Serpico - Sidney Lumet (1973)

Moderator: jogiwan

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Onkel Joe
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Serpico - Sidney Lumet (1973)

Beitrag von Onkel Joe »

Serpico.jpg
Serpico.jpg (34.17 KiB) 405 mal betrachtet

Originaltitel: Serpico
Herstellungsland: USA / 1973
Regie: Sidney Lumet

Darsteller: Al Pacino, Tony Roberts, John Randolph, Jack Kehoe, Biff McGuire, Barbara Eda-Young, Cornelia Sharpe, John Medici, Allan Rich und Norman Ornellas.

Story: „Serpico wurde angeschossen“, eine Meldung geistert durch Polizei und die Öffentlichkeit, die sie in Aufruhr versetzt. Das Krankenhauszimmer des Schwerverletzten Frank Serpico (Al Pacino) wird auf der Stelle unter Polizeischutz gestellt. Ein hoher Polizist stellt sofort die Frage, ob es ein Krimineller oder einer der ihren war, der geschossen hat. Doch wer ist dieser Frank Serpico? Ein Hippie, der mit seinen langen Haaren und seinem Bart eher aussieht wie ein Drogendealer, aber ein Polizist zu sein scheint? Denn genau das ist er. Aber in seiner Zeit ist er ein Exot unter den Cops, denn er ist nicht bestechlich und genau das macht ihn als Zielscheibe sowohl für Gangster, als auch für Kollegen so interessant. Frank Serpico hat das System als korrupt und chaotisch enttarnt, bei dem es leicht fällt, die Hoffnung zu verlieren ...
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Onkel Joe
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Re: Serpico - Sidney Lumet

Beitrag von Onkel Joe »

 ! Nachricht von: buxtebrawler
Entfernt, da beim Bildhoster directupload.net leider nicht mehr verfügbar.
Ich will auch so einen Hut haben 8-) .
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CamperVan.Helsing
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Re: Serpico - Sidney Lumet

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Einer von Lumets Klassikern, aber lange nicht mehr gesehen.
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McBrewer
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Re: Serpico - Sidney Lumet

Beitrag von McBrewer »

Hatte ich mir aufgrund der TONY MARRONIE-Filme auch zugelegt & natürlich geschaut. Eigentlich hatte ich ja einen Cop-Thriller aka Die Viper etc. erwartet. Aber Serpico räumt ja eher mit dem korrupten Moloch im Polizeidienst auf. Klasse, spannendes Drama um den aufrichtigen Al Pachino. Pflichtprogramm :thup:

Hier nochmal das SERPICO-Filmposter in Die Bullen auf den heißen Feuerstühlen:

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CamperVan.Helsing
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Re: Serpico - Sidney Lumet

Beitrag von CamperVan.Helsing »

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USA 1973

D: Al Pacino

Frisch von der Polizeiakademie tritt Frank Serpico voller Ideale seinen Dienst in New York an. Doch bald merkt er, dass er sich in einem Spinnennetz aus Korruption und Filz befindet. Da er Schmiergelder strikt ablehnt, ist er schnell innerhalb der Kollegenschaft isoliert - nur in Bob Blair findet er einen Mitstreiter. Als die beiden mit ihren Erkenntnissen an die Öffentlichkeit gehen, kommt es zum Skandal. Für seine Kollegen ist Serpico nur noch ein Verräter... (amazon)


Basierend auf tatsächlichen Ereignissen entstand dieses Biopic über den Polizisten Frank Serpico, der sich im New York der 60er-Jahre weigert, sich korrumpieren zu lassen, während seine Kollegen gerne die Hand aufhalten. Seine Versuche, innerhalb der Polizei unabhängige Untersuchungen einzuleiten, scheitern. Frank wird wiederholt versetzt, auf Korruption stößt er überall. Darunter leiden auch seine privaten Beziehungen, wobei Frank auch als schwieriger Charakter gezeigt wird. Als Serpico bei einem Einsatz, auch aufgrund mangelnder Unterstützung der Kollegen, angeschossen wird, trägt er seine Erfahrungen in die Öffentlichkeit.

Das Thema Korruption der öffentlichen Hand hat Sidney Lumet (dessen NETWORK ich stets lobpreisen werde) ja wiederholt aufgegriffen. Mit Pacino hat Lumet einen hervorragenden Darsteller an der Hand, und New-York-Filme der 70er haben bei mir ja eh stets einen Stein im Brett. Ein grandioses Werk!

Man muss allerdings die Outfits des späteren Serpico durchleiden, die in direkter Linie zur Nico-Giraldi/Tony-Marroni-Reihe führen. Wenn Mr. Lumet DAS geahnt hätte...
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Re: Serpico - Sidney Lumet (1973)

Beitrag von horror1966 »

Der Film ist absolute Klasse und auch die gleichnamige Serie habe ich damals geliebt. :thup:
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untot
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Re: Serpico - Sidney Lumet (1973)

Beitrag von untot »

Starker Film mit einem großartigen Al Pacino, top!

8/10
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buxtebrawler
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Re: Serpico - Sidney Lumet (1973)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 03.12.2015 innerhalb der "Rolling Stone Videothek" bei Arthaus noch einmal auf DVD im Digipak:

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Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Serpico - Sidney Lumet (1973)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 19.11.2020 bei Arthaus auf Ultra-HD-Blu-ray im Steelbook sowie auch noch einmal auf Blu-ray und DVD:

Bild Bild Bild

Extras:
Dokumentation in Spielfilmlänge „Frank Serpico“ (ca. 98 Min.), Featurettes „Sidney Lumet über New York. Eine Liebeserklärung“ und „Auf der Suche nach Al Pacino“

Quelle: OFDb-Shop
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Serpico - Sidney Lumet (1973)

Beitrag von buxtebrawler »

„Das ist nicht meine Art von Vergnügen...“

In Sidney Lumets New-Hollywood-Spielfilmen meldet sich immer wieder das soziale Gewissen der USA, so auch in seinem 1973, also im selben Jahr wie sein Film „Sein Leben in meiner Gewalt“, erschienenem „Serpico“ – einem Cop-Drama/-Thriller, für dessen Drehbuch die Autoren Waldo Salt und Norman Wexler die Biografie des wahren Frank Serpico aus der Feder Peter Maas‘ adaptierten. Dem Spielfilm folgte 1976 eine 15-teilige Fernsehserie ohne Beteiligung des Hauptdarstellers Al Pacino.

„Du bringst einem nichts als Unglück, Serpico!“

Der junge New Yorker Polizist Frank Serpico (Al Pacino, „Der Pate“), gewissenhaft und idealistisch, beweist seinen Vorgesetzten und Kollegen, dass es bei Verhören nicht der Folter darf, sondern dass es auch auf die sanfte Tour funktioniert. Er sympathisiert offen mit der Hippiebewegung und ermittelt nach seiner Versetzung zur Kripo verdeckt im Drogenmilieu. Jeglicher Korruption verweigert er sich entschieden – womit für seine durch die Bank weg bestechlichen Kollegen das Maß voll ist. Während Serpico das korrupte System durchschaut und die Erfahrung machen muss, dass die staatliche Exekutive den Verbrechern, die sie überführen soll, in nichts nachsteht, versucht man, das schwarze Schaf, den Nestbeschmutzer, loszuwerden…

„Wer traut schon einem Bullen, der nicht bestechlich ist?“

Lumet lässt den Film unmittelbar damit beginnen, dass Frank Serpico niedergeschossen wurde, und montiert anschließend Rückblenden, beginnend mit Serpicos Vereidigung. Daraufhin lässt man seine Karriere Revue passieren: Anfänglich ist Serpico jung, naiv und pflichtbewusst, sein erster Einsatz konfrontiert ihn mit einer Vergewaltigung. Er wird Zeuge, wie seine Kollegen Verdächtige bei Verhören foltern, während er auch ohne unverhältnismäßige Gewaltanwendung Erfolge verbuchen kann – und dafür eine Rüge fürchten muss und für schwul gehalten wird.

„Das ganze Scheißsystem ist korrupt!“

Nachdem Serpico sich zur Kripo hat versetzen lassen, kommt er mit einer netten Freundin zusammen, soll sich fürs neue Revier jedoch Bart und Haare abschneiden. Er setzt durch, dass er für „mehr Kontakt zur Straße“ so bleiben darf, wie er ist, wird jedoch auch im Rahmen seiner neuen Tätigkeit mit Geklüngel und Korruption konfrontiert, soll gar selbst bestochen werden. Nachdem er von Schutzgelderpressungen durch Polizisten Wind bekommen hat, ermittelt Serpico quasi inkognito unter den Kollegen für den Commissioner, von dem er jedoch nichts hört – und selbst der Bürgermeister will von alldem nichts wissen. Er trifft auf eine Wand des Schweigens, an der er zu verzweifeln droht. Äußerlich sieht er mittlerweile wie der schlimmste Hippie aus, seine erste Freundin hat er an einen Heiratswilligen verloren und seine aktuelle Beziehung leidet unter seinem Frust.

Als Serpico einen Mafioso verhaftet, glaubt dieser, er mache nur Spaß und nimmt die Situation nicht ernst. Bedarf es eines größeren Beweises dafür, wie stark die Polizei längst mit der Mafia verstrickt ist? Der Commissioner will schließlich, dass die Abteilung sich selbst untersucht… Serpico gerät derweil in Lebensgefahr, als er vor Gericht aussagt, dessen Verhandlung ebenfalls zur Farce gerät. Nachdem Serpico in Manhattan die gleichen Erfahrungen wie zuvor in der Bronx gemacht hat, sieht er seine letzte Chance darin, die Presse einzuschalten. Nach Erscheinen des Leitartikels in der New York Times wird er quasi strafversetzt, und was dann passiert gerät zur Ausgangssituation für den Prolog vor Beginn der ausgedehnten Analepse. Die Einrichtung einer ständigen Untersuchungskommission wird am Schluss als Lösungsvorschlag und Hoffnungsspender präsentiert.

Die Zuschauerinnen und Zuschauer haben an dieser Stelle einen mit rund 130 Minuten Lumet-typisch überlangen Film hinter sich, der vielleicht hier und da Straffungspotential geboten hätte. Dies fällt jedoch kaum ins Gewicht, da es Pacino unter Lumets Regie perfekt gelingt, Frank Serpico menschlich und authentisch darzustellen, nicht als glänzenden Helden, sondern als einen normalen, makelbehafteten Menschen, der die seltsame und verstörende Erfahrung machen muss, mit seiner eigentlich ganz normalen Dienstauffassung wie ein Aussätziger und Fremdkörper behandelt zu werden. Das New York der 1970er ist ein echter Hingucker, die urbane Atmosphäre wunderbar eingefangen. Etwas Humor lockert die Handlung hin und wieder auf, beispielsweise beim Testen von Marijuana-Zigaretten. Und die Zeit, die sich Lumet nimmt, hilft, den Menschen Frank Serpico besser kennenzulernen und verstehen zu können.

Serpico war der erste Polizist in der Geschichte des NYPD, der es wagte, gegen die Polizei auszusagen – ein Akt, der bis heute fälschlicherweise als Denunziation und Nestbeschmutzung auch innerhalb der deutschen Polizei gilt. Doch nicht nur dieser Umstand, auch das System, innerhalb dem dieser Schritt Serpicos notwendig wurde, ist beunruhigend: Die Polizeibehörde erscheint hier nicht als Gegner mafiöser Kriminalität, sondern als Mitspieler und Profiteur. Und auch, wenn sich seit diesen Ereignissen einiges geändert haben mag, ziehen sich demokratisch vermeintlich legitimierte und exekutiv durchgesetzte Macht und Einflussnahme von Familienclans bis heute wie ein roter Faden durch die USA. Bestes jüngeres Beispiel: Wie Rudy Giuliani als New Yorker Bundesstaatsanwalt und späterer Bürgermeist die Interessen des Trump-Clans gegen andere Mafiaorganisationen vertrat, Donald Trump den Weg bis zur US-Präsidentschaft (!) freizuboxen half und sich aktuell nach dessen Abwahl an Rechtsbeugung und Delegitimation demokratischer Prozesse versucht.

Frank Serpico, der in diesem Film mit Wollmütze und Bart Pate für die italienische „Superbulle“-Krimikomödienreihe um Tomas Milian stand, gebührt für seinen Einsatz ebenso Dank wie Sidney Lumet für dieses filmische Denkmal, das er ihm gesetzt hat.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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