Grotesque - Koji Shiraishi (2009)
Verfasst: Mo 7. Jun 2010, 17:01
Grotesque
(Gurotesuku)
mit Tsugumi Nagasawa, Hiroaki Kawatsure, Shigeo Osako
Regie: Koji Shiraishi
Drehbuch: Koji Shiraishi
Kamera: Yohei Fukuda
Musik: Kazuo Sato
Ungeprüft
Japan / 2009
Als Gefangene eines psychisch gestörten Fremden erwacht ein junges Liebespaar gefesselt in einem ihnen unbekannten Raum. Schnell wird ihnen von ihrem Entführer deutlich gemacht, dass er die Zeit, die auf die wartet, voll von Schmerzen sein wird. Es gibt nur ein Entrinnen, ein Funken Hoffnung: sie sollen den Fremden erregen... durch ihren Überlebenswillen.
Nachdem ich schon so viele verschiedene Meinungen über diesen mittlerweile schon berüchtigten Film gelesen hatte, war es nun an der Zeit, sich einmal selbst ein Bild über das Folter-Szenario zu machen, das sich hier dem Zuschauer offenbart. Und was soll ich sagen, wer der Meinung ist, das Filme wie beispielsweise "Saw" oder "Hostel" schon heftig daherkommen, der sollte sich diesen Film wirklich ersparen, da es sich letztendlich um nichts Anderes als eine Ansammlung brutalster Härte handelt, die wohl selbst manch hartgesottenem fan äusserst schwer im Magen liegen dürfte. Da sich das ganze Geschen fast ausschließlich in einem Raum abspielt und lediglich 3 Darsteller mitwirken, entfaltet sich recht schnell eine kammerspielartige Grundstimmung, die durch die gegebene Situation ein starkes Gefühl der Beklemmung und Machtlosigkeit beim Betrachter auslöst, da man zum untätigen Zuschauen verdammt ist und nicht hilfreich in das Geschehen eingreifen kann.
Wenn Regisseur Koji Shiraishi mit seinem Werk schockieren wollte, dann ist ihm das vortrefflich gelungen, denn insbesondere die vorhandenen SFX sind von der derben Sorte und zudem auch noch reichlich vorhanden. Doch am schlimmsten habe ich persönlich die Eiseskälte des Täters empfunden, der sich an der Qual seiner Opfer aufgeilt und sichtliche Freude an seinem perversen Treiben empfindet. Seine Beweggründe für die von ihm begangenen Taten gestatten dabei einen recht intensiven Einblick in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele und lösen beim Zuschauer echte Fassungslosigkeit und totales Unverständnis aus, phasenweise fühlt man sich einer Ohnmacht nahe, da man es einfach nicht fassen kann, das ein menschliches Wesen zu solchen Abartigkeiten fähig ist, wie sie hier dargestellt werden.
Nun stellt sich einem fast zwangsläufig die Frage, ob Filme dieser Art unbedingt notwendig sind, in denen extreme Härte und Brutalität so explizit dargestellt werden, nur um durch einen immer stärker anwachsenden Härtegrad den sogenannten Gorehounds Befriedigung zu verschaffen. Ich finde, das dies nicht notwendig ist, denn wenn es sich so wie in vorliegendem Fall ausschließlich um eine Aneinanderreihung blutiger und perverser Passagen handelt, das Gesamtwerk aber ansonsten nichts zu bieten hat, ist ein solcher Film schon durchaus als grenzwertig anzusehen. Es wäre ja schon fast vermessen, den sogenannten Inhalt der Geschichte als Rahmenhandlung zu bezeichnen, die eigentlich gar nicht vorhanden ist. Vielmehr wirkt "Grotesque" schon teilweise verstörend und man fragt sich ganz unweigerlich, ob der Regisseur hier seine eigenen Neigungen zum Ausdruck bringt, da das Szenario, das sich hier offenbart, eigentlich nur einem kranken Hirn entsprungen sein kann.
Sicher, eingefleischte Gorehounds werden voll auf ihre Kosten kommen, werden aber auch ihre Schwierigkeiten bekommen, wenn es darum geht, diesem Werk eine Art Sinn oder Berechtigung zuzusprechen. Ich selbst bin nun wirklich kein Kostverächter und schaue mir auch sehr gern harte Filme an, aber was sich hier präsentiert, ist einfach nur krank und abartig. Mit Film an sich hat das Geschehen eigentlich herzlich wenig zu tun, so das es auch extrem schwer ist, eine richtige Bewertung abzugeben. Meiner Meinung nach handelt es sich lediglich um eine vollkommen sinnbefreite Gewalt-Orgie, die lediglich bei völlig abgestumpften Fans, die einfach nie genug Härte sehen können auf eine große Zustimmung treffen dürfte, wer allerdings einen Film und nicht nur aneinandergereihte Brutalitäten sehen möchte, der wird hier nicht auf seine Kosten kommen und eventuell schon lange vor dem Abspann die DVD aus dem Player nehmen, um nicht noch mehr Zeit sinnlos zu vergeuden.
Fazit:
"Grotesque" im eigentlichen Sinne als Film zu bezeichnen, fällt schon sichtlich schwer, denn die hier in Szene gesetzte Schlachteplatte ist lediglich für Gorehounds geeignet, denen es ausschließlich auf den Härtegrad ankommt. Storymäßig bekommt man im Prinzip rein gar nichts geboten und wird zudem noch mit einem völlig unpassenden Ende konfrontiert, das jeder Beschreibung spottet. Selbst für eingefleischte Horror-Fans, zu denen ich mich definitiv zähle, dürfte dieses Sammelsurium an Abartigkeiten nicht ausreichend sein, um ein positives Urteil abzugeben, denn ein etwas höherer Anspruch an einen Film sollte eigentlich in jedem Zuschauer vorhanden sein.
3/10