Strange Circus - Shion Sono (2005)
Moderator: jogiwan
Strange Circus - Shion Sono (2005)
Strange Circus
Originaltitel: Kimyô na sâkasu
Herstellungsland: Japan / 2005
Regie: Shion Sono
Darsteller: Masumi Miyazaki, Issei Ishida, Rie Kuwana, Hiroshi Ôguchi, u.a.
Story:
Die erfolgreiche, jedoch an den Rollstuhl gefesselte Autorin erotischer Literatur Taeko arbeitet an einem Roman über eine durch Inzest und Missbrauch zerstörte Familie. Unterstützt wird sie dabei von ihrem jungen Assistenten Yuji, der Taekos Vergangenheit zu ergründen versucht, die Ursache ihrer körperlichen Behinderung herausfinden und das Geheimnis des verschlossenen Raums in ihrer eleganten Wohnung lüften will. Yuji reißt Taeko mit in eine albtraumhafte Welt der Fiktion, des Wahnsinns und einer unerträglichen Wahrheit... (quelle: ofdb.de)
Originaltitel: Kimyô na sâkasu
Herstellungsland: Japan / 2005
Regie: Shion Sono
Darsteller: Masumi Miyazaki, Issei Ishida, Rie Kuwana, Hiroshi Ôguchi, u.a.
Story:
Die erfolgreiche, jedoch an den Rollstuhl gefesselte Autorin erotischer Literatur Taeko arbeitet an einem Roman über eine durch Inzest und Missbrauch zerstörte Familie. Unterstützt wird sie dabei von ihrem jungen Assistenten Yuji, der Taekos Vergangenheit zu ergründen versucht, die Ursache ihrer körperlichen Behinderung herausfinden und das Geheimnis des verschlossenen Raums in ihrer eleganten Wohnung lüften will. Yuji reißt Taeko mit in eine albtraumhafte Welt der Fiktion, des Wahnsinns und einer unerträglichen Wahrheit... (quelle: ofdb.de)
it´s fun to stay at the YMCA!!!
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Re: Strange Circus - Shion Sono (2005)
Hui! Shion Sono ist ja schon ein schräger Vogel und auch in "Strange Circus" geht es wieder einmal um Themen wie verdrängte Schuld und Sexualität, innerfamiliäre Gewalt und Inzest und verpackt seine abgründige Geschichte in schöne Bilder und eine verschachtelte Erzählweise, dass sich am Ende zwar keiner mehr so wirklich auskennt, aber der Zuschauer dennoch begeistert vor der Glotze sitzt. So etwas nach herkömmlichen Gesichtspunkten zu bewerten, ist auch nicht wirklich möglich und für den Mainstream-verwöhnten Zuschauer mit dem Glauben an das Gute im Menschen ist "Strange Circus" dann auch ein Schlag ins Gesicht. Herr Sono hat mit seinem mutigen Werk und provokanten Themen aber neuerlich voll meinen Geschmack getroffen! I like! 8,5/10
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Re: Strange Circus - Shion Sono (2005)
Bislang trotz starker Konkurrenz mein Lieblingsfilm von Sono. Eine emotionale Achterbahn sondergleichen, voller unglaublicher Einfälle. Wenn mich jemand nach dem kreativsten Gegenwartsregisseur fragte, würde ich wahrscheinlich Sono nennen.
Ich hoffe, dass auch mal der sehr starke "Noriko's Dinner Table" hierzulande erscheint.
Ich hoffe, dass auch mal der sehr starke "Noriko's Dinner Table" hierzulande erscheint.
Re: Strange Circus - Shion Sono (2005)
Habe mir neulich "Guilty of Romance" zugelegt, kam aber noch nicht dazu, den Film zu schauen. Bislang kenne ich von dem Regisseur nur "Cold Fish", von dem ich recht begeistert war. "Strange Circus" steht aber jetzt auch ganz oben auf meiner "To Watch" Liste!
Re: Strange Circus - Shion Sono (2005)
Strange Circus
Kimyô na sâkasu
Japan 2005
Regie: Sion Sono
Masumi Miyazaki, Issei Ishida, Rie Kuwana, Hiroshi Ôguchi, Pyûpiru, Tomorowo Taguchi, Mai Takahashi, Erika Mine
OFDB
Kimyô na sâkasu
Japan 2005
Regie: Sion Sono
Masumi Miyazaki, Issei Ishida, Rie Kuwana, Hiroshi Ôguchi, Pyûpiru, Tomorowo Taguchi, Mai Takahashi, Erika Mine
OFDB
The dreams in which I‘m dying are the best I‘ve ever had. Wer entscheidet, was Traum ist und was Realität? Oder ein anderer Traum. Ein Traum im Traum? Wer glaubt, dass der Verlust der Realitätskontrolle in MULHOLLAND DRIVE oder INLAND EMPIRE bereits das Ende der Fahnenstange ist? Kann am Ende der Straße nicht die schreckliche Erkenntnis reifen, dass es im Traum zu einem Traum kommen kann? Wer INCEPTION gesehen hat kennt die Popcorn-Antwort auf diese Frage, aber was ist, wenn die Antwort so verklausuliert daherkommt, dass die Ebene des Traums von derjenigen der Realität nicht mehr unterscheidbar ist? Ein Problem, dass Christopher Nolan in INCEPTION auf bemerkenswert einfache Weise löst, aber Sion Sono lebt und filmt halt in einem Traum, der der Realität verdammt nahe kommt, und wo einfache Lösungen immer gleichbedeutend sind mit Aufwachen. Keine gute Idee …
Die kleine Mitsuki wird von ihrem Vater vergewaltigt. Aber er sperrt sie auch in einen Cellokasten mit einem Guckloch und zwingt sie, dem Sex mit ihrer Mutter zuzuschauen. Umgekehrt sperrt er die Mutter in den Cellokasten und zwingt diese, dem Sex mit der Tochter zuzuschauen. Mutter und Tochter werden zu einem, ihre Gestalten überlagern sich, und gleichzeitig wächst die Eifersucht der Mutter ins Unermessliche. Als ein Ohrring verschwindet beschuldigt die Mutter die Tochter, den Ohrring gestohlen zu haben. Im Laufe dieses Streits fällt die Mutter die Treppe hinunter und stirbt. Mitsuki, die nach einem daraufhin durchgeführten Selbstmordversuch querschnittsgelähmt ist, verarbeitet ihre Schuld, in dem sie unter dem Namen Taeko erotisch-autobiografische Romane schreibt. Als den Assistenten des Verlegers lernt sie den jungen Yuji kennen, der sie fortan begleitet. Aber Yuji ist nicht Yuji. Und Taeko ist nicht Mitsuki. Oder doch? Ist Taeko vielleicht mehrere Personen? Und ist Yuji möglicherweise Mitsuki?
Die letzten Fragen sind ernst gemeint! Nichts ist hier wie es scheint, und hinter jeder erzählerischen Ebene taucht ein neuer Zerrspiegel auf, in dem die gleichen Personen in andere Charaktere schlüpfen. Wer ist wer in diesem Zirkus, in diesem Cabaret des Bizarren und Grausamen? Bei meiner Geburt wurde ich zum Tode verurteilt. Vielleicht wurde aber auch meine Mutter hingerichtet, und wir tauschten Rollen? Solange ich zurückdenken kann, war ich immer von Guillotinen umgeben. Sion Sono lässt Rollen tauschen, widerruft Geschehnisse und zeigt beim zweiten Mal einen ganz anderen Ablauf als beim ersten Mal, referenziert Takashi Miikes AUDITION in seinen schrecklichsten Momenten, und führt den Zuschauer durch ein Panoptikum des Grauens, ein Kaleidoskop des Bizarren und des Unglaublichen.
Leicht macht es STRANGE CIRCUS dem Zuschauer dabei nicht. Viele Fragen bleiben unbeantwortet, und vermutlich würden wiederholte Sichtungen wiederholte offene Fragen aufwerfen. Der Film ist ein wilder Ritt durch Dinge wie Popkultur, Pädophilie und Sexualität, gewürzt mit Bordersyndrom, Depression und Einsamkeit, und dargestellt als Farbspektakel in grotesken und absonderlichen Kulissen. Wenn Frederico Fellini, Jess Franco und David Lynch jemals einen Film zusammen gemacht hätten, dann könnte, die passenden Designerdrogen unterstellt, vielleicht so etwas raumübergreifendes wie STRANGE CIRCUS entstehen, wobei aber zu berücksichtigen ist, dass Sion Sono dem Stoff noch seine ganz eigene Prise Wahnsinn beimischt. Ein Film, der sicher nicht für jedermann geeignet ist, der aber eine ganz eigene Art verstörender Befriedigung bietet.
?/10
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
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- karlAbundzu
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Re: Strange Circus - Shion Sono (2005)
Für mich ein besonderer Film, da er für aufregende zweieinhalb Wochen in meinem Leben steht. Gerade zwischen verschiedenen Projekten und zu Zwangsweiterbildung verurteilt, wurde ich Teil einer Jury der Berlinale. Bestand aus Lesern einer bestimmten Zeitung, man musste sich bewerben und ich war einer von, ich glaube, 10.
Aufgabenstellung war bester Forumsfilm. Also mindestens drei Filme täglich, dazu kam man noch in alle anderen Vorstellungen, so das ich nach ein paar Eingewöhnungstage immer noch eine Spätvorstellung dran- oder eine Pressevorführung vorhängte. Danach war man zu Feierlichkeiten oder anderen Preisverleihungen eingeladen, ich war tatsächlich nur zur kurzen Schlafpausen zu Hause. Gegessen wurde unterwegs, Gedanken - und Ruhezeiten in den Breminale internen Räumen, Frau und Freunde nur am Telefon.
Es war ein guter Jahrgang, ich habe nur einmal abgebrochen, weil ich dringendst auf Toilette musste, und irgendwie draussen hängen blieb. Und meine Mitjuristen überraschten mich, vorher Gedanken gemacht, wie ich Sono verteidige oder empfehle, oder wen ich sonst noch den Preis gönne.
Aber nach kurzer Runde war klar: Strange Circus oder Lenz mit Peschel. Gegen zweiteren gab es Ausschlussvetos, mit Circus konnten alle.
So durfte ich als größter Plädierer für den Film die Preisrede halten, auf Englisch, die mir zum Glück eine Jury-Kollegin schrieb.
Toll.
Aufgabenstellung war bester Forumsfilm. Also mindestens drei Filme täglich, dazu kam man noch in alle anderen Vorstellungen, so das ich nach ein paar Eingewöhnungstage immer noch eine Spätvorstellung dran- oder eine Pressevorführung vorhängte. Danach war man zu Feierlichkeiten oder anderen Preisverleihungen eingeladen, ich war tatsächlich nur zur kurzen Schlafpausen zu Hause. Gegessen wurde unterwegs, Gedanken - und Ruhezeiten in den Breminale internen Räumen, Frau und Freunde nur am Telefon.
Es war ein guter Jahrgang, ich habe nur einmal abgebrochen, weil ich dringendst auf Toilette musste, und irgendwie draussen hängen blieb. Und meine Mitjuristen überraschten mich, vorher Gedanken gemacht, wie ich Sono verteidige oder empfehle, oder wen ich sonst noch den Preis gönne.
Aber nach kurzer Runde war klar: Strange Circus oder Lenz mit Peschel. Gegen zweiteren gab es Ausschlussvetos, mit Circus konnten alle.
So durfte ich als größter Plädierer für den Film die Preisrede halten, auf Englisch, die mir zum Glück eine Jury-Kollegin schrieb.
Toll.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
- CamperVan.Helsing
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- Registriert: Sa 26. Dez 2009, 12:40
Re: Strange Circus - Shion Sono (2005)
Yeah, Bremen rulez!karlAbundzu hat geschrieben: ↑So 16. Apr 2023, 10:05 Für mich ein besonderer Film, da er für aufregende zweieinhalb Wochen in meinem Leben steht. Gerade zwischen verschiedenen Projekten und zu Zwangsweiterbildung verurteilt, wurde ich Teil einer Jury der Berlinale. Bestand aus Lesern einer bestimmten Zeitung, man musste sich bewerben und ich war einer von, ich glaube, 10.
Aufgabenstellung war bester Forumsfilm. Also mindestens drei Filme täglich, dazu kam man noch in alle anderen Vorstellungen, so das ich nach ein paar Eingewöhnungstage immer noch eine Spätvorstellung dran- oder eine Pressevorführung vorhängte. Danach war man zu Feierlichkeiten oder anderen Preisverleihungen eingeladen, ich war tatsächlich nur zur kurzen Schlafpausen zu Hause. Gegessen wurde unterwegs, Gedanken - und Ruhezeiten in den Breminale internen Räumen, Frau und Freunde nur am Telefon.
Es war ein guter Jahrgang, ich habe nur einmal abgebrochen, weil ich dringendst auf Toilette musste, und irgendwie draussen hängen blieb. Und meine Mitjuristen überraschten mich, vorher Gedanken gemacht, wie ich Sono verteidige oder empfehle, oder wen ich sonst noch den Preis gönne.
Aber nach kurzer Runde war klar: Strange Circus oder Lenz mit Peschel. Gegen zweiteren gab es Ausschlussvetos, mit Circus konnten alle.
So durfte ich als größter Plädierer für den Film die Preisrede halten, auf Englisch, die mir zum Glück eine Jury-Kollegin schrieb.
Toll.
My conscience is clear
(Fred Olen Ray)
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- karlAbundzu
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Re: Strange Circus - Shion Sono (2005)
Man, das zwei soo unterschiedliche Veranstaltungen auch so ähnlich heißen müssen....
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
Re: Strange Circus - Shion Sono (2005)
Starke Geschichte! Danke fürs Teilen!!karlAbundzu hat geschrieben: ↑So 16. Apr 2023, 10:05 Für mich ein besonderer Film, da er für aufregende zweieinhalb Wochen in meinem Leben steht. Gerade zwischen verschiedenen Projekten und zu Zwangsweiterbildung verurteilt, wurde ich Teil einer Jury der Berlinale. Bestand aus Lesern einer bestimmten Zeitung, man musste sich bewerben und ich war einer von, ich glaube, 10.
Aufgabenstellung war bester Forumsfilm. Also mindestens drei Filme täglich, dazu kam man noch in alle anderen Vorstellungen, so das ich nach ein paar Eingewöhnungstage immer noch eine Spätvorstellung dran- oder eine Pressevorführung vorhängte. Danach war man zu Feierlichkeiten oder anderen Preisverleihungen eingeladen, ich war tatsächlich nur zur kurzen Schlafpausen zu Hause. Gegessen wurde unterwegs, Gedanken - und Ruhezeiten in den Breminale internen Räumen, Frau und Freunde nur am Telefon.
Es war ein guter Jahrgang, ich habe nur einmal abgebrochen, weil ich dringendst auf Toilette musste, und irgendwie draussen hängen blieb. Und meine Mitjuristen überraschten mich, vorher Gedanken gemacht, wie ich Sono verteidige oder empfehle, oder wen ich sonst noch den Preis gönne.
Aber nach kurzer Runde war klar: Strange Circus oder Lenz mit Peschel. Gegen zweiteren gab es Ausschlussvetos, mit Circus konnten alle.
So durfte ich als größter Plädierer für den Film die Preisrede halten, auf Englisch, die mir zum Glück eine Jury-Kollegin schrieb.
Toll.
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
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