Stars of Exploitation # 5 - Brigitte Lahaie
Verfasst: Mi 9. Jun 2010, 13:19
Brigitte Lahaie wurde am 12.10.1955 als Brigitte Lucille Jeanine van Meerhaeghe in dem französischen Ort Tourcoing an der belgischen Grenze geboren. Mit ihrer grazilen Erscheinung und ihrem unschuldigen Gesicht wurde die Blondine Mitte der Siebziger zu dem ersten französischen Pornostar und gilt in ihrem Geburtsland noch immer als bekannteste Darstellerin des Erwachsenengenre. In den Jahren 1976 bis 1980 spielt sie in 30 pornografischen Filmen mit und hat sich im Gegensatz zu zahllosen Kolleginnen dafür jedoch nie geschämt.
Der erste – wenn auch eigentlich nicht ganz korrekte - Auftritt in einem Film eines hier einschlägig bekannten Regisseurs dürfte meines Wissen ihre Rolle in Joe D´Amatos Film „Foltergarten der Sinnlichkeit“ aus dem Jahre 1975. Dieser Film ist gleichzeitig auch der erste Streifen des umstrittenen Regisseurs, der sich Schwerpunktmäßig auf die Vereinigung zwischen Mann und Frau beschränkte. Die nachträglich mit Lahaie entstandenen HC-Szenen waren jedoch von D´Amato nicht beabsichtigt, wurden auf Betreiben des deutschen Verleihers in den Film integriert und offensichtlich auch nur in Deutschland aufgeführt.
So ist Jean Rollins „Les Raisins de la mort“ bzw. « Foltermühle der gefangenen Frauen wohl der erste richtige Film ohne HC-Anteil, den die vielseitige Dame mit ihrer hübschen Erscheinung in einer wunderbaren Hommage an Mario Bavas „Die Stunde, wenn Dracula kommt" bereicherte. Dort wurde sie zwar vom restlichen Cast aufgrund ihres filmischen Backgrounds alles andere als gut behandelt, trotzdem wurde Lahaie von Rollin dazu ermutigt, weitere Filme außerhalb des HC-Genres zu drehen, Es folgte bereits ein Jahr später der Film „Fascination“, ebenfalls unter der Regie von Jean Rollin, in welchem sie die - ihrer Meinung nach - schönste Rolle spielte, die auch voll und ganz auf sie zugeschnitten wurde.
1980 folgte auch der persönliche Entschluss, in keinem weiteren Porno mitzuwirken und Lahaie wandte sich vermehrt massentauglicheren Streifen zu, die hauptsächlich im Softsex-Business angesiedelt waren. Dennoch war es natürlich alles andere als einfach, als Frau mit ihrer bewegten Vergangenheit als normale Schauspielerin Fuß zu fassen. Es folgten Werke wie der vielfach unterschätzte „La nuit des Tranquees“ („The night of the hunted“), einer mehr als eigenwilliger Beitrag zum Zombie-Genre, der Action-Kracher „Brigade des Moers“ unter der Regie von Max Pecas und ihr Engagement in Philip Kaufmanns „Henry & June“.
Ende der Achtziger wurden auch auf aufgrund der Kinokrise die Rollen immer weniger und Lahaie wandte sich anderen Dingen zu. So schrieb sie u.a. eine erfolgreiche Biografie, Drehbücher, weitere Bücher, hatte eine eigene Radio- und Talkshow, nahm eine Single namens „caresse tendresse“ auf und hat auch politische Ambitionen. In diesem Jahrzehnt war Brigitte Lahaie ebenfalls schauspielerisch aktiv und wirkte im Jahre 2002 in Jean Rollins „La fiancée de Dracula“ in einer kleinen Rolle mit und begeisterte auch in ihrem bislang letzten Auftritt in dem ungewöhnlichen Horrorstreifen „Calvaire – Tortur des Wahnsinns“. Mittlerweile lebt die 54jährige Französin zurückgezogen mit ihren Pferden und Hunden auf einem Landsitz in der Nähe von Paris.
Die IMDB listet mit Standt 2010 knapp 116 Filme, wobei gut ein Drittel der Streifen dem HC-Genre zuzuordnen sind. Frau Lahaie hat es aber auch mit ihren anderen Auftritten einen Kultstatus geschaffen, der wohl einzigartig ist. Ihre Mischung aus unschuldigem Aussehen, freizügiger Darstellung, selbstsicheren Auftreten und humorvollen Umgang mit ihrer Vergangenheit machen sie wohl zu einer Ausnahmeerscheinung im Business. Und wer jemals ein Interview mit der sympathischen Dame gesehen hat, weiß, dass sie diesen Status auch absolut verdient hat.