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Across the River - Lorenzo Biachnini (2013)

Verfasst: Sa 2. Aug 2014, 09:35
von jogiwan
Across the River

Bild

Originaltitel: Oltre il guado

Herstellungsland: Italien / 2013

Regie: Lorenzo Biachini

Darsteller: Renzo Gariup, Marco Marchese, Lidia Zabrieszach

Story:

Der Naturforscher ist mit seinem klapprigen Wohnmobil an der italienischen Grenze zu Slowenien unterwegs um dort mit neuesten, technischen Mitteln den Wildtierbestand zu bestimmen. Er wertet das Material aus Wildtierfallen aus und verpasst einem gefangenen Fuchs einen Peilsender, dessen Kamera wenig später wenig Erfreuliches zeigt. Grauenvoll zugerichtet Tierkadaver in einem verlassen Dorf machen Marco stutzig und der Forscher macht sich auf dem Weg um diese eher ungewöhnlichen Vorfälle genauer zu kontrollieren. In dem Dorf angekommen findet er weitere Kadaver und weitere Hinweise, dass das Dorf überraschend von seinen Bewohnern verlassen wurde. Als auch sein Wohnmobil verschwindet und der Regen nicht mehr aufhört, sieht es so aus, als würde ihn eine Macht gefangen halten wollen und Marco macht sich auf die Suche nach den Ursachen…

Re: Across the River - Lorenzo Biachnini (2013)

Verfasst: Sa 2. Aug 2014, 09:38
von jogiwan
Atmosphärischer Low-Budget-Horror aus Italien, dessen Verweis zu „Evil Dead“ auf der Hülle der DVD natürlich totaler Quatsch ist. Vielmehr steht „Across the River“ in der Tradition von „Blair Witch Projekt“ und J-Horror-Werken wie „Dark Water“ und Regisseur Lorenzo Bianchinis unaufgeregt erzählter Streifen überzeugt eher durch eine von Beginn an unheilvolle Stimmung die sich bis zum Finale verstärkt und von den winterlichen und farbarmen Naturbildern und dem verlassen Dorf entsprechend unterstützt wird. Zwar könnte man den Streifen schon auch unterstellen, dass er inhaltlich eher auf Sparflamme fährt, zu kräftig die Farbfilter in Richtung S/W dreht und die Sache mit den Fluch ist jetzt auch nicht gerade voller Innovationen, aber ansonsten holt der Regisseur wirklich das Bestmöglichste aus seiner Darstellern, Budget und Locations heraus. Insgesamt ein ruhiger Horrorstreifen mit stetig steigender Spannungskurve und ganz wenig Gewaltspitzen, der auch durchaus gelungen und empfehlenswert ist und sich selbst durch die stets etwas unpassend erscheinende und deutsche Billig-Synchro nicht ruinieren lässt.

Re: Across the River - Lorenzo Biachnini (2013)

Verfasst: Sa 2. Aug 2014, 10:32
von Captain Blitz
Schade, liest sich für mich nicht wirklich gut und sehr uninteressant, ich habe keinen Nerv mehr auf Wackelkamerafilmchen. Da kann ich mir auch diverse Filmchen im Netz angucken. ;)

Re: Across the River - Lorenzo Biachnini (2013)

Verfasst: Sa 2. Aug 2014, 10:54
von jogiwan
Captain Blitz hat geschrieben:Schade, liest sich für mich nicht wirklich gut und sehr uninteressant, ich habe keinen Nerv mehr auf Wackelkamerafilmchen. Da kann ich mir auch diverse Filmchen im Netz angucken. ;)
Ist kein Wackelkamera-Film und auch nicht "Found Footage", sondern neben weniger Aufnahmen aus der Wildtier-Kamera eher inhaltlich in der Tradition von "Blair Witch Projekt".

Re: Across the River - Lorenzo Biachnini (2013)

Verfasst: Sa 2. Aug 2014, 11:09
von Captain Blitz
Ich weiß ja nicht, ich weiß ja nicht. Eigentlich wollte ich ihn ja schon sehen, aber dein Review hinterlässt bei mir eher einen lauwarmen Eindruck über den Film.

Re: Across the River - Lorenzo Biachnini (2013)

Verfasst: Sa 2. Aug 2014, 11:35
von karlAbundzu
Auf alle Fälle eine Empfehlung, dass Problem ist eher die Nicht-Vergleichbarkeit. In Sachen Atmosphäre und Bildern und Musik ist der Film weit vorne, leicht Schwächn im Storytelling, aber nicht umsonst einer der Highlights beim Phantastival Bremen vor zwei Jahren und der Gewinner des Publikumspreis des cinestrange vor zwei jahren in Dresden.

Re: Across the River - Lorenzo Biachnini (2013)

Verfasst: So 3. Aug 2014, 10:18
von Paco
jogiwan hat geschrieben:Insgesamt ein ruhiger Horrorstreifen mit stetig steigender Spannungskurve und ganz wenig Gewaltspitzen, der auch durchaus gelungen und empfehlenswert ist und sich selbst durch die stets etwas unpassend erscheinende und deutsche Billig-Synchro nicht ruinieren lässt.
Der Film interesiert mich sehr, bin mir aber unsicher, ob ich angesichts fehlender UT die DVD holen soll. Wird
im Film viel gesprochen oder ist er eher dialogarm? Ich würde jetzt rein gefühlsmäßig auf Letzteres tippen...

Ach, und noch eine Frage: Taugt der "Vorfilm" FOXES etwas? Der ist nämlich bei der deutschen VÖ exklusiv dabei.

Re: Across the River - Lorenzo Biachnini (2013)

Verfasst: So 3. Aug 2014, 10:33
von jogiwan
Zum Glück wird nicht viel gesprochen, aber ein paar UTs für die wenigen Sätze hätten wirklich nicht geschadet und auch nicht sonderlich viel Aufwand gekostet. "Foxes" fand ich gut, aber auch den gibts nur in deutscher Sprache, wobei auch hier in knapp 17 Minuten nicht allzu viel gesprochen wird.

Einen Fred zu "Foxes" gibts auch hier: http://deliria-italiano.org/phpbb/post1 ... ml#p133510

Re: Across the River - Lorenzo Biachnini (2013)

Verfasst: So 3. Aug 2014, 12:05
von Paco
jogiwan hat geschrieben:Zum Glück wird nicht viel gesprochen, aber ein paar UTs für die wenigen Sätze hätten wirklich nicht geschadet und auch nicht sonderlich viel Aufwand gekostet. "Foxes" fand ich gut, aber auch den gibts nur in deutscher Sprache, wobei auch hier in knapp 17 Minuten nicht allzu viel gesprochen wird.

Einen Fred zu "Foxes" gibts auch hier: http://deliria-italiano.org/phpbb/post1 ... ml#p133510
Super, danke dir für die Infos! :thup:

Re: Across the River - Lorenzo Biachnini (2013)

Verfasst: Mi 25. Feb 2015, 09:44
von Arkadin
Der Tierverhaltensforscher Marco Contrada (Marco Marchese) untersucht die Tierwelt im dicht bewaldeten Grenzgebiete zwischen Italien und Slowenien. Dabei befestigt er eine Kamera an einem Fuchs. Marco folgt dem Fuchs durch die Wälder und erhält von der Kamera immer wieder merkwürdige Bilder. Als er mit seinem Wohnmobil einen Fluss überquert, lässt er den letzten Rest Zivilisation hinter sich. Die Fährte des Fuchses führt ihn ein verlassenes, halbverfallenes Dorf mitten im Wald. Als der Fuchs scheinbar von einem geheimnisvollen Tier förmlich zerfetzt wird. Heftige Regenfälle machen den Fluss unpassierbar, und so beschließt Marco im Dorf zu bleiben und herauszufinden, was den Fuchs so schrecklich zugerichtet hat…

Bei unserem letztjährigen Phantastival Bremen war der Film „Across the River“ eines der Highlights. Was leider nicht viele mitbekamen, da nur eine Handvoll Zuschauer den Weg in den Kinosaal fanden. Was die traurige Erkenntnis, dass nur bekannte amerikanische Filme das Bremer Publikum anziehen („Sharknado“ z.B. rockte die Hütte), und unbekannteren Werke aus anderen Ländern hier die kalte Schulter gezeigt wird. Deshalb freue ich mich, dass „Across the River“ mittlerweile einen DVD-Verleih gefunden hat. So besteht die Chance, dass dieses kleine Juwel von einem größeren Publikum entdeckt wird. Wobei der Film es sich allerdings nicht leicht macht. Wer aufgrund des sträflich irreführenden Vergleich mit „Evil Dead“ auf dem Cover der DVD nun ein Splatter-Spektakel erwartet, wird schwer enttäuscht sein. Fast seine gesamte Laufzeit über, hält sich Regisseur Lorenzo Bianchini stark mit Effekten zurück. Sogar die obligatorischen jump scares werden von ihm peinlichst vermieden. „Across the River“ ist ein Film, der am Besten im Dunkeln des Kinos funktioniert. Geld stand Bianchini scheinbar nicht in größeren Maßen zur Verfügung. Doch aus der Not macht er eine Tugend und setzt ganz auf eine bedrohlich, bedrückende Atmosphäre und ein ausgeklügeltes, Gänsehaut erzeugendes Sound-Design.

Lorenzo Bianchini ist Regisseur, Drehbuchautor, Editor und Produzent in Personalunion. Außerhalb seiner Heimat – und ich bin mir gar nicht sicher, ob er in Italien überhaupt groß zur Kenntnis genommen wird – sind seine bisherigen Filme nur auf einigen wenigen Festivals gelaufen. In Deutschland meines Wissens nach noch nie. Es wäre sehr spannend zu sehen, ob diese früheren Werke (vor „Across the River“ entstanden drei Kurz- und vier Langfilme) bereits die Stärken seines nunmehr fünften Filmes aufweisen. Bianchini wurde in Udine, in der italienischen Region Friaul, nahe der slowenischen Grenze geboren. In diesem Landstrich wird Furlanisch gesprochen. Eine romanische Sprache, die es nur hier gibt. Zudem ist dies die Sprache, in der Bianchini seine Filme dreht. Auch in „Across the River“ wird diese seltene Sprache von einigen Figuren gesprochen. Geld stand dem Autodidakten für seine Filme bisher nicht zur Verfügung, und die Schauspieler sind allesamt talentierte Laiendarsteller. Vielleicht macht aber auch gerade dies das besondere Flair eines „Across the River“ aus. Bianchini gelingt es aus einem Nichts an Mitteln, ein Maximum an Effekt herauszuholen. Daran sollten sich die semi-professionellen Horrorfilmer hierzulande mal ein Vorbild nehmen.

Zu Bianchinis Vorbildern zählen u.a. Dario Argento und Mario Bava. Und dies merkt man „Across the River“ durchaus an. Zwar weist er naturgemäß nicht die gotische Opulenz der Vorbilder auf, aber Bianchini legt ebenfalls viel Wert darauf seine – zugegeben etwas dünne – Geschichte vor allem durch stimmige Bilder zu erzählen. Das Tropfen von Wasser, die verschwommen Bilder eine Infrarot-Kamera, das Flattern alter Bettlaken – dies alles ist wichtiger als die Hintergründe um die Geschichte eines minderjährigen Zwillingspärchens, welches im faschistischen Italien für Experimente missbraucht wurde. Wo die unheimliche Gestalten herkommen ist sekundär. Dass sie irgendwo da sind, das ist es, was den Film so beängstigend macht. Wobei man schon bei den Schwächen des Filmes ist. Das Ehepaar, welches in der Mitte des Filmes plötzlich auftaucht und als Art Erzähler fungiert, ist eher überflüssig, da es weder dieser zusätzlichen Figuren, noch einer ausführlichen Erklärung für die unheimlichen Vorgänge bedurft hätte. Zweierlei Meinung kann man auch über die unbestreitbaren Längen des Filmes sein. Einerseits kann man Bianchini vorwerfen, durch seine relativ lange Anlaufzeit seines Filmes, und mit den Szenen im Mittelteil, in denen nichts wirklich spektakuläres geschieht, Zeit zu schinden. Andererseits kann man aber auch argumentieren, dass dadurch der Zuschauer regelrecht eingelullt wird, so dass die Szenen, in denen sich dann langsam das Unnatürliche ins Bild schiebt, umso unheimlicher wirken. Und der Schock, wenn es am Ende dann doch noch hart zur Sache geht, einem trotz mangelndem Budget, welches allzu deutliche Effekte verbietet, trotzdem ordentlich in die Glieder fährt.

Eine der großen Stärken des Filmes ist sein Schauplatz. Die großen Wälder an der italienisch-slowenischen Grenze, die an die unendlichen Wälder Kanadas erinnern, und vor allem das verlassene, verfallene Dorf, sorgen für Gänsehaut und ein ungutes Gefühl. Bianchini geht hier mit viel Liebe und klaren Blick für merkwürdige Details vor. Man fühlt sich förmlich in diese unwirkliche Landschaft und die von ihren Bewohnern scheinbar fluchtartig verlassenen Gemäuer hineingezogen. Stück für Stück beginnen sich die Teile zusammenzusetzen, immer mehr grausige Details zum Vorschein zu kommen, bis die Spannung nach langem Verlauf beinahe unerträglich ist und man jederzeit mit dem Schlimmsten rechnet. Umso mehr stört ist, wenn Bianchini sich dann nicht mehr ausschließlich auf den, vom Laiendarsteller Marco Marchese stoisch, aber glaubhaft verkörperten Biologen entfernt und dem Zuschauer die oben erwähnte, nicht unbedingt notwendige Nebenhandlung anbietet, die den extrem reduzierten und minimalistischen Film an dieser Stelle unnötig aufbläht.

Regisseur Lorenzo Bianchini holt mit „Across the River“ aus einem Minimum an Handlung und Budget, ein Maximum an unheimlichem, bedrückendem Grusel heraus. Dabei ist „Across the River“ mit seinem ausgeklügelten Sound Design, seinem Bildermix aus verfremdeten Infrarot-Aufnahmen im Found-Footage-Stil, den beeindruckenden Aufnahmen der dichten Wälder und dem kreuzunheimlichen, verfallenen Dorf der perfekte Film für die große Leinwand und einen gruseligen Abend im dunklen Kinosaal. Wer ihn dort allerdings verpasst hat, ist auch mit der Heimkinoausgabe – unter der Voraussetzung des richtigen Sound-Equipments und heruntergelassenen Jalousien – noch gut bedient.

Screenshots und Details zur DVD: http://www.filmforum-bremen.de/2014/08/ ... the-river/