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The Unborn - Bhandit Thongdee (2003)
Verfasst: Sa 22. Jun 2013, 14:44
von buxtebrawler
Originaltitel: Hian
Herstellungsland: Thailand / 2003
Regie: Bhandit Thongdee
Darsteller: Intira Jaroenpura, Prangthong Changtham, Karunpon Thieansuwan, Aranya Namwong, Wannakit Siriput, Kuensit Suwanwatthakee u. A.
Por ist eine drogenabhängige junge Frau, die in einer Disco-Bar arbeitet und dort Drogen vertickt. In einer Zigarettenpause wird sie von ihrem brutalen Dealer verprügelt und bewusstlos in einen See geworfen, weil sie Drogen zum Selbstkonsum geklaut hat. Als sie wieder aufwacht, befindet sie sich im Krankenhaus. Die leitende Ärztin eröffnet ihr, dass sie schwanger ist. Doch nicht nur das hat sich verändert. Immer, wenn sie mit Wasser zu tun hat, hat sie myeriöse und furcherregende Erscheinungen einer halb verwesten jungen Frau, die sie auf irgendetwas aufmerksam zu machen scheint. Por besiegt ihre Angst und geht den Hinweisen nach, die der geist ihr gibt. Doch bald schwebt sie in höchster Lebensgefahr...
Quelle:
www.ofdb.de
Re: The Unborn - Bhandit Thongdee (2003)
Verfasst: Sa 22. Jun 2013, 14:46
von buxtebrawler
„Wundert mich nicht, dass da Geister sind!“
Auch ich bin von der geisterhaften Präsenz in einem ostasiatischen, genauer: thailändischen Mystery-Thriller aus dem Jahre 2003 wenig überrascht. Man sollte allerdings nicht den Fehler machen, Bhandit Thongdees zweite Regiearbeit mit einem Horror-Schocker à la „Ring“ zu verwechseln, wenn er sich auch ähnlicher Charakteristika bedient.
Die junge Frau Porawee (Intira Jaroenpura, „Landhaus der Verfluchten“), die alle nur Por nennen, arbeitet nicht nur an der Bar einer Disco und verkauft die Drogen ihres Freunds, sondern konsumiert diese auch selbst – unentgeltlich. Es kommt zu einem folgenschweren, nonverbalen Konflikt, woraufhin sie bewusstlos geprügelt in einen See geworfen wird. Sie wird knapp gerettet und erwacht schließlich im von Frau Dr. Rudee (Aranya Namwong) geführten Krankenhaus. Diese eröffnet Por, dass sie im zweiten Monat schwanger ist. Doch damit nicht genug: Fortan wird sie von unheimlichen Geistererscheinungen geplagt, die in Zusammenhang mit Wasser zu stehen scheinen. Dr. Rudee überredet Por, den Drogenkonsum aufzugeben und das Kind nicht abzutreiben, doch die schrecklichen Visionen bleiben. Zusammen mit ihrem Sozialarbeiter kommt Por einem düsteren Geheimnis auf die Spur, das sich vor Jahren abgespielt hat...
Der langsam erzählte und in atmosphärisch stimmige Farben getauchte „The Unborn“ benutzt den übernatürlichen Schrecken, um den eigentlichen, in jahrhundertealten Traditionen geheimer Kulte verborgenen Horror aufzudecken und verwendet dafür das Motiv ruheloser Toter, die sich mit Menschen in Verbindung setzen, damit ihnen doch noch späte Gerechtigkeit bzw. Genugtuung widerfährt. Dies wurde eingebettet in eine Handlung, die sich unmissverständlich, wenn auch glücklicherweise eher unaufdringlich, zum Thema Schwangerschaftsabbruch äußert und die Möglichkeiten aufzeigt, durch Elternwerdung bzw. die Verantwortung für ein Kind sein eigenes Leben zum Positiven zu ändern. Mit hinein spielt die Wertschätzung ungeborenen Lebens bzw. der Missbrauch desselben.
Effektiv arbeitet „The Unborn“ mit einigen gruseligen Geistererscheinungen, einer recht expliziten, dennoch irreal wirkenden „Kind-aus-Leiche-hol“-Szene und einer fortwährenden Abschwächung der Bedrohung, indem man Por eins mit dem Geist werden, sich mit ihm verbünden und sie seine Signale richtig deuten lässt. Por ändert ihr Äußeres für andere zum Wasserleichen-Geist und zurück, ohne dies selbst zu bemerken, was zu einem Informationsvorteil seitens des Publikums führt. Teils sehr schöne Musik erzeugt mal schaurige, mal melancholische Stimmung sowie viele Facetten dazwischen.
Nun ist „The Unborn“ ergo bei Weitem kein knallharter Horrorfilm, sondern ein Mystery-Thriller, der letztlich ungesühnte Straftaten aufdeckt. Böse Zungen könnten ihn auch als moralistische Schauermär bezeichnen, eine Grenze, an der Thongdees definitiv kratzt, zumeist aber gerade noch so die Kurve bekommt. Größtes Problem ist letztlich das Timing des gut geschauspielerten und mit einer charismatischen Hauptrolle versehenen Films, das dramaturgisch zwischenzeitlich arg durchhängt. Wer sich jedoch nicht so sehr an Langatmigkeit stört, wird mit „The Unborn“ überdurchschnittlich unterhalten und bekommt die eine oder andere lebensbejahende Botschaft mit auf den Weg.