Voyage of the Rock Aliens – James Fargo (Trash Coll. # 70)

Moderator: jogiwan

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Re: Voyage of the Rock Aliens – James Fargo (Trash Coll. # 70)

Beitrag von buxtebrawler »

„Das fetzt ganz schön los, guter Sound!“

In den glorreichen ‘80ern ging vieles – eigentlich auch eine Science-Fiction-Musical-Komödie. Ausgerechnet „Voyage of the Rock Aliens“ aber, kunterbunt inszeniert von US-Regisseur James Fargo („Der Unerbittliche“), war wohl selbst Mitte des Jahrzehnts dem geschmacksverirrten Kino-Publikum zu viel des Guten:

Nachwuchs-Sängerin Dee Dee (Pia Zadora, „Der Bulle und das Flittchen“) träumt von einer eigenen Gesangskarriere, ist jedoch mit Frankie (Craig Sheffer, „Cabal – Die Brut der Nacht“) liiert, der selbst Sänger einer Band ist und so gar nichts von der künstlerischen Selbstverwirklichung seiner Herzdame hält, gar ausgesprochen cholerisch darauf reagiert. Eines Tages landet eine Gruppe Außerirdischer in der Kleinstadt. Sie heißen ABCD (Tom Nolan, „Ich glaub', ich steh' im Wald“), FGHI (Jeffrey Casey), JKLM (Gregory Bond), NOPQR (Craig Quiter) und STUVWXYZ (Patrick Byrnes), hüllen sich in rosarote Anzüge und sind verhaltensauffällig, sehen ansonsten aber „normal“ menschlich aus. Sie befinden sich auf der Suche nach dem Rock’n’Roll, gründen ebenfalls eine Combo und treten in direkte Konkurrenz zu Frankies Band – sowie zu ihm selbst, denn ABCD ist angetreten, Dee Dee ihren Kopf zu verdrehen. Dies gelingt recht schnell, denn Dee Dee bekommt dadurch die Gelegenheit, mit der Alien-Band zu singen. Auf einer Schulfeier soll diese zusammen mit Frankies Kapelle auftreten, doch mit Frankie ist alles andere als gut Kirschen essen und so versucht er sich in Sabotage. Und damit nicht genug: Die beiden Massenmörder „Der Schnaufer” (Wallace Merck, „Freitag der 13. - Jason lebt“) und „Sägen-Sam” (Michael Berryman, „Hügel der blutigen Augen“) konnten aus dem Gefängnis fliehen und mischen sich ebenso unters musikbegeisterte Volk wie ein riesiges Tentakelmonster, das dem vergifteten See entspringt...

„Früher wollte ich mal Nonne werden oder Bomberpilotin oder vielleicht sogar in die Politik gehen!“

Das klingt nicht nur seltsam, das ist es natürlich auch. Noch ziemlich zu Beginn dürfen Jermaine Jackson und Pia Zadora ihren Pop-Hit „When The Rain Begins To Start“ schmettern und dazu pathetisch und übertrieben durch ein Straßengang-Sujet posieren und tanzen, das bisweilen gar an Fantasy- oder Endzeit-Streifen gemahnt und als Musikvideo ausgekoppelt wurde. Im Anschluss ist Jackson dann nicht mehr zu sehen, Zadora in ihrer Rolle als Dee Dee dafür umso häufiger, bekleidet sie doch die Hauptrolle. Dabei ist sie nicht nur aufgrund ihrer geringen Körpergröße niedlich anzusehen und tanzsingt sich durch diverse richtig gute Songs zwischen Pop, Rock und Rockabilly – sowie jene alberne Rahmenhandlung um die Außerirdischen, die auch noch einen als Hydranten verkleideten Roboter mit sich führen und denen manch Panne passiert: Den einen zerfetzt es sogar in einer Bar im ‘50er-Jahre-Stil, wo ein beträchtlicher Teil des Films spielt.

(Achtung, Spoiler:) Michal Berryman biegt als irrer Ausbrecher mit Kettensäge um die Ecke und dreht mit seinem Psychokumpel auf der Fete durch, wo der „Battle of the Bands“ stattfindet: Frankies Band und die Außerirdischen spielen den gleichen Song – Frankie & Co. in einer Rockabilly-Version und die Aliens ihn bezeichnenderweise als spacigen ‘80er-Pop. Das mutierte Tentakel-Ungetüm taucht auf und Dee Dee ist schließlich drauf und dran, mit dem platinblonden Alien-Bandleader zu dessen Planeten aufzubrechen, macht letztlich jedoch einen Rückzieher, da sie dafür sämtliche Gefühle aufgeben müsste. Da Frankie mittlerweile der Gewalt abgeschworen hat, kommt sie wieder mit ihm zusammen und singt nun mit ihm „When The Rain Begins To Fall“, womit eine Brücke zum Filmbeginn geschlagen wird.

„Voyage of the Rock Aliens“ ist quietschbunt, ‘80er bis auf die Knochen, heillos übertrieben und mal karikierend/satirisch, mal unverhohlen trashig. Für ein geeichtes Publikum ist er damit heutzutage in der Retrospektive sicherlich mehr wert als er es seinerzeit für den Mainstream war und insgesamt schon ein Spaß, der zudem über ein pointiertes Timing verfügt, so dass er kaum langweilig wird. Er ist aber gleichzeitig ein Paradebeispiel für den Over-the-Top-Geist, der damals munter dazu animierte, so viel Unfug auf oberflächliche Weise zusammenzufassen, wie nur irgend möglich und damit zu Recht irritiert. Interessant ist u.a. der Rockabilly-Bezug, der damals ja eigentlich seinerseits retro war, sich jedoch tatsächlich immer wieder in der Pop-Kultur wiederfand. Unterm Strich ist Fargo meines Erachtens ein irrwitziges Zeitdokument gelungen, das Pia Zadora in einer Doppelrolle ihrer beiden Standbeine Gesang und Schauspiel in den Mittelpunkt rückt und mir als bewusst-verklärtem Fan des Jahrzehnts ein debiles Grinsen aufs Gesicht zaubert.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Voyage of the Rock Aliens – James Fargo (Trash Coll. # 70)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 24.04.2020 bei cmv-Laservision als Blu-ray/Doppel-DVD-Kombination im Mediabook und auch noch einmal auf separater Blu-ray sowie auf separater DVD:

Bild Bild Bild

Extras:
Original Trailer / Musikvideo When the rain begins to fall / englisches Ende / alter deutsche Vorspann / animierte interaktive Menüs
Zusätzliches Bonusmaterial auf der BD:
Original Lichtton 2.0 / bearbeiteter Lichtton 2.0 + 5.1 / Videoton 2.0 + 5.1 / englischer Originalton 2.0 + 5.1
Bonus-DVD The Video Album (ca. 45 Min.) [Mediabook-exklusiv]

Quelle: OFDb-Shop
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Voyage of the Rock Aliens – James Fargo (Trash Coll. # 70)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich heute bei Digidreams noch einmal als Blu-ray/DVD/Audio-CD-Kombination im Mediabook inkl. der SchleFaZ-Fassung.

Extras:
Booklet
SchleFaZ-Fassung auf DVD
Soundtrack CD

Bemerkung:
Limitiert auf 666 Stück.

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=105475
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Voyage of the Rock Aliens – James Fargo (Trash Coll. # 70)

Beitrag von jogiwan »

Lustig schlechter Musikfilm, der seine mehr als dünne Rahmenhandlung um den Superhit "When the Rain begins to fall" von Jermaine Jackson und Pia Zadora zimmert und alles falsch macht. Der Rest der sprunghaft erzählten Geschichte hat ja mit dem bekannten Video-Clip, der gleich zu Beginn verballert wird so überhaupt nichts mehr zu tun, sondern geht in Richtung Worst-of-Teeniemusical mit Alien-Einschlag und lässt dabei kein noch so ausgelutschte Klischee aus. Es wird gesungen, gezappelt und getanzt und alles wirkt immer hübsch cheesy oder einfach nur so völlig daneben. "Voyage of the Rock Aliens" kommt auch irgendwie nie so richtig in die Gänge und wirkt auch ansonsten so, als wäre er nur entstanden um verklärten Nostalgikern die Achtziger madig machen. So muss das auch sein. Kein Wunder, dass ich den Film sehr mag!
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Re: Voyage of the Rock Aliens – James Fargo (Trash Coll. # 70)

Beitrag von Dick Cockboner »

jogiwan hat geschrieben: Fr 6. Okt 2023, 07:36 Lustig schlechter Musikfilm, der seine mehr als dünne Rahmenhandlung um den Superhit "When the Rain begins to fall" von Jermaine Jackson und Pia Zadora zimmert und alles falsch macht. Der Rest der sprunghaft erzählten Geschichte hat ja mit dem bekannten Video-Clip, der gleich zu Beginn verballert wird so überhaupt nichts mehr zu tun, sondern geht in Richtung Worst-of-Teeniemusical mit Alien-Einschlag und lässt dabei kein noch so ausgelutschte Klischee aus. Es wird gesungen, gezappelt und getanzt und alles wirkt immer hübsch cheesy oder einfach nur so völlig daneben. "Voyage of the Rock Aliens" kommt auch irgendwie nie so richtig in die Gänge und wirkt auch ansonsten so, als wäre er nur entstanden um verklärten Nostalgikern die Achtziger madig machen. So muss das auch sein. Kein Wunder, dass ich den Film sehr mag!
Ich stimme dem 100%ig zu, allerdings will ich noch anmerken das ich diesen Film, ganz im Gegensatz zu ähnlich gelagertem Kram, nicht ständig gucken will. Alle Jubeljahre reicht völlig aus. :pfeif:
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