Centurion - Neil Marshall

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Blap
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Centurion - Neil Marshall

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Centurion (Großbritannien 2010, Originaltitel: Centurion)

Als die Pikten die Römer f***ten

Centurio Quintus Dias (Michael Fassbender) hat einen ungeliebten Job erwischt. Er ist in einem kleinen Außenposten der Römer stationiert, muss sich im Norden der britischen Insel mit den unbeugsamen Pikten plagen. Eines Nachts wird das Lager überfallen, die Pikten nehmen Quintus Dias gefangen. Nach einer kleinen Dosis Folter kann Quintus entkommen. Kurz bevor ihn seine Häscher erneut stellen, wird er durch den beherzten Eingriff von Römern gerettet, die zur Neunten Legion unter General Titus Flavius Virilus (Dominic West) gehören. Quintus schliesst sich der Legion an, die Dank der erfahreren Späherin Etain (Olga Kurylenko) den Aufenthaltsort den Piktenanführers Gorlacon (Ulrich Thomsen) kennt. Doch es kommt anders als erhofft, die Legion gerät in einen Hinterhalt und wird nahezu vollständig ausgelöscht, General Titus fällt den Pikten in die Hände. Quintus und ein paar andere Recken überleben, sie wollen ihren General um jeden Preis retten...

Neil Marshall präsentiert mit "Centurion" einen unterhaltsamen Mix aus Action und Abenteuer. Der Film erhebt keinen Anspruch auf historische Korrektheit, im Abspann wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass eine alte Erzählung als Ideengeber diente. Die rauhe Schönheit des britischen Nordens wird -zur Atmosphäre des Werkes passend- eher bedrohlich als wild-romantisch dargestellt, was in erster Linie über eine Anpassung der Farbpalette realisiert wurde. Wer die vorherigen Filme von Neil Marshall kennt, wird vermutlich eine solide Dosis rustikaler Metzeleinlagen erwarten. Erwartungsgemäß lässt sich Marshall nicht lumpen, "Centurion" kommt mit ansprechend gefilmten Kampfszenen daher, in denen mancher Schädel in einen flüssigen Aggregatzustand überführt wird. Leider setzt man auf CGI-Blut, wodurch meine Freude am wüsten Treiben der Römer und Pikten deutlich gedämpft wird. Freilich darf man von einem Action-Abenteuer keine tiefschürfend gezeichneten Charaktere erwarten, aber Marshall stand eine (überwiegend) sehr gut aufspielende Besetzung zur Verfügung.

Michael Fassbender hat zwar die Hauptrolle inne, ist für mich aber zu keiner Zeit der Star des Films. Fassbender kann man nicht viel vorwerfen, er macht einen ordentlichen Job, wirkt im Vergleich zu einigen Nebendarstellern aber ein wenig blass. Dominic West kann als General Titus Flavius Virilus schon deutlich mehr Charisma ins Feld führen, ihn hätte ich mir in der Rolle des Centurio Quintus Dias gewünscht. Olga Kurylenko (Bond Girl aus "Ein Quantum Trost") darf sich richtig austoben, stellt den Römern mit dem untrüglichen Gespür einer erfahrenen Fährtensucherin nach, getrieben von ihrem unbändigem Hass auf die Invasoren. Am allerbesten gefällt mir jedoch Ulrich Thomsen als Piktenboss Gorlacon, dessen Part gern ein wenig größzügiger angelegt sein dürfte. Ich möchte nun nicht sämtliche Nebenfiguren aufzählen, sämtlichen Darstellern kann man ein gutes Zeugnis ausstellen. Bei der Auswahl der Mitwirkenden hat man auf eine "bunte Mischung" geachtet, welche die damlige Ausdehnung des Römischen Reiches widerspiegelt.

Neil Marshall konnte bereits mit "Dog Soldiers" (2002) ein kleines Ausrufezeichen setzen, 2005 lieferte er mit "The Descent" einen der besten Horrorfilme des neuen Jahrtausends ab. An dem hysterischen Genremix "Doomsday" (2008) hat sich der talentierte Regisseur ein wenig verhoben, obschon auch dieser überladene Streifen seine Reize hat. "Centurion" kann nicht an die Klasse von "The Descent" anknüpfen, doch wer Lust auf ein grobschlächtiges Action-Abenteuer verspürt, dürfte mit dem Film nicht viel falsch machen. Marshall bleibt seiner Vorliebe für starke Frauen treu, auch wenn Olga Kurylenko nur eine grössere Nebenrolle spielt, kann sie als Etain eine deutliche Duftmarke hinterlassen. Die später auftauchende Imogen Poots spielt eine -auf ihre Art- ebenso starke Frau, gibt den elfenhaften Gegenpol zur unversöhnlichen Etain. "Centurion" ergreift keine Partei, zwar stehen die Römer im Mittelpunkt, doch die Motive der Pikten sind nachvollziehbar, die tatsächlichen "Bösewichte" findet man nicht in den Reihen der Vorfahren der heutigen Schotten.

An der Blu-ray gibt es nichts zu meckern, der Film liegt in guter Qualität vor, der Ton wird in englischer und deutscher Sprache angeboten. Flaschenneurotiker werden sich über das fehlende Wendecover ärgern, immerhin liegt ein kleines Booklet bei.

7/10 (gut)

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Re: Centurion - Neil Marshall

Beitrag von DrDjangoMD »

Blap hat geschrieben:Als die Pikten die Römer f***ten
:kicher: :kicher: :kicher:
Komisch, dass sie diesen wunderbaren Alternativtitel nicht groß aufs Cover gedruckt haben.
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Blap
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Re: Centurion - Neil Marshall

Beitrag von Blap »

Der Mut reicht nur zu einem drögen "Fight or die". :lol:
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purgatorio
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Re: Centurion - Neil Marshall

Beitrag von purgatorio »

Ich fand den Film ganz furchtbar doof - hab aber vergessen warum. Offenbar hat der Streifen einfach zu wenig Spuren im Gedächtnis hinterlassen. Ich weiß noch, dass die Schlachten hübsch inszeniert waren - ich weiß aber auch noch, dass der Althistoriker in mir sehr oft sehr laut schreien musste :thdown:
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Re: Centurion - Neil Marshall

Beitrag von DrDjangoMD »

purgatorio hat geschrieben:ich weiß aber auch noch, dass der Althistoriker in mir sehr oft sehr laut schreien musste :thdown:
Ist es etwa eine Geschichts-/Sagen-Vergewaltigung a la Troja? Wenn ja darf ich ihn mir auf keinen Fall ansehen. Nach Troja musste ich mich nämlich drei Tage mit der Ilias unterm Arm in eine Ecke hocken und in fünf Minütigen Abständen "Warum? :cry: " schreien. :(
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Re: Centurion - Neil Marshall

Beitrag von Blap »

Der Film erhebt keinerlei Anspruch auf historische Korrektheit, im Abspann wird ausdrücklich auf eine alte Legende als "Vorlage" hingewiesen.

Klar, der Flick fordert das Hirn nicht, doch wer erwartet das von einem Action-Abenteuer? Mich wundert es immer ein wenig, wenn bei Filmen die in einer "historischen Epoche" spielen, auf der "Realitätsnähe" der Erzählung bestanden wird. Leute, der Reiz von Filmen ist doch, dass man als Zuschauer in eine Phantasiewelt eintauchen kann. Wer es realer mag, der soll raus auf die Strasse gehen, wer es historisch korrekt benötigt, der soll sich bitte entsprechender Literatur zuwenden.

:D
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Re: Centurion - Neil Marshall

Beitrag von DrDjangoMD »

Nicht dass ich falsch verstanden werde, Realität und historische Korrektheit brauche ich keines Wegs, selbst solche Größen wie Shakespeare haben ja ihrer Zeiten die Geschichte schon auf passende Maße umgeschrieben. Und wenn jetzt die Kostüme nicht historisch korrekt sind ist mir das auch völlig schnuppe. Selbst das Ende von "Inglorious Bastards" fand ich cool, weil es schön mit den Zusehererwartungen gespielt hat. Aber was mich an Filme wie beispielsweise "Troja" immer stört ist, dass sie Charaktere nehmen die jeder schon kennt und liebt und völlig anders darstellen und das in dieser Weise, dass das Mainstream Publikum ihnen glaubt. Da draußen laufen jetzt Millionen von Menschen herum die denken, Menelaos sei ein ungehobelter grobschlächtiger Trottel gewesen. Außerdem tuts mir immer in der Seele weh, wenn die Originalstory viel mehr Dramatik und Spannung beinhaltet hat als die entsprechende Filmadaption. Ob das nun in "Centurion" auch so ist weiß ich wie gesagt nicht, aber bei "Troja" hats zu brechreiz geführt.
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Blap
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Re: Centurion - Neil Marshall

Beitrag von Blap »

Hm, "Troja" fand ich (für eine aktuelle "Big Budget Hollywood Produktion") recht ansprechend. Ehrlich, wer "glaubt" denn den Inhalten solcher Filme? Leuten die dazu neigen, ist vermutlich sowieso nicht mehr zu helfen.

Allerdings sollte man "Centurion" nicht mit "Troja" vergleichen. "Centurion" ist durch und durch ein Genrefilm, inszeniert von einem der hoffnungsvollsten Genre-Regisseure unserer Zeit.
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Re: Centurion - Neil Marshall

Beitrag von purgatorio »

Das Verhältnis von Centurion zur historischen Realität ist in etwa mit Inglourious Basterds und dem II. Weltkrieg vergleichbar. Und auch ich möchte betonen, dass ich keinesfalls nur Realitätsnähe brauche (obwohl ich Troja richtig scheiße fand!). Aber das Kernproblem bei Centurion - sofern ich mich noch halbwegs entsinnen kann - war, dass ich eben permanent den historischen Unsinn zu sehen bekam ohne micht mit "soll ja nur Spaß sein" rechtfertigen zu können. Die filmische Inszenierung ist definitiv eine andere als bei Tarantino. Wahrscheinlich ist hier auch das Problem der Wahrnehmung zu suchen. Irgendwie erweckte Centurion ständig das Gefühl auf realistisch und korrekt getrimmt zu sein. Also gehe ich auch mit dieser Einstellung ran 8-)
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Re: Centurion - Neil Marshall

Beitrag von DrDjangoMD »

purgatorio hat geschrieben:Das Verhältnis von Centurion zur historischen Realität ist in etwa mit Inglourious Basterds und dem II. Weltkrieg vergleichbar.
Dann könnte ich ihm ja zumindest mal eine Chance geben, werds mir demnächst mal ausleihen.
purgatorio hat geschrieben:Und auch ich möchte betonen, dass ich keinesfalls nur Realitätsnähe brauche (obwohl ich Troja richtig scheiße fand!).
:D :prost: :prost:
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