Exquisite Tenderness - Höllische Qualen - Carl Schenkel

Moderator: jogiwan

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buxtebrawler
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Exquisite Tenderness - Höllische Qualen - Carl Schenkel

Beitrag von buxtebrawler »

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Originaltitel: Exquisite Tenderness

Herstellungsland: Großbritannien / USA / Deutschland (1995)

Regie: Carl Schenkel

Darsteller: Isabel Glasser, James Remar, Sean Haberle, Peter Boyle, Malcolm McDowell, Charles Dance, Beverly Todd, Charles Bailey-Gates, Walter Olkewicz, Jarrett Lennon, Mother Love, Gregory West u. A.
Dr. Teresa McCann ist attraktiv, gut angesehen und bei ihren Patienten beliebt. Ihr gefällt nicht, dass der Kollege Dr. Stein (Malcolm McDowell) Experimente mit Tieren durchführt, welche qualvoll eingehen. Dr. Stein glaubt, ein Implantat entdeckt zu haben, welches Dialyse-Patienten vor schmerzhaften Vorgängen bewahren soll. Obwohl die Forschungsreihen noch nicht beendet sind, führt er Versuche an einer Patientin durch. Daraufhin schreitet Dr. McCann ein. Beim Versuch, der Patientin zu helfen, stirbt die Frau. McCann wird vom Dienst suspendiert, doch sie gibt nicht auf, da sie weiß, dass sie das einzig Richtige tat. Zusammen mit Dr. Hendricks (James Remar) stellt Teresa Nachforschungen an. Als sie im Keller den toten Dr. Stein entdecken, wissen sie, dass noch jemand mit von der Partie ist...
Quelle: www.ofdb.de
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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buxtebrawler
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Re: Exquisite Tenderness - Höllische Qualen - Carl Schenkel

Beitrag von buxtebrawler »

„Ich hätte niemals diesen Organspendeausweis unterschreiben dürfen!“

Krankenhaushorror bzw. -slasher gibt es einige, „X-Ray – Der erste Mord geschah am Valentinstag“, „Horror Hospital“, „Dr. Giggles“, „Anatomie“… und alle sind zumindest ok. In die gleiche Kerbe schlägt der schweizer Regisseur Carl Schenkel („Abwärts“) mit seiner 1982er deutsch-britisch-US-amerikanischen Koproduktion „Exquisite Tenderness“ aus dem Jahre 1995.

Mit seinem in der Vergangenheit spielenden Prolog beginnt „Exquisite Tenderness“ fast wie ein Film noir in Schwarzweiß, bevor er recht schnell zunächst den Charme einer Krankenhausserie annimmt, alsbald aber deutlich macht, dass er uns das zeigt, was „Schwarzwaldklinik“ und Konsorten verschweigen: Tierversuche mit irgendwelchen Implantaten, an denen die Viecher elendig krepieren. Doch damit nicht genug, auch an einer Patientin wird von Dr. Stein (Malcolm McDowell, „A Clockwork Orange“) herumexperimentiert, was die resolute Dr. McCann (Isabel Glasser) auf die Palme bringt. Nach dem ersten Todesopfer wird McCann vom Dienst befreit, doch zur allgemeinen Überraschung muss als nächster schon Dr. Stein dran glauben, der seine Experimente höchstens im Jenseits fortführen kann. Wer zur Hölle ist der Mörder?

Nun, jener Mörder meuchelt sich mit einem Atemschutz vermummt in typischer Slasher-Manier durchs Krankenhaus, bevor das Drehbuch diese Subgenre-Charakteristika fallenlässt und nach ca. einem Drittel die Identität des Täters enttarnt. Ein recht ungewöhnlicher Kniff, der „Exquisite Tenderness“ fortan eher zu einem Vertreter der „Mad Scientist“-Branche macht. Nach und nach erfährt man die Beweg- und Hintergründe des Täters Dr. Matar, der von Sean Haberle in einer Weise verkörpert wird, die zumindest mich etwas an den früh ausgeschiedenen Malcolm McDowell in jüngeren Jahren erinnert. Das rasant an Fahrt gewinnende Katz- und Maus-Spiel fordert dabei zahlreiche Opfer; Schenkel hat einige Fiesheiten parat, die uns daran erinnern, warum wir uns so ungern in Krankenhäusern aufhalten: Immer wieder wird mit Spritzen herumhantiert und -gestochen, aber auch andere blutige Brutalitäten sorgen für Entsetzen. Zwischenmenschliches Geplänkel verwässert die Härte des Films aber und atmosphärisch schafft es „Exquisite Tenderness“ nicht ganz, an ähnlich gelagerte Filme aus den glorreichen 1980ern anzuknüpfen.

Mit seiner ungewöhnlichen, sich zwischen den Subgenres bewegenden Erzählweise und etwas seelenlosem 90er-Charme auf der einen, einer interessanten Darstellerriege und einer ganzen Reihe visueller Gemeinheiten auf der anderen Seite pendelt sich „Exquisite Tenderness“ irgendwo zwischen „Durchschnitt“ und „gut“ ein.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Marcus Daly
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Re: Exquisite Tenderness - Höllische Qualen - Carl Schenkel

Beitrag von Marcus Daly »

Der früh verstorbene Schweizer Regisseur hatte in den 80ern mit ABWÄRTS einen der besten deutschen Thriller der Dekade gedreht. 1992 folgte mit KNIGHT MOVES ein ebenfalls sehr beachtlicher und damals auch extrem erfolgreicher Quasi-Giallo. Da waren meine Erwartungen bei EXQUISITE TENDERNESS natürlich schon recht hoch. Leider handelt es sich bei dem Streifen um billigen Horrortrash der fast nach einer Direct-to-Video-Produktion aussieht. Optisch nicht schlecht, aber insgesamt trotzdem ziemlicher Müll (3/10). :thdown:
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buxtebrawler
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Re: Exquisite Tenderness - Höllische Qualen - Carl Schenkel

Beitrag von buxtebrawler »

Marcus Daly hat geschrieben:Leider handelt es sich bei dem Streifen um billigen Horrortrash der fast nach einer Direct-to-Video-Produktion aussieht. Optisch nicht schlecht, aber insgesamt trotzdem ziemlicher Müll (3/10). :thdown:
So schlecht ist der nicht, für Genre-Freunde durchaus goutierbar.

Sieht fast nach einer Direct-to-Video-Produktion aus, aber optisch nicht schlecht...? Wie meinen? :-?
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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horror1966
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Exquisite Tenderness - Carl Schenkel

Beitrag von horror1966 »

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Exquisite Tenderness - Höllische Qualen
(Exquisite Tenderness)
mit Isabel Glasser, James Remar, Sean Haberle, Peter Boyle, Malcolm McDowell, Charles Dance, Beverly Todd, Charles Bailey-Gates, Walter Olkewicz, Mother Love, Gregory West, Juliette Jeffers, Nancy Banks
Regie: Carl Schenkel
Drehbuch: Patrick Cirillo / Bernard Sloane
Kamera: Thomas Burstyn
Musik: Christopher Franke
ungeprüft
Großbritannien / Deutschland / USA / 1995

Dr. Teresa McCann ist attraktiv, gut angesehen und bei ihren Patienten beliebt. Ihr gefällt nicht, dass der Kollege Dr. Stein glaubt ein Implantat entdeckt zu haben, welches Dialyse-Patienten vor schmerzhaften Vorgängen bewahren soll. Obwohl die Forschungsreihen noch nicht beendet sind, führt er Versuche an einer Patientin durch. Daraufhin schreitet Dr. McCann ein. Bei dem Versuch der Patientin zu helfen, stirbt die Frau. McCann wird vom Dienst suspendiert, doch sie gibt nicht auf da sie weiß, dass sie das einzig Richtige tat. Zusammen mit Dr. Hendricks (James Remar) stellt Teresa Nachforschungen an. Als sie im Keller den toten Dr. Stein entdecken, wissen sie dass noch jemand mit von der Partie ist...


Carl Schenkel (Knight Moves) hat mit Exquisite Tenderness einmal mehr einen absolut gelungenen Beitrag abgeliefert, der sowohl den Thriller wie auch diverse Horror-Elemente miteinander vereint, was für eine absolut explosive Mischung darstellt, die den Zuschauer von der ersten bis zur letzten Minute bei Atem hält. Streckenweise beinhaltet der film sogar einige Slasher-Momente, denn an diversen Stellen geht das Geschehen recht hart-und blutig zur Sache, wobei jedoch sorgsam darauf geachtet wurde, das die Szenerie zu keiner Zeit überladen erscheint. Doch ehrlich gesagt ist der Härtegrad eher nebensächlich, denn seine eigentliche Stärke beziehen die Ereignisse aus dem dramaturgisch erstklassig aufgebauten Spannungsbogen, der sich auch wirklich bis zur letzten Szene aufrecht erhalten kann. Und auch wenn einige Dinge hier ziemlich vorhersehbar erscheinen, ändert das rein gar nichts an der Tatsache, das der Zuschauer hier phasenweise wie unter Strom steht, denn die Story verfügt ganz nebenbei auch über ein erstklassiges Tempo, das einen im Prinzip ganzzeitig nie zur Ruhe kommen lässt. Man kann eigentlich gar nicht anders, als sich von der faszinierenden Ausstrahlung des Filmes gefangen nehmen zu lassen, zu sehr ist doch die Intensität zu verspüren, die durch die Geschehnisse ausgelöst wird.

Das die Geschichte an sich natürlich nicht unbedingt den realistischsten Anstrich hat fällt dabei nicht weiter ins Gewicht, denn die vorhandenen Zutaten sind nahezu perfekt miteinander vermischt und geben keinerlei Anlass dazu, sich an sicherlich vorhandenen Logiklöchern zu stören. Auch im darstellerischen Bereich bekommt man wirklich gute Performances der Akteure zu sehen, wobei Sean Haberle in der Rolle des Bösewichtes eine absolute Glanzleistung an den Tag legt. Allein ein Blick in seine Augen verursacht eine Art Schüttelfrost beim Betrachter, spiegelt sich in ihnen doch der gesamte Wahnsinn wieder, der den guten Mann ganz offensichtlich befallen hat. Eine bessere Besetzung hätte man für diese Figur kaum finden können, doch auch die anderen Charaktere sind sehr gut besetzt, so das es insgesamt gesehen keinerlei Grund zur negativen Kritik gibt. Nun ist der film in story-technischer Hinsicht ganz bestimmt kein Meisterwerk, doch ist es Schenkel wie schon in "Knight Moves" absolut erstklassig gelungen, dem Zuschauer einen nicht immer absolut logischen, dafür aber umso spannenderen Film zu präsentieren, der absolut knisternde Züge trägt und allerbestens zu unterhalten weiß.

Dadurch das sich fast das gesamte Szenario in einem Krankenhaus abspielt, ergibt sich trotz weitläufiger Flure und einem riesigen Komplex teilweise eine ziemlich klaustrophobische Note, da die Polizei sämtliche Fluchtmöglichkeiten ausgeschlossen hat. Dennoch ergibt sich eine atemlose und lange vergebliche Suche nach dem ominösen Killer, der das Innere des Krankenhauses wie seine Westentasche kennt, war er doch Jahre zuvor selbst dort beschäftigt. Immer wieder versteht es der Killer zu entkommen und die Polizisten müssen ständig einen neuen Anfang starten, um seiner habhaft zu werden. Das alles geschieht auf sehr rasante und streckenweise harte Art, denn die Jagd fordert selbstverständlich auch ihre Opfer. Zusätzlich bezieht das Werk auch noch sehr viel Spannung aus einem anderen Aspekt, denn der Killer ist nämlich in der Hauptsache hinter einer ganz bestimmten Person her die ich nicht weiter benennen möchte, um anderen nicht die Vorfreude zu nehmen und zuviel zu verraten. Das Ganze hat auch einen ganz bestimmten Grund, auf den an dieser Stelle selbstverständlich nicht näher eingegangen wird.

Im Endeffekt ist "Exquisite Tenderness" ganz sicher kein filmischer Meilenstein, bietet aber faszinierende Unterhaltung, die man sich immer wieder gut anschauen kann. Warum sich bisher niemand erbarmt hat diesem Film eine offizielle-und deutschsprachige Veröffentlichung zu spendieren ist schwer nachvollziehbar, hätte es das Werk doch auf jeden Fall verdient. Sind doch sämtliche Komponenten für einen extrem gelungenen Seh-Genuss vorhanden und wunderbar verpackt worden, so das eigentlich jeder Genre-Fan seine helle Freude an dieser Geschichte haben sollte.


Fazit:


Man sollte nicht unbedingt gesteigerten Wert auf die Glaubwürdigkeit der vorhandenen Story legen, sondern sein Hauptaugenmerk vielmehr auf die erstklassige Atmosphäre des Geschehens legen, dann erlebt man hier auf keinen Fall eine Enttäuschung. Gute Darsteller runden das Ganze sehr gut ab, so das man bis auf diverse Kleinigkeiten von einem richtig überzeugenden Horror-Thriller sprechen kann, der auf jeden Fall empfehlenswert erscheint.


8/10
Big Brother is watching you
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