Originaltitel: Gong gui zai
Produktionsland: Hongkong 1983
Regie: Titus Ho
Darsteller: Ken Tong, Lai-Yin Poon, Lun Chia, Jackson Ng, Stanley Tong, Ju Fang
Aber CANNIBAL HOLOCAUST dürfte diesem obskuren, durchaus unterhaltsamen und überraschend aufwändig inszenierten, wenn auch selten in den Fallstricken von Logik und Kohärenz sich verfangenden Streifen noch aus einem ganz anderen Grund als Inspirationsquelle gedient habe: Jenseits von Deodatos opus magnum ist mir wohl noch nie ein Spielfilm untergekommen, der sich derart kompromisslos, bedenkenlos und uferlos in rüdestem Tiersnuff ergeht, - wobei die einzige Regiearbeit von Titus Ho den italienischen Kannibalenfilm-Klassiker an der einen oder anderen Stelle, was die Widerwärtigkeit des nicht bloß dargestellten, sondern forcierten Tierleids angeht, noch locker in die Tasche steckt. Da die Legion des Rot-Zwergs hauptsächlich aus giftigen Skorpionen besteht, werden diese Spinnentiere oft und gerne, und wie beiläufig, zerquetscht. Aber auch zwei Hähne müssen vor laufender Kamera gegeneinander in den Ring steigen, ein Vögelchen wird von einem Holzstecken aufgespießt, ein Frosch im Rahmen einer magischen Zeremonie mit bloßer Hand zerdrückt. In bester (oder schlechtester) Mondo-Manier müssen im Kontext eines rituellen Festes zudem etliche Schweinchen dran glauben, wobei die Opfernden es nicht dabei belassen, ihnen die Kehle durchzuschneiden, sondern sie zusätzlich noch mit tiefen Schnitten in ihre Flanken malträtieren. Vollständig die Contenance jedoch verliert der Streifen in einer Szene, die ich spontan als den furchtbarsten Animal Snuff katalogisieren würde, der mir in einem Narrativfilm jemals vor die Augen getreten ist: Ein Mann, der mit der Geisterwelt in Verbindung steht, soll mit dieser ein Kommunikationsfeld aufbauen, wozu er sich in eine Art Trancezustand versetzt, sich ein lebendes Huhn greift, - und es mit Zähnen und Händen förmlich auseinanderbeißt bzw. auseinanderreißt, während das arme Tier vor Schmerz und Agonie flattert, zuckt, schreit. Da fehlen selbst mir die Worte...
Obwohl GONG GUI ZAI aufgrund seiner breitgefächerten Einflüsse beileibe kein uninteressanter Film ist, – südostasiatischer Folk-Horror trifft Mondo-Setting trifft (zarte) metareflexive Töne, (wenn sich bspw. bei einer Filmprojektion das 35mm-Material verselbstständigt und sich in würgender Absicht um den Hals des Produzenten schlingt), wird garniert mit ein bisschen Fantasy-Hokuspokus, der einen oder anderen Martial-Arts-Sequenz, albernem Comic-Relief, pittoresken Landschaftsbildern Malaysias und (surrealistischem) Dämonenzauber à la Raimi -, wird das Werk aber aufgrund der oben skizzierten Entgleisungen in Richtung Fauna dann doch wohl selbst für die meisten Aficionados eher abseitiger Filmware ein blutrotes Tuch darstellen.