Haus des Schreckens - Samuel Gallu
Moderator: jogiwan
Haus des Schreckens - Samuel Gallu
Foto: Deutsches Kinoplakat
Yeah, Christopher Lee ist gigantisch in diesem Film. Gigantisch fies vor allem!
Was haben die Leute ihn verspottet: du hast nicht das Aussehen eines Filmstars, du kannst nur DRACULA spielen, du kannst nicht überraschen usw. Herrlich, wie Lee sämtlichen Spöttern den Wind aus den Segeln genommen hat, und zwar ganz besonders mit diesem Film UND dem Interview der italienischen DVD namens IL TEATRO DELLA MORTE (aka THEATRE OF DEATH)...
Foto: Italienische DVD
Eine Frau wird von zwei Henkern zur Guillotine geführt und rumms! rollt schon der erste Schädel...
In Paris leitet Philippe Darvas (C. Lee) mit eisernen Händen das "Theater des Todes", in dem schaurige und blutige Gruselstücke aufgeführt werden. Und wer nicht 110% gibt, wird gnadenlos aussortiert, was Lee einen grossen Spielraum gibt, die Angestellten zur Schnecke zu machen. Hui, also den möchte ich nicht als Chef haben! Da bekommt man ja schon beim Zuschauen Muffe... Mann, gibt der den Leuten Zunder!
Eines Nachts präsentiert er den Zuschauern seine Hypnosekünste: eine Schauspielerin, Nicole Chapelle (Jenny Till), fällt in Trance und tötet beinahe ihre Freundin/Kollegin Dani Gireaux (die hübsche Lelia Goldoni), die ohnehin ein grosses Problem mit ihrem sinistren Theaterregisseur hat. Die Szene wird von einem Polizeipathologen beobachtet, der Darvas verdächtigt, ein Serienmörder zu sein, denn in Paris wurden schon 4 Leichen aufgefunden, die scheinbar von einem Vampir (!) ausgesaugt wurden.
Tja, da wäre Lee, und da gibt es also ein Vampir - dann ist die Sache doch klar, oder? Doch eines nachts... Nein, mehr verrate ich nicht!
Foto: Ist Darvas der Mörder???
Regisseur Samuel Gallu vermeidet trotz der vampiristischen Aktivitäten den Schritt ins Übersinnliche, und das bis zum Schluss. So gibt es einen mehr als facettenreichen Mix aus Vampirthematik, Gruselfilm und Who-dun-it-Krimi, der jeden Fan von britischen Horrorstreifen begeistern dürfte. Christopher Lee ist einfach toll als finsterer Herr des Theaters, und es gibt viele schaurig-schöne Szenen, die vergleichbare Filme wie AQUARIUS ziemlich blass aussehen lassen - obwohl ich Michele Soavis Debüt durchaus zu schätzen weiss, keine Frage!
Foto: Britische DVD
Doch das HAUS DES SCHRECKENS ist von einem ganz anderem Kaliber - wundervoll fotografiert, im positiven Sinne altmodisch, die hübschen Ladies der knallbunten '60er Jahre, die (harmlosen und doch gruseligen) Morde, die unheimliche Atmosphäre, die ein wenig an DER PUPPENMÖRDER erinnert, Lee als Bösewicht (auch als Vampir???) usw. Einfach nur SCHÖÖÖN!
Foto: Gruseliges Kinoaushangfoto
mit C. Lee
Wer sich für die italienische DVD interessiert: Wow, wow, wow! Der 43 Jahre alte Streifen sieht UNGLAUBLICH gut aus - Originalbildformat im fettem Technoscope mit sattesten, brillianten Farben. Doch eine noch grössere Überraschung ist der optimale Ton - ich kenne keinen vergleichbaren Film aus den '60ern, der mit so einem guten, voluminösen Sound auffahren kann - die Bässe haben meinem Subwoofer ziemlich eingeheizt! Und das Wichtigste: die italienische DVD hat eine englische Tonspur, die bestes Live-Sound-Recording bietet. Also keine Nachsynchronisation und solche Scherze...
Dann gibt es viele Extras wie das Interview mit Lee, eine Bildergalerie, Trailer, Radiospots usw.
Foto: BLOOD FIEND
(Alternativtitel)
C. Lee war grandios, ist grandios und wird es IMMER bleiben! Abgesehen davon hat er eine tolle Stimme, und das nicht nur in Opern, sondern zum Beispiel auch bei Gastauftritten für die coole Heavy Metal-Combo Rhapsody aus Italien! Einfach Kult, der Mann! Ein 86-jähriger + Metal-Band =
Foto: C. Lee als DRACULA
Und mit Samuel Gallu gibt es mal wieder einen fast völlig unbekannten Regisseur, der zumindest einen grossartigen Film gemacht. Das erinnert mich an Ibanez Serrador, der mit LA RESIDENCIA (aka DAS VERSTECK) auch einen ganz grossen Weltklassefilm abgeliefert hat und danach kaum noch in Erscheinung getreten ist. WHO CAN KILL A CHILD ist noch ganz ok.
Komisch auch, das HAUS DES SCHRECKENS in Deutschland kaum Beachtung gefunden hat - an seinen Qualitäten kann es jedenfalls definitiv nicht liegen!
Foto: Noch ein deutsches
Kinoplakat
LA MORTE ACCAREZZA A MEZZANOTTE!