DAS QUILLER MEMORANDUM
● THE QUILLER MEMORANDUM / DAS QUILLER MEMORANDUM - GEFAHR AUS DEM DUNKEL (GB|1966)
mit George Segal, Senta Berger, Alec Guinness, Max von Sydow, George Sanders, Edith Schneider, Robert Helpmann, Robert Flemyng, Peter Carsten, Günter Meisner, Ernst Walder, Philip Madoc, John Rees, Claus Tinney, Herbert Fux,
John Moulder-Brown, Herbert Stass, u. a.
eine Produktion der Rank Organisation | Ivan Foxwell Productions | im Rank Filmverleih
ein Film von Michael Anderson
»Unsere Arbeit hier in Europa ist auch kein ausgesprochenes Zuckerlecken!«
Regisseur Michael Anderson inszenierte mit "Das Quiller Memorandum" einen nicht uninteressanten Beitrag zum damals immer noch gut ausgelasteten Agenten-Genre, und dieser Film überzeugt mit einer eigenartigen Ruhe, oder man könnte es sogar Gelassenheit nennen, denn es wird alles versucht, nur wenige hektischen Tendenzen aufkommen zu lassen. Die Spannung ist eher von subtiler Natur und es kommt nur selten zu lauten Ausbrüchen, der Verlauf ist von einer beinahe zynischen Note durchzogen, so dass man sich hier im Klaren darüber sein sollte, was man geboten bekommen möchte. Meistens ruhige Bilder und ebenso ruhig agierende Protagonisten und Gegenspieler prägen das Gesamtbild nachhaltig und der Plot kann trotz, oder eben genau wegen seines simplen Aufbaus überzeugen. Im Grunde genommen verlässt sich die Produktion auf ihre stärkste Referenz, nämlich das absolut spektakuläre Staraufgebot. Der Einstieg geschieht schnell und flüssig und man vergibt der Geschichte, dass sie offensichtlich gewollt anfängt, vor sich hinzuplätschern. Es entsteht im Endeffekt eine doch sehr interessante und gerne angenommene Variante der stillen und vollkommen sterilen Abhandlung, die Regie offeriert so gut wie keine impulsiven oder halsbrecherischen Tendenzen, wie sie oft in vergleichbaren Formaten zu finden waren.
Quillers Mission wirkt letztlich sehr klar aufgebaut und scheint dem Empfinden nach auch in geregelte, oder vermutete Bahnen zu laufen. Überraschungen entstehen hauptsächlich aufgrund einiger Kapriolen der vorgestellten Personen, so dass die gebotenen Twists dem Wohlwollen des Zuschauers unterliegen. Der Film entfaltet trotz der Thematik einen recht edlen Charakter, wofür die Gentlemen sowohl auf der Seite von Recht und Ordnung, als auch die der Gegenseite verantwortlich sind, der Dreh- und Angelpunkt Deutschland vermittelt ein sehenswertes Flair. Aufgrund mangelnden Spektakels und der einfachen Handhabe dürfte "Das Quiller Memorandum" vielleicht nicht jedermanns Geschmack treffen, aber auf der Gegenseite stehen einige Vorzüge, die den Unterhaltungscharakter der Produktion unterstreichen. Selbstverständlich trägt der erlesene Kreis der Darsteller stark dazu bei, Weltstars, international anerkannte Akteure und bekannte deutsche Gesichter formen ein ansprechendes Profil.
Die hervorragende Besetzungsliste wird von George Segal angeführt, der dem US-Agenten Quiller markante Konturen mit auf den Weg gibt. Gezeichnet wird ein Beobachter und Zuhörer ohne große Allüren, Auffassungsgabe und Wachsamkeit scheinen in einem gesunden Verhältnis zu stehen. Auch in Situationen der Bedrängnis ist es ihm meistens möglich, einen klaren Kopf zu bewahren und es besteht kein Zweifel daran, dass er sich auch gegen ausgekochte Gegner durchsetzen kann. Alec Guinness überzeugt mit Förmlichkeit und beinahe aristokratischer Eleganz, Max von Sydow kaschiert seine Brutalität mit höflichen Umgangsformen in der Silhouette eines Gentleman, abgerundet wird das Ensemble durch bekannte, internationale Mimen und eine deutsche Unterstützung, die aus diversen Kriminalfilmen bekannt ist. Beispielsweise sieht man die großartige Edith Schneider in einer sehr zwielichtigen Rolle, Peter Carsten und Günter Meisner in überzeugenden, wenn auch obligatorischen Auftritten, sowie Herbert Fux oder Herbert Stass in Kurzauftritten. Die weibliche Hauptrolle wird von der schönen Senta Berger getragen, von der nicht nur eine anziehende, sondern gleichzeitig eine unbegreifliche Note ausgeht.
Die Interaktion mit ihrem Partner George Segal wirkt rund und geht im Sinne der Geschichte mit ihren Finessen vollkommen auf. Viele Verbindungen stiften hier im Endeffekt eine gute Portion Verwirrung, so dass ein Großteil des Spannungsaufbau über die Charaktere und deren Botschaften aufgebaut werden. Inszenatorisch gesehen, unterscheidet sich "Das Quiller Memorandum" in diesen Bereichen, oder aufgrund alternativer Strategien schon auffällig bis deutlich von der Konkurrenz, wobei der Film im Vergleich zu anderen Genre-Produktionen auch nicht ausgekocht oder spektakulär wirkt. Empfundenermaßen gibt es zu wenig Action und der Plot gibt letztlich nicht den ganz großen Überraschungsmoment her, wenngleich man irgendwie nachdenklich zurückbleibt, was man vielleicht auch ratlos nennen darf, falls der Film für einen nicht sehr überzeugend war. Typische Zutaten runden den angenehmen Eindruck dieser Produktion ab, die eingängige Musik unterstützt Stimmungen, die Ausstattung ist angemessen und die Bebilderung ist stimmig, so dass zu sagen bleibt, dass Michael Andersons Film insgesamt einen durchaus überzeugenden Weg eingeschlagen hat. Unterhaltsam!