Der Spion, der mich liebte - Lewis Gilbert (1977)
Verfasst: So 30. Jun 2013, 16:27
Der Spion, der mich liebte
(The Sy Who Loved Me)
mit Roger Moore, Barbara Bach, Curd Jürgens, Richard Kiel, Caroline Munro, Walter Gotell, Geoffrey Keen, Bernard Lee, George Baker, Michael Billington, Olga Bisera, Desmond Llewelyn, Edward de Souza, Vernon Dobtcheff
Regie: Lewis Gilbert
Drehbuch: Christopher Wood / Richard Maibaum
Kamera: Claude Renoir
Musik: Marvin Hamlisch
FSK 12
Großbritannien / 1977
James Bond scheint immun gegen jede noch so heimtückische Waffe, aber nicht gegen den Charme einer schönen Frau. Deshalb bedient sich der russische Geheimdienst diesmal einer extrem raffinierten Geheimwaffe - der schönen Agentin Anya Amasowa. Aber aus einem anderen Grund sind die besten Agenten der Welt mobilisiert: Der größenwahnsinnige Stromberg bastelt in seiner Unterwasser-Festung an einem weltweiten Vernichtungsplan. Und eine ganz exquisite Falle lauert auch hier auf Agent James Bond OO7...
Gerda in der James Bond Reihe ist es immer wieder erstaunlich, wie unterschiedlich doch die einzelnen Filme bewertet werden. Auch "Der Spion, der mich liebte" stellt hier keine Ausnahme dar, denn bezeichnen nicht wenige Leute dieses Werk als Startzeichen für den Qualitätsverslust der Roger Moore-Bonds, so ist für andere zum ersten Mal ein qualitativ nicht unerheblicher Aufschwung zu erkennen, der endlich wieder frischen Wind in die leicht angestaubte Film-Reihe wehen lässt. Ich persönlich zähle mich zur zweiten Gruppe, denn mit dem zum ersten mal verantwortlichen Regisseur Lewis Gilbert erfährt das Format doch nicht nur etliche technische Neuerungen, auch im Bezug auf Tempo und Action legt man eine ordentliche Schippe zu, wenn man insbesondere den etwas mauen Vorgänger "Der Mann mit dem goldenen Colt" zum Vergleich heranzieht. Zum zweiten Mal bekommt es der britische Agent mit einem deutschen Schauspieler als Gegner zu tun, denn kein Geringerer als der große Curd Jürgens ist in der Rolle des größenwahnsinnigen Stromberg zu sehen, der die Welt in den nuklearen Holocaust treiben will, um sein eigenes Imperium auf dem Meeresboden aufzubauen. Nun kann man sich trefflich über diese eher fantastische Thematik streiten, doch beinhaltet sie auf jeden Fall eine absolut faszinierende Note, was dem Zuschauer auch phasenweise in grandiosen Bildern vermittelt wird. Viele Fans sehen jedoch in Jürgens lediglich einen groben Abklatsch des von Gert Fröbe dargestellten Auric Goldfinger, der Sean Connery im dritten Abenteuer das Leben schwer machte und dabei eine für alle weiteren Bond-Filme sehr hohe Messlatte für die Darstellung des Superschurken an den Tag legte.
Zugegebenermaßen erscheint Jürgens in seiner Rolle eher ruhig und gediegen, doch wo ihm viele Fans gerade dadurch die nötige Bedrohlichkeit absprechen, kommt diese doch viel eher eben durch diesen Aspekt vortrefflich zum Ausdruck. In seiner immer ruhigen Stimme vermeint man regelrecht das Böse zu verspüren und auch der offensichtliche Wahnsinn des Mannes kommt durch seine bedachte Wortwahl und die gleichbleibende Stimmlage extrem gut zum Ausdruck. Neben der Eröffnungs-Sequenz in den Bergen von Österreich, in der man Zeuge einer der besten Verfolgungsjagden auf Skiern wird, sind vor allem die technischen Neuerungen als absoluter Höhepunkt des Filmes anzusehen. Zum ersten Mal wird einem dabei auch ein etwas tieferer Einblick in die Waffenschmiede von "Q" gewährt, in der man mit so manchen absonderlichen Waffen konfrontiert wird. Und so gibt es auch für James Bond einige nette neue Gadgets, wobei das neue Super-Auto wohl das absolute Highlight darstellt. Und das stellt sich nicht nur im Straßenverkehr heraus, denn der Lotus Esprit entpuppt sich auch gleichzeitig als Unterwasser-Fahrzeug, was eine totale Neuerung im Bezug auf die Neuerungen darstellte.
Eine weitere Neuerung ist die Einführung des Bösewichtes "Beißer", der in der Folge von den Fans auch gern liebevoll "Beißerchen" genannt wurde. Gespielt wurde die Figur von dem 2, 20 Meter großen Hünen Richard Kiel und sein Markenzeichen ist neben den körperlich imposanten Merkmalen unbestritten das Stahlgebiss, von dem man sich besser fernhalten sollte. Bei dieser Figur handelt es sich auch um den einzigen Bösewicht der für das Grobe zuständig ist, der mehr als nur einen Auftritt in der Bond-Reihe hat, trifft man doch auch im Nachfolger "Moonraker - Streng geheim" einmal mehr auf den sympathischen Killer, den man trotz seines Auftrages Bond zu töten, ganz automatisch in sein Herz schließt. Den Part des Bond-Girls übernahm dieses Mal die bildhübsche Barbara Bach, obwohl für die Rolle eigentlich Louis Chiles vorgesehen war, die ihren Auftritt dann jedoch auch erst in "Moonraker" haben sollte. Bach kann in der Rolle der russischen Agentin durchgehend überzeugen und so wären wir auch schon bei einer weiteren Premiere der Reihe, arbeiten doch der britische MI6 und der russische KGB zum ersten Mal in einer Art Zweckgemeinschaft zusammen, da Atom-U-Boote beider Länder auf mysteriöse Art und Weise verschwunden sind.
Letztendlich trennen sich also auch bei "Der Spion, der mich liebte" wie eigentlich bei jedem Bond-Film die Meinungen, für mich persönlich handelt es sich hier jedoch um einen der besten Filme überhaupt. Insbesondere im Vergleich mit dem biederen Vorgänger findet hier in fast allen Belangen eine Art Quantensprung statt, denn dem Betrachter offenbart sich eine durchgehend spannende Geschichte, die mit viel Tempo und ordentlich Action angereichert wurde. Die Einführung etlicher technischer Spielereien und des beliebten Bösewichtes "Beißer" sorgen dann für die nahezu perfekte Abrundung und präsentieren ein insgesamt äußerst stimmiges Gesamtbild, das man sich auch heute noch immer wieder gern anschaut.
Fazit:
"Der Spion, der mich liebte" ist der bisher stärkste Film, in dem Roger Moore als James Bond unterwegs ist. Waren die beiden Vorgänger schon recht sehenswert, wobei sie jedoch etwas zu zahm und bieder wirkten, so hat Lewis Gilbert hier ein Szenario auf den Weg gebracht, das ordentlich Pepp enthält und in keiner Phase auch nur annähernd langatmig erscheint.
8,5/10