Suburbia - Penelope Spheeris (1983)

Moderator: jogiwan

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karlAbundzu
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Suburbia - Penelope Spheeris (1983)

Beitrag von karlAbundzu »

Suburbia
1983
Auch: Rebellen der Vorstadt
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suburbia-uncut-blu-ray-dvd.jpg (90.47 KiB) 54 mal betrachtet
R: Penelope Spheeris, D: Chris Pedersen, Bill Coyne, Jennifer Clay, Timothy O’ Brien, Wade Walston, Michael »Flea« Balzary; M: Alex Gibson, D.I., T.S.O.L., The Vandals
94'
Story (Quelle: frauenfilmfest.com): "Evan und sein jüngerer Bruder Ethan schließen sich im Los Angeles der 1980er Jahre einer Gruppe von Punks an. Deren Mitglieder sind wie sie aus zerrütteten Verhältnissen geflohen, sind zum Teil straffällig geworden und nennen sich »The Rejected«. Gemeinsam hausen sie in einem verrammelten und verwahrlosten Gebäude. Dort haben sie mit notdürftig abgezweigtem Strom und Essen, das sie sich zusammenklauen, eine eng verbandelte Ersatzfamilie gegründet. Als die Punks aber beginnen, in die Vorstädte der Mittelschicht einzudringen, bekommen sie heftigen Gegenwind von einer Gemeindeorganisation namens »Bürger gegen Kriminalität«."
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Suburbia (1983) - Penelope Spheeris

Beitrag von karlAbundzu »

Ich weiß nicht genau, warum der Film bisher an mir vorbei ging, Thema war/ist wieder genau mein Fangschema.
Es geht um die frühe Punk-Szene Kaliforniens.
Evan haut von zu Hause ab, lungert rum und folgt ein paar Punks zu einem Konzert. Einer nimmt ihn später mit in einem besetzten Haus. Eine Vorstadt-Gegend, wie der, aus der er floh. Nur das die leer steht, da das Land alle Besitzer enteignet hat, um eine Interstate zu bauen. Dort hat sich eine bunte Mischung aus Punks eingelebt. Und eine Gruppe verwilderter Hunde.
Sie (die Punks, nicht die Hunde) nennen sich selbst The Rejects. Vom Style bilden sie die ganze Bandbreite ab: Iro, Skinhead, kurze blondierte Haare, hochtoupiertes langes buntes Haar, schnieker 60s Punk. Alle haben ihr Päckchen von zu Hause zu tragen und versuchen wenigstens in diesem Innenraum ein verträgliches Leben zu führen. Denn draussen lauert der Hass und der Unverständnis der Geselschaft, und es läuft auch Gefahr, dass die Gewalt zu ihnen hinein kommt. Evan lebt sich gut ein und holt bald seinen kleinen Bruder mit Dreirad dazu. Da wird viel romantische Heile-Welt-Vorstellungen wieder gespielgelt: Eine Ausreißerin liest dem Kleinen Märchen vor, man kümmert sich umeinander. Widersprüche werden nicht ausgenommen, bzw wurden auch Sexismus, Rassismus, Homophobie von zu Hause mitgenommen. Wenigstens der Sexismus wird immerhin reflektiert.
Besetzt mit Leuten aus der Punkszene merkt man zwar, dass es keine ausgebildeten Schauspieler*innen sind, doch man gewinnt sie alle bald lieb, gerade auch, weil die Spießbürger wirklich eklig sind, bis auf den schwarzen Bullen, der wenigstens versucht, Zugang zu bekommen.
Begleitet wird das alles von hervorragender Musik der Zeit: DI, Vandals, TSOL, von denen man auch Konzertauschnitte sieht.
Und es bricht immer wieder Gewalt aus. Laut der Regisseurin war das eine Vorgabe vom Co-Produzenten Roger Corman, das alle 10 Minuten Sex oder Gewalt stattfinden muss (außer Rumgeknutsche sehen wir tatsächlich keinen Sex). Für mich ist die Gewalt tatsächlich elementar: Die Bedrohung der Red Necks, die Gewalterfahrung, die selbst ausgeführte Gewalt, auch gegen sich selbst und Gegenstände sind nur allzu passend, waren Teil der Szene und kaum ohne diese vorstellbar.
Filmisch sehr rau, sich hübsch in Kameraeinstellungen verlieren und wirken lassend, tolle Drehorte (wohl alle authentisch).
Das hat mir sehr gut gefallen, und macht Lust auf die drei Dokus The Decline of the western civilization 1,2,3. Ansonsten drehte die Regisseurin Komödien, die bekannteste ist Wayne's World.

PS: es gibt ja einge Punk-interessierte hier: Spannend fand ich, dass an Insignien außer von den Bands der eigenen Szene nur englisches zu sehen war: Crass, Exploited, Johnny Rotten, Motörhead waren zu sehen. Nicht die NY'er RocknRoll-Punk-Erfinder. Vielleicht war auch hier England cooler, genau wie bei der interessierten Pop-Szene: schlag nach bei Bret Easton Ellis.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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buxtebrawler
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Re: Suburbia - Penelope Spheeris (1983)

Beitrag von buxtebrawler »

Großartiger Film und nicht ganz unbedeutender Teil meiner subkulturellen Sozialisation.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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