Pyrokinesis - Shusuke Kaneko
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Pyrokinesis - Shusuke Kaneko
Pyrokinesis
(Kurosufala)
mit Akiko Yada, Hideaki Ito, Ryuuji Harada, Masami Nagasawa, Hisashi Yoshizawa, Hidenori Tokuyama, Toshiyuki Nagashima, Kaori Momoi, Ayako Fujitani, Renji Ishibashi, Yukijiro Hotaro, Koichi Ueda, Hirotaro Honda
Regie: Shusuke Kaneko
Drehbuch: Kota Yamada / Masahiro Yokotani
Kamera: Kenji Takama
Musik: Ko Otani
FSK 16
Japan / 2000
Junko Aoki lebt, seit sie als kleines Mädchen aus Versehen ein anderes Kind verbrannte, fast ohne soziale Kontakte, aus Angst, ihre pyrokinetischen Fähigkeiten könnten für eine weitere Katastrophe sorgen. Als sie im Büro auf Tada Kazuki trifft, verliebt sie sich in ihn und tatsächlich erwidert er auch ihre Gefühle. Doch die Glücksphase hält nicht lange an. Tadas kleine Schwester wird Opfer einer Bande jugendlicher Krimineller, die junge Mädchen entführen und vor laufender Kamera foltern, vergewaltigen und töten. Als der Anführer der Bande aufgrund der Beziehung seines reichen Vaters freigesprochen wird, nimmt Junko grausam Rache. Eine Tat, die weite Kreise zieht, weshalb Junko auch schon bald die Polizei auf den Fersen hat. Doch da tritt eine Gruppe, die sich selbst "die Wächter" nennt, an sie heran. Die Gruppe besteht aus Leuten mit PSI-Kräften, die Kriminelle jagen, welche der Justiz entkommen konnten. Scheinbar findet Junko dort eine neue Familie. Doch in Wahrheit verfolgt die Gruppe ein ganz anderes, weitaus schrecklicheres Ziel...
Thematisch gesehen erinnert dieser japanische Horrorfilm schon sehr stark an Stephen Kings "Der Feuerteufel" aus dem Jahre 1984, kann allerdings nicht ganz an die Klasse des King-Werkes heranreichen. Dennoch ist es eher unverständlich, das Shusuke Kanekos Film so viele schlechte Kritiken erntet, denn wird dem Zuschauer doch insgesamt gesehen eine wirklich interessante und sehr spannende Geschichte präsentiert, die ein ordentliches Erzähltempo an den Tag legt und auch ansonsten durchaus überzeugen kann. Einige kleinere Logiklöcher und Effekte, die eventuell besser hätten sein können, dürften den Gesamteindruck eigentlich nicht so weit nach unten sinken lassen, wie man es aus etlichen Kritiken herauslesen kann.
Natürlich bekommt man hier keineswegs die ganz große Innovation geboten, da die Thematik der Pyrokinese nicht das erste Mal verfilmt wurde, jedoch hat es Regisseur Shusuke Kaneko recht gut verstanden, hier einen Film zu kreieren, der insbesondere durch seinen gelungenen Spannungsaufbau zu überzeugen weiss. Von Beginn an wird die Spannungsschraube kontinuirlich immer fester angezogen, was schon fast zwangsläufig für die ungeteilte Aufmerksamkeit des Betrachters sorgt. Diese wird auch in keinster Weise durch einen Nebenerzählstrang beeinträchtigt, in dem sich eine zarte Love-Story anbahnt, die in manch einem Film vielleicht eher störend wirken würde, hier aber absolut perfekt in das Szenario hineinpasst und ihm gerade im letzten Drittel auch einen Hauch von Tragik verleiht, was für die Story letztendlich sogar sehr passend und stimmig erscheint.
Ganz generell habe ich das Gesamtbild als äusserst stimmig empfunden, denn neben dem schon erwähnten Spannungsbogen entfaltet sich auch eine sehr gelungene Grundstimmung, die phasenweise bedrohlich und unheilvoll erscheint, andererseits aber auch in die emotionale Ecke abdriftet, ohne jedoch diese Seite zu sehr in den Vordergrund zu stellen. Denn gerade die Passagen des Films, in denen es um die Gefühle geht, wirken zu keiner Zeit übertrieben oder gar kitschig, sie verleihen der Geschichte sogar mehr Authenzität und Glaubwürdigkeit. So ist es auch die hier gefundene Mischung aus fantastischen Elementen mit leichtem Horror-Einschlag, die in Kombination mit der menschlichen Tragik, die durchaus vorhanden ist, ein so beeindruckendes Gesamtbild ergibt. Man erliegt automatisch der Faszination, die von diesem fantastischen Geschehen ausgeht und leidet auch insbesondere mit der Hauptfigur Junko mit, für die ihre besondere Gabe vielmehr ein Fluch ist, da sie kein normales Leben führen kann, allein schon aus der Angst heraus, andere Menschen verletzen oder gar töten zu können.
Akiko Yada (Junko) verleiht dem von ihr dargestellten Charakter sehr viel Ausdruckskraft und sorgt insbesondere durch ihr intensives Schauspiel für sehr viel Authenzität, wobei gerade die Phasen des Filmes hervorstechen, in denen ihre emotionale-und innerliche Zerrissenheit zum Ausdruck kommen. Auch die anderen Darsteller liefern einen guten Job ab, verblassen aber doch etwas im Schatten des Hauptcharakters, der scheinbar allgegenwärtig und präsent ist und so auch der Story insgesamt seinen persönlichen Stempel aufdrückt. Letztendlich kann man also ohne Übertreibung feststellen, das es sich bei "Pyrokinesis" um einen wirklich gelungenen Horror-Thriller handelt, der eine sehr interessante und spannende Geschichte erzählt, die von der ersten bis zur letzten Minute zu überzeugen weiss und ganzzeitig äusserst kurzweilige Unterhaltung bietet.
Fazit:
In gewisser Art und Weise kann man "Pyrokinesis" durchaus als japanische Variante des King-Filmes "Der Feuerteufel" ansehen. Vielleicht nicht ganz so gut gelungen schafft es der Film aber jederzeit, spannende und sehr atmosphärische Unterhaltung zu bieten und so zu keiner Zeit so etwas wie Langeweile aufkommen zu lassen. Fans des Genres sollten auf jeden Fall einen Blick riskieren, denn die teolweise schlechten Kritiken über dieses Werk sind meiner Meinung nach vollkommen unberechtigt und lassen es in einem Licht erscheinen, das die Realität doch etwas verzehrt.
Die DVD:
Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch / Japanisch DD 5.1
Bild: 1,85:1 (16:9)
Laufzeit: 116 Minuten
Extras: Trailer, Featurette Fotogalerie
6/10
Big Brother is watching you
Re: Pyrokinesis - Shusuke Kaneko
Würde ich nicht sagen, denn außer dem Thema Pyrokinese haben die Filme - soweit ich mich erinnere - kaum etwas gemeinsam. Ich fand den Film sehr gelungen. Meine alte OFDb-Rezension:horror1966 hat geschrieben:In gewisser Art und Weise kann man "Pyrokinesis" durchaus als japanische Variante des King-Filmes "Der Feuerteufel" ansehen.
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"Das Auto steht im Halteverbot, also darf ich"
Junko Aoki
Mit "Pyrokinesis" bietet Shusuke Kaneko, der unter anderem eine Episode der Lovecraft-Verfilmung "Necronomicon" abdrehte und Ryuhei Kitamuras "Azumi" mit seiner Fortsetzung m. E. locker übertraf, eine Verfilmung des schon des öfteren adaptierten Feuerteufel-Themas. Dabei schneidet er alles andere als schlecht ab, so dass Bewertungen mit 3 Punkten schon sehr verwundern. Im Gegenteil, es gelingt ihm, seinem Thema eine mystische Seite abzugewinnen, die den Film über die Klischees der "Junges Mädchen kann hexen"-Schiene hinaushebt. Nicht alle Feuer, die Junko Aoki - die Heldin des Films - erzeugt, wirken zerstörerisch, auch Glück und Verliebtheit bringt sie mit kleinen Feuererscheinungen zum Ausdruck, was inmitten des ganzen Horrors schöne poetische Akzente setzt.
Auch das Parallelführen einer Horrorgeschichte und einer jugendlichen Romanze, das bei so vielen Filmen störend wirkt, meistert Kaneko mit seinen vielleicht etwas zu hübschen, aber dennoch sympathischen Darstellerinnen und Darstellern. Was vielleicht ein wenig ins Hintertreffen gerät, ist die Darstellung einer Art Geheimbund, den die deutschen Untertitel als "Guardians" bezeichnen. Was dieser Bund will, darüber werden eigentlich nur ein paar Platitüden geäußert, und so hätte man ihn vielleicht besser weglassen sollen. Ebenso den zwar nicht störenden, aber keineswegs notwendigen Humor, der durch eine Polizistin eingebracht wird, die ständig irgendetwas in sich hineinfuttert und zwar recht schusselig wirkt, aber letztlich doch am ehesten den Überblick behält. Ähnlich wie in vielen Hongkong-Filmen wird dem Ernst der Haupthandlung eine burlesk vor sich hin tölpelnde Polente gegenübergestellt, was aber hier weitaus gemilderter ausfällt als in besagten Hongkong-Filmen, also Schwamm drüber.
Kaneko lässt auf der anderen Seite die Härten der Filmerzählung keineswegs ins Hintertreffen geraten. Dass der Anführer einer Jugendbande, die zum Spaß kleine Mädchen entführt und ermordet und Videoaufnahmen davon verhökert, auch noch von hoher Stelle aus protegiert wird, ist starker Tobak und lässt den Zuschauer um so engagierter das Schicksal der schüchternen Junko verfolgen, die eigentlich nur - wie man das aus solchen Filmen eben so kennt, hier wirkt es aber sehr glaubwürdig - ein normales Leben führen will, aber in Konfrontation mit ihren skrupellosen Feinden doch immer wieder von ihrer Fähigkeit Gebrauch machen muss, Papier, Autos und auch Menschen in Flammen aufgehen zu lassen. Das wird mit überdurchschnittlichen Tricks dargestellt, die ansehnlich zeigen, wie es dem einen oder anderen Übeltäter auf einmal ganz warm ums Herz wird, und nicht nur da. Das geht von außen oder auch von innen mit unerfreulichen Folgen vor sich, und wem das zu harmlos ist, für den hält der Film noch ein, zwei recht graphische Erschießungen bereit.
Doch nicht diese Szenen sind es, die den Film sehenswert machen, sondern solche, wenn z. B. Junko ihrem Auserwählten einen innigen Kuss gibt und von ihrem ganzen Körper kleine Rauchwölkchen aufsteigen und sich über ihr ein zarter Bogen aus Flammen bildet. Ich bin ja ansonsten nicht so für Kitsch, aber das hat mir schon gefallen. Also, gebt diesem schönen, gruseligen und am Schluss auch tragischen Film eine Chance. Typisch japanisch und voller Sympathiewerte. 8/10
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Übrigens lautet der Originaltitel "Crossfire" (Kurosufaia).