Sci-Fi-Filmchen gibt es ja eigentlich so viele wie Sternlein am Himmel, aber wohl kein Werk ist so derart abgefahren wie die 1974 entstandene Hommage an Superhelden und Monsterfilme. Und weil das ganze auch noch mit einer gehörigen Portion Fleischeslust garniert wurde und das Ganze mit Marvel ungefähr so viel zu tun hat wie ich mit dem Zölibat, wurde der Titelheld kurzerhand „Flesh Gordon“ getauft und darf schier unglaubliche und reihenweise sexuell-motivierte Abenteuer auf dem Planeten Porno überstehen, dass selbst geeichten Zuschauern reihenweise die Kinnladen runterklappen. Ich weiß ja nicht, was Drehbuchautor Michael Benveniste geraucht haben muss, um auf einen derartigen Wahnsinn zu kommen, aber das Kraut muss wohl wirklich verdammt gut gewesen sein.
Die Geschichte ist ja neben all seinen sexuellen Dingen aber eine wirklich liebevolle und vor allem gelungene Hommage an Sci-Fi-Filme wie „Barbarella“, Monster-Trash und selbst „Der Zauber von Oz“, der wohl gleich in mehreren Szenen Pate stand, wird eifrig zitiert. Und so tummeln sich neben den irdischen Helden dann Penisaurier, Vergewaltigungsroboter, gewaltbereite Amazonen und schwule Kronprinzen dann auch noch allerlei andere Dinge, sodass sich auch zu keiner Sekunde auch nur ein Hauch von Langeweile breit macht.. Herausgekommen ist dann sowieso ein unglaublich trashiger, freizügiger und vor allem augenzwinkerndes Stück von einem Film, der all seine Schwächen und sein niedriges Budget mit derart liebevollen Einfällen und Tricks kompensiert, dass man Howard Ziehm auch zu keiner Sekunde böse sein kann, dass er Superhelden und das ganze Sci-Fi-Genre gleich massenweise durch den hormongestreckten Kakao zieht.
Was man dem Film vielleicht ankreiden könnte, ist sein etwas lahmer Beginn und auch die Tatsache, dass der Film mit seinem sexuellen Inhalt spießbürgerlichen Mitmenschen wohl auch etwas zu wild sein wird. Angeblich war der Streifen ja auch einmal als Porno-Persiflage gedacht und daher gibt es für den aufmerksamen Zuschauer dann halt auch erigierte Penise und ein Paar mehr an Lippen als in herkömmlichen Filmen zu sehen. Als aufgeschlossener und geeichter Zuschauer muss man das aber schon aushalten und wer an „Flesh Gordon“ keinen Spaß hat, der geht vermutlich auch zum Lachen und für andere Dinge in den Keller. Warum der Streifen oftmals schlechte Bewertungen erhält, kann ich an dieser Stelle ja nicht nachvollziehen, zählt „Flesh Gordon“ neben „Barbarella“ und Cozzis „Star Crash“ zu meinen drei Lieblingsstreifen aus dem Genre.
Das der Streifen aber so wunderbar ausgefallen ist, liegt neben seiner freizügigen und humorvollen Story aber hauptsächlich an den wunderbaren Effekten, für die sich gleich mehrere Künstler verantwortlich zeigten. Wo an schauspielerischem Talent etwas gespart wurde, hat man den Effektmenschen wohl freie Hand gelassen und ein Großteil des Budgets von knapp 700.000 Dollar ist in den Spezialeffekten draufgegangen. Und die Herrschaften haben sich auch ordentlich ausgetobt und von Stop-Motion bis hin zu Matte-Paintings gibt es so alles zu bewundern, was die Trickkiste Anfang der Siebziger-Jahre hergab.
Darstellerisch darf man sich bei aller Liebe aber nicht allzu viel erwarten, wobei die Darsteller durchaus charmant und mit Hang zur Freizügigkeit daherkommen. Blondschopf Jason Williams ist zwar sympathisch, aber im Grunde mindestens genauso uncharismatisch wie Sam J. Jones in Dino de Laurentiis ungleich kostspieligen „Flash Gordon“ aus dem Jahre 1980. Suzanne Fields als Dale ist sehr hübsch anzusehen und hatte wohl den geringsten Aufwand bei etwaigen Kostümproben. Joseph Hudgins als Jurkow (im Original Flexi Jerkoff) ist ebenfalls eine Wucht und auch die restlichen Darsteller geben sich ohne Rücksicht auf Verluste auch reichlich Mühe.
„Flesh Gordon“ ist eine kurzweilige und humorvolle Persiflage auf Superhelden und Sci-Fi-Filme, bei der auch ausgiebige Fummeleien und Nudity nicht zu kurz kommen. Eine herrlich sleaziges Teil, das selbst 36 Jahre nach Entstehung nichts von seinem provokativen Charme verloren hat und daher auch in die Sammlung eines jeden aufgeschlossenen Sci-Fi-Fans gehört. „Flesh Gordon“ rockt ohne Ende und ist eine absolute Unisex-Partygranate für die speziellen Momente des Lebens. Aus Trashologen-Sicht kann es nur die volle Punktzahl geben, aber selbst Mainstream-Zuschauer werden sich dem naiven Charme, den sexuellen Unterton und den liebevollen Effekten kaum entziehen können. Hammer(geil)!
