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Darsteller(innen): Arnold Schwarzenegger, Brigitte Nielsen, Sandahl Bergman, Paul L. Smith, Ernie Reyes Jr., Ronald Lacey, Pat Roach, Terry Richards, Janet Agren, Donna Osterbuhr, Lara Lamberti, Hans Meyer, Francesca Romana Coluzzi, Stefano Maria Mioni, Tutte Lemkow, Kiyoshi Yamasaki, Tad Horino u. A.
Weil sie die Zudringlichkeiten der bösen Königen Gedren (Sandahl Bergman) sehr heftig zurückgewiesen hat, läßt diese die junge Sonja (Brigitte Nielsen) vergewaltigen und ihre Eltern ermorden. Nachdem ihr die nötige magische Kraft von einer Erscheinung verliehen wird, entschließt sie sich zu einem Rachefeldzug und erlernt das Schwerthandwerk bis zur Meisterschaft. Derweil erbeutet Gedren mit Hilfe ihrer Armee den geheimnisvollen "Talisman", ein machtvolles Werkzeug vom Anbeginn der Zeit, dessen Entwicklung die Welt in Gefahr bringt. Von ihrer eigenen sterbenden Schwester Varna über den Krieger und Lord Kalidor (Arnold Schwarzenegger) informiert, macht sich Sonja auf die weite Reise, Gedren zu stoppen. Hilfe will sie nicht, aber Kalidor folgt ihr, aus einem ganz bestimmten Grund...
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Richtig, gewiss nicht, sondern auch aus dem Glotzen von Barbaren-No-Brainern. Wir erinnern uns: Nach dem zweiten „Conan“-Film hatte der aufgepumpte Muskelberg keine Lust mehr, seine Abenteuer in weiteren Filmen nachzustellen, aber die Barbarenfilm-Kuh musste weiter gemolken werden. Ok, in Wirklichkeit war’s wohl so, dass dieser im „Conan“-Universum spielende und eine Figur aus den „Conan“-Comics zur Titelheldin erklärende Film ursprünglich als „Conan“-Trilogieabschluss gedacht war, Schwarzeneggers Rolle aber aus lizenzrechtlichen Gründen in Lord Kalidor umbenannt werden musste. Die weibliche Hauptrolle bekleidete die hochgeschossene Dänin Brigitte Nielsen („Rocky IV“) in ihrer ersten Kinorolle.
„Was hast du denn, Red Sonja?“
Dieser US-amerikanisch-niederländisch koproduzierte Film wurde erneut von Richard Fleischer, der bereits „Conan – Der Zerstörer“ inszeniert hatte, verfilmt. „Red Sonja“ kam im Jahre 1985 in die Kinos, stellt eine Art Origin Story Sonjas der Roten dar und greift neben Arnie auf weiteres bekanntes Personal zurück: Die hier die böse Königin Gedren spielende Sandahl Bergman (es handelt sich demnach um einen Sandahlen-Film (sorry, ich konnte nicht anders)) lernten wir im ersten „Conan“-Vehikel bereits als Valeria kennen, Lord-Brytag-Mime Pat Roach in der Fortsetzung als Zauberer Toth-Amon. Für die Musik jedoch zeichnet erstmals Il Maestro Ennio Morricone verantwortlich. Einzusortieren ist die Chose weiterhin unter Low Fantasy, wobei der Umstand, dass es sich um eine Comicverfilmung handelt, hier nicht nur aufgrund der Figurenzeichnung und ihrer zum Teil humorigen Ausrichtung noch stärker als in beiden „Conans“ zum Tragen kommt. Und dass ich sowohl von damaligen Comic-Verfilmungen als auch von Low Fantasy eher unterwältigt bin, habe ich hier und da bereits erwähnt… Schauen wir trotzdem mal (wild spoilernd!) rein:
„Ich bin kein Söldner – mich bezahlt man nicht!“
Ein Scrolltext beschreibt Red Sonja knapp; der kurze (angeblich auf dem Schneidetisch arg zusammengestutzte) Prolog zeigt die schlafende Rote, die von einem weiblichen Geist geweckt wird, der ihr prophezeit, sich für Erlittenes, das in Rückblendenfetzen gezeigt wird, zu rächen, und dass sie zu diesem Zwecke auch ein Schwert vom Geist erhalten werde. Zum Vorspann reitet Arnie zu Morricones heroischer Musik durch eine weitläufige Landschaft. Eine dornengespickte Glaskugel leuchtet grün, ein Damenvolk in weißen Gewändern ruft seinen Gott an und will die nun Talisman genannten Kugel vernichten. Schwarzgewandete Krieger(innen) funken dazwischen und greifen an, die Konsequenz: Schwertkampfgemetzel ohne Blut. Berührt ein Mann den Talisman, verschwindet der Mann (aber nicht der Talisman). Die Krieger(innen) und ihre Königin Gedren nehmen den Talisman mit und töten alle noch lebenden Weißgekleideten. Nur eine kann schwerverletzt entkommen, direkt in Arnies Arme, der mit den Angreifern kurzen Prozess macht – Sonjas Schwester (Janet Ågren, „Nackt über Leichen“). Arnie alias Lord Kalidor soll sie nun zum Talisman bringen. Ein Chinese trainiert derweil Sonja und kürt sie zur Meisterin. Sie erhält ein Schwert vom chinesischen Schwertkampfgroßmeister. Kalidor bringt Sonja zu ihrer im Sterben liegenden Schwester, welche sie vorm Weltuntergang durch den Talisman warnt und ihr aufträgt, ihn aus Sicherheitsgründen zu zerstören.
„Ich werde aus deinen Eingeweiden die Zukunft lesen, Rotschopf!“ (Häufig Mobbingopfer: Rothaarige.)
Überall stehen irgendwelche riesigen Steinskulpturen rum. Ein stotternder Dirk Bach (alias Falkon (Paul L. Smith, „Pieces – Stunden des Wahnsinns“)) und sein Gebieter – ein, äh, Kind namens Prinz Tarn (Ernie Reyes, Jr., „Der Tanz des Drachen“) bekommen Besuch von Sonja und berichten, dass ihr Volk gerade von den Bösen ausgelöscht worden sei. Sonja spricht sich noch für Kindesmisshandlung und Prügelstrafe aus (was man ihr angesichts des nervigen Dreikäsehochs kaum verdenken kann) und reitet weiter. Sie beleidigt und bedroht einen dicken Zottel und macht ihn schließlich kalt. So geht’s dann eine Weile immer weiter, von Zwischenstation zu Zwischenstation, mal mit, mal ohne Lord Kalidor. Was das betrifft, kann man dem Film wahrlich kein fehlendes Tempo vorwerfen. Die fiese Königin Gedren hält sich eine Riesenspinne als Palasttier. Prinz Nerv und Dirk Bach haben sich nun Sonja angeschlossen. Ein Dinosaurierskelett als Brücke erweist sich als Hingucker und nach einem Kampf gegen eine metallene Riesenmakrele gibt sich Arnie als der große Lord K. zu erkennen, der ebenfalls den die ganze Welt auslöschen könnenden Talisman vernichten will.
„Wer sind diese lächerlichen Figuren?“
Sonja und Kalidor machen miteinander herum, gefolgt von peinlichen Dialogen und ebensolchem Gebaren, um endlich vögeln zu können. Ein Schwertkampf dient als gegenseitiges Necken und Vorspiel zu gleich, doch dann klappt’s nicht mal… Du liebe Güte, dieser Film ist ja genauso verklemmt wie „Conan – Der Zerstörer“. Aber ist diesmal eventuell tatsächlich ein Subtext auszumachen? Handelt es sich um eine Allegorie auf zerstörerischen Kapitalismus durch Machtkonzentration zu Ungunsten der Völker und Mutter Erde? Egal, denn jetzt spritzt überraschend einmal, wenn auch nur kurz, Blut: Kalidor schlägt jemandem den Arm ab. Ansonsten bleibt aber alles familientauglich. Der Endkampf gestaltet sich schwierig, weil Gedren sich teleportieren kann. Oh, eine Enthauptung überrascht dann doch in ihrer relativen Explizität. Die Tempelsprengung am Schluss sieht klasse aus und die Romanze zwischen Heldin und Held wird doch noch einmal aufgegriffen.
„Auch das noch!“
Auch „Red Sonja“ ist für meinen Geschmack weit davon entfernt, ein richtig guter Film zu sein, aber ich habe schon Schlimmeres gesehen – beispielsweise die beiden „Conan“-Filme… In Sachen Ausstattung wird mehr geklotzt denn gekleckert, denn Ex- und Interieur sehen meist schmuck aus, die wenigen Kreaturen, aber auch die vielen Kostüme können sich ebenfalls sehen lassen. Mit der erzählten Geschichte kann ich mehr anfangen als mit jenen der beiden vorausgegangenen Filme, wenngleich die mit ihr verbundenen Actionszenen mich nicht unbedingt hinterm Ofen hervorlocken und sie sich stark den Genrekonventionen unterordnet. Morricone liefert nicht gerade seine memorabelsten Kompositionen ab, diese wirken aber mitunter dennoch fast verschwenderisch angesichts der Szenen, die sie untermalen.
„Es wird keine Welt mehr geben!“
Und dann ist da ja noch der feminine Touch, immerhin haben wir es mit einer Titelheldin zu tun. Dieser hat definitiv auch seine Momente und die Nielsen schlägt sich redlich, wenngleich sie nicht mein Typ ist. Aber darum geht es ja auch nicht. Auch mit ihr in der Hauptrolle wird dieser Film natürlich keine Sexploitation o.ä. – allerdings beileibe auch kein feministisches Manifest. In den Marketingkampagnen verließ man sich keinesfalls auf die Zugkraft einer Fantasy-Amazone, sondern bildete Schwarzenegger dem Filmtitel zum Trotz größer und prominenter auf den Plakaten ab. Zudem wäre Sonja in der einen oder anderen Szene ohne Kalidors Hilfe arm dran. Angesichts der Chance, die ein solcher Film nach zwei testosteronschwangeren Anabolikabombardements geboten hätte, ist das nicht nur schade, sondern auch wischiwaschi und irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes.
„Tod allen Tyrannen!“
Für einen anscheinend nicht unbeträchtlichen Teil der Fans der „Conan“-Filme scheint selbst das aber schon zu viel gewesen zu sein: Jener bedenkliche Teil der Kinogänger, der diese Filme offenbar viel zu ernst nimmt, in der Bewunderung eines halbnackten schwertschwingenden, meuchelnden und mordenden Bodybuilders aber vermutlich ein Ventil für die eigene unterdrückte Homosexualität gefunden hat, ließ kein gutes Haar an „Red Sonja“. Zugegeben, Prinz Tarn ist als Negativbeispiel prädestiniert für jede Kondomwerbung, ansonsten ist Fleischers neuerlicher Ausflug in diese Gefilde – zumindest für mich als Sword-&-Sorcery-Low-Fantasy-Muffel – kurzweiliger als andere Barbarenklopper.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)