Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"
Derrick Collectors Box 10 (Folge 136-150)
Folge 144 - Der Fall Weidau (Deutschland 1986)
Familienglück und Lebensgerüste
Klaus Weidau ist tot! Morgens findet man den jungen Mann leblos in seinem Bett, offenbar wurde er mit Blausäure vergiftet. Derrick und Klein erleben Familie Weidau als äussert harmonisches Konstrukt, mehrere Generationen leben glücklich unter einem Dach, angestelltes Personal steht den Weidaus sehr nahe. Auch in der Nacht wird das Haus nie abgesperrt, vermutlich konnte sich der Mörder ohne Schwierigkeiten unbemerkt Zutritt verschaffen. Sämtliche Familienmitglieder berichten vom letzten Abend mit Klaus, wie üblich ein Abend angeregter Gespräche im warmherzigen Rahmen. Ein Tatmotiv ist nicht erkennbar, allerdings scheint auch Selbstmord unwahrscheinlich. Weitere Ermittlungen verlaufen ohne greifbare Ergebnisse, plötzlich ist im Hause Weidau ein weiterer Todesfall zu beklagen ...
"Der Fall Weidau" prasentiert uns einige bekannte Gesichter. In Erinnernung bleiben vor allem Friedrich von Thun als amtierendes Familenoberhaupt, Inge Birkmann als kantige Großmutter,
"Dauergast" Ekkehardt Belle diesmal nicht als tragisch trübe Tasse, er gibt den braven Sohn aus gutem Haus. Sympathisch Ernst-Fritz Fürbringer als klappriger Gatte der kernigen Inge Birkmann, während Manfred Seipold in der Rolle des Verwalters eher glitschig anmutet. Ich verzichte auf Aufzählung des gesamtes Ensembles, überwiegend gehen Darsteller und Charaktere in der Atmosphäre dieser Folge auf.
Was steckt hinter der nahezu unglaublichen Harmonie, was brodelt im herrschaftlichen Gemäuer der Weidaus vor sich hin? Autor Herbert Reinecker baut nicht auf sexuelle Perversionen und daraus resultierende Rachegelüste, die tatsächliche Auflösung mag ungewöhnlich geraten, scheint gleichwohl durchaus nachvollziehbar und trifft schmerzhaft ins Herz. Tatsächlich ins Herz? Ja, obschon die überdimensional angelegte Eintracht im familiären Elfenbeinturm teils künstlich erscheint, lässt mich Reineckers
"geschickt überhöhte Realität" keineswegs unberührt zurück. Zerbricht das
"gut-großbürgerliche" Glück an der eigenen Herrlichkeit? Freilich drängt das Drehbuch den Titelhelden ebenfalls ins philosophisch eingefärbte Horn zu tröten, Horst Tappert bewegt sich gewohnt souverän auf dem
-teils gefährlich- rutschigen Parkett. Nebenbei sorgt Fritz Weppers
"Pseudo-Schimanski-Jacke" für Schmunzler, Harry muß noch in das Kleidungsstück reinwachsen. Alfred Weidenmanns Regie bleibt nahe am Geschehen, gleiches gilt für die Kameraarbeit um das Team von Michael Georg. Hans Hammerschmid steuert melancholische Musik bei, sein Beitrag drängt sich nie in den Vordergrund, untermalt das Geschehen
"stimmungsvoll-unaufdringlich".
7/10 (gut)