Das Böse unter der Sonne
(Evil under the Sun)
mit
Peter Ustinov, Colin Blakely, Jane Birkin, Nicholas Clay, Maggie Smith, Roddy McDowall, Sylvia Miles, James Mason, Denis Quilley, Diana Rigg, Emily Hone, John Alderson, Paul Antrim, Cyril Conway, Barbara Hicks
Regie.
Guy Hamilton
Drehbuch:
Agatha Christie / Anthony Shaffer / Barry Sandler
Kamera:
Christopher Challis
Musik:
Cole Porter
FSK 12
Großbritannien / 1982
Schauspielerin Arlena Marshall benimmt sich wie eine richtige Diva - kein Wunder, dass sie sich dadurch viele Feinde macht. Und so kommt es, wie es kommen muss: Mitten in ihrem Urlaub auf einer griechischen Mittelmeerinsel wird Madame Marshall tot aufgefunden. Zum Glück ist Meisterdetektiv Hercule Poirot vor Ort und übernimmt sofort die Ermittlungen. Aber dieses gestaltet sich aufgrund der Vorgeschichte jedoch ziemlich schwierig. Denn fast alle anderen Gäste hatten mit Arlena noch eine Rechnung offen. Hier geht es um Ehebruch, Eifersüchteleien, Profitinteresse oder blanken Hass. Doch alle haben ein scheinbar wasserdichtes Alibi. Poirot, übernehmen Sie!
Vier Jahre nach dem "Tod auf dem Nil" konnte man noch einmal den grandiosen Sir Peter Ustinov in die Rolle des belgischen Detektives Hercule Poirot schlüpfen sehen, der einmal mehr einen mehr als mysteriösen Mord untersuchen muss. Der sehr bekannte Guy Hamilton (Leben und sterben lassen, Diamantenfieber) fungierte dieses Mal als Regisseur und präsentiert dem Krimi-Fan eine weitere Geschichte voller Spannung und jeder Menge mysteriöser Momente. Nach dem altbewährten Erfolgs-Schema setzten man auch in vorliegender Verfilmung wieder einmal auf einen räumlich begrenzten Schauplatz, der jedoch durch eine Insel als Location relativ großzügig ausgefallen ist. Ohne allzu große Umschweife erreicht man dann auch relativ schnell den Hauptschauplatz der Ereignisse und trifft dabei auf eine prominente Besetzungsliste, die dieses Mal allerdings nicht ganz so hochkarätig ausgefallen ist wie in den beiden Vorgängern. Das soll aber die Klasse des Filmes in keinster Weise schmälern, zudem mit Jane Birkin und Maggie Smith auch noch zwei Darsteller mitwirken, die man schon in "Tod auf dem Nil" begutachten durfte. Mit James Mason und Roddy McDowall sind außerdem auch zwei wirkliche Größen dabei, von denen McDowall durch seinen hochgradig tuntigen Auftritt für jede Menge Humor sorgt und so im Prinzip den Part einnimmt, den im Vorgänger noch Angela Lansbury hervorragend ausgefüllt hatte. Ganz generell besticht die Geschichte durch einen äußerst humorigen Unterton und offenbart gleichzeitig auch wieder wunderbar bissige Dialoge, so das der Zuschauer absolut hervorragend-und sehr kurzweilig unterhalten wird.
Das sich einmal mehr ein gut durchdachtes-und interessantes Ratespiel entfaltet, dürfte sich eigentlich von selbst verstehen und Poirot wird zum wiederholten Male durch unzählige kleiner Indizien in die Irre geführt, bevor er im letzten Drittel des Filmes sämtliche Puzzle-Teilchen zusammen gefügt hat und dem gespannten Betrachter die Lösung in seiner brillanten Logik vorführt. Es ist immer wieder erstaunlich, das einem selbst bei Beginn der logischen Schlussfolgerungen einige zuvor eher banal erscheinende Kleinigkeiten in einem ganz anderen Licht erscheinen. Darin liegt auch der ganz besondere Reiz der Poirot-Verfilmungen, in denen eigentlich offensichtliche Dinge so gut ineinander verschachtelt wurden, das sich der Spannungsbogen sehr konstant durch die gesamten Abläufe zieht. Neben der grandiosen Krimi-Atmosphäre ist es einmal mehr der eingebaute Humor, der "Das Böse unter der Sonne" mit einem unvergleichlichen Charme ausstattet und dieses Mal bekommt man auch einige Passagen zu sehen, in denen Peter Ustinov die Figur des Poirot äußerst selbstironisch auf die Schippe nimmt. Hierfür sei nur stellvertretend die Passage genannt, in der man den Detektiv beim "Schwimmen" beobachten kann und der darauf folgende Dialog mit einem anderen Hotelgast ist auch nicht von schlechten Eltern. Herausragend dabei erscheint der Aspekt, das die Figur keinesfalls ins Lächerliche gezogen wird, sondern noch mehr Sympathiepunkte beim Zuschauer sammeln kann, wobei das perfekte Schauspiel eines Peter Ustinov sein Übriges dazu beiträgt, den Dingen ihren ganz eigenen Charme beizufügen.
Im Gegensatz zum perfekten Vorgänger sind in diesem Film die Spielanteile der jeweiligen Figuren wieder etwas schlechter verteilt worden, so das Poirot das Szenario größtenteils fast im Alleingang trägt. Lediglich die oft auftretende Jane Birkin kann sich in ihrer Rolle als betrogene Ehefrau noch relativ gut entfalten, wohingegen die anderen Akteure zumeist nicht über das Statisten-Dasein hinaus kommen. Anders als bei "Mord im Orient Express" fällt dieser Punkt aber weniger negativ ins Gewicht, da die Omnipräsenz des belgischen Schnüfflers und das damit verbundene Schauspiel von Ustinov dermaßen brillant ist, das man sich daran regelrecht ergötzen kann. Sobald man selbst versucht sich in die grauen Zellen des dicklichen Mannes hinein zu versetzen, scheint alles andere um ihn herum zur Nebensache zu werden, denn die Ausstrahlung übt eine fast schon hypnotische Wirkung auf einen selbst aus. Es ist dabei auch vollkommen belanglos, das auch "Das Böse unter der Sonne" nach dem üblichen, aber immer wieder erfolgreichen Schema abläuft, das sich schon in den beiden vorherigen Verfilmungen so sehr bewährt hat. Eine spannende Story, hochkarätige Darsteller-Riegen, ein äußerst interessantes Ratespiel und die geniale Auflösung im letzten Filmdrittel sind die markantesten-und prägendsten Bausteine dieser Werke, wobei sich die einzelnen Filme doch immer wieder in kleinen Details unterscheiden. So kommt zu keiner Zeit Langeweile auf und es offenbaren sich jedes Mal wieder abwechslungsreiche Szenarien, wie man sie in der heutigen Zeit leider zumeist vergebens sucht. Guy Hamilton hat hier wohl den Teil mit dem größten Anteil Humor auf den Weg gebracht und wie schon kurz erwähnt, steht bei diesem gerade die Figur Poirot im Vordergrund. Zum Ende hin muss der arme Kerl sogar noch körperliche Gewalt über sich ergehen lassen, denn der Täter streckt den guten Mann nach seiner Überführung mit einem gezielten Faustschlag kurzzeitig in das Reich der Träume. So bekommt man also wieder einmal einen echten Klassiker des Genres serviert, der mittlerweile nach meiner neuesten Sichtung auf Platz zwei meiner persönlichen Rangliste vorgerückt ist und somit den "Mord im Orient Express" verdrängen konnte.
Doch ganz egal welchen der drei Filme man am liebsten hat, sehenswert sind alle. Hier bekommt man noch hochwertige, intelligente und äußerst spannende Krimikost geliefert, die man ohne Weiteres als absolut zeitlos bezeichnen kann. Die brillante Dramaturgie der jeweiligen Geschichten ist grandios, die Abläufe zumeist nicht vorhersehbar und die Auflösungen der einzelnen Fälle gestalten sich jedes Mal so, das man sie als Highlights ansehen muss. Nun mag ein jeder anders darüber denken, doch gerade "Das Böse unter der Sonne" ist ein von vielen Leuten noch sehr stark unterschätzter Klassiker, der seine wahre Klasse erst nach mehrmaliger Sichtung so richtig und ganz entfalten kann. Guy Hamilton hat wirklich alles richtig gemacht und einen würdigen Nachfolger von "Tod auf dem Nil" auf den Weg gebracht, der aber dennoch nicht ganz an die Perfektion des Vorgängers heran reichen kann.
Fazit:
Peter Ustinov war einfach die beste Wahl für die Rolle des Hercule Poirot, denn seine herausragende Performance fällt dem Zuschauer immer wieder aufs Neue ins Auge. Hier merkt man wirklich, das ein ganz großer seines Faches bei der Arbeit war, denn seine Spielfreude und Ausdruckskraft ist jedes Mal bewundernswert. In "Das Böse unter der Sonne" wird das Geschehen in großen Teilen fast von ihm allein getragen und der gute Mann läuft wirklich zur absoluten Höchstform auf. Wer niveauvolle, witzige und extrem spannende Krimis zu schätzen weiß, kommt auch an diesem grandiosen Film nicht vorbei.
9/10