Deliria-Italiano

Patrik Pacard



Originaltitel: Patrik Pacard

Herstellungsland: Deutschland, Norwegen, Schweiz / 1984

Regie: Gero Erhart

Darsteller: Hendrick Martz, Peter Pongratz, Gila von Weitershausen, Jean-Claude Bouillon

Story:

Patrik Pacard ist ein aufgeweckter Junge, der nach einer Blinddarm-Operation mit seinen Eltern ein paar ruhige Tage in einem norwegischen Fjord verbringen möchte. Dort gerät er jedoch mitten in internationale Spionage-Konflikte um den genialen Wissenschaftler Dr. Gunström, der es in der Abgeschiedenheit geschafft hat, den DNA-Code von Obst und Gemüse so zu verändern, dass diese sogar noch in höchst unwirtlichen Umständen gedeihen. Als der korrupter Spion Dimitri den Professor mit einer Droge außer Gefecht setzt, die begehrte Formel entlockt und mittels Laser in die Fußsohle des Jungen brennt, wird dieser auf einmal zum Spielball internationale Mächte und quer über den Erdball gejagt. Gemeinsam mit seinen Eltern und der beherzten Wissenschaftlerin Giovanna ist er Spionen und Geheimdiensten aber immer einen Schritt voraus und verhindert so auch stets, dass die begehrte Formel in falsche Hände gerät.

Aus der Abteilung zerstörte Jugenderinnerungen präsentiere ich heute die Weihnachtsserie „Patrik Pacard“ die seinerzeit im Jahr 1984 doch bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen hat. Mit knapp 35 Jahren Abstand ist die Jugend-Serie über eine bahnbrechende Formel und internationale Spionage aber gar nicht mehr so prickelnd, sondern eher peinlich, haarsträubend und vor allem auch ziemlich langweilig. Die Geschichte über einen aufgeweckten Jungen inmitten einer Spionage-Sache ist ja eigentlich völlig daneben und so präsentiert, wie man sich als achtjähriger Jungen ein aufregendes Abenteuer inmitten internationale Spionage vorstellen würde. Man will ja gar nicht erst damit anfangen, was hier alles nicht zusammengeht und bei näherer Betrachtung auch gar keinen Sinn ergibt. Das fängt bei der ominösen Wahrheitsdroge an und hört damit auf, dass hier ständig die gleiche Handvoll Leute immer und überall auf der Welt zur scheinbar richtigen Zeit auftaucht. Im Verlauf der sechs Folgen mit je 50 Minuten überzeugt der Junge mit seinem Mut, Tapferkeit und einnehmenden Art auch noch den griesgrämigsten Spion, sodass am Ende dann auch das vermeintlich Gute siegen darf. Statt die ungerechte Umverteilung der Welt-Ressourcen auf den Kopf zu stellen, bleibt man einfach dabei, dass bisherige System so weiterzuführen, wie bisher. Lustig auch, wie oberflächlich Themen wie Korruption, Kapitalismus, Ertragsmaximierung bis hin zu totalitären Gesellschaftssystemen alles abgehandelt wird und dabei auch noch permanent in Anwesenheit von Jugendlichen geraucht wird. 1984 war die Welt wirklich noch scheinbar unbedarft und die TV-Unterhaltung grenzenlos naiv. Auweia!

"Jack Holborn" kenn ich nicht, die Serie war wohl 1982 und da war ich noch zu jung für die jährliche Weihnachtsserie. Ich hab aber noch "Oliver Maas" hier und weiß nicht so recht, ob ich mich da drüber trauen soll... Um "Patrik Pacard" war ja damals der volle Hype und jeder wollte so cool sein wie der Junge mit der Formel am Fuß. Aber die ganze Serie ist so bieder, brav und die Dialoge daneben, dass man teilweise echt nur den Kopf schütteln kann. Und so langweilig noch dazu. Hier werden junge Erdenbürger nicht ernst genommen, sondern ziemlich verarscht.

Krass auch der Vergleich mit "Stranger Things 3", der ja im Jahr 1984 spielt mit "Patrik Pacard" der in diesem Jahr entstanden ist... Keine hippen Klamotten, keine farbenfrohes Interior, keine coolen Menschen - alles nur schrecklich beige und eintönig. Und die Pullover die Patrik im Verlauf der Handlung tragen muss grenzen an Körperverletzung und Kindesmisshandlung...

Pulloverploitation aus den 80ern

sergio petroni hat geschrieben:Auweia. Trifft das jetzt auf "Patrik Pacard" im besonderen zu?
Oder sollte man solch Jugend-TV-Erinnerungen besser grundsätzlich unangetastet lassen?

Ich habe eigentlich ziemlich gute Erfahrungen damit gemacht, alte Kindersendungen wieder auszugraben. Man sollte sich natürlich so etwas wie kindliche Begeisterungsfähigkeit beibehalten haben.

Versuch's im Zweifelsfall mal mit den "dreibeinigen Herrschern".

Im Falle von "Patrik Pacard" habe ich das Gefühl, dass die jugendliche Figur überhaupt nicht ernstgenommen wird und von den erwachsenen Charakteren von oben herab behandelt wird. Auch die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird, zeugt eher davon, dass man als Macher das jugendliche Publikum offensichtlich nicht für fähig hält, komplexe, gesellschaftliche und/oder dramatische Sachverhalte entsprechend zu erfassen. Stattdessen wird der Zuschauer mit märchenhaften, oberflächlichen und haarsträubenden Entwicklungen abgespeist, die noch dazu sehr langatmig und im Umgang mit Autoritäten auf fast schon auf penetrant erzieherische Weise präsentiert werden.

jogiwan hat geschrieben:Im Falle von "Patrik Pacard" habe ich das Gefühl, dass die jugendliche Figur überhaupt nicht ernstgenommen wird und von den erwachsenen Charakteren von oben herab behandelt wird. Auch die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird, zeugt eher davon, dass man als Macher das jugendliche Publikum offensichtlich nicht für fähig hält, komplexe, gesellschaftliche und/oder dramatische Sachverhalte entsprechend zu erfassen. Stattdessen wird der Zuschauer mit märchenhaften, oberflächlichen und haarsträubenden Entwicklungen abgespeist, die noch dazu sehr langatmig und im Umgang mit Autoritäten auf fast schon auf penetrant erzieherische Weise präsentiert werden.

Ja, das klingt nach einem Negativbeispiel für Kinderserien.