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Haende-voller-Blut.jpg (61.9 KiB) 593 mal betrachtet
Originaltitel: Hands of the Ripper
Herstellungsland: Großbritannien / 1971
Regie: Peter Sasdy
Darsteller: Eric Porter, Angharad Rees, Jane Merrow, Keith Bell, Derek Godfrey, Dora Bryan, Marjorie Rhodes, Lynda Baron, Marjie Lawrence, Margaret Rawlings u. A.
Einst hat die kleine Anna mitansehen müssen, wie ihre Mutter von ihrem Vater, der gleich auch noch Jack the Ripper war, ermordet wurde. Das Trauma verfolgt sie bis heute, so dass sie, sobald sich jemand ihr in scheinbar eindeutiger Weise nähert, ihre Gegenüber auf das Grausamste ermordet. Der Wissenschaftler Dr. Pritchard (Eric Porter) nimmt sich nach einer solchen Bluttat an Annas ehemaliger Arbeitgeberin, einer Seance-Betrügerin, des Mädchens an und versucht mit einer Art Tiefenpsychologie zu dem Mädchen und ihrem Problem vorzudringen. Weitere Morde kann er jedoch nicht verhindern...
Britischer „Hammer“-Horrorfilm aus dem Jahre 1971 von Regisseur Peter Sasdy. „Hände voller Blut“ spinnt eine Fortsetzungsgeschichte zu den Ereignissen um Serienmörder „Jack The Ripper“, in der dessen traumatisierte Tochter, sehr schön gespielt von Angharad Rees, die Hauptrolle einnimmt. Die zweite Hauptrolle hält Eric Porter als von Anna fasziniertem Wissenschaftler Dr. Pritchard inne, der versucht, ihrem Trauma mit modernen wissenschaftlichen Methoden wie der Freud’schen Psychoanalyse beizukommen, sich dabei aber immer mehr in Abhängigkeiten und Mitschuld verstrickt. Klar, der Bezug zu „Jack The Ripper“ erscheint arg konstruiert, dafür überzeugt „Hände voller Blut“ aber vom ersten Moment an mit einer tollen Ausstattung in Form von ambitionierten Schauspielern, formidablen Kulissen, passender Filmmusik und nicht zuletzt überraschend blutigen und brutalen Mordszenen, was zu einer unangenehmen, aber wirkungsvollen Atmosphäre führt. Leider wird der wissenschaftliche Aspekt der Handlung irgendwann komplett über Bord geworfen, als eine Wahrsagerin, nachdem Dr. Pritchard permanent auf der Stelle tritt und mit seinen Forschungen am lebenden Objekt kein Stück weiterkommt, mir nichts, dir nichts das Geheimnis um Anna löst und damit sämtliche tiefenpsychologische Bemühungen ad absurdum führt. Das ist schade, wenngleich Sasdy mit einem kunstvoll inszenierten Finale der etwas flachen Geschichte sein filmisches Geschick entgegensetzt und den Schlusspunkt unter diesen interessanten, etwas experimentellen Genre-Beitrag setzt.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Anna ist die Tochter von Jack the Ripper. Als kleines Mädchen musste sie mitansehen, wie ihre Mutter von ihrem Vater ermordet wurde. Sie wächst bei einer zwielichtigen Wahrsagerin auf. Eines Tages kommt es zu einem gewalttätigen Ausbruch, der zum Tode ihrer Ziehmutter führt. Der Wissenschaftler Dr. Pritchard nimmt Anna bei sich auf, da er glaubt sie heilen zu können. Doch er hat die Gefahr unterschätzt. So kommt es zu weiteren, brutalen Morden.
Ein weiterer, schöner Hammer Klassiker aus dem Jahre 1971. Peter Sasdy gehört nicht unbedingt zu meinen Lieblingsregisseuren, aber diesmal hat er wirklich gute Arbeit geleistet. Besonders das Finale in der St. Pauls Church ist sehr gelungen und erstklassig in Szene gesetzt.
7/10
***
Der Kommentar wird dem schönen Film natürlich nicht gerecht, auch halte ich "7/10 (gut)" aus heutiger Sicht für eine etwas zu niedrige Bewertung! Die DVD aus der "British Horror Classics" Reihe von Anolis geht in Ordnung. Die Scheibe ist zwar OOP, aber noch bekommt man sie zu vernünftigen Preisen.
Kürzlich habe ich die US-BD gesichtet. Für mich nach wie vor einer der schönsten Hammer-Filme mit einer bezaubernden Hauptdarstellerin, einer tragischen Stimmung sowie für das Filmstudio ungewöhnlich drastischen Mordszenen. Hervorzuheben ist auch das schöne musikalische Hauptthema der Filmmusik von Christopher Gunning.
Dr. Pritchard (Eric Porter) nimmt mit seinem Sohn an einer Séance teil, die er sofort als Betrügerei entlarvt. Als das Medium direkt nach der Séance brutal umgebracht wird, nimmt sich Dr. Pritchard der jungen Anna (Angharad Rees) an, die er zwar für die Mörderin hält, aber auch als interessantes Studienobjekt betrachtet. Dr. Pritchard versucht im Sinne Freuds das Wesen des Bösen zu erklären und es dadurch heilbar zu machen. Was Dr. Pritchard nicht weiß: Anna ist die Tochter des berüchtigten Jack the Ripper, dessen Geist immer wieder in das junge Mädchen fährt und sie zu fürchterlichen Taten zwingt…
Nachdem Hammer in den 50er und 60er Jahren höchst erfolgreich die bekannten Monster aus den Horror-Klassikern der Universal-Studios wiederbelebt hatte, wand sich das Studio 1971 einem ur-britischen Thema zu: Dem berüchtigten Jack, the Ripper. Neben „Hände voller Blut“ entstand im selben Jahr noch „.Dr. Jekyll und Schwester Hyde“, der die Figur des Rippers ebenfalls aufgriff. Im Vergleich zu den 50er und 60er Jahren hatten sich die Zeiten stark geändert. Dem Publikum musste man mittlerweile mehr bieten als die klassischen Horrorfilme um Dracula und Frankenstein. Sex und Gewalt bestimmten die Filme, die vor allem aus Amerika über den großen Teich schwappten. Und auch die Hammer-Filme wagten mehr in diesem Bereich. Die 70er Jahre läuteten bei Hammer eine neue Ära ein. Dass diese leider recht kurz sein würde, ahnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand.
Der ungarische Regisseur Peter Sasdy hatte bereits 1969 bei „Wie schmeckt das Blut von Dracula“ Regie geführt. 1971 nun inszenierte er zwei Filme, die damals an der Kinokasse nicht besonders erfolgreich waren, heute aber – gerade durch ihre ungewöhnliche Dramaturgie – ihre Anhänger haben: „Comtesse des Grauens“ und eben „Hände voller Blut“. Beiden ist gemeinsam, dass es keine klar als gut oder böse definierten Protagonisten gibt. Insbesondere bei „Hände voller Blut“ schwankt der Zuschauer, wem er seine Sympathien zuteilwerden lässt. Das nominell Böse in diesem Film ist die junge Anna, die aber zugleich auch ein unschuldiges Opfer ist, welches unter dem „Fluch“ des Rippers leidet und der man nichts mehr als die Erlösung wünscht. Auf der anderen Seite haben wir Dr. John Pritchard, der auf der Seite der Guten stehen müsste. Will er doch das Böse erforschen und „heilbar“ machen. Doch weißt asoziale Tendenzen auf. Zwar ist ihm das junge Mädchen nicht egal – doch hierfür hat er seine ganz eigenen Motive. Dass er es ausgerechnet im Zimmer seiner verstorben Frau einquartiert, spricht da Bände. Ebenso seine Annäherung an die Patientin, die doch eigentlich noch ein Kind ist. Jederzeit hat man das Gefühl, er würde gleich über sie herfallen. Gleichzeitig nimmt er bewusst den Tod mehrerer Menschen im Kauf, um seine Studien weiterführen zu können. Dr. Pritchard ähnelt in beiderlei Hinsicht stark an den von Peter Cushing für die Hammer-Studios porträtierten Dr. Frankenstein, hinter dessen knöcherner Fassade auch immer eine unheilvolle Leidenschaft loderte.
Besonders interessant ist die ambivalente Charakterzeichnung im Falle von Derek Godfrey, der den bigotten Abgeordneten Dysart spielt. Dysart wäre prädestiniert für die Schurkenrolle in diesem Film. Er ist arrogant, egozentrisch und versucht gleich zu Beginn die junge Anna zu vergewaltigen, nachdem diese sich nicht prostituieren will. Doch gleichzeitig ist Dysart auch die Stimme der Vernunft, die Dr. Pritchard sehr früh vor Anna warnt und dessen Argumente jederzeit nachvollziehbar und logisch bleiben. Würde dieses Ekel nur etwas mehr Initiative zeigen, wäre er sogar der klassische Held in „Hände voller Blut“. Helden gibt es hier aber keine. Dr. Pritchards Sohn bleibt bis zum Ende passiv und trägt zur Geschichte eher wenig bei. Seine blinde Verlobte könnte diese Rolle übernehmen. Ist sie doch eine der ganz wenigen, wirklich liebenswerten Figuren in diesem Film. Doch auch sie durchschaut die Zusammenhänge nicht und wird dadurch am Ende fast zum Opfer. Gerade die Weigerung der simplen Schwarz-Weiß-Malerei macht „Hände voller Blut“ zu einem außergewöhnlichen Horrorfilm, dessen realistisch gezeichneten Figuren die Empathie des Zuschauers gewinnen und die ihm gerade deshalb auch nicht egal sind.
Natürlich kann dies nur funktionieren, wenn man besonders gute Schauspieler zur Hand hat, und die hat Sasdy. Jeder Darsteller passt perfekt zu seiner Figur. Man kann sich am Ende auch keinen der bekannteren „Hammer“-Namen – auf die Sasdy komplett verzichtet -, wie Lee, Cushing oder Michael Gough in den Rollen vorstellen. Gerade dadurch, dass man die Schauspieler noch nicht in unzähligen anderen Rollen gesehen hat, gewinnen sie an Glaubwürdigkeit. Ebenfalls bemerkenswert ist es, in welcher Art und Weise mit den phantastischen Elementen umgegangen wird. Zwar wird als Zugeständnis an den Horrorfan gezeigt, wie sich vor den Morden die Hände der bemitleidenswerten Anna verändern, doch dies der einzige konkrete Hinweis auf etwas Übernatürliches. Ebenso gut kann die ursprüngliche Diagnose Dr. Pritchards auch als richtig angesehen werden und Anna durch das frühkindliche Trauma „nur“ an einer schizophrenen Störung leiden. Auch die Einflüsterungen des Rippers müssen nicht auf Besessenheit zurückgeführt werden, sondern können sich allein im psychisch angeschlagenen Kopf des Mädchens manifestieren.
Neben den vorzüglichen Darstellern und dem durchdachten Drehbuch, kann der Film auch in Sachen Filmmusik und Ausstattung punkten. Da in den Pinewood-Studios noch die Kulissen des Billy-Wilder-Films „Das Privatleben des Sherlock Holmes“ zur Verfügung standen, sieht der Film nach einem sehr viel höheren Budget aus, als tatsächlich zur Verfügung stand. Ebenfalls beachtlich sind die Spezialeffekte, die für ihre Zeit ausgesprochen drastisch daher kommen. Insbesondere ein von einer Hutnadel durchbohrtes Auge bleibt in Erinnerung. Wobei der außergewöhnlich hohe Gewaltanteil zwar die erst eine Dekade später stattfindende Slasher-Welle vorwegnimmt, aber sich gleichzeitig auch in den Dienst einer gut erzählten Geschichte stellt. Also nicht selbstzweckmäßig daher kommt.
„Hände voller Blut“ ist einer der Höhepunkte der späten Produktions-Phase der „Hammer“-Studios. Durch seine komplexe Charakterisierung und den hohen Anteil grafischer Gewalt unterscheidet er sich deutlich von den Werken, für die das Studio in den 50er und 60er Jahren bekannt geworden ist. Die für ein „Hammer“-Produkt ungewohnten Schauspieler sind perfekt besetzt und tragen dazu bei, dass die tragische Geschichte der Anna einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Früher war mehr Lametta
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Gestern wanderte die Anolis Blu-ray in den Player.
Tatsächlich wächst der Streifen mit jeder Sichtung, berührt mich die tragische Geschichte um Anna mehr und mehr. Eingebettet in das wohlige Umfeld des späten Viktorianischen Zeitalters, greift das Grauen hier auf etwas andere Art -als bei Hammer üblich- um sich. Dies ist sicher auch den starken Leistungen von Eric Porter und Angharad Rees zu verdanken, die den Film mehr und mehr bemerkenswert erscheinen lassen.
Ich erhöhe auf dicke 8/10 (sehr gut)
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Wer das gute Stück noch nicht in der Sammlung hat, kann die Blu-ray momentan für schlappe 7,90€ (DVD 6,90€) bei Pidax aus der Restekiste schnappen.
Blu pidax
Ein Mädchen muss mitansehen, wie sein Vater seine Mutter umbringt, da diese rausfand, daß er Jack the Ripper ist. Einmal erwachsen, triggern gewisse Sachen die Mordgelüste ihres Vaters in ihr.
Ein später Hammer aus der zweiten Reihe, sprich ohne die großen Stars. Aber Regie immerhin Peter Sasdy. Und trotzdem sehr gut besetzt, besonders gefielen mir die Theater -erfahrenen Eric Porter ( in der Hauptrolle: der Psychiater, der das Mädchen unter seine Fittiche nimmt, um das Krankheitsbild Killer zu ergründen.) und Derek Godfrey als schmieriger Politiker. Und in der Hauptrolle Angharad Rees.
Das Buch ist ein wenig unausgegoren, der Plot wird einem so hingeknallt, so dass es nach einer längeren Einführung zu einem Kill to kill wird. Diese Morde nebenbei sind recht blutig und einfallsreich. Dafür werden andere angelegte Sachen nicht auserzählt: wie einzelne Leichen verschwinden, die polizeilichen Ermittlungen ( ein Kommissar mit unglaublichen Koteletten), und auch die Art des Interesses des Psychologen: immerhin steckt er das Mädchen in das Zimmer und die Kleidung seiner Frau und muss sich manchmal merklich zurück halten, nicht übergriffig zu werden.
Das schmälert das Sehvergnügen aber überhaupt nicht. Denn im Mittelpunkt steht die Killerin. Und obwohl man einiges ahnt, bleibt es spannend.
Und auch ansonsten erreicht es hohe Hammer Standards: Kostüme, Kamera, Ausstattung vom feinsten. Nur bei der Musik würde ich Abstriche machen, ein bisschen zu einfallslos.
Auch interessant, dass nicht wirklich geklärt wird, ob Jack The Ripper wirklich in ihr haust, oder es ein psychologisches Problem ist. Und spannend, das wir hier eine weibliche Variante des Serienkillers haben.
Sehr gute Unterhaltung.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.