaufbau setzt, der sich nach einem eher bedächtigen Beginn immer stärker in den Vordergrund rückt. Die Geschichte an sich ist dabei im Prinzip recht simpel gehalten, erfährt jedoch durch ihre filmische Umsetzung ein hohes Maß an Intensität und zieht den Betrachter mit zunehmender Laufzeit immer tiefer in einen Sog aus Intrigen, Leidenschaft und eskalierender Gewalt. Mit Rachel McAdams und Noomi Rapace sind die beiden Hauptrollen dabei absolut perfekt besetzt, denn die beiden vollkommen unterschiedlichen Frauen liefern sich hier einen wahrhaft sehenswerten Schlagabtausch, der einen bis zur letzten Minute fesselt und unweigerlich in seinen Bann zieht.

Während McAdams in ihrer bewusst überzeichneten Figur als Chefin einer Marketing-Firma zu brillieren weiß und dem Ganzen durch ihr streckenweise affektiert erscheinendes Schauspiel eine ganz besondere Note verleiht, ist Rapace das genaue Gegenteil und versteht es in der Rolle als scheinbar schüchternes-und unterwürfiges Helferlein zu überzeugen. Vollkommen beabsichtigt erscheinen die dargebotenen Leistungen der Akteure an diversen Stellen vollkommen überzogen und fast schon künstlich aufgesetzt, was die Gegensätze der beiden Hauptfiguren jedoch hervorragend zum Ausdruck bringt. Dieser Aspekt offenbart sich dem Betrachter schon in der Eröffnungs-Sequenz des Szenarios, in der die beiden Frauen in einer übertrieben luxuriösen Wohnung zusammen sitzen, wobei McAdams als edel gekleidetes Modepüppchen und Rapace vielmehr als biederes Mauerblümchen in Erscheinung treten. Von diesen Kontrasten bezieht das Geschehen dann auch eine Menge an Stärke, die sich im Laufe der Zeit immer stärker bemerkbar macht. So entwickelt sich dann nach einer eher normalen Einführung in die Szenerie immer mehr ein Suspense - Thriller, der in der Folge ein perfides Katz-und Mausspiel an den Tag legt das mit etlichen äußerst bedrohlichen Momenten versehen ist.

De Palma versteht es sehr gekonnt, die Erzählweise seiner Geschichte immer wieder zu variieren, denn gestaltet sich die ganze Chose doch vor allem in der ersten Hälfte eher geradlinig, so lassen sich danach sogar Phasen erkennen, die einen leicht surrealen Anstrich vermitteln. Durch diese Zutat erhält die Story eine vollkommen andere Dynamik und auch wenn dies manchmal auf Kosten der Logik geht, so bietet sich dem Betrachter ein lohnenswerter Film-Genuss, in dem auf einmal kaum noch zu unterscheiden ist, was Realität und Fiktion ist. An dieser Stelle wird einem auch genügend Freiraum für eigene Interpretationen gelassen, denn De Palma wirft durchaus mehr Fragen auf, als die Geschichte am Ende dann wirklich beantwortet. Hier liegt meiner persönlichen Meinung nach auch der ganz besondere Reiz von "Passion", verwickelt sich der Film doch immer stärker in diverse Andeutungen-und Verdachtsmomente für die man zwar letztendlich eine Antwort bekommt, sich aber dennoch nicht sicher sein kann, ob damit sämtliche Geschehnisse zufriedenstellend beantwortet wurden.

Manch einem mag die Story gerade zum Ende hin ein wenig zu verworren erscheinen, doch ich mag diese Filme, in denen sich auch eine Art Kopf-Kino entwickelt, das nicht immer alle aufkommenden Fragen bis ins Detail logisch erklärt. Denn nur so wird die eigene Fantasie ins Spiel gebracht, was in vorliegendem Fall ganz eindeutig geschieht. Natürlich liegt das im Auge des jeweiligen Betrachters und nicht jeder wird seinen Gefallen an diesem Thriller finden, doch mir selbst hat De Palmas Werk außerordentlich gut gefallen. Eine tolle Geschichte, sehr gut agierende Darsteller und eine gelungene Dramaturgie der Ereignisse sorgen für genügend Thrill, damit man von einem überdurchschnittlich guten Werk sprechen kann, das aber sicherlich die Meinungen etwas spalten wird. Wie dem aber auch sei, der Altmeister des Erotik-Thrillers hat unter Beweis gestellt das er es immer noch versteht, den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen, denn "Passion" bietet sämtliche Zutaten für einen spannenden-und intensiven Film, der zudem auch stellenweise zum nachdenken anregt.


Fazit:


Nicht immer der üblichen Logik folgend wird hier eine Geschichte erzählt, die am Ende durchaus nicht alle aufkommenden Fragen beantwortet, aber gerade aus diesem Aspekt ihre besondere Stärke bezieht. Intensiv und spannend ausgestattet ist "Passion" auf jeden Fall einen Blick wert und manch einer dürfte von diesem Thriller sogar regelrecht begeistert sein.


8/10

Re: Passion - Brian de Palma

Verfasst: Mo 13. Jan 2014, 13:23
von Arkadin
Christine, die Chefin einer Werbeagentur, versucht ihre aufstrebende Angestellte Isabelle, durch Machtspielchen und eine vorgetäuschte Freundschaft auf Distanz zu halten. Als Isabelle auf einer Geschäftsreise nach London eine Affäre mit Christines Liebhaber Dirk beginnt und gleichzeitig an Christine vorbei eine erfolgreiche Promotion landet, schlägt Christine zurück. Sie tut alles, um Isabelle vor den anderen Angestellten zu diskreditieren und lächerlich zu machen. Zunächst scheint Isabelle an dem Mobbing ihrer Chefin zu zerbrechen, und in eine Medikamentenabhängigkeit zu gleiten. Dann wird Christine ermordet und Isabelle ist die Hauptverdächtige…

Der späte De Palma ist eine Wundertüte, in der viele seiner Anhänger aus früheren Zeiten nur noch faule Eier vermuten. Tatsächlich konnte er nun schon seit 20 Jahren keinen Erfolg mehr bei Publikum und Kritik verbuchen. Ausnahme: Sein vorletzter Film, die Irak-Krieg-Montage “Redacted“, die auf dem Filmfest in Venedig 2007 einige Preise (u.a. den silbernen Löwen) abräumte. Sechs Jahre dauerte es dann, bis de Palma seinen nächsten Film vorlegen konnte. Hierfür kehrt er ins Genre des Erotik-Thrillers zurück, das er zuletzt 2002 mit “Femme Fatale” bediente. Bereits “Femme Fatale” fiel bei Kritik und Publikum durch, obwohl der verspielte und nicht ganz ernstzunehmende Film, einige wunderbar genießerisch inszenierte Passagen enthielt. Mit “Femme Fatale” teilt sich sein neustes Werk “Passion” nicht nur die Figur der femme fatale (hier gleich dreifach anwesend), sondern auch die verwirrende Traumstruktur. Und ebenso wie bei “Femme Fatale” kann de Palma in “Passion” auf momentan populäre Darsteller zurückgreifen. Waren es im Film von 2002 Antonio Banderas und die gerade durch den ersten “X-Men“-Film populär gewordene Rebecca Romijn, so kann “Passion” die grandiose Noomi Rapace und den aufsteigenden Stern Rachel McAdams vorweisen. Statt Frankreich ist diesmal Berlin der Handlungsort. Eine Entscheidung, die neben monetären Gründen (die deutsche Filmförderung hat Geld in das Projekt gepumpt), wohl auch deshalb getroffen wurde, weil das Original “Liebe und Intrigen” von Alain Corneau, dem der Film zu Grunde liegt, aus Frankreich stammt.

“Liebe und Intrigen” ist mir bisher leider nicht bekannt, weshalb es mir nicht möglich ist, Vergleiche zu ziehen. Wie man aber allenthalben liest, hat sich de Palma gegenüber der Vorlage einige Freiheiten herausgenommen. Was durchaus löblich ist, will man ein eigenständiges Werk kreieren und nicht nur eine “amerikanisierte” Kopie. Zunächst fällt die ungewöhnliche Besetzung auf. Im Original spielte die ältere und elegante Kristin Scott Thomas die Christine und die junge, mädchenhafte Ludivine Sagnier die Isabelle. Liest man, dass in “Passion” die Rapace und McAdams mitspielen, kann man sich zunächst keine andere Lösung als Rapace als Christine und die McAdams als Isabelle vorstellen. De Palma dreht dies aber um und besetzt beide Schauspielerinnen gegen ihren Typ. Dies ist interessant, aber auf den ersten Blick nur bedingt erfolgreich. Während die Rapace überzeugend das Opfer gibt, aber einen vielleicht etwas zu starken und dominanten Eindruck macht, wirkt McAdams in der Rolle der eiskalten und intriganten Geschäftsfrau etwas zu jung und zart. Wobei man dies durchaus als Kommentar dahingehend auslegen kann, dass man niemals jemanden nur nach seinem Äußeren beurteilen soll. Tatsächlich passt die Rollenverteilung dann auf den zweiten Blick recht gut, denn Christine spielt durchaus mit ihrem zerbrechlich, hübsch-niedlichen Aussehen und Isabelle ist bei weitem kein schwaches Opfer, sondern weiß sich gut zu wehren, und andere für ihre Interessen auszunutzen. Was deutlich bei ihrer Beziehung mit der, von Karoline Herfurth dargestellten, Dani (im Original noch ein Mann) zum Tragen kommt.

Gewöhnungsbedürftig ist die Optik des Filmes. Obwohl die durchaus bekannten Namen der beiden Hauptdarstellerinnen darauf hindeuten, dass der Film nicht unbedingt als Low-Budget-Produktion durchgehen kann, sieht er doch genauso aus. Während die erste Hälfte einen flachen TV-Look aufweist, und durchaus aus einer einheimischen Fernsehfilm-der Woche-Produktionen stammen könnte, so erinnert der zweite Teil seltsam an semi-professionelle Produktionen, in denen Geld Mangelware, aber guter Wille im Überfluss da ist. Vielleicht ist es auch die kalte HD-Video-Ästhetik, die diese Assoziation hervorruft. Doch insbesondere Szenen, wie die, in der Isabelle Christine in ihrem dunkelblau ausgeleuchteten Büro aufsucht und die Kamera schräg gekippt wird, haben wenig von großer Leinwand, sondern mehr von ambitionierter, selbst-produzierten Videoware. Dies verwundert insbesondere, wenn man weiß, dass Pedro Almodóvars Kameramann José Luis Alcaine für die Bilder verantwortlich ist.

Man kann De Palma zwar nicht absprechen, dass er einige nette Einfälle hätte, der große Wurf – der seine früheren Filme auszeichnete – fehlt allerdings komplett. Auch wenn er sich an einigen Stellen selbst zitiert, wirkt dies eher wie das Werk eines De-Palma-Fans, als das des Meisters selber. Ein Splitscreen-Szene in der ein Mord mit einer Ballett-Aufführung kombiniert wird, erzielt keine Wirkung, da die Ballett-Szene, leblos und wie in einer Turnhalle gedreht wirkt, und der Mord keine Suspense aufweist. Eine lange Plansequenz ist zwar optisch reizvoll, aber völlig spannungslos und an dieser Stelle unnötig. Wenn sie dann auch unmotiviert durch einen unspektakulären Schnitt aufgelöst wird, wirkt es noch beliebiger. Diese selbstreferenziellen Spielereien scheinen dann auch mehr augenzwinkernde Parodien zu sein, und ein vorsätzliches Enttäuschen der Erwartungshaltung. einzig eine fast 1:1 übernommene Szen aus “Dressed to Kill” verfehlt ihre Wirkung nicht. Interessanterweise zitiert De Palma sich nicht nur selber, sondern auch den auslöser der großen “Erotik-Thriller”-Welle Anfang der 90er, “Basic Instinct“. So läßt er Kleidung und Frisur der Christine häufig der einer gewissen Catherine Tramell ähneln.

Da der Film in Co-Produktion mit Deutschland entstand und einige Fördergelder aus Brandenburg abgriff, finden sich in der Besetzungsliste auch mehrere deutsche Schauspieler, u.a. zwei „Tatort“-Kommissare. Dominic Raacke („Tatort“-Berlin) gibt des Chef des Unternehmens, in dem Isabelle und Christine arbeiten, Benjamin Sadler („Tatort“-Hannover) spielt den Staatsanwalt und Rainer Bock den ermittelnden Kommissar. Alle drei bleiben aber weit unter ihren Möglichkeiten. Sie machen den Eindruck, als ob sie frisch von der Schauspielschule kommen, und ihre ersten Gehversuche im Filmgeschäft unternehmen. Sie spielen nicht laienhaft, das nicht. Aber steif und auf ganz unnatürliche Art „natürlich“. Besonders fehl am Platze wirkt allerdings der Brite Paul Anderson, der den Liebhaber Christines spielt. Bei ihm denkt man, er könne jemand sein, der einfach so von der Straße gecastet wurde, weil er ein interessantes Aussehen hat. Dieser „kaputte Look“ würde zwar großartig in einen Klaus-Lemke-Film passen, aber mit seiner überbetonte Lässigkeit wirkt er wie ein Fremdkörper in De Palmas artifiziellen Welt. Karoline Herfurth macht das Beste aus ihrer Rolle, doch auch sie schwankt seltsam zwischen den von ihr gewohnten brillanten Momenten und einer seltsamen Mischung aus über- und unteracting. Was im übrigen auch für die beiden Hauptdarstellerinnen gilt.

„Passion“ ist ein merkwürdiger Fehlschlag. Trotz einer im Grunde guten Besetzung und durchaus vorhandenem Potential, will er nicht so recht zünden. Neben der kompletten Abwesenheit von Spannung und einer wirren Traumstruktur, leidet der Film besonders an der uninspirierten Kameraarbeit, die ihn weitaus billiger erscheinen lässt, als er vermutlich war. Zwar baut De Palma einige augenzwinkernde Momente für die Kenner seines Werkes ein, doch auch dies wirkt leider eher bemüht.

Die DVD aus dem Hause Ascot Elite weißt ein gutes Bild und gute Tonqualität auf. Die Extras erscheinen zunächst reichhaltig, doch bei näherem Hinsehen entpuppt sich das Featurette als knapp 4-minütiger Werbeclip, und die Interviews als Promo-Blah-blah, in dem die Beteiligten den Film und seinen Regisseur über den grünen Klee loben. Der Informationsgehalt geht, wie bei so etwas üblich, gegen Null.

Screenshots: http://www.filmforum-bremen.de/2013/12/ ... n-passion/

Re: Passion - Brian de Palma

Verfasst: Di 20. Dez 2016, 07:23
von jogiwan
Ich mag das Schaffen von Brian de Palma ja ansonsten sehr, aber „Passion“ lässt den geneigten Fan doch gleich aus mehreren Gründen etwas ratlos zurück. Die dröge Kriminal-Geschichte ist ja wohl ungefähr so, wie man sich als komplett Außenstehender neidvoll und weitab der Realität die intrigante Chef-Etage einer erfolgreichen Marketingfirma vorstellen könnte und in der manipulative und gleichsam attraktive Frauen mit Ellbogentechnik, sexy Klamotten und Mobbing um die Gunst der männlicher Gockel buhlen und die unliebsame Konkurrenz aus den eigenen Reihen eliminieren und der den Eindruck vermittelt wird, dass Frauen eigentlich nur erfolgreich sein möchten, um sich dann teure Schuhe leisten zu können, die wiederum ihr verkümmertes Ego pushen sollen. Dann der eigentlich ganz schreckliche Neunziger-Yuppie-Look, der prickelnder Hochglanz sein möchte und dabei so steril, billig und unwirklich wirkt und in das seine Charaktere eingebettet werden, denen es nicht nur komplett an Glaubwürdigkeit mangelt, sondern die fast schon auf himmelschreiende Weise auch noch ständig an diesen Missstand erinnern. Die ganze Story über einen Mord, Stutenbissigkeit und menschliche Abgründe kommt nie so richtig in die Puschen und schafft es mit seinen seelenlosen Figuren und unglaubwürdigen Entwicklungen auch nicht den Zuschauer zu fesseln. Selbst das langjähriges Markenzeichen „Split-Screen“ wirkt hier bemüht eingesetzt und der Zuschauer wähnt sich in dem zeitnahen Remake eines französischen Films aus dem Jahr 2010 (!) auch eher in einem verkopften Gedankenexperiment auf wackligen Beinen, bei dem man nicht glauben möchte, dass dieses schludrige Psychogramm aus der Bearbeitung eines so renommierten Regisseurs wie de Palma stammt.

PS: langsam wird es auch irgendwie mühsam, wenn alternde Regisseure aus den Staaten so augenscheinlich Trademarks der Filme von Pedro Almodóvar kopieren? :roll: