purgatorio hat geschrieben: freut mich! (Obwohl es natürlich ersteinmal Mist ist, wenn Herr Seeßlen sich krank meldet
Gute Besserung!)
Ja, das war Mist. Aber es ging auf Herrn Seeßlens Seite einfach nicht anders und da ich die Hintergründe kenne, habe ich dafür vollstes Verständnis. Und wie Karl schon sagte. Das Publikum murrte erst, aber dann war es wirklich nett. Die Lounge war wirklich gemütlich und es entwickelte sich im Anschluss eine schöne, und interessante Diskussion.
purgatorio hat geschrieben:Aber wie war das Publikum? Waren viele da? War es finanziell ein Erfolg und wird es weitere Phantastivals geben?
Die Besucherzahlen waren schon recht enttäuschend. Gut besucht waren "Sharknado" (klar) und "The Congress". Okay waren "The Rambler", "Red Sword" und "Apostel". Der Rest fand leider keinen Anklang. Was sehr schade war, da es sich bei "Haunter", "Across the River" und "Kannibale und Liebe" um echte Highlights handelte. Ganz, ganz bitter war es beim Kurzfilmprogramm, wo wir drei zahlende Gäste hatten. Natürlich sehr peinlich, wenn man da einen Gast eingeladen hat, der seinen Film vorstellt. Da wir da hoffnungslos überzogen haben, wurden das Publikum vom "Apostel" schon mal reingelassen, wodurch zumindest der Sospetto-Clip (den wir als letztes zeigten) doch noch auf eine gute Anzahl Zuschauer kam.
Meine Meinung zu den Filmen:
Haunter - Schöner Haunted-House-Film aus einer ungewöhnlichen Perespektive. "The Others" trifft "Und täglich grüßt das Murmeltier". Gute Unterhaltung, ein paar nette Schocks - nur das Finale fand ich etwas schwach. Das kleine Fräulein Sonnenschein in einer Teenie-Rolle zu sehen war auch nett. Sympathische Darstellerin.
Across the River - Ein schönes Beispiel dafür, wie man aus einem Minimum ein Maximum rausholt. Angenehm creepy und altmodisch. Setzt ganz auf Atmosphäre, Musik und Töne. Am Ende gibt es dann sogar noch etwas Gematsche. Hat mir sehr gut gefallen.
The Ramber - Unentschlossen. Schöne Bilder, tolle Ideen - aber völlig unnachvollziehbar. Wie Karl schon schrieb, der stoische Protagonist, von dem man gar nidht weiß, was er denkt und fühlt, macht es einem schwer, sich irgendwie in den Film zumindest einzufühlen, wenn man ihn schon rational nicht erklären kann. Weiß ich auch nicht, was ich davon halten soll.
Red Sword - Fremdschämen de luxe. Nach 50 Minuten wird aus einem extrem trashigen, aber irgendwo noch abgefahren-witzigen Rotkäppchen-Werwölfe-Schulmädchen-Mix plötzlich ein verdammt langweiliger, schlecht-billig gemachter Softporno. 20 Minuten sieht man dabei zu, wie ein älterer Herr mit schlechtem Gummigebiss und Wolf-Kontaklinsen sich über ein großbusiges Schulmädchen hermacht. 20 ewig lange Minuten wo man hauptsächlich wippende Brüste sieht und sich dabei das schlimmste sexistische Gewäsch anhören (bzw. wegen Untertitel mitlesen) muss. Das war echt schlimm. Dessen Quintessenz: "Frauen wollen doch vergewaltigt werden und finden das heimlich ganz, ganz toll". Ekelhaft. Nach 20 Minuten kommt das schwertkämpfende Rotkäppchen endlich wieder in die Handlung zurück und macht kurzen Prozess. Totaler, chauvinistischer Müll, der ärgert. Wir wären am Liebsten im Erdboden versunken. Dabei sah der Trailer echt gut aus.
The Congress - Ich hatte kurz vorher den Roman gelesen und war recht enttäuscht, da der Film die Drastik des Buches sehr verwäscht und auch dessen Aussage komplett umdreht. Die Bilder und Animationen waren aber toll und Harvey Keitel hat einen großartigen Auftritt.
Kannibale und Liebe - Abgefilmtes Theater. Den Inhalt kannte ich schon, da hier Buttgereits Radiohörspiel über Ed Gain nahezu 1:1 umgesetzt wird. Ich fand es ziemlich klasse und der Hauptdarsteller war echt eine Wucht. Defintiv eine Empfehlung. Man muss sich nur darüber klar sein, dass das - wie gesagt - Theater und nicht Film ist.
Sharknado - Nuff said. Der Film ist echt schlecht. Anschlussfehler zu Hauf, miese Animationen, unlogisch bis zum geht nicht mehr (damit meine ich nicht die Prämisse, sondern dass es viele Szenen gibt, die einfach gar keinen Sinn ergeben. Da steht ein Schulbus bis knapp zur Hälfte der Reifen im Wasser und wird angeblich von Haien umzingelt. Hinter einem - freistehenden! - Haus steht das Wasser bis zum 2. Stock, vor dem Haus ist gar kein Wasser zu sehen usw. usf.). Immerhin spielen die Darsteller routinert ihren Stiefel runter und versuchen nicht übertrieben witzig zu sein. Das Publikum hat sich aber köstlich amüsiert.
Kurzfilmprogramm - Den Kurzfilm "Liebe, Tod, Abendbrot" von Hanna Seidel hat Karl ja schon erwähnt. Hatte uns schon im Vorfeld so gut gefallen, dass wir ihn unbedingt ins Programm nehmen wollten. Dass die sehr sympathische Regisseurin auch persönlich anwesend war, hat uns sehr gefreut. Sehr talentiert, die junge Dame. Dann gab es drei Kurzfilme vom Spanier Dani Moreno, in die ich mich spontan verliebt habe. Grandioser, sehr liebvoll gemachter Trash voller Respekt für sein Sujet. Ich fand es klasse und werde mal gucken, wo man mehr von dem Herren (übrigens auch Sänger und Kopf einer Psychobilly-Horrorpunk-Band namens "Motorzombies") auftreiben kann. Dann gab es noch den "Sospetto"-Film - darüber muss ich ja hier im Forum nichts mehr schreiben, oder?
Der Apostel - Spanischer Stop-Motion-Puppen-Horror. Inspiriert von alten Hammer-Filmen und sehr stimmungsvoll gemacht, mit einem Blick für Details. Das Ende wird dann zwar etwas zu christlich-moralisch, hat mich aber insgesamt nicht so sehr gestört, dass es mir den Film verdorben hätte. Kann man gut gucken - und Paul Naschy in seiner vorletzten Rolle (oder es kommt jetzt wohl noch ein Film raus, in dem Naschy eine Wachsfigur spricht) hören.
Den letzten Film, "Evangelion" habe ich dann nicht mehr sehen können, weil ich nach drei Tagen Phantastival auch mal Zuhause gebraucht wurde.
Insgesamt muss ich sagen, dass wir da echt ein tolles Programm zusammengestellt haben. Eigentlich für jeden was dabei und vieles zum Entdecken. Schade, dass dieses Angebot von den Bremer und Buten-Bremern nicht wirklich angenommen wurde. Da hatten wir weitaus mehr erwartet. Mal gucken, ob man uns nächstes Jahr noch mal machen läßt. Ich hoffe es, bin aber gerade vor dem Hintergrund der Entwicklung, die "Weird Xperience" genommen hat, eher vorsichtig optimistisch. Aber eins muss ich hier noch loswerden: Mit Karl bei den Sachen zusammenzuarbeiten, ist wirklich eine große Freude, und mit Alfred vom Kino macht es - trotz manchen arg chaotischen Zuständen - ebenfalls immer mächtig viel Spaß. Ich hoffe sehr, wir werden auch 2014 wieder was zusammen machen. Ich denke schon, dass wir zumindest "Weird" durchbekommen, wenn dann wohl in einer etwas anderen Form und Zusammensetzung. Mehr weiß man dann im Januar, wenn wir unser "Krisengespräch" mit dem Geschäftsführer hatten. Bis dahin können wir jede Unterstützung gebrachen. Z.b. am 26.1., wenn wir "Horror Infernal" zeigen.