Eine Dame verschwindet - Alfred Hitchcock (1938)

Moderator: jogiwan

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horror1966
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Eine Dame verschwindet - Alfred Hitchcock (1938)

Beitrag von horror1966 »

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Eine Dame verschwindet
(The Lady Vanishes)
mit Margaret Lockwood, Michael Redgrave, Paul Lukas, Dame May Whitty, Cecil Parker, Linden Travers, Naunton Wayne, Basil Radford, Mary Clare, Emile Boreo, Googie Withers, Sally Stewart, Philip Leaver, Selma Vaz Dias, Catherine Lacey
Regie: Alfred Hitchcock
Drehbuch: Ethel Lina White (Geschichte) / Sidney Gilliat (Drehbuch)
Kamera: Jack E. Cox
Musik: Louis Levy / Charles Williams
FSK 12
Großbritannien / 1938

Im Balkanexpreß freundet sich die junge Iris (Margaret Lockwood) mit der großmütterlichen Miß Froy (May Whitty) an. Als die Dame spurlos verschwindet und Iris nach ihr sucht, will keiner der Mitreisenden sie je gesehen haben. Nur der smarte Gilbert (Michael Redgrave) glaubt Iris…


Wer bis jetzt der Meinung war, das der 2005 erschienene Film "Flightplan - Ohne jede Spur" über eine überraschende und innovative Story verfügt, der wird sich nach der Ansicht dieses Hitchcock-Klassikers von 1938 eines Besseren belehren lassen müssen und feststellen, das die Geschichte schon knapp 70 Jahre auf dem Buckel hat. Denn bis auf kleinere Änderungen wird hier fast die gleiche Geschichte erzählt und sie ist trotz ihres Alters nicht minder spannend. Vor allem ist es Hitchcock hier meisterlich gelungen, den Spannungsbogen konstant auf einem sehr hohen Level zu halten, da der Zuschauer die ganze Zeit über darüber im Unklaren gelassen wird, wie sich alles zueinander verhält. Erst ganz kurz vor dem Ende offenbaren sich die ganzen Zusammenhänge und man erfährt, warum die alte dame überhaupt verschwunden war.

Doch bis dahin ist es ein ziemlich weiter Weg, der aber jederzeit spannend und interessant gestaltet ist, aber auch einige humorige Passagen zu bieten hat. Die gesamte Geschichte deutet eigentlich seit dem Verschwinden der alten Mrs. Troy auf ein großangelegtes Komplott hin, jedoch weiss man die ganze Zeit über nicht, wer alles darin verwickelt ist, geschweige denn, das man ein Motiv erkennen könnte. Durch diesen Geschichtsaufbau sorgt Hitchcock dafür, das die Aufmerksamkeit des Zuschauers zu keiner Zeit abnimmt, eher das Gegenteil ist hier der Fall. Man achtet ganz besonders auf Kleinigkeiten, um auch ja nichts zu übersehen, was einen eventuell auf die richtige Fährte schicken könnte, doch so sehr man sich auch bemüht, es sind keine Anzeichen zu entdecken, so das gerade das Ende des Films doch eine kleine Überraschung darstellt.

Besonders hat mir das dargebotene Schauspiel gefallen, denn bei fast allen Filmen aus dieser Zeit gibt es auch hier diese herrlich theatralische Note zu sehen, was jetzt aber keineswegs negativ zu verstehen ist. Aber nicht selten entsteht der Eindruck, das man viel eher ein Bühnenstück zu sehen bekommt als einen Film, denn die Darsteller bestechen größtenteils durch herrlich überzogene Gesten und Mimik, wie man sie sonst nur im Theater zu sehen bekommt. Manchen Leuten mag das etwas antiquiert und angestaubt vorkommen, aber ich bin der Meinung, das gerade diese Dinge den Filmen der damaligen Zeit ihren ganz eigenen Charme verleihen. Dazu zählt auch der phasenweise vorhandene Humor, der von einer ganz eigenen Art ist und einem so manchen Schmunzler entlocken kann.

Und dennoch handelt es sich hier um einen größtenteils ernstzunehmenden Thriller, der über einen sehr gekonnten Spannungsaufbau verfügt, der jederzeit dazu in der Lage ist, den Betrachter zu fesseln und in seinen bann zu ziehen. Insbesondere Nostalgiker werden an diesem tollen und spannenden Film ihre helle Freude haben und sich bestens unterhalten wissen.


Fazit:


Auch wenn "Eine Dame verschwindet" vielleicht nicht zu den bekanntesten Werken des wohl besten Regisseurs aller Zeiten zählt, so bekommt man es mit einem jederzeit spannenden und unterhaltsamen Thriller zu tun, zu dem es auch ein Remake aus dem Jahre 1979 gibt, in dem Elliott Gould, Cybill Sheperd und Angela Lansbury die Hauptrollen spielen. Wer aber die Möglichkeit hat, sollte unbedingt auf dieses herrliche Original zurückgreifen, denn dessen Charme ist einfach nicht zu kopieren.


8/10
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Arkadin
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Re: Eine Dame verschwindet - Alfred Hitchcock

Beitrag von Arkadin »

Der Film ist schon ziemlich wegweisend. Zahlreiche Hitchcock-Elemente kommen hier zum Tragen und auch die Geschichte des plötzlich verschwundenen und scheinbar nie existenten Passagiers, wurde in der Folge von weniger talentierten Regisseuren immer wieder durchgekaut. Als letztes aktuelles Beispiel fällt mir hier "Flightplan" mit Jodie Foster ein. Quasi ein "Best-of-British-Years", so wie "Der unsichtbare Dritte" dann später ein "Best-Of-Hollywood-Years (so far)" war.
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buxtebrawler
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Re: Eine Dame verschwindet - Alfred Hitchcock (1938)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 08.07.2022 bei Magic Movie noch einmal innerhalb der "Film Noir Edition - Dunkle Thriller"-4-DVD-Box:

Bild

Beinhaltet:
- Film 1: Interpol auf heißer Spur / GB / 1957 / 88 Min.
- Film 2: Die Villa am Ufer / USA / 1950 / 81 Min.
- Film 3: Begegnung mit der Unbekannten / USA / 1956 / 79 Min.
- Film 4: Gefährliche Mission / USA / 1954 / 74 Min.
- Film 5: Höhenangst / USA / 1956 / 79 Min.
- Film 6: Five Minutes to Live / USA / 1961 / 76 Min.
- Film 7: Der Hexer / Deutschland / 1932 / 85 Min.
- Film 8: Union Jack / UK / 2011 / 100 Min.
- Film 9: Rebecca / USA / 1940 / 126 Min.
- Film 10: Eine Dame verschwindet / GB / 1938 / 92 Min.

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=117799
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Eine Dame verschwindet - Alfred Hitchcock (1938)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 28.04.2023 noch einmal bei Magic Movie innerhalb der "Film Noir Omnibus"-10-DVD-Box:

Bild

Bemerkungen:
26 Filme auf 10 DVDs:
Interpol / Pickup
Der Hexer (1932)
Union Jack
Rebecca
Eine Dame verschwindet
Kennwort 777
Schonungslos
Die Maske runter
Tote schlafen besser und viele weitere Filme

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=121508
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Adalmar
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Re: Eine Dame verschwindet - Alfred Hitchcock (1938)

Beitrag von Adalmar »

Im Gegensatz zu vielen anderen Filmen Hitchcocks wirkte dieser hier auf mich ziemlich angestaubt und die Action ziemlich ungelenk inszeniert, wie z. B. das Handgemenge im Gepäckwagen und die Schießerei am Ende.
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