Der Holcroft-Vertrag - John Frankenheimer (1985)

Moderator: jogiwan

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sergio petroni
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Der Holcroft-Vertrag - John Frankenheimer (1985)

Beitrag von sergio petroni »

DER HOLCROFT-VERTRAG
hol.jpg
hol.jpg (9.22 KiB) 317 mal betrachtet
Originaltitel: The Holcroft Covenant

Alternativtitel: Der 4 1/2 Billionen Dollar-Vertrag

Herstellungsland-/jahr: GB 1985

Regie: John Frankenheimer

Darsteller: Michael Caine, Anthony Andrews, Victoria Tennant, Lilli Palmer, Mario Adorf, Michael Lonsdale,
Bernard Hepton, Richard Münch, Carl Rigg, André Penvern, Andy Bradford, Shane Rimmer, ...

Story: Architekt Noel Holcroft tritt das Erbe seines Vaters, eines Ex-Nazis, an. Der hatte während des Zweiten Weltkriegs das Milliarden-Vermögen beiseite geschafft. Nun soll es zur Wiedergutmachung verwendet werden. Doch eine Gruppe von Neonazis ist hinter dem Geld her.
(quelle: ofdb.de)
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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sergio petroni
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Re: Der Holcroft-Vertrag - John Frankenheimer (1985)

Beitrag von sergio petroni »

Drei hohe Nazi-Offiziere schließen in der Endphase des zweiten Weltkrieges einen Pakt und bringen sich
anschließend um. Etwa dreißig Jahre später tritt eine Anwaltskanzlei an Noel Holcroft (Michael Caine) heran,
der Sohn eines der besagten Offiziere, und setzt ihn von dem Pakt in Kenntnis. Angeblich hätten die
Offiziere Nazi-Vermögen im Wert von 4,5 Billionen Dollar (im englischen Original eigentlich 4,5 Milliarden)
in der Schweiz angelegt, um dieses dann nach dem Krieg an Nazi-Opfer zu verteilen. Dies solle von den Kindern
der Offiziere gewährleistet werden. So macht sich Holcroft auf die Suche nach den anderen Nachkömmlingen
um die ehrenwerte Aufgabe in Angriff zu nehmen. Doch nach und nach schwant Holcroft, daß
noch andere Interessen im Spiel sind. Geheimdienste und Neonazis kochen ihr eigenes Süppchen,
und um Holcroft herum häufen sich die unerklärlichen Todesfälle.

Die Story dieses Frankenheimer-Thrillers ist purer Trash, basierend auf einem Buch des
Vielschreibers Robert Ludlum. Michael Caine in der Rolle des Noel Holcroft irrt nach der
Verkündung seines Anwalts (Michael Lonsdale) durch Europa und macht die anderen
Kinder der Offiziere ausfindig, als da wären: Der Dirigent Erich Kessler (Mario Adorf) sowie
Johann (Anthony Andrews) und Helen von Thiebolt (Victoria Tennant).
Holcrofts Mutter wird von Lilli Palmer gespielt, die in ihrer Altersweisheit die hehren
Absichten ihres Exmannes doch stark anzweifelt. Stark ist auch der Tobak, der einem hier
allen Ernstes verkauft werden soll. Ein klarer Fall von Big-Budget-Trash und eines John Frankenheimers
eigentlich nicht würdig. Mehr als einmal blieb mir der Mund offenstehen bei der ein oder anderen
Dreistigkeit des Drehbuches; das Finale ist dafür exemplarisch.
Wohin der Hase läuft ist eigentlich trotz aller Vertuschungsversuche schnell klar.
Sympathisch macht den Streifen das ein oder andere Knallbonbon (der Carnival im Rotlichtviertel Berlins,
das inzestuöse Verhältnis der Geschwister Johann und Helen,
der verschwitzte Auftritt Adorfs als manischer Dirigent, der rehäugig unbedarfte
Michael Caine, der in bester Killermanier Leute per Kopfschuß erledigt; wohlgemerkt ohne zuvor
je eine Waffe in der Hand gehabt zu haben,....). Auf der Habenseite stehen auch Aufnahmen aus dem geteilten Berlin.
Definitiv nach allgemeinen Maßstäben kein guter Film,
dennoch gewissermaßen unterhaltsam.
5,5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Maulwurf
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Re: Der Holcroft-Vertrag - John Frankenheimer (1985)

Beitrag von Maulwurf »

Den Roman habe ich in exzellenter Erinnerung! Sehr spannend geschrieben, mit einem durchgehenden Grundpessimismus meistens relativ düster, und mit einer geschickten Verzahnung von Ereignissen zum Kriegsende und deren Auswirkungen in der Gegenwart (also den späten 70ern). Zwei- oder dreimal habe ich den Schmöker bisher gelesen, und er hat mich nie enttäuscht.
Ich kann mich aber auch erinnern, dass der Film an den Roman bei weitem nicht rankommt. Dass die Tiefe des Buches im Film sehr stark abnimmt, die Charaktere flach bleiben, und die Schauspieler das aufkommende Grauen über die Hintergründe einfach nicht rüberbringen können, trotz erstklassiger Besetzung.

Die Bewertung ...
sergio petroni hat geschrieben: Sa 9. Jul 2022, 11:58 Definitiv nach allgemeinen Maßstäben kein guter Film,
dennoch gewissermaßen unterhaltsam.
5,5/10
... trifft den Nagel genau auf den Kopf!
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
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sergio petroni
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Re: Der Holcroft-Vertrag - John Frankenheimer (1985)

Beitrag von sergio petroni »

Von Ludlum habe ich in den 1980ern und 1990ern leider nicht viel gelesen. Den "Holcroft" auch nicht.
Das waren noch Zeiten! Ich erinnere mich in erster Linie was Thriller angeht an Frederick Forsyth,
Alistair Maclean und Craig Thomas. Lange ist's her.....
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Blap
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Re: Der Holcroft-Vertrag - John Frankenheimer (1985)

Beitrag von Blap »

Gestern wanderte die alte DVD mal wieder in den Player.

Nachrangiger Frankenheimer, den ich dennoch nach wie vor sehr unterhaltsam finde.

Ich liebe Michael Caine, aber ihn als amerikanischen Architekten zu besetzen, aus meiner Sicht eine mutige Entscheidung. Caine ist so durch und durch britisch, mehr Brite geht kaum.

Die deutsche Fassung macht aus 4,5 Milliarden Dollar kurzerhand 4,5 Billionen Dollar. Schlamperei oder Absicht?

Sergio hat natürlich recht, der Plot ist haarsträubender Unfug. Vermutlich mag ich den Streifen deshalb so gern?

7/10

***

Auch auf Blu-ray erhältlich, unter dem Titel "Der Holcroft-Vertrag". Momentan im Rahmen einer "4 für 22€" Aktion beim finsteren Jeff einsackbar.
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