Die Insel der neuen Monster 2 - Sergio Martino
Moderator: jogiwan
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Die Insel der neuen Monster 2 - Sergio Martino
Originaltitel: La regina degli uomini pesce
Land: Italien
Jahr: 1995
Regie: Sergio Martino
Darsteller: Ein Haufen Talentamöben.
Handlung:
Zwei Kinder flüchten aus der Kanalisation des Postapokalyptischen New Yorks und gelangen auf eine geheimnisvolle Insel, die von einem Amazonenstamm beherrscht wird. Die Königin des selben zeichnet sich dadurch aus, dass sie unliebsame Mitmenschen in Fischmutanten verwandelt…
Kritik:
Was geschieht, wenn man „Die Insel der neuen Monster“ mit „Fireflash“ mischt? Ich weiß es nicht, aber ich weiß was geschieht, wenn man „Die Insel der neuen Monster“ mit „Fireflash“ mischt und zwei nervige Kinder hinzufügt, die nie die Klappe halten wollen! Dann bekommen wir nämlich die Ansammlung von Schrott, die unter dem Namen „Die Insel der neuen Monster 2“ jedes Doppelfeature mit dem Original versaut.
Zunächst mal ist die Faulheit des Herrn Martino zu beklagen, der es sich nicht nehmen ließ, möglichst viele Einstellungen, egal wie unbedeutend oder unpassend sie auch sein mögen, aus den zwei oben genannten Filmen zu übernehmen. Dies ist nicht nur uninnovativ und faul, sondern stellt auch diverse Spoiler da, denn sobald ein gepanzertes Auto vorkommt, weiß ich genau, was die nächsten zehn Minuten abgehen wird. Das einzige Lob, das ich dem Film diesbezüglich auf einer trashigen Ebene machen kann ist, dass am Ende gegen meine Erwartungen irgendwie der Schluss von „Fireflash“ in der Arktis auftauchte. Ich begrüße zwar die Überraschung diese Szene zu sehen, andererseits machte es mich aber auch besonders wütend, dass unsere Protagonisten dann nicht gleich auch ein Pläuschen mit Edmund Purdom gehalten haben.
Die Szenen, welche nicht aus anderen Filmen übernommen wurden (und das sind wohl nicht viel mehr als die Hälfte) sind absoluter Nonsens, nicht wert kritische Gedanken an sie zu verschwenden, doch da ich mich irgendwie abreagieren muss, bleibt mir nichts anderes übrig als über sie zu schreiben. Also…wo fang ich an:
Mal ein kleiner Rat an Herrn Martino: KEIN MENSCH MAG KINDER IN FILMEN SEHEN!!! Nicht mal Kinder mögen Kinder in Filmen!!! Ein erwachsenes Publikum bevorzugt Protagonisten, mit denen sie sich identifizieren können und DAS SIND KEINE KINDER. Und selbst ein jüngeres Publikum bevorzugt Helden, zu denen es aufsehen kann, die es bewundern kann UND DAS SIND AUCH KEINE KINDER!!! Egal für wen Sie, Herr Martino, den Film drehen, was auch immer ihr Zielpublikum sein mag, WENN SIE KINDER ALS PROTAGONISTEN HABEN KÖNNEN SIE NUR VERLIEREN …Gott, ich hasse Kinder als Protagonisten. Gut es gibt Ausnahmen, Kevin aus „Home alone“ oder keine Ahnung, aber diese Ausnahmen sind selten und man brauch verdammt viel Talent und einen wirklich guten Kinderdarsteller um dies hinzubekommen und Sie, Herr Martino, haben offensichtlich ihr altes Talent für diesen Film zu Hause gelassen und ihre Kinderdarsteller sind auch nicht gerade das, was man talentiert bezeichnen würde.
Ich würde mich mehr über die beiden Kinderdarsteller selbst beschweren, aber vergleicht man sie mit den herangewachsenen „Schauspieler“, so muss ich mir eingestehen, dass die beiden Knirpse neben denen wie oscarreife Hollywoodgrößen wirken, ernsthaft, die beiden Kinder leisten, so schlecht sie auch sein mögen (und das sind sie), die überzeugenste Performance. Der einzige Schauspieler von der ganzen Besetzungsliste, der halbwegs Laune macht, ist Hal Yamanouchi und wenn ich sehen wollte, wie Hal Yamanouchi Laune macht, dann würde ich mir „Fireflash“ ansehen, DENN ALL SEINE SZENEN HIER SIND AUS „FIREFLASH“! Das größte Tief unter den Darstellern erreicht Ramona Badescu als Königin der Insel. Anfangs wirkte sie gar nicht so schlecht, wir beginnen mit einigen Aufnahmen von ihr, wie sie einfach da sitzt und ich muss sagen: Sie ist schön genug um eine glaubhafte Femme Fatala abzugeben. Doch dummerweise beginnt sie später sich zu bewegen und macht den Mund auf und ihre schauspielerische Unfähigkeit macht alle Majestät, die sie als Standbild zeigte zu Nichte. Wie ein Kindergartenkind reißt sie immer die Augen auf, wenn sie etwas sagt, bewegt sich albern (macht einmal sogar einen Kopfstand) und verliert dadurch alles Königliche.
Ob ihr’s glaubt oder nicht, aber mein Hauptproblem liegt trotzdem weder in den Kinderprotagonisten noch in den miesen Darstellern und auch nicht in all den eingefügten Szenen aus „Fireflash“ und „Die Insel der Neuen Monster“ sondern in den Dialogen. Diese sind einfach unerträglich. Und dies aus zwei Gründen:
1. Niemand kann die Klappe halten!!! Junge, wenn du in einer lebensgefährlichen Situation bist, dann fröne gefälligst dem Sound of Silence und mach nicht irgendein altkluges Kommentar, das nervt auf die Dauer! Ständig wird irgendein Blödsinn dahergeredet, ob er zum Geschehen passen mag oder nicht. Beispielsweise hat das eine Kind einen Fetisch für Ratten und kann keine Minute Screentime aushalten ohne mit irgendeinem Kommentar darauf zu verweisen…sicher, der Drehbuchautor will dadurch die Kleinräumigkeit seiner Welt ausdrücken, aber wenn dieser einen IQ von über 7 gehabt hätte, so hätte er einen eleganteren Weg gefunden dies zu machen.
2. Das was gesagt wird, ist einfach DÄMLICH! Wenn es keine Möchtegern coolen Sprüche sind, so sind es halbherzige Erklärungen des Geschehens, doch dummerweise ergibt das, was geschieht vorne und hinten keinen Sinn und die Erklärungen wirken demnach erzwungen und lachhaft.
Ich habe den Film bis zum Ende durchgestanden, es war nicht leicht, aber ich hab ihn visuell bis zum Ende ertragen, doch diese furchtbaren Dialoge haben meine Ohren einfach so gequält, dass mir eine halbe Stunde vor Schluss nichts anderes übrig blieb als den Ton auf leise zu drehen und mir in glorreicher Endlosschleife Donovans „Atlantis“ anzuhören. Einerseits, weil die versunkene Stadt im Film vorkommt und andererseits, weil ich jetzt auch lieber dort wäre als in meinem Fernsehsessel solange so ein Müll läuft! So bekam ich nur noch die Hälfte von dem mit, was über den Bildschirm flimmerte und im Nachhinein betrachtet, war es gut, dass ich mich nicht mit den unsinnigen Erklärungen herumschlagen musste für Geschehnisse wie (niemand sollte sich das ansehen, deswegen kümmern mich die Spoiler nicht)…
…Der alte Mann, der gestorben ist, lebt wieder (Erzwungenes Happy End to the max!)
…Der kleinwüchsige dunkelhäutige Prinz wird von seinem Fluch befreit und verwandelt sich in Conan den Barbaren, denn offensichtlich wird Dunkelhäutigkeit und Kleinwüchsigkeit als Fluch verstanden (Rassismus to the max!)
…Die tropische Insel ist nicht mal eine eintägige Bootsfahrt von der Arktis entfernt (Klimaverirrung to the max!)
Fazit: DÄMLICH! Nicht anschauen!!! Stattdessen „Fireflash“ anschauen! 1/10
Zuletzt geändert von DrDjangoMD am Do 23. Feb 2012, 13:17, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Die Insel der neuen Monster 2 - Sergio Martino
autsch!
it´s fun to stay at the YMCA!!!
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Re: Die Insel der neuen Monster 2 - Sergio Martino
Interessant in diesem Zusammenhang: Die Hauptrolle wird von Giuliano Gensini gespielt. Seines Zeichens eine der beiden absolut talentfreien und obernervigen Ekel-Bratzen aus "Das Haus des Bösen".
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- DrDjangoMD
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Re: Die Insel der neuen Monster 2 - Sergio Martino
Wirklich interessant! Aber so sehr ich ihn hier auch hassen mag, ehrlich gesagt, im Vergleich zu seiner Performance zu "Das Haus des Bösen" hat er sich echt verbessertArkadin hat geschrieben:Interessant in diesem Zusammenhang: Die Hauptrolle wird von Giuliano Gensini gespielt. Seines Zeichens eine der beiden absolut talentfreien und obernervigen Ekel-Bratzen aus "Das Haus des Bösen".
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Re: Die Insel der neuen Monster 2 - Sergio Martino
hehe... nur beim überfliegen sagen einem die Smileys schon: FINGER WEG!
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
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Re: Die Insel der neuen Monster 2 - Sergio Martino
Ich muss mir dringend das Set von Marketing beschaffen.
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Re: Die Insel der neuen Monster 2 - Sergio Martino
Oweia, hat Martinotschi bei sich selbst geklaut Armer docschi2, der ist ja richtig wütend
Tja, vom Martino sollte man alles wenigstens einmal gesehen haben, aber diesen Film würd ich mir wohl so billig wie möglich besorgen und nicht während des Genußes von vielen Bierchen anschauen, sondern nach dem Genuß von vielen Bierchen Scheiße, klingt das ärgerlich
Tja, vom Martino sollte man alles wenigstens einmal gesehen haben, aber diesen Film würd ich mir wohl so billig wie möglich besorgen und nicht während des Genußes von vielen Bierchen anschauen, sondern nach dem Genuß von vielen Bierchen Scheiße, klingt das ärgerlich
- CamperVan.Helsing
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Re: Die Insel der neuen Monster 2 - Sergio Martino
Darauf erhebe ich mein Glas!DrDjangoMD hat geschrieben: Dann bekommen wir nämlich die Ansammlung von Schott,
Ach ja, ich hab irgendwie den Eindruck, du hast eine Abneigung gegen Kinder...
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- DrDjangoMD
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Re: Die Insel der neuen Monster 2 - Sergio Martino
Das ist das gute daran: DIe Marketing-Version bringt ihn zusammen mit dem ersten Teil und dies recht billig. Hab glaube ich 8 Euro im Einzelhandel gezahlt, wenn man im Internet oder auf Flohmärkten sucht, wird es ihn dort wahrscheinlich noch billiger geben. Und dann ist das Geld wenigstens nicht verschwendet, denn Teil 1 ist vielleicht nicht gut, aber wenigstens unterhaltend, und wie du sagtest, die Werke des Herrn Martino sollte man möglichst komplett haben.dr. freudstein hat geschrieben:aber diesen Film würd ich mir wohl so billig wie möglich besorgen
- Salvatore Baccaro
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Re: Die Insel der neuen Monster 2 - Sergio Martino
Meiner Meinung nach kann man in Bezug auf Martinos LA REGINA DEGLI UOMINI PESCE zwei, natürlich rein spekulative, Theorie vertreten, um dieses jeder Beschreibung spottende Machwerk zufriedenstellend zu erklären:
1. Mitte der 90er, als das italienische Genre-Kino nicht nur längst seine Hochphase überschritten hat, sondern im Grunde gar nicht mehr existent ist, seine es konstituierenden Regisseure sich entweder mit TV-Arbeiten über Wasser halten, gänzlich verstummten/verstarben oder versuchten, mittels in den USA fabrizierter Ware den Anschluss an internationale (d.h. amerikanische) Sehgewohnheiten zu finden, ist Sergio Martione einer der letzten Veteranen der alten Schule in Italien, der seiner Filmographie kontinuierlich neue Einträge hinzufügt. Zu dieser Zeit erinnert er sich an die Verfahrensweise seiner Kollegen wie Bruno Mattei oder Umberto Lenzi, die, der eine mehr, der andere weniger, selbst ihre Filme der klassischen Phase des Italo-Kinos in den 70er und frühen 80er Jahren gerne einmal mit Fremdmaterial aufstockten, da ihnen a) das Geld fehlte, die fehlenden Szenen, bspw. Aufnahmen von Urwaldtieren für einen Film, der in Wirklichkeit nur in einem römischen Stadtpark gedreht wurde, selbst in den Kasten zu bringen oder b) gar keine Notwendigkeit dafür sahen, indem sie, wie Lenzi bspw. in MANGIATI VIVI!, einfach auf frühere Regiearbeiten zurückgriffen und sie in ihr aktuelles Projekt einfügten: denn wieso sollte man zweimal drehen, was man schon einmal vor geraumer Zeit gedreht hat? Ob im Falle von LA REGINA DEGLI UOMINI PESCE nun erste oder zweite Motvation zutrifft, lässt sich nicht abschließend klären, Fakt ist, dass Martino gleich zwei seiner eigenen Filme plündert, um den vorliegenden zu strecken, nämlich 2019: DOPO LA CADUTA DIE NEW YORK von 1983 und ISOLA DEGLI UOMINI PESCI von 1979, und offensichtlich ist auch, dass jene etwa 50 - 60 Prozent, die Martino eigens für LA REGINA DEGLI UOMINI PESCE drehte, ohne das Fremdmaterial nicht bestehen könnten, was die Vermutung nahelegt, sie seien quasi um die entlehnten Szenen herumgedreht worden, Martino habe also zunächst seine älteren Filme nach Passendem abgesucht, es gesammelt und aus diesem Fundus dann die Geschichte entwickelt, die die Basis für seinen neusten Film bildete. Eine gewisse Faulheit spricht aus dieser Taktik, der ja vorrangig daran gelegen ist, unnötige Kosten und Mühen zu scheuen. Wenn Mattei in VIRUS aus irgendwelchen Tierfilmchen und gar aus Schroeders exzellentem LA VALLEE hübsche Naturaufnahmen stibitzt, dann bläst er damit in das gleiche Horn wie es Martino hier tut: Leerstellen, die wichtig sind, um dem Film eine gewisse Authenzität zu verleihen, werden unbekümmert mit Bildern aus ganz anderen Kontexten gestopft, eine raffinierte Art des Recyclings, mit der man sein aktuelles Budget niedrig hält. Martinos LA REGINA DEGLI UOMINI PESCE ist für jemanden, der sich auch nur ein bisschen in dem Oeuvre des Manns auskennt, schon allein deshalb eine regelrechte Frechheit, durch die eher unterdurchschnittliche Qualität der "neuen" Szenen, in denen zwei nervtötende Kiddies sterbenslangweilige Abenteuer in einem lebensbedrohlichen Dystopie-New-York und schließlich auf einem sagenumwobenen Fantasy-Island erleben, auf dem "verflucht sein" bedeutet, dass man sich in einen dunkelhäutigen Zwerg verwandelt, wird der Film erst recht zu einer Trash-Granate, bei der man wahlweise seine diebische Freude daran hat, die eine oder andere Szene in neuem Licht wiederzuerkennen oder persönlich beleidigt abschaltet, da man sich die berechtigte Frage stellt, weshalb sollte man sich selbst auch nur irgendwie mit diesem Unfug auseinandersetzen, wenn schon sein Regisseur offensichtlich so wenig wie möglich Herzblut in die ganze Sache gesteckt hat, und das Ergebnis eine lieblos zusammengeschusterte Gurke irgendwo zwischen blödsinnigem Kinderfilm, drögem Adventure-Movie und Reminiszenzen an eine Zeit, als das Italo-Kino sein Publikum noch nicht für dumm verkaufte, darstellt.
2. Mitte der 90er, als das italienische Genre-Kino nicht nur längst seine Hochphase überschritten hat, sondern im Grunde gar nicht mehr existent ist, seine es konstituierenden Regisseure sich entweder mit TV-Arbeiten über Wasser halten, gänzlich verstummten/verstarben oder versuchten, mittels in den USA fabrizierter Ware den Anschluss an internationale (d.h. amerikanische) Sehgewohnheiten zu finden, ist Sergio Martione einer der letzten Veteranen der alten Schule, der seiner Filmographie kontinuierlich neue Einträge hinzufügt. Zu dieser Zeit stößt er auf den deutschen Künstler Peter Roehr, der, schon 1968 in jungen Jahren verstorben, sein Werk, vereinfacht gesagt, in sich stetig wiederholenden Zirkeln anordnete, seinen Objekten, seinen Bildern, seinen Kurzfilmen ein repetives Prinzip zugrundelegte, das, völlig frei von jeglicher Subjektivität, allein das Immergleiche so oft aufeinanderfolgen ließ, dass daraus, wie er selbst betonte, etwas Neues entstehen sollte: die Wiederholung schafft also, wird sie nur lange und enthusiastisch genug betrieben, zwangsläufig einen neuen Kontext, eine neue Sichtweise des Rezipienten, einen neuen Gesamteindruck. Vielleicht hat er sich auch an die Szene aus Hanekes 71 FRAGMENTE EINER CHRONOLOGIE DES ZUFALLS erinnert, wo ein junger Mann minutenlang dabei zu sehen ist, wie er einen Tischtennisball gegen eine Wand pfeffert. Haneke weist im Audikommentar der DVD ganz richtig darauf hin, was diese Szene mit den Zuschauern mache: zunächst sei man interessiert, schaue ganz genau hin, warte auf ein entscheidendes Detail, das sich einem bei der Tätigkeit des Schauspielers offenbart, darauf folge eine immer weiter anwachsende Unruhe und Ungeduld, denn es passiert eben nicht, auf was man wartet, es passiert im Grunde gar nichts, außer dass der Ball immer wieder die Wand trifft und zurückgeschleudert wird, um von dem Schläger erneut gegen die Wand geschlagen zu werden, und dann, wenn man diese beiden Phasen überwunden hat, folgt daraus vielleicht die unverstellte Aufmerksamkeit, die nichts herbeisehnt, sondern nur an sich BETRACHTET. Da Martino noch ein wenig Geld zur Verfügung hat, entschließt er sich, solche Überlegungen auf sein eigenes Oeuvre anzuwenden. Sicher, Kollegen wie Mattei und Lenzi haben das bereits in den 80ern zur Genüge getrieben, aber die sind ohne künstlerische Zielsetzung an die Sache herangegangen, außerdem war es damals common sense in der Szene, bei Martino ist es nun etwas Anderes: er greift sich einfach zwei Filme heraus, die er vor langer Zeit drehte, wählt ebenso flüchtig Szenen aus diesen, um die herum er dann eine Geschichte strickt, die auch nur teilweise zu ihnen passt. Er kombiniert demnach etwas Originäres mit etwas bereits Existentem, um daraus eine neue Einheit zu produzieren. Deswegen ist es auch falsch, den vorliegenden Film als einen etwaigen zweiten Teil zu Martinos Kiemenmensch-Abenteuer von 1979 zu vermarkten. LA REGINA DEGLI UOMINI PESCE ist keine Fortsetzung, kein Remake, kein Rip-Off, nichts dergleichen: es ist eine Neurodnung des Gegeben, ein Film, der sich über seine spezifische Struktur definiert, die tief in der europäischen Avantgarde verwurzelt ist, und der sich um seine Handlung nicht im Geringsten schert. LA REGINA DEGLI UOMINI PESCE negiert unter der Maske eines trashigen Kinderfilms die weitgehend akzeptierte Meinung, dass Kunst ihre Innovation darin finden sollte, dass sie Novitäten hervorbringt, und sich nicht bei Vorhandenem bedient, um dieses in Zusammenhänge zu setzen, die ihm unerwartete Seiten abgewinnen.
Was zutrifft, muss jeder für sich selbst entscheiden...
1. Mitte der 90er, als das italienische Genre-Kino nicht nur längst seine Hochphase überschritten hat, sondern im Grunde gar nicht mehr existent ist, seine es konstituierenden Regisseure sich entweder mit TV-Arbeiten über Wasser halten, gänzlich verstummten/verstarben oder versuchten, mittels in den USA fabrizierter Ware den Anschluss an internationale (d.h. amerikanische) Sehgewohnheiten zu finden, ist Sergio Martione einer der letzten Veteranen der alten Schule in Italien, der seiner Filmographie kontinuierlich neue Einträge hinzufügt. Zu dieser Zeit erinnert er sich an die Verfahrensweise seiner Kollegen wie Bruno Mattei oder Umberto Lenzi, die, der eine mehr, der andere weniger, selbst ihre Filme der klassischen Phase des Italo-Kinos in den 70er und frühen 80er Jahren gerne einmal mit Fremdmaterial aufstockten, da ihnen a) das Geld fehlte, die fehlenden Szenen, bspw. Aufnahmen von Urwaldtieren für einen Film, der in Wirklichkeit nur in einem römischen Stadtpark gedreht wurde, selbst in den Kasten zu bringen oder b) gar keine Notwendigkeit dafür sahen, indem sie, wie Lenzi bspw. in MANGIATI VIVI!, einfach auf frühere Regiearbeiten zurückgriffen und sie in ihr aktuelles Projekt einfügten: denn wieso sollte man zweimal drehen, was man schon einmal vor geraumer Zeit gedreht hat? Ob im Falle von LA REGINA DEGLI UOMINI PESCE nun erste oder zweite Motvation zutrifft, lässt sich nicht abschließend klären, Fakt ist, dass Martino gleich zwei seiner eigenen Filme plündert, um den vorliegenden zu strecken, nämlich 2019: DOPO LA CADUTA DIE NEW YORK von 1983 und ISOLA DEGLI UOMINI PESCI von 1979, und offensichtlich ist auch, dass jene etwa 50 - 60 Prozent, die Martino eigens für LA REGINA DEGLI UOMINI PESCE drehte, ohne das Fremdmaterial nicht bestehen könnten, was die Vermutung nahelegt, sie seien quasi um die entlehnten Szenen herumgedreht worden, Martino habe also zunächst seine älteren Filme nach Passendem abgesucht, es gesammelt und aus diesem Fundus dann die Geschichte entwickelt, die die Basis für seinen neusten Film bildete. Eine gewisse Faulheit spricht aus dieser Taktik, der ja vorrangig daran gelegen ist, unnötige Kosten und Mühen zu scheuen. Wenn Mattei in VIRUS aus irgendwelchen Tierfilmchen und gar aus Schroeders exzellentem LA VALLEE hübsche Naturaufnahmen stibitzt, dann bläst er damit in das gleiche Horn wie es Martino hier tut: Leerstellen, die wichtig sind, um dem Film eine gewisse Authenzität zu verleihen, werden unbekümmert mit Bildern aus ganz anderen Kontexten gestopft, eine raffinierte Art des Recyclings, mit der man sein aktuelles Budget niedrig hält. Martinos LA REGINA DEGLI UOMINI PESCE ist für jemanden, der sich auch nur ein bisschen in dem Oeuvre des Manns auskennt, schon allein deshalb eine regelrechte Frechheit, durch die eher unterdurchschnittliche Qualität der "neuen" Szenen, in denen zwei nervtötende Kiddies sterbenslangweilige Abenteuer in einem lebensbedrohlichen Dystopie-New-York und schließlich auf einem sagenumwobenen Fantasy-Island erleben, auf dem "verflucht sein" bedeutet, dass man sich in einen dunkelhäutigen Zwerg verwandelt, wird der Film erst recht zu einer Trash-Granate, bei der man wahlweise seine diebische Freude daran hat, die eine oder andere Szene in neuem Licht wiederzuerkennen oder persönlich beleidigt abschaltet, da man sich die berechtigte Frage stellt, weshalb sollte man sich selbst auch nur irgendwie mit diesem Unfug auseinandersetzen, wenn schon sein Regisseur offensichtlich so wenig wie möglich Herzblut in die ganze Sache gesteckt hat, und das Ergebnis eine lieblos zusammengeschusterte Gurke irgendwo zwischen blödsinnigem Kinderfilm, drögem Adventure-Movie und Reminiszenzen an eine Zeit, als das Italo-Kino sein Publikum noch nicht für dumm verkaufte, darstellt.
2. Mitte der 90er, als das italienische Genre-Kino nicht nur längst seine Hochphase überschritten hat, sondern im Grunde gar nicht mehr existent ist, seine es konstituierenden Regisseure sich entweder mit TV-Arbeiten über Wasser halten, gänzlich verstummten/verstarben oder versuchten, mittels in den USA fabrizierter Ware den Anschluss an internationale (d.h. amerikanische) Sehgewohnheiten zu finden, ist Sergio Martione einer der letzten Veteranen der alten Schule, der seiner Filmographie kontinuierlich neue Einträge hinzufügt. Zu dieser Zeit stößt er auf den deutschen Künstler Peter Roehr, der, schon 1968 in jungen Jahren verstorben, sein Werk, vereinfacht gesagt, in sich stetig wiederholenden Zirkeln anordnete, seinen Objekten, seinen Bildern, seinen Kurzfilmen ein repetives Prinzip zugrundelegte, das, völlig frei von jeglicher Subjektivität, allein das Immergleiche so oft aufeinanderfolgen ließ, dass daraus, wie er selbst betonte, etwas Neues entstehen sollte: die Wiederholung schafft also, wird sie nur lange und enthusiastisch genug betrieben, zwangsläufig einen neuen Kontext, eine neue Sichtweise des Rezipienten, einen neuen Gesamteindruck. Vielleicht hat er sich auch an die Szene aus Hanekes 71 FRAGMENTE EINER CHRONOLOGIE DES ZUFALLS erinnert, wo ein junger Mann minutenlang dabei zu sehen ist, wie er einen Tischtennisball gegen eine Wand pfeffert. Haneke weist im Audikommentar der DVD ganz richtig darauf hin, was diese Szene mit den Zuschauern mache: zunächst sei man interessiert, schaue ganz genau hin, warte auf ein entscheidendes Detail, das sich einem bei der Tätigkeit des Schauspielers offenbart, darauf folge eine immer weiter anwachsende Unruhe und Ungeduld, denn es passiert eben nicht, auf was man wartet, es passiert im Grunde gar nichts, außer dass der Ball immer wieder die Wand trifft und zurückgeschleudert wird, um von dem Schläger erneut gegen die Wand geschlagen zu werden, und dann, wenn man diese beiden Phasen überwunden hat, folgt daraus vielleicht die unverstellte Aufmerksamkeit, die nichts herbeisehnt, sondern nur an sich BETRACHTET. Da Martino noch ein wenig Geld zur Verfügung hat, entschließt er sich, solche Überlegungen auf sein eigenes Oeuvre anzuwenden. Sicher, Kollegen wie Mattei und Lenzi haben das bereits in den 80ern zur Genüge getrieben, aber die sind ohne künstlerische Zielsetzung an die Sache herangegangen, außerdem war es damals common sense in der Szene, bei Martino ist es nun etwas Anderes: er greift sich einfach zwei Filme heraus, die er vor langer Zeit drehte, wählt ebenso flüchtig Szenen aus diesen, um die herum er dann eine Geschichte strickt, die auch nur teilweise zu ihnen passt. Er kombiniert demnach etwas Originäres mit etwas bereits Existentem, um daraus eine neue Einheit zu produzieren. Deswegen ist es auch falsch, den vorliegenden Film als einen etwaigen zweiten Teil zu Martinos Kiemenmensch-Abenteuer von 1979 zu vermarkten. LA REGINA DEGLI UOMINI PESCE ist keine Fortsetzung, kein Remake, kein Rip-Off, nichts dergleichen: es ist eine Neurodnung des Gegeben, ein Film, der sich über seine spezifische Struktur definiert, die tief in der europäischen Avantgarde verwurzelt ist, und der sich um seine Handlung nicht im Geringsten schert. LA REGINA DEGLI UOMINI PESCE negiert unter der Maske eines trashigen Kinderfilms die weitgehend akzeptierte Meinung, dass Kunst ihre Innovation darin finden sollte, dass sie Novitäten hervorbringt, und sich nicht bei Vorhandenem bedient, um dieses in Zusammenhänge zu setzen, die ihm unerwartete Seiten abgewinnen.
Was zutrifft, muss jeder für sich selbst entscheiden...