als Arte Aufzeichnung auf VHS Mußte aber selbst digitalisierenbuxtebrawler hat geschrieben:Ich glaub, diesen Film brauche ich auch! Kann mir den jemand irgendwie zukommen lassen?
Die Teufel - Ken Russell (1971)
Moderator: jogiwan
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Re: Die Teufel - Ken Russell
Re: Die Teufel - Ken Russell
dr. freudstein hat geschrieben:als Arte Aufzeichnung auf VHS Mußte aber selbst digitalisierenbuxtebrawler hat geschrieben:Ich glaub, diesen Film brauche ich auch! Kann mir den jemand irgendwie zukommen lassen?
Braucht er glaube ich nicht mehr .
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Re: Die Teufel - Ken Russell
Onkel Joe hat geschrieben:Braucht er glaube ich nicht mehr .
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Die Teufel - Ken Russell
„Die Sünde greift noch stärker um sich als die Pest!“
Dem britischen Regisseur Ken Russell („Gothic“) gelang im Jahre 1971 mit „The Devils“ ein Skandalfilm erster Klasse, indem er die katholische Kirche massiv angriff. Die Folge waren Verbote und Zensur auch in unserer ach so freien Welt und bis heute ist der Film nicht in kompletter Form offiziell fürs Heimkino ausgewertet worden. Die Handlung basiert auf Aldous Huxleys Roman „The Devils of Loudoun“, der wiederum auf wahren historischen Begebenheiten fußen soll.
Frankreich im Jahre 1634: Pater Grandier (Oliver Reed, „Die perfekte Erpressung“) ist Gouverneur der Stadt Loundon, der das katholizistische Zölibat nicht akzeptiert und ein erfülltes Sexualleben pflegt. Darüber hinaus ist er eine der letzten Bastionen Frankreichs gegen die von König Ludwig XIII. und Kardinal Richelieu (Christopher Logue, „Dante’s Inferno“) gehegten Pläne des politischen Zentralismus. Um Grandier zu entmachten, kommt es dem Kardinal gerade recht, dass die bucklige Schwester Jeanne (Vanessa Redgrave, „Durchgeknallt“) aus Eifersucht und Frust Grandier anklagt, mit dem Teufel im Bunde zu stehen. Richelieu und seine bigotten Speichellecker beraumen einen großangelegten Exorzismusprozess ein und überführen Grandier inquisitorisch, um ihn auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen.
„The Devils“ ist lange Zeit ein visuell beeindruckender, künstlich-künstlerischer, satirisch überspitzter Historienfilm, reich an gestelzten, altertümlichen Dialogen und damit nicht ganz unanstrengend zu konsumieren. Die prachtvollen, anscheinend jeder historischen Überlieferung entrückten Kulissen und Bauten, für die Derek Jarman verantwortlich zeichnet, gehen einher mit Metapherreichtum und Symbolhaftigkeit, die Russell ausdrucksstark inszeniert und durch diese Art der Verfremdung eine Abstraktion und als solche eindeutig erkennbare Interpretation erreicht. Das tendiert so lange quasi ausschließlich in Richtung Kunstfilm, bis „The Devils“ seine explizite sexuelle Komponente erhält, die von diversen Exploitation-Werken inspiriert sein und ihrerseits nachfolgende Exploitation beeinflusst haben dürfte. Weitaus derber als in manch Nunploitation-Genrefilm lässt Russell eine blasphemischste Wahnsinnsorgie voll nackter Nonnen toben, wie sie provokanter nicht hätte ausfallen können, bis hin zur Schändung von Christus-Statuen durch Masturbation und Verbrennung der „heiligen Schrift“. Unverblümt zeigt Russell die lodernde Lust aller vom Joch des Zölibats Geknechteten und die damit verbundene Bigotterie und Heuchelei, was seinen explosiven Ausbruch findet im animalischen Treiben einer sexuell ausgehungerten Meute.
Dieser minutenlange Exzess bedeutet eine Zäsur innerhalb des Films. Hier trifft die artifizielle Ästhetik auf nackte, unverfälschte Triebhaftigkeit, die, zurück unter dem klerikalen Gewand und statt Lust andere „menschliche“ Instinkte wie Missgunst, Kalkül und Hass auslebend, nach Grandiers Verurteilung zu einem beißenden Realismus überleitet. Die folgenden Szenen sind bestimmt von schlimmer Folter und anderen sadistischen Auswüchsen der Kirche, die sich wie ein roter Faden durch ihre Geschichte ziehen. Endgültig am Rande des Erträglichen und gleichzeitig ehrfurchtgebietend ist das Finale, das (Achtung, Spoiler!) Grandier zeigt, wie er bei lebendigem Leibe verbrannt wird, aber seinen Kampf noch immer nicht aufgegeben hat und weiterhin Reden ans Volk richtet, es verzweifelt aufzurütteln versucht. Eine fantastische schauspielerische Leistung Oliver Reeds.
„The Devils“ ist ein Film, der unmissverständlich die Mechanismen der Kirche und ihre korrumpierende Rolle bis in die höchsten Gesellschaftsschichten hinein aufzeigt, die sie im Zusammenhang mit ihrer mörderischen Konsequenz zur mutmaßlich größten und einflussreichsten kriminellen Organisation der Welt macht. Gleichzeitig sensibilisiert der Film für Themen wie sexuelle Selbstbestimmung, politische Autonomie und den mit dem Erlangen von Autorität anscheinend zwangsläufig einhergehenden Machtmissbrauch – all das auf Grundlage weit verbreiteter menschlicher Schwächen. Russells konsequent ebenso spektakuläre wie spekulative Weise der Umsetzung ist geprägt von kanalisierter Wut, die niemanden kaltlassen dürfte. Selten war die Erfolgsformel Sex und Gewalt in derartiger Explizität spürbar unausbeuterischer.
Dem britischen Regisseur Ken Russell („Gothic“) gelang im Jahre 1971 mit „The Devils“ ein Skandalfilm erster Klasse, indem er die katholische Kirche massiv angriff. Die Folge waren Verbote und Zensur auch in unserer ach so freien Welt und bis heute ist der Film nicht in kompletter Form offiziell fürs Heimkino ausgewertet worden. Die Handlung basiert auf Aldous Huxleys Roman „The Devils of Loudoun“, der wiederum auf wahren historischen Begebenheiten fußen soll.
Frankreich im Jahre 1634: Pater Grandier (Oliver Reed, „Die perfekte Erpressung“) ist Gouverneur der Stadt Loundon, der das katholizistische Zölibat nicht akzeptiert und ein erfülltes Sexualleben pflegt. Darüber hinaus ist er eine der letzten Bastionen Frankreichs gegen die von König Ludwig XIII. und Kardinal Richelieu (Christopher Logue, „Dante’s Inferno“) gehegten Pläne des politischen Zentralismus. Um Grandier zu entmachten, kommt es dem Kardinal gerade recht, dass die bucklige Schwester Jeanne (Vanessa Redgrave, „Durchgeknallt“) aus Eifersucht und Frust Grandier anklagt, mit dem Teufel im Bunde zu stehen. Richelieu und seine bigotten Speichellecker beraumen einen großangelegten Exorzismusprozess ein und überführen Grandier inquisitorisch, um ihn auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen.
„The Devils“ ist lange Zeit ein visuell beeindruckender, künstlich-künstlerischer, satirisch überspitzter Historienfilm, reich an gestelzten, altertümlichen Dialogen und damit nicht ganz unanstrengend zu konsumieren. Die prachtvollen, anscheinend jeder historischen Überlieferung entrückten Kulissen und Bauten, für die Derek Jarman verantwortlich zeichnet, gehen einher mit Metapherreichtum und Symbolhaftigkeit, die Russell ausdrucksstark inszeniert und durch diese Art der Verfremdung eine Abstraktion und als solche eindeutig erkennbare Interpretation erreicht. Das tendiert so lange quasi ausschließlich in Richtung Kunstfilm, bis „The Devils“ seine explizite sexuelle Komponente erhält, die von diversen Exploitation-Werken inspiriert sein und ihrerseits nachfolgende Exploitation beeinflusst haben dürfte. Weitaus derber als in manch Nunploitation-Genrefilm lässt Russell eine blasphemischste Wahnsinnsorgie voll nackter Nonnen toben, wie sie provokanter nicht hätte ausfallen können, bis hin zur Schändung von Christus-Statuen durch Masturbation und Verbrennung der „heiligen Schrift“. Unverblümt zeigt Russell die lodernde Lust aller vom Joch des Zölibats Geknechteten und die damit verbundene Bigotterie und Heuchelei, was seinen explosiven Ausbruch findet im animalischen Treiben einer sexuell ausgehungerten Meute.
Dieser minutenlange Exzess bedeutet eine Zäsur innerhalb des Films. Hier trifft die artifizielle Ästhetik auf nackte, unverfälschte Triebhaftigkeit, die, zurück unter dem klerikalen Gewand und statt Lust andere „menschliche“ Instinkte wie Missgunst, Kalkül und Hass auslebend, nach Grandiers Verurteilung zu einem beißenden Realismus überleitet. Die folgenden Szenen sind bestimmt von schlimmer Folter und anderen sadistischen Auswüchsen der Kirche, die sich wie ein roter Faden durch ihre Geschichte ziehen. Endgültig am Rande des Erträglichen und gleichzeitig ehrfurchtgebietend ist das Finale, das (Achtung, Spoiler!) Grandier zeigt, wie er bei lebendigem Leibe verbrannt wird, aber seinen Kampf noch immer nicht aufgegeben hat und weiterhin Reden ans Volk richtet, es verzweifelt aufzurütteln versucht. Eine fantastische schauspielerische Leistung Oliver Reeds.
„The Devils“ ist ein Film, der unmissverständlich die Mechanismen der Kirche und ihre korrumpierende Rolle bis in die höchsten Gesellschaftsschichten hinein aufzeigt, die sie im Zusammenhang mit ihrer mörderischen Konsequenz zur mutmaßlich größten und einflussreichsten kriminellen Organisation der Welt macht. Gleichzeitig sensibilisiert der Film für Themen wie sexuelle Selbstbestimmung, politische Autonomie und den mit dem Erlangen von Autorität anscheinend zwangsläufig einhergehenden Machtmissbrauch – all das auf Grundlage weit verbreiteter menschlicher Schwächen. Russells konsequent ebenso spektakuläre wie spekulative Weise der Umsetzung ist geprägt von kanalisierter Wut, die niemanden kaltlassen dürfte. Selten war die Erfolgsformel Sex und Gewalt in derartiger Explizität spürbar unausbeuterischer.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Die Teufel - Ken Russell (1971)
#freethedevils
Fratzenbuch-liken bitte hier: https://www.facebook.com/FreeTheDevils?fref=nf
http://www.screenread.de/guillermo-del- ... he-devils/hat geschrieben: Guillermo del Toro provoziert Kampagne zur Veröffentlichung von Ken Russells kontroversem Klassiker
Fratzenbuch-liken bitte hier: https://www.facebook.com/FreeTheDevils?fref=nf
it´s fun to stay at the YMCA!!!
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Re: Die Teufel - Ken Russell (1971)
Find' ich gut!! Einfach peinlich, was für ein Gezerge Warner um den Film macht
- Nello Pazzafini
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Re: Die Teufel - Ken Russell (1971)
herrlich diese Initiative! Sehr unterstützenswert!!!jogiwan hat geschrieben:#freethedevils
http://www.screenread.de/guillermo-del- ... he-devils/hat geschrieben: Guillermo del Toro provoziert Kampagne zur Veröffentlichung von Ken Russells kontroversem Klassiker
Fratzenbuch-liken bitte hier: https://www.facebook.com/FreeTheDevils?fref=nf
Re: Die Teufel - Ken Russell (1971)
Ich glaube das ist nicht Warner selbst die da den Daumen drauf halten, da ist eine viel größere Macht am Werk .Adalmar hat geschrieben:Find' ich gut!! Einfach peinlich, was für ein Gezerge Warner um den Film macht
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
Re: Die Teufel - Ken Russell (1971)
Vor einigen vielen Monaten wurde mir DIE TEUFEL durch einen lieben Forianer zugänglich gemacht
Ich hatte damals schon eine erste Sichtung versucht, aber nach mehreren Minuten vorzeitig abgebrochenen: mir war da schon klar, das man solch ein Mammutwerk nicht einfach "so weg gucken" kann, diesen Film bedarf es der vollen Aufmerksamkeit .
Daher musste nun noch einiges Bier gebraut, die richtige Stimmung sein & die richtigen Zuschauer (in Gestalt meines Musikerkollegen) vor der Heimleinwand versammelt sein, erst dann durfte der Film gestartet werden...
Und wir waren sogleich von der Wucht dieses obszönen & blasphemischen Werkes eingenommen. was hier an Kulisse & Ausstattung dargeboten wird...dazu einen grandiosen Oliver Reed. Sowieso die ganzen (Neben-)Darsteller: da hat Ken Russel eine illustre Darsteller_in Riege versammelt. In wohlwollender Erinnerung wird mir der prägnante Auftritt von Michael Gothard als Barre bleiben, Superstar-artig leitet er die Inquisition.
Filmisch weckt der Film Assoziationen an Alejandro Jodorowsky Filme, auch Terry Gilliam, Tinto Brass (Caligula)..aber immer nur ein Stückchen. Im Endeffekt ist es ein reines Russel-Produkt, das sich so sehr mit dem organisierten Christentum anlegt, das es eine Wonne ist, dabei zuzuschauen.
So reiht sich The Devils perfekt in die Filmografie (China Blue bei Tag und Nacht, Der Höllentrip, Der Biss der Schlangenfrau) Ken Russels ein.
Man darf daher nur hoffen & warten, das DIE TEUFEL endlich eine würdigen Langfassungsauswertung in HQ erfahren wird
Ich hatte damals schon eine erste Sichtung versucht, aber nach mehreren Minuten vorzeitig abgebrochenen: mir war da schon klar, das man solch ein Mammutwerk nicht einfach "so weg gucken" kann, diesen Film bedarf es der vollen Aufmerksamkeit .
Daher musste nun noch einiges Bier gebraut, die richtige Stimmung sein & die richtigen Zuschauer (in Gestalt meines Musikerkollegen) vor der Heimleinwand versammelt sein, erst dann durfte der Film gestartet werden...
Und wir waren sogleich von der Wucht dieses obszönen & blasphemischen Werkes eingenommen. was hier an Kulisse & Ausstattung dargeboten wird...dazu einen grandiosen Oliver Reed. Sowieso die ganzen (Neben-)Darsteller: da hat Ken Russel eine illustre Darsteller_in Riege versammelt. In wohlwollender Erinnerung wird mir der prägnante Auftritt von Michael Gothard als Barre bleiben, Superstar-artig leitet er die Inquisition.
Filmisch weckt der Film Assoziationen an Alejandro Jodorowsky Filme, auch Terry Gilliam, Tinto Brass (Caligula)..aber immer nur ein Stückchen. Im Endeffekt ist es ein reines Russel-Produkt, das sich so sehr mit dem organisierten Christentum anlegt, das es eine Wonne ist, dabei zuzuschauen.
So reiht sich The Devils perfekt in die Filmografie (China Blue bei Tag und Nacht, Der Höllentrip, Der Biss der Schlangenfrau) Ken Russels ein.
Man darf daher nur hoffen & warten, das DIE TEUFEL endlich eine würdigen Langfassungsauswertung in HQ erfahren wird