Die Frau in den Dünen - Hiroshi Teshigahara (1964)
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Die Frau in den Dünen - Hiroshi Teshigahara (1964)
Filmdaten:
Originaltitel: Suna no onna
Herstellungsland: Japan
Erscheinungsjahr: 1964
Regie: Hiroshi Teshigahara
Darsteller: Eiji Okada, Kyôko Kishida, Kôji Mitsui, u. a.
Inhalt:
Ein Insektenkundler (Eiji Okada) ist am Meer unterwegs auf der Suche nach bestimmten Insektenspezien für seine Forschungen, da er vor hat ein Buch über dieses Thema zu schreiben. Gegen Nachmittag ruht er sich etwas aus und verpasst dadurch den letzten Bus zurück in die Stadt. Bewohner aus einem nahe gelegenen Dorf treffen ihn und bieten ihn an, dass er in einer der umliegenden Sandgruben übernachten könne, wo viele Bewohner ihre Häuser haben. Er ist etwas irritiert, stimmt jedoch zu.
Am nächsten Morgen muss er erfahren, dass die Strickleiter, mit der er in die Grube hinuntergelassen wurde, fort ist. Mit der Zeit wird ihm klar, dass er von nun an ein Gefangener ist, und der Frau in der Grube (Kyôko Kishida) helfen soll den immer wieder hinunter kommende Sand wegzuschaufeln, damit das Haus nicht vergraben wird. Er überlegt, wie er aus der Grube wieder hinauskommt...
Quelle: http://www.ofdb.de/film/18314,Die-Frau-in-den-Dünen
Zuletzt geändert von Il Grande Silenzio am Fr 28. Mär 2014, 18:08, insgesamt 1-mal geändert.
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"Dressing well is a form of good manners." - Tom Ford
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Re: Die Frau in Dünen (Teshigahara, 1964)
Basierend auf Kôbô Abes Roman, schuf der ehemalige Dokumentarfilmer Teshigahara ein avantgardistisches Meisterwerk aller erster Güte.
Die Story erscheint als Allegorie über die Sinnlosigkeit des Aufbegehrens gegen die Widrigkeiten des Lebens und der Suche nach dem vollkommenen, aber leider nicht existenten Glück.
Jumpai erkennt, dass er sich seinem Schicksal fügen muss, das Leben wie der allgegenwärtige Sand in vorgegebenen Bahnen läuft und absolute Freiheit nur eine Illusion ist.
Der Sand dringt durch jede Fuge der klapprigen Behausung der namenlosen Frau, ein Entrinnen ist aussichtslos. Genau so unsinnig wäre es, vor dem Leben und dem eigenen Schicksal wegzulaufen.
Die Grube steht also für das Leben selbst, auch dort ist nur dann ein wenig Glück zu finden ist, wenn man seine Kraft nicht damit verpulvert, gegen sein Schicksal anzukämpfen, sondern stetig und gemeinsam, in diesem Fall mit der namenlosen Frau, seine Kräfte auf das Machbare zu fokussieren - und darin das ganz persönliche Glück zu finden, anstatt sich auf Ziele zu konzentrieren, die man nie erreichen kann.
Letztendlich fügt sich der gefangene Jumpai seinem Schicksal und trägt nicht nur zum Überleben der Frau in der Grube, sondern des ganzen Dorfes bei. Als er auf Druck der Gemeinschaft die Frau vergewaltigen soll, um so als Belohnung für kurze Zeit das Meer sehen zu dürfen, baut sich eine zweite Interpretationsebene auf.
Eine Anklage gegen den bedingslosen Gehorsam des japanischen Volkes im 2. Weltkrieg oder gegen Egoismus und für Gemeinschaftsdenken? Alles ist denkbar und wird dem Betrachter und seiner Stimmungslage bzw. seinen Ansichten überlassen. Der Betrachter genießt damit eine Freiheit, die den beiden Bewohner der Grube nicht gewährt wird.
Der sperrige, aber nicht anstrengend klingende Score unterstreicht dabei die jeweiligen Stimmungen und die gekonnte Bildersprache ganz ausgezeichnet. Durch diese Kompositionen wird die spannungsgeladene Atmosphäre in der kammerspielartigen Inszenierung eindrucksvoll verstärkt.
In welch unterschiedlichen Einstellungen der allgegenwärtige Sand (Sand wie fließendes Wasser) eingefangen wurde, kann man schlichtweg nur als grandios bezeichnen.
10/10
Die Story erscheint als Allegorie über die Sinnlosigkeit des Aufbegehrens gegen die Widrigkeiten des Lebens und der Suche nach dem vollkommenen, aber leider nicht existenten Glück.
Jumpai erkennt, dass er sich seinem Schicksal fügen muss, das Leben wie der allgegenwärtige Sand in vorgegebenen Bahnen läuft und absolute Freiheit nur eine Illusion ist.
Der Sand dringt durch jede Fuge der klapprigen Behausung der namenlosen Frau, ein Entrinnen ist aussichtslos. Genau so unsinnig wäre es, vor dem Leben und dem eigenen Schicksal wegzulaufen.
Die Grube steht also für das Leben selbst, auch dort ist nur dann ein wenig Glück zu finden ist, wenn man seine Kraft nicht damit verpulvert, gegen sein Schicksal anzukämpfen, sondern stetig und gemeinsam, in diesem Fall mit der namenlosen Frau, seine Kräfte auf das Machbare zu fokussieren - und darin das ganz persönliche Glück zu finden, anstatt sich auf Ziele zu konzentrieren, die man nie erreichen kann.
Letztendlich fügt sich der gefangene Jumpai seinem Schicksal und trägt nicht nur zum Überleben der Frau in der Grube, sondern des ganzen Dorfes bei. Als er auf Druck der Gemeinschaft die Frau vergewaltigen soll, um so als Belohnung für kurze Zeit das Meer sehen zu dürfen, baut sich eine zweite Interpretationsebene auf.
Eine Anklage gegen den bedingslosen Gehorsam des japanischen Volkes im 2. Weltkrieg oder gegen Egoismus und für Gemeinschaftsdenken? Alles ist denkbar und wird dem Betrachter und seiner Stimmungslage bzw. seinen Ansichten überlassen. Der Betrachter genießt damit eine Freiheit, die den beiden Bewohner der Grube nicht gewährt wird.
Der sperrige, aber nicht anstrengend klingende Score unterstreicht dabei die jeweiligen Stimmungen und die gekonnte Bildersprache ganz ausgezeichnet. Durch diese Kompositionen wird die spannungsgeladene Atmosphäre in der kammerspielartigen Inszenierung eindrucksvoll verstärkt.
In welch unterschiedlichen Einstellungen der allgegenwärtige Sand (Sand wie fließendes Wasser) eingefangen wurde, kann man schlichtweg nur als grandios bezeichnen.
10/10
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