Das Superding der 7 goldenen Männer
Il grande colpo die sette uomini d‘oro
Italien/Frankreich/Spanien 1966
Regie: Marco Vicario
Philippe Leroy, Rossana Podestà, Gastone Moschin, Maurice Poli, Manuel Zarzo, Gabriele Tinti, Giampero Albertini, Dario De Grassi,
Simón Arriaga, Ennio Balbo, Alberto Bonucci, Gianna De Benetto
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OFDB
So viel Mühe haben sie sich gegeben die Bank auszurauben, nur die modernste Technik eingesetzt, alles ist wie am Schnürchen gelaufen, und der Plan des Professors hat sich wie immer als perfekt erwiesen. Und doch standen hinterher diese Männer mit den Maschinenpistolen da und haben sie und ihre Beute eingesackt. Sie, die sieben goldenen Männer. Doch der Professor zeigt sich in seiner Genialität mindestens genauso grenzenlos wie seine Gefährtin Giorgia in ihrer Gier nach Gold. Das ganze Vorspiel ist nur der Teil eines noch viel größeren Plans: Im Auftrag des Hexagons(!) soll von einer karibischen Insel ein General entführt werden, der gerne Zigarren raucht, einen Vollbart hat, und gerade eine erfolgreiche Revolution hinter sich gebracht hat. Eine verdammt große Nummer für die Meisterdiebe …
DAS SUPERDING ist ein schönes Beispiel dafür, dass a) Fortsetzungen beileibe keine Filmkrankheit unserer Tage sind, und b) das Original meistens doch der bessere Film ist. Nicht immer, aber fast immer. Wo DIE SIEBEN GOLDENEN MÄNNER von 1965 noch grundsätzlich auf dem Boden der Realität fußt, und trotz gelegentlicher comichafter Übertreibungen durchaus auch irgendwo Sinn macht, ist DAS SUPERDING einfach nur noch ein vollkommen abgedrehter Unfug. Amüsant, komisch, vor allem charmant, aber eben Unfug. Die sprechendste Szene ist die, wenn ein Wachposten der Villa das Generals außer Gefecht gesetzt werden soll. Und was benutzt man dafür? Natürlich eine Art Raketenwerfer, der aber keine Rakete sondern einen Boxhandschuh abfeuert. Boing, der Wachposten ist KO …
Der Professor fliegt mit einer Bell-Einmannrakete durch die Luft wie James Bond ein Jahr zuvor in FEUERBALL, ein Jeep wird mittels wasserdichter Garage von einem U-Boot an Land gebracht, ein Schiff mit 7000 Tonnen Gold an Bord wird mittels Elektromagnet gekapert und zu einer einsamen Insel gebracht, eine Art Luftkissenboot dampft sich problemlos durch das dichte Unterholz des karibischen Dschungels, und überhaupt piepsen und zirpen und jaulen die elektronische Geräte wie beim ersten Konzert von
Tangerine Dream. Etwas anders als eine italienische Heist-Variante von James Bond ist da beim besten Willen nicht mehr zu erkennen.
Und dieses ganze überkandidelte Elektronik-Gedöns mitsamt dem Overkill an Gadgets und verrückten Ideen führt dann schlussendlich dazu, dass die Figuren in dem Film fast völlig untergehen. Adolf, Albert, Alfred, Aldo, Anthony und August, die Sieben Goldenen Männer, sind kaum noch voneinander zu unterscheiden, und einzig Gastone Moschin als Adolf bekommt eine Extrawurst zugeschustert, als der Professor ihm die alleinige Befehlsgewalt über das entführte Schiff gibt, und er fast sofort einen rüden Befehlston an den Tag legt, zusammen mit einer gnadenlosen Herrenmenschenattitüde. Auch ist der Fast-Schlusskampf nur auf sein Machtstreben und seine Goldgier zurückzuführen – Ein echter Adolf eben. Bloß die anderen Goldmänner, die bleiben durch die Bank blass und unauffällig.
Gar nicht blass und unauffällig hingegen ist (mal wieder) Enrico Maria Salerno als General. Vollbart, Zigarre, militärischer Khakianzug, ein ganz leichter Kajal und eine hemmungslos Gier nach Frauen (vor allem nach Giorgia) und Gold, und Salerno fegt hemmungslos über alle Vorurteile drüber, die man revolutionären Commandantes oder ihren Maximo Liders gegenüber eventuell haben könnte. Salerno gibt dem Affen restlos Zucker und macht sich zum willenlosen Liebessklaven Giorgias, die hier allerdings, dass muss man dem General zu gute halten, extrem verführerisch aussieht. Allein das häufige Wechseln der Augenfarbe ist schon ein Hingucker, und dann dieser Rücken. Und der Emma Peel-artige Gummianzug …
DAS SUPERDING ist, ich erwähnte es, charmant und heiter. Aber halt auch furchtbar übertrieben, ein echtes Produkt seiner Zeit, und ich musste mehr als einmal an GEFAHR: DIABOLIK denken, genauso so an einige MIT SCHIRM, CHARME UND MELONE-Folgen mit Emma Peel, und damit dürfte die Stoßrichtung des Filmes klar sein: Ein Rausch aus Farben, Tönen, ansteckend swingender Musik von Armando Trovajoli und einem gehörigen Maß Urlaubsstimmung mit einem European-All-Star-Cast, und wenn mit den letzten Bildern ein harmonischer Bogen zurück zum ersten Film geschlagen wird, dann weiß man als Zuschauer, dass man mit diesem Film letzten Endes doch nichts falsch gemacht hat.
6/10