Wandering Ginza Butterfly - Kazuhiko Yamaguchi
Verfasst: Mi 12. Jun 2013, 13:12
DVD: Synapse Films (USA)
Wandering Ginza Butterfly (Japan 1971, Originaltitel: Ginchô wataridori)
Meiko glüht vor
Nach drei Jahren kommt Nami (Meiko Kaji) aus dem Gefängnis frei, die Witwe ihres Opfers setzte sich für die vorzeitige Entlassung der jungen Frau ein. In Ginza -dem pulsierenden Vergnügungsviertel Tokios- findet sie Beschäftigung als Hostess in einem Club. Nachdem ihre Vergangenheit durch einen unglücklichen Zufall ans Tageslicht kommt, steht die Betreiberin des Clubs trotzdem zu ihrer neuen Mitarbeiterin, endlich scheint Nami einen Schlußstrich unter die Ereignisse der letzten Jahre ziehen zu können. Unangehmerweise lechzt der lokale Gangsterboss nach dem Etablissement, konfrontiert die Inhaberin mit unerfüllbaren Forderungen. Nami hat einen waghalsigen Rettungsplan in der Hinterhand ...
Wer sich ein wenig mit dem japanischen Exploitationfilm beschäftigt, der wird geradezu zwangsläufig auf Meiko Kaji treffen. Legendär die vierteilige "Sasori" Reihe (1972/73) und die beiden "Lady Snowblood" Streifen (1973/74). Zuvor entstand "Wandering Ginza Butterfly" (in dessen Fortsetzung Meiko an der Seite von Sonny Chiba zu bewundern ist). Regisseur Kazuhiko Yamaguchi erzählt uns die Geschichte einer jungen Frau, berichtet in stilvollen Bildern von ihrer Stärke und Loyalität, von Mut, Demut und Liebe. Garniert mit Humor und Melancholie, freilich nicht ohne Gewaltausbrüche. Vermutlich wird der interessierte Betrachter die bereits genannten Werke zum Vergleich heranziehen. Auf den ersten Blick kann "Wandering Ginza Butterfly" sich nicht mit der überschäumenden Schönheit und Gnadenlosigkeit von "Lady Snowblood" messen, präsentiert sich nicht so bösartig und hart wie "Sasori". Ja, "Schauwerte" springen den Zuschauer weniger offensiv an. Gleichwohl sind sie reichhaltig vorhanden, verlangen allerdings mehr Aufmerksamtkeit und Aufgeschlossenheit. Geschickt ziehen Drehbuch und Regie die Schrauben an. Das "sportliche Duell" zwischen Meiko und einem Schergen des Oberganoven ist großartig inszeniert, darauf folgt ein kurzer Einschub aus Trauer und Regen, schließlich entlädt sich aufgestauter Zorn im rasanten Finale.
Stundenlang könnte ich mich in Lobpreisungen ergehen, ohne Atempause von Meiko Kaji schwärmen. Ihre edle Schönheit, ihre Zartheit, die Unbeugsamkeit und Zielstrebigkeit ihrer Filmcharaktere. Es mutet unfair an, denn das gesamte Ensemble leistet gute Arbeit, Meiko überstrahlt jedoch alle anderen Damen und Herren vor der Kamera, bleibt stets Mittelpunkt in diesem rastlosen Großstadt-Kosmos. Es gibt keine bessere Freundin und keine gnadenlosere Gegnerin als Nami! Ergo verzichte ich darauf mit den Namen anderer Darsteller um mich zu werfen, obwohl mein schlechtes Gewissen hier und da an meinen Eingeweiden nagt. Keine Sorge, im zweiten Teil taucht Sonny Chiba auf, den ich mit Sicherheit nicht zu namenlosen Randnotiz degradieren werde. Übrigens verwöhnt uns der Score mit Meikos Gesang, was will man mehr???
Einsteiger beschaffen sich zunächst "Lady Snowblood" und/oder "Sasori", Süchtlinge freuen sich über die tolle DVD aus dem Hause Synapse Films. Die Scheibe zeigt den Streifen in schöner Qualität, bietet ein Interview mit dem Regisseur an, ferner sind Trailer, Postergalerie und Infos über Meiko Kaji an Bord, hinzu kommt ein Audiokommentar. Per Wendecover lässt sich der Spieltrieb des Käufers befriedigen. Ganz dicke Empfehlung!
7,5/10 (gut bis sehr gut)
Lieblingszitat:
"Did anyone tell you it was going to be easy?"