Giulia
Desiderando Giulia
Italien 1986
Regie: Andrea Barzini
Serena Grandi, Johan Leysen, Valeria D'Obici, Sergio Rubini, Carlo Maestro, Carlo Colombo, Alessandra Izzo, Massimo Sarchielli, Mimmo Valente, Giuliana Calandra, Giulio Massimini, Maria Luisa Piselli, Peter Pitsch, Achille Brugnini
- Ich will Dich, Giulia.jpg (50.36 KiB) 399 mal betrachtet
OFDB
Der Möchtegern-Schriftsteller Emilio begegnet in einem Theater Giulia. „Begegnet“ soll heißen, dass er sie sieht. Dass er ihre Augen sieht. Ihre Ausstrahlung. Dass er ihr hinterherläuft. Oder sie vor ihm her, das weiß man nicht so genau. Und dass sie sich im Fundus des Theaters treffen und heißen Sex miteinander haben. Doch Emilio denkt in seiner spießbürgerlichen Beschränktheit, dass er Giulia liebt, und dass diese ihn wieder liebt. Dass Giulia vielleicht einfach nur einen Fick haben wollte, das kommt ihm nicht in den Sinn, so etwas gibt es in seiner Welt nicht. Seine Welt, das ist ein erstarrtes Museum als Haus, das er sich mit seiner ältlichen Schwester Amalia teilt, und ein ungeliebter Job in einem Verlag als so eine Art Lektor. Gerade soll er das Buch des Rockstars Stefano Bemberg mit diesem gemeinsam zu etwas umfunktionieren, das sich gut verkaufen wird. Die Arbeit mit dem von sich restlos überzeugten Stefano ist mühsam, und dass Stefano sich in Amalia verknallt macht die Sache nicht einfacher. Amalia sieht sich endlich einmal als Frau bestätigt und versucht, aus ihrem verkarsteten und einsamen Leben auszubrechen. Stefano hat seinen Spaß, Amalia ebenfalls, und Giulia macht das was sie immer macht: Modeaufnahmen, Partys, Sex. Nur Emilio steht irgendwie allen immer im Weg. Und am meisten sich selbst …
GIULIA ist in erster Linie kein Serena Grandi-Film, und das Problem, das ich bei diesem Film habe, ist sehr einfach zu beschreiben: Stefano ist ein typischer Mann, der denkt, dass einmal Sex gleichbedeutend ist mit dem Anspruch auf das komplette Leben der Frau. Und Giulia ist eine Frau die Spaß haben will, die alles einmal ausprobieren möchte, und deren Lebensziel Party heißt, und zwar mit allen Konsequenzen. Der Sex mit Emilio scheint wohl ziemlich gut zu sein, sie kommt irgendwie so gar nicht wirklich von ihm los, aber da er als ausgesprochene Spaßbremse durch das Leben läuft, und sehr erfolgreich versucht, auch seiner direkten Umgebung den Spaß zu rauben, ist es nach meinem Dafürhalten nicht wirklich klar, was Giulia eigentlich von Emilio will. Klar, er sieht in ihr mehr als nur das lustige It-Girl, was ihr selbstredend schmeichelt, aber der Umstand, dass sie ihn nicht schnurstracks aus ihrem Leben entfernt, ist irgendwie … unglaubwürdig.
Und so müssen wir zähe 88 Minuten zuschauen, wie der völlig vertrocknete Emilio nicht nur Giulia terrorisiert, sondern Stefano versucht den Erfolg des Buches auszureden, seine eigene Schwester an sich bindet sowie deren zaghafte Ausbruchsversuche unterdrückt. Emilio nervt einfach, und irgendwann im Lauf des Films ist auch Giulia genervt und stellt ihn auf die Probe – Drogen, ein junger Mann und eine Menge Lust zwischen ihren Beinen sind das Mittel der Wahl, und die Konsequenz aus diesem spannenden Versuch, Emilio vor die Wahl
Spießig oder
flippig zu stellen, münden fast in einem Drama. Genauso wie Amalias Leben zu einem Drama wird, und Emilio das macht, was er die ganze Zeit macht: Ihm fehlen die Worte, morgen werden wir darüber reden, seine Augen sind ungläubig und schreckgeweitet, und eigentlich sehnt er sich wieder in sein Museum zurück in dem er haust.
GIULIA ist kein Serena Grandi-Film, und sonderlich viel Erotik hat es trotz der zeigefreudigen und attraktiven Hauptdarstellerin tatsächlich nicht. Regisseur Andrea Barzini schafft es, die vielen Sexszenen durch die Bank alle zu versaubeuteln und zu etwas klinisch-langweiligem umzugestalten, und dass die kitschige Musik dann noch die möglicherweise letzten vorhandenen Reste von Erotik vollkleistert macht es auch nicht besser. Aber GIUILA ist eben auch kein Serena Grandi-Film, sondern die Erzählung eines Mannes, der am Leben und an Dingen wie Spaß und Freude ganz einfach scheitert und seine Umgebung in dieses Scheitern miteinbezieht. Ich persönlich fand den Film enervierend und langweilig, was zu einem guten Teil an Emilio lag (und nicht etwa an dem Darsteller, das möchte ich festhalten! Der macht seine Sache nämlich wirklich gut.). Das mögen andere anders sehen, ich jedenfalls habe vom Flirt mit der Vorspultaste Hornhaut am Finger bekommen. Der Flirt mit Serena Grandi hätte mir besser gefallen …
4/10