Handlung:
Weil der böse Lykus (Christopher Lee) seine Geliebte Deianira (Leonora Ruffo) mit einem Bann belegt hat, machen sich Herkules (Reg Park) and Friends (Giorgio Ardisson und Franco Giacobini) auf in die Unterwelt um… wow, ich hab den Film vorgestern gesehen und schon vergessen, warum sie in die Unterwelt gehen…Anyway, irgendwie hilft das Deianira…
Kritik:
Wenn ich einen Film nicht mag, kann das zwei Gründe haben: Entweder er ist nach filmästhetischen Richtlinien einfach schlecht gemacht oder ich bin mit der Moral, die der Regisseur vermitteln will, unzufrieden und mein Glaube an die Menschheit wird ein wenig erschüttert. Beispiele: „Porno Holocaust“ oder „Cannibal Teror“ sind billige, langweilige Filme, in die nicht genug Gedanken geflossen sind um irgendeinen Subtext zu vermitteln. „Jamie: Unfoxxed“ oder „Robin Hood und seine lüsternen Mädchen“ sind dagegen objektiv gesehen etwas bessere Filme, aber es stimmt mich einfach traurig, wenn Quentin einen rassistischen Massenmörder als coolen Helden darstellt oder wenn Erwin C. Dietrich meint einen Film mit 50.000 Vergewaltigungsszenen sollte man als Erotik-Komödie vermarkten. Gegen solche Filme habe ich eine besondere Abneigung, weil während die andere Art schlechter Filme höchsten solange wie die Laufzeit andauert langweilen, bleiben diese im Gedächtnis und können noch Monate später zur Weißglut treiben.
Die Filme aus Kategorie 1 zu besprechen ist leichter, denn wenn man einem Film seine billige Machart ansieht, dann sieht man einem Film seine billige Machart an. Mit Kategorie 2 wird’s da viel komplizierter. Moral ist eine sehr subjektive Größe und es ist nahezu unmöglich daher für die Allgemeinheit zu sprechen. Außerdem kann es leicht sein, dass ich die Filme anders deute, als andere Zuseher und daher eine wesentlich schlechtere Meinung davon habe. Aber ich kann es halt nicht ändern, dass ich die Filme so deute, wie ich es tue und daher… „Vampire gegen Herakles“ hat mich ziemlich aufgeregt.
Dabei hab ich so große Hoffnungen gehabt: Ich liebe Sandalenfilme, Mario Bava, Christopher Lee, Ida Galli,… was kann bitteschön passieren, dass ich den Film trotzdem nicht. Die Antwort: Herkules Freund Mr. Doofkopf, gespielt von Giorgio Ardisson. Aber bevor ich mich in endloses Geschimpfe über diese Rolle begebe, betrachten wir mal die anderen Aspekte des Filmes, bei denen ich noch objektiver sein kann:
Das was alle Welt an dem Film mag trifft zu: Bava filmt in schönen Bildern und coolen bunten Lichtern. Die farbige Beleuchtung schafft eine richtig andere Welt, wenn sich Herkules in die Unterwelt oder in Christopher Lees Verließe begibt. Auch die Kampfszenen sind ziemlich unterhaltsam gefilmt: Die Prügelei mit Raf Baldassarres Banditen am Anfang macht einfach Spaß und der Kampf gegen die Vampire überzeugt durch gruselige Einstellungen. Wenn ich nicht irre, hat man diese Szene sogar in „Die Herausforderung des Herkules“ wiederverwendet. Daher ist dieser Film sehr zu empfehlen: Derselbe tolle Vampir-Kampf aber statt Mr. Doofkopf steht dort Sherlock Teseo an Herkules‘ Seite und Sherlock Teseo ist einfach toll!
Allerdings haben Bava und Prosperi, der auch als Regisseur angegeben ist, ihre Probleme mit dem Timing: Einige Szenen erscheinen zu lang bzw. zu gehetzt. Außerdem wird mir Herkules ein wenig zu übermächtig dargestellt, sodass mir nie der Gedanke kam, er könnte scheitern, wodurch in Szenen wie dem Endkampf mit Christopher Lee einiges an Spannung verloren geht.
Soweit so gut, kommen wir zu Mr. Doofkopf. Die Einführung dieser Figur ist gar nicht mal so übel: Er ist einfach ein junger Abenteurer, schmust ein bisschen mit Ely Drago herum, kämpft dann mit ihr gegen Raf Baldassarres Banditen und dabei bleibt er noch durchwegs charmant. Aber dann: Er liegt wieder bei Drago und Herkules erzählt ihm von der Unterweltreise, worauf Mr. Doofkopf Drago mit der Aussage, er würde sich bei ihr sowieso nur langweilen, verlässt und Herkules in die Unterwelt begleitet (nebst Dragos Verlobten Mr. Witziger-Nebencharakter).
In der Unterwelt sieht er Ida Galli. Er lernt sie nicht wirklich kennen, ich vermute aber er will ganz gerne seinen Penis in Ida Galli stecken, deshalb entführt er sie ihrem Widerspruch zum Trotz aus der Unterwelt. Da sie aber die Tochter von Hades ist und der sie zurückhaben will, lässt der Gott Mr. Doofkopfs Gefolgsleute sterben. Mr. Doofkopf erfährt davon und sagt Sinngemäß: „Sollen meine Gefolgsleute ruhig krepieren, ich mag meinen Penis in Ida Galli stecken und nichts kann mich daran hindern.“
Dann kommt Herakles und sagt, er solle doch Galli ziehen lassen, damit nicht mehr so viele Leute sterben. Und Mr. Doofkopf versucht ernsthaft seinen alten Freund Herkules zu töten, weil er nicht darauf verzichten kann, seinen Penis in Ida Galli, die ihn auch darum bittet sie ziehen zu lassen, zu stecken. Und bei all dem wird Mr. Doofkopf als positive Figur dargestellt. Was zum Teufel!
All das wäre ohne das Ende ja noch zu ertragen gewesen. Hier ist das Ende: Ida Galli verlässt Mr. Doofkopf, alles scheint gut und Mr. Witziger-Nebencharakter hat sich endlich mit seiner angebeteten Ely Drago verlobt und ist glücklich mit ihr. Da sagt Mr. Doofkopf: „Jetzt wo Ida Galli weg ist, will ich wieder Ely Drago haben. Verlasse deinen gutmütigen Verlobten und komm mit mir.“ Und Ely Drago macht das sofort, worauf sich Mr. Witziger-Nebencharakter versucht selbst umzubringen. Und diese Szene wird als witzig-charmant gefilmt. Die Moral ist also: Das größte Arschloch der Welt ist, sofern es blond, blauäugig und muskulös ist, eine bessere Wahl als ein treuer, gutmütiger, physisch nicht vollkommen perfekter Verlobter.
Wow! Im deutschen Film der späten 30er hätte ich mir so eine Aussage erwartet, da war man ja noch bestrebt die ganzen Luftschlösser von Ariern und Übermenschen unters Volk zu bringen. Aber ich dachte nach dem ganzen Zweiten-Weltkrieg-Fiasko, das für die Leute mit den ulkigen Ideologien jetzt nicht ganz so rosig ausgefallen ist, wäre die Menschheit etwas klüger geworden. Dass mir gerade der sonst so großartige Regisseur Mario Bava das Gegenteil beweisen muss, stimmt mich wirklich sehr traurig.
Wie gesagt, meine Interpretation, mein Moralverständnis, jeder darf den Film anders sehen, wenn er mag. Ich seh ihn so und konnte ihn deshalb kaum genießen. Deswegen würde ich bei diesem hier ernsthaft meinen (und diese Meinung ist bei mir sehr selten): Macht ein Remake! Wirklich! Hört auf perfekte Filme zu verludern und wendet euch diesen zu: Behaltet die prinzipielle Handlung, behaltet das grenzgeniale Regiekonzept die Unterwelt mit bunten Lichtern gruselig zu machen, aber geht mit ein Bisschen mehr Intelligenz an die Charakterisierung der Figuren und die Ausbauung der Liebesgeschichte, die prinzipiell, wenn ein wenig anders dargestellt, durchaus hätte funktionieren können.
Fazit: Großteils okay, Mr. Doofkopf ist blöd. 5-6/10 (objektiv; subjektiv weniger weil Hass)