Zwei Weihnachtsmänner - Tobi Baumann (2008)

Moderator: jogiwan

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Zwei Weihnachtsmänner - Tobi Baumann (2008)

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Originaltitel: Zwei Weihnachtsmänner

Herstellungsland: Deutschland / 2008

Regie: Tobi Baumann

Darsteller: Bastian Pastewka, Christoph Maria Herbst, Sophie von Kessel, Floriane Daniel, Armin Rohde, Lotte Ledl, Franz Buchrieser, Michael Lott, Anja Franke u. A.
Sie sind wie Pech und Schwefel, doch sie haben ein gemeinsames Ziel: Pünktlich zu Weihnachten bei der Familie bzw. der Freundin in Berlin zu sein. Der glücklose, liebenswerte Poolnudel-Vertreter Hilmar Kess sowie der ehrgeizige, herzlose Wirtschaftsanwalt Tilmann Dilling treffen am Wiener Flughafen unglücklich aufeinander und merken schnell, das sie einander so schnell nicht mehr loswerden. Denn aufgrund eines Schneesturms muss ihr gemeinsames Flugzeug in Bratislava landen, von wo aus sie nun gemeinsam den Weg nach Berlin antreten, der aufgrund unterschiedlichster Ereignisse länger dauert, als den beiden lieb ist. Eine explodierende Hütte, eine Wildsau, sowie ein toter Weihnachtsmann sind dabei noch das geringste Problem...
Quelle: www.ofdb.de
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Zwei Weihnachtsmänner - Tobi Baumann (2008)

Beitrag von buxtebrawler »

„Ich dachte immer, die Österreicher können uns Deutsche nicht leiden...“ – „Können wir auch nicht! Aber es ist ja Weihnachten...“

Im Jahre 2008 produzierte man anlässlich des bevorstehenden Weihnachtsfests einen TV-Zweiteiler für Sat.1, die Weihnachts-Buddy-Road-Movie-Komödie „Zwei Weihnachtsmänner“, für deren Hauptrolle zwei der beliebtesten zeitgenössischen TV-Humoristen gewonnen wurden: Bastian Pastewka („Die Wochenshow“, „Pastewka“) und Christoph Maria Herbst („Stromberg“). Mit der Regie betraute man den genreerfahrenen Tobi Baumann („Der Wixxer“, „Vollidiot“), das Drehbuch stammt von Tommy Jaud. Bereits wenige Tage vor der TV-Ausstrahlung wurde der Film auf DVD veröffentlicht, sodass es sich gewissermaßen um einen Hybriden aus Direct-to-DVD- und Fernsehfilm handelt. Wegen akuten Schneemangels wurden die Dreharbeiten während der laufenden Produktion von den tschechischen Originalschauplätzen nach Lappland verlagert.

„Wir haben den Weihnachtsmann umgebracht!“

Sie könnten gegensätzlicher kaum sein: Der Poolnudel-Vertreter Hilmar Kess (Bastian Pastewka) und Wirtschaftsanwalt Tilmann Dilling (Christoph Maria Herbst). Kess ist ein lebenslustiger, jedoch wenig ehrgeiziger und im Beruf erfolgloser Verlierertyp und trotzdem naiv-fröhlicher Laberkopp, der seiner Freundin Ilka (Floriane Daniel, „Schöne Frauen“) einen Heiratsantrag machen möchte, Dilling hingegen ein knallharter, rationalistischer, herzloser Karrierist, der einem insolventen Unternehmen gerade nahegelegt hat, unmittelbar vor Weihnachten der Belegschaft zu kündigen und durch seine fordernde, arrogante Art negativ auffällt. Beide eint ihr Ziel, rechtzeitig an Heiligabend bei ihrer Freundin bzw. Familie zu sein. Am Wiener Flughafen begegnen sie sich beim Check-in und werden zufällig nebeneinander in den Flieger gesetzt, wo Kess Dilling schwer auf die Nerven geht. Noch schwerer allerdings wiegt, dass Berlin aufgrund der Wetterverhältnisse nicht angeflogen werden kann und der Flug daher nach Bratislava umgeleitet wird. Dillings Gepäck hingegen verschlägt es nach Budapest. Per Bahn, in der sich die Männer ein Abteil teilen, soll es nun nach Berlin gehen. Doch der Bummelzug bleibt wegen eines Defekts auf offener Strecke liegen. Von nun an versucht man, per pedes in den nächstgelegenen Ort Třebíč zu gelangen, um sich dort einen Mietwagen zu sichern. Doch das ist erst der Beginn ihrer Odyssee, die sie u. a. mit einer explodierenden Holzhütte, schießwütigen Tschechen, einem toten Weihnachtsmann und der Drogenmafia konfrontieren wird...

„Fast sieht’s mir nach ’ner Pechsträhne aus!“

Das Quasi-Remake von „Ein Ticket für Zwei“ (1987), das zudem stark an die Screwball-Komödien des Duos Pierre Richard/Gérard Depardieu erinnert, lebt von seinen spielfreudigen Hauptdarstellern, prominent besetzten Nebenrollen (Armin Rohde als sterbender Weihnachtsmann, Axel Stein als tschechischer Polizist, Christian Ulmen als Zuhälter), köstlichen, scharfzüngigen Dialogen, einigen Slapstick-Einlagen und viel Situationskomik vor dem Hintergrund existenzieller Probleme wie kriselnder Beziehungen, der Unfähigkeit der Männer, damit umzugehen sowie der Entwicklung der Beziehung zwischen beiden von offener Abneigung Dillings gegenüber Kess zu einer Schicksalsgemeinschaft, Hassliebe und schließlich gegenseitigem Respekt bis hin zu tief empfundener Empathie und Freundschaft.

„Schuld ist ein Energiedieb!“

Zu kämpfen hat man als Zuschauer jedoch auch mit manch vorhersehbarer Pointe/Entwicklung, einigen bemüht rührseligen Momenten und binsenweisheiterischen Allgemeinplätzen. Meist bekommt der Film jedoch schnell wieder die Kurve, überrascht sogar mit Actionszenen, einem aberwitzigen Szenario mit Dilling auf Koks, in dem Herbst einmal so richtig aufdrehen darf, und einer lange Zeit zur Nebensächlichkeit degradierten, jedoch eigentlich gar nicht so nebensächlichen, sensibel aufgerollten Hintergrundgeschichte das gestörte Verhältnis Kess’ und seiner Ilka untereinander betreffend. Umrahmend schlägt „Zwei Weihnachtsmänner“ voll in die Weihnachtshektikkerbe, die ein großer Teil des Publikums nachvollziehen können wird. Mit den zahlreichen harten und fast schlimmstmöglichen Widrigkeiten, denen sich die Protagonisten ausgesetzt sehen, treibt der Film diese mit Termindruck, Sorge vor unerfüllbaren Erwartungen und Handlungsunfähigkeit dank ohnmächtigem den öffentlichen Verkehrsmitteln Ausgesetztsein in schwindelerregende Höhen – gegen die sämtliche Alltagsprobleme bald verblassen.

„Ich hasse Weihnachten!“

Im Mittelpunkt steht jedoch die Beziehung der Männer zueinander, innerhalb derer sie schließlich viel gegenseitiges Verständnis entwickeln und nicht nur etwas über den jeweils anderen, sondern auch über sich selbst lernen, wenn sie aufeinander angewiesen sind. Wenn sich zum Finale hin beide dann gegenseitig ganz großartig finden, wird’s doch noch kitschig, ganz zu schweigen vom sämtliche Register ziehenden Happy End inkl. Saulus-Paulus-Wandlung und allem Pipapo, aber zu Weihnachten muss das wohl so sein und findet sein historisches Vorbild bekanntlich bereits in Charles Dickens’ Weihnachtsgeschichte. Würde ich behaupten, dass zumindest Teile davon nicht wirklich rührend seien, würde ich lügen.

„Halb Mann, halb Keks?“

Herbsts genervter Gesichtsausdruck spricht Bände und wenn Pastewka einmal mehr ein Unschuldslächeln auf sein Backpfeifengesicht zaubert, dürfte die Handlung für manch Fan fast schon nebensächlich werden. In Kombination mit den ihnen in den Mund gelegten Dialogen befindet sich ein Film wieder dieser allein dadurch schon fast auf der Gewinnerstraße. Und nicht nur die Fans bekommen in Form eines Stand-Up-Comedy-Programms während einer Busfahrt eine Art bereits in den Film integrierten Bonus. Findigen Kennern hingegen wird es vorbehalten sein, die Taxiwerbung für die „Capitol-Versicherung“ zu bemerken, jenen hübsch versteckten Verweis auf „Stromberg“. Es sind letztlich auch Details wie dieses, die den Film aus den Untiefen gefälliger saisonaler TV-Produktionen herausheben. „Zwei Weihnachtsmänner“ ist nett, im ausschließlich positiven Sinne des Worts – zumal Baumanns Regie den Film kurzweiliger erscheinen lässt, als er eigentlich ist.

„Ich bin ein erbärmlicher Poolnudel-Clown!“

Auch die musikalische Untermalung wurde geschmackvoll ausgewählt, bietet sie doch interessante Variationen bekannter Weihnachtssong inkl. eines besonders herausstechenden „Christmas Blues“. Daraus hätte man fast eine nette Soundtrack-Veröffentlichung machen können. Wer auf der Suche nach einem angenehmen Weihnachtsfilmvergnügen ist, das den Brauch nicht zynisch kommentiert oder negiert, sondern eine Auffrischung klassischer Weihnachtsgeschichten in modernem Gewand vollzieht und sich mit seinen deutschen, österreichischen und osteuropäischen Schauplätzen von manch US-Familienfilm-Produktion absetzt, muss kein Pastewka- oder Herbst-Fan sein, um an „Zwei Weihnachtsmänner“ Gefallen zu finden – sollte in Sachen Naivität, Versöhnlichkeit und Kitsch dennoch dann und wann ein Auge zudrücken können. Aber wer, der sich solche Filme ansieht, kann das zu Weihnachten nicht?
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Zwei Weihnachtsmänner - Tobi Baumann (2008)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 04.10.2024 bei MySpass noch einmal auf Doppel-DVD:

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Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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