Das Grauen kommt nachts - Renato Polselli (1972)
Verfasst: Do 22. Apr 2010, 23:31
DAS GRAUEN KOMMT NACHTS (Italien 1972, Originaltitel: Delirio Caldo)
Dr. Herbert Lyutak (Mickey Hargitay) berät die Polizei seit einiger Zeit bei deren Ermittlungen. Momentan erschüttert eine grässliche Mordserie an jungen Frauen die Region. Sogar Lyutak selbst gerät in Verdacht, da ihn ein Zeuge mit einem Mädchen sieht, kurz bevor diese den Löffel für immer reicht. Tatsächlich hat der gute Herbert ein Problem, er ist impotent und ein zu allem Überfluss auch noch ein Sexualmörder. Seine Gattin Marcia (Rita Calderoni) kommt ihm auf die Schliche, doch da sie ihn abgöttisch liebt, beschliesst sie seine Taten zu decken. Der freiwillig arbeitende Parkwächter eines Nachtclubs (Stellenbeschreibung aus dem Film) schnüffelt Lyutak hinterher, denn auch er steht im Verdacht der Killer zu sein, was man als anständiger und freiwillig arbeitender Parkwächter natürlich nicht auf sich sitzenlassen kann. Weitere Morde geschehen, doch an diesen scheint der impotente Irre (Selbsteinschätzung Herberts) nicht beteiligt zu sein...
Unglaublich, unfassbar, unbeschreiblich! Es entzieht sich meiner Kenntnis, welche Stoffe sich Regisseur Renato Polselli und die anderen Verantwortlichen durch sämtliche Körperöffnungen gezogen haben, aber dieser Film sprengt mir die Positronik aus dem Schädel! Als Freund des schlechten Geschmack und absonderlicher Filme bekommt man im Laufe der Jahre einiges zu sehen, aber "Das Grauen kommt nachts" nimmt eine Sonderstellung ein. Den Darstellern entgleisen bestädig die Gesichtszüge, wenn Mickey Hargitay vor dem Spiegel steht und "Hyäne, Hyäne" schreit, verschlägt es selbst dem gestandenen Trash-O-Logen die Sprache. Besondere Erwähnung verdient auch seine Filmgattin, gespielt von Rita Calderoni, die aus der Wäsche glotzt als hätte sie Tonnen weissen Pulvers aufgesogen. Es soll nicht unterschlagen werden, dass die Dame eine eigenwillige Schönheit ausstrahlt, die den Wahn trefflich untermauert. Dann wäre da noch der Typ namens Kartoffel, der dem kranken Doc nachstellt. Die Dialoge kommen in der deutschen Synchronisation erst so richtig zur Geltung. Man könnte hier Seiten mit unvorstellbaren Auswüchsen füllen, doch ich will nicht zu viel verraten und empfehle den mutigen Selbstversuch. Besonders Herbert rockt immer wieder das Haus, wenn er bedeutungsschwanger seine Weisheiten zum Besten gibt. Herrlich auch die Szenen mit Marcia. Sie hebt den Telefonhörer mit einem panischen "Bitte?" ab, das muss man einfach gesehen haben, es ist nicht mit Worten zu erfassen. Noch besser der Moment, in dem im Lyutak Anwesen plötzlich das Licht ausgeht. "Wer sind Sie?", "Wer schreit da"? "Wer ist es, ich sterbe!", Marcia und eine Verwandte wälzen sich grundlos auf dem Boden, plötzlich entdecken sie einen Cassettenrecorder. All diese Knüller kann man im ersten Moment kaum erfassen. Als ich ca. zwei Stunden nach dem Genuss im Bett lag, überkamen mich noch immer Lachanfälle, mein armes Zwerchfell...
Was den Film zu einem bewusstseinserweiternden Erlebnis der ganz besonderen Art macht, ist die völlige Abwesenheit jeglicher Selbstironie. Alles ist offensichtlich völlig ernst gemeint, mit entsprechender Konsequenz und ohne Gnade vorgetragen. So grandios und auf ganzer Linie ist noch kein Film gescheitert! "Delirio Caldo" ist ein einzigartiger Giallo, gleichzeitig Schandfleck und mutiertes Juwel des Genres. Mir liegt die US-Scheibe von Blue Underground vor, die den Titel "Delirium" trägt. Erfreulicherweise hat man mir als Ergänzung eine gebastelte Version mit der deutschen Synchronisation überlassen. An dieser Stelle mein Dank an den edlen Spender! Ich finde keine Worte, die dem Streifen in irgendeiner Form angemessen wären. Man muss diesen Film gesehen haben um das Nirwana zu erreichen, denn Doktor Herbert Lyutak hat immer das Verbrechen bekämpft!
Die übliche Punktewertung enfällt. Wie soll man dieses Treiben mit Zahlen erfassen? 11/10 auf der nach oben offenen Skala des Wahnsinns?¿
Lieblingszitat:
"Aber ich habe einen instinktiven Verdacht metaphysischen Charakters."
...einer geht noch rein:
"Ich bins, der Kartoffel."
Dr. Herbert Lyutak (Mickey Hargitay) berät die Polizei seit einiger Zeit bei deren Ermittlungen. Momentan erschüttert eine grässliche Mordserie an jungen Frauen die Region. Sogar Lyutak selbst gerät in Verdacht, da ihn ein Zeuge mit einem Mädchen sieht, kurz bevor diese den Löffel für immer reicht. Tatsächlich hat der gute Herbert ein Problem, er ist impotent und ein zu allem Überfluss auch noch ein Sexualmörder. Seine Gattin Marcia (Rita Calderoni) kommt ihm auf die Schliche, doch da sie ihn abgöttisch liebt, beschliesst sie seine Taten zu decken. Der freiwillig arbeitende Parkwächter eines Nachtclubs (Stellenbeschreibung aus dem Film) schnüffelt Lyutak hinterher, denn auch er steht im Verdacht der Killer zu sein, was man als anständiger und freiwillig arbeitender Parkwächter natürlich nicht auf sich sitzenlassen kann. Weitere Morde geschehen, doch an diesen scheint der impotente Irre (Selbsteinschätzung Herberts) nicht beteiligt zu sein...
Unglaublich, unfassbar, unbeschreiblich! Es entzieht sich meiner Kenntnis, welche Stoffe sich Regisseur Renato Polselli und die anderen Verantwortlichen durch sämtliche Körperöffnungen gezogen haben, aber dieser Film sprengt mir die Positronik aus dem Schädel! Als Freund des schlechten Geschmack und absonderlicher Filme bekommt man im Laufe der Jahre einiges zu sehen, aber "Das Grauen kommt nachts" nimmt eine Sonderstellung ein. Den Darstellern entgleisen bestädig die Gesichtszüge, wenn Mickey Hargitay vor dem Spiegel steht und "Hyäne, Hyäne" schreit, verschlägt es selbst dem gestandenen Trash-O-Logen die Sprache. Besondere Erwähnung verdient auch seine Filmgattin, gespielt von Rita Calderoni, die aus der Wäsche glotzt als hätte sie Tonnen weissen Pulvers aufgesogen. Es soll nicht unterschlagen werden, dass die Dame eine eigenwillige Schönheit ausstrahlt, die den Wahn trefflich untermauert. Dann wäre da noch der Typ namens Kartoffel, der dem kranken Doc nachstellt. Die Dialoge kommen in der deutschen Synchronisation erst so richtig zur Geltung. Man könnte hier Seiten mit unvorstellbaren Auswüchsen füllen, doch ich will nicht zu viel verraten und empfehle den mutigen Selbstversuch. Besonders Herbert rockt immer wieder das Haus, wenn er bedeutungsschwanger seine Weisheiten zum Besten gibt. Herrlich auch die Szenen mit Marcia. Sie hebt den Telefonhörer mit einem panischen "Bitte?" ab, das muss man einfach gesehen haben, es ist nicht mit Worten zu erfassen. Noch besser der Moment, in dem im Lyutak Anwesen plötzlich das Licht ausgeht. "Wer sind Sie?", "Wer schreit da"? "Wer ist es, ich sterbe!", Marcia und eine Verwandte wälzen sich grundlos auf dem Boden, plötzlich entdecken sie einen Cassettenrecorder. All diese Knüller kann man im ersten Moment kaum erfassen. Als ich ca. zwei Stunden nach dem Genuss im Bett lag, überkamen mich noch immer Lachanfälle, mein armes Zwerchfell...
Was den Film zu einem bewusstseinserweiternden Erlebnis der ganz besonderen Art macht, ist die völlige Abwesenheit jeglicher Selbstironie. Alles ist offensichtlich völlig ernst gemeint, mit entsprechender Konsequenz und ohne Gnade vorgetragen. So grandios und auf ganzer Linie ist noch kein Film gescheitert! "Delirio Caldo" ist ein einzigartiger Giallo, gleichzeitig Schandfleck und mutiertes Juwel des Genres. Mir liegt die US-Scheibe von Blue Underground vor, die den Titel "Delirium" trägt. Erfreulicherweise hat man mir als Ergänzung eine gebastelte Version mit der deutschen Synchronisation überlassen. An dieser Stelle mein Dank an den edlen Spender! Ich finde keine Worte, die dem Streifen in irgendeiner Form angemessen wären. Man muss diesen Film gesehen haben um das Nirwana zu erreichen, denn Doktor Herbert Lyutak hat immer das Verbrechen bekämpft!
Die übliche Punktewertung enfällt. Wie soll man dieses Treiben mit Zahlen erfassen? 11/10 auf der nach oben offenen Skala des Wahnsinns?¿
Lieblingszitat:
"Aber ich habe einen instinktiven Verdacht metaphysischen Charakters."
...einer geht noch rein:
"Ich bins, der Kartoffel."