Foto: US-DVD von DARK SKY FILMS
"NOW MAKE A CLEAN JOB OF IT, FREDERICK. THE CAR WAS WASHED THIS MORNING...", sagt Dr. Storm (deutsche Fassung: Dr. Frankenstein) zu seinem Gehilfen Frederick (Skip Martin) in der ersten Szene des Films - und diese Sätze haben sich mir ins Gedächtnis gebrannt, genauso wie Richard Johnsons erste Worte "THE BOAT CAN LEAVE NOW. TELL THE CREW..." in Lucio Fulcis WOODOO. Warum? Na, weil HORROR HOSPITAL die ultimative Horrorshow ist, ein bizarrer Schocker, eine rabenschwarze Komödie und... 'One of the greatest - if not THE GREATEST - Horrorfilms ever made in the UK! (Zitat: British Horror Films)
Gleich zu Beginn des Films rollen die ersten (Papp)Köppe: Wir sehen Michael Gough (HORRORS OF THE BLACK MUSEUM, KONGA uvm.) als Dr. Storm und Kult-Zwerg Skip Martin (u.a. THE MASQUE OF THE RED DEATH, CIRCUS OF HORRORS) als seine rechte Hand Frederick auf dem Rücksitz eines Rolls Royce sitzen, während Dr. Storm die oben genannten beiden Sätze spricht. Fragen sich jetzt vielleicht diejenigen, die den Film noch nicht kennen, was diese einleitenden Worte bedeuten könnten, so sehen wir gleich darauf, wie ein junges Pärchen in Panik durch die Botanik läuft - ihre Schädel sind mit blutigen Verbänden umwickelt, und man ahnt: da kann nix Gutes bei rauskommen! Und genauso ist es dann schliesslich auch, denn als Dr. Storm "NOW FREDERICK", sagt, fährt der RollsRoyce los, nimmt Fahrt in Richtung der Flüchtenden auf, während sich ein am Auto befestigtes, riesiges Schlachtermesser anschickt, den beiden Davoneilenden die Hälse zu rasieren. Und so kommts, das ihre Köpfe in einem ebenfalls am Auto befestigten Leinensack purzeln. Dr. Storm greift sich die blutigen Lumpen und ist zufrieden... Schnitt.
Foto: Michael Gough & Skip Martin
Jason (von Robin Askwith gespielt, siehe auch TOWER OF EVIL aka TURM DER LEBENDEN LEICHEN, der wie HORROR HOSPITAL unter dem deutschen Titel FRANKENSTEINS HORRORKLINIK auch bei E.M.S. erschien und ebenfalls Kultpotiental besitzt) ist ausgebrannt und braucht dringend Urlaub. Deshalb betritt er ein ominöses Reisebüro, und da sitzt am Schreibtisch: Saufnase Dennis Price! In THEATER DES GRAUENS kann man ihn übrigens zusammen mit seinem Namensvetter Vincent Price (der Grösste!) bewundern. Naja, und das Reisebüro nennt sich HAIRY HOLIDAYS, was dann doch für ein Grinsen sorgt, wenn man sich Robin Askwith so anschaut. In einem Review las ich vor kurzem, das ihn jemand mit Oli Kahn verglich. Sehr ulkig, muss ich sagen... Dennis Price bietet Jason einen erholsamen Urlaub im Grünen an, und ein Schelm ist, wer jetzt meint, das Jason in FRANKENSTEINS HORRORKLINIK verfrachtet werden soll, denn genauso ist es! Tja, denjenigen, die sich ein bisschen mit dem britischen Horrorfilm auskennen, dürfte jedenfalls sofort klar sein, das Dennis Price hier nicht den lieben Onkel vom Dienst gibt...
Und dann sitzt Jason auch schon in einem Zugabteil, in dem er die hübsche Judy (gespielt von Vanessa Shaw, die ich ganz entzückend finde) kennenlernt, die ebenfalls auf dem Weg in das sogenannte "Erholungszentrum" ist, um ihre Tante zu besuchen, die dort ihrem finsteren Tagewerk nachgeht - was Judy natürlich (noch) nicht wissen kann.
Als sie schliesslich aus dem Zug ausgestiegen sind, werden sie schon von zwei stummen Schergen Dr. Storms, die in Ledergarnitur auf Mopeds sitzen, erwartet, und spätestens dann wird jedem Freund von exploitativem Horrorknallern klar, das man den Film nicht zu ernst nehmen sollte, und dennoch: das Lachen wird einem noch im Halse stecken bleiben, wenn man sich für britischen und ziemlich blutigen (wie heisst es so schön auf dem DVD-Cover vom Label DarkSkyFilms: uncut, uncensored and fully restored!) Horror-Trash begeistern kann. Alle anderen sollten einen grossen Bogen um diesen bizarren Schocker machen, denn HORROR HOSPITAL ist eben KEIN typischer B-Film-Schlock.
Foto: Die ersten Köpfe rollen!
Die Darsteller hauen nämlich so auf den Putz, das man teilweise glaubt, es mit einer absurden Theateraufführung zu tun zu haben. Das erinnert an Udo Kiers Overacting im Kultstreifen FLESH FOR FRANKENSTEIN (aka ANDY WARHOL'S FRANKENSTEIN). Und auch wenn die Stile dieser beiden Streifen völlig unterschiedlich sind, haben sie durchaus mehrere Gemeinsamkeiten - vom Entstehungsjahr 1973 mal ganz abgesehen. Da wären zum Beispiel die exzellenten Locations, die perfekt ausgekundschaftet wurden - in HORROR HOSPITAL ist es ein schloss-ähnliches Anwesen, das genauso unheimlich wirkt wie das in FLESH FOR FRANKENSTEIN. Ich möchte da jedenfalls keine Nacht allein verbringen. Und beide Filme haben extrem durchgeknallte Butzemänner am Start, und das sind eben nicht nur Michael Gough und Udo Kier in den Hauptrollen, sondern vor allem auch Skip Martin, bei dem einen trotz seines Miniformats Angst und Bange werden kann. Dafür hat FLESH FOR FRANKENSTEIN eben die unheimliche Nicoletta Elmi, die ja damals auch noch ein Zwerg war (hihi). Und Skip Martin steckte in THE MASQUE OF THE RED DEATH (SATANAS - DAS SCHLOSS DER BLUTIGEN BESTIE, wieder mit Vincent Price!) den in einem Gorillakostüm schwitzenden Patrick Magee in Brand, und auch seine Auftritte in HORROR HOSPITAL sind ziemlich horribel.
Doch mittendrin gibt es dann eine Szene, bei der ich jedesmal Tränen in den Augen habe (vor Lachen wohlgemerkt), und zwar die, in der Skip Martin den beiden Schergen Dr. Storms (die IMMER in Motorrad-Klamotten rumlaufen und auch die Helme nie abnehmen) heimlich ein Schlafmittel in die Waldmeisterbrause kippt, bis sie schliesslich bewusstlos zu Boden sacken. Um an das Schloss der Tür zu kommen, vor dem die beiden Schergen liegen, stapelt er sie übereinander - anstatt sich einen Hocker zu holen. Und dabei stolpert er dann mehrere Male über seine eigenen Füsse und die am Boden liegenden Typen. Bei einem Zwerg sieht das dann wirklich zum Schiessen aus, und ich frage mich, ob diese Sequenz wirklich so im Drebuch stand, denn die Stolperer sehen absolut "echt" und NICHT gespielt aus! Vielleicht hat er auch einfach improvisiert, keine Ahnung... Jedenfalls habe ich selten so gelacht wie in diesen Szenen - das ist zum Schreien komisch, wie der da rumpurzelt!
Ebenfalls beinahe absurd wirken die minutenlangen Schlägereien zwischen den Schergen und unserem Held Jason, der etwas später im Film noch einen Sidekick bekommt, der auf der Suche nach seiner Freundin ist, die auch Urlaub machen wollte im "Erholungszentrum" und seitdem verschollen ist. Jedenfalls gibt es in diesen Schlägereien aufs Maul und auf die Helme wie nix Gutes. Diese Kloppereien muss man gesehen haben...
Jason und Judy werden dann natürlich erstmal einkassiert, weil der böse Dr. Storm ständig neues Menschenmaterial braucht, um seine Experimente zu perfektionieren. Die Ergebnisse sind dann leichenblasse Figuren (wie wandelnde Tote), die keinen Schmerz empfinden und ALLES ausführen, was ihnen der liebe Butzemann-Doktor befiehlt - und ALLES bedeutet, das sie auf Kommando auch Handstand machen und Saltorückwärts springen, was natürlich auch für den einen oder anderen Lacher gut ist.
Die Darsteller, besonders Michael Gough und Skip Martin, spielen das Ganze jedoch so todernst, das einem die Haare zu Berge stehen - das ist schon eine Schau, die einem da geboten wird. Ich möchte dem Dr. Storm jedenfalls nicht in die blutigen Hände fallen!
Foto: Robin "Oli Kahn" Askwith
Damals, als ich den Film zum ersten mal heimlich sah (als VMP/Telerent-VHS-Kassette), war ich vielleicht so 10 Jahre alt, und bestimmte Szenen konnte ich nie mehr vergessen, und durch die vielen verschiedenen Versionen, die ich im Schrank habe, kann das auch niemals passieren. Besonders die Szenen am Schluss des Films sind wirklich absolut horribel und unvergesslich, denn...
In einigen Reviews wird HORROR HOSPITAL als B-Film-Nonsens abgestempelt, doch ihn umgibt eine Magie, denen viele Fans (besonders die Horrorfreaks in den USA, die sich auf kultig-blutige Streifen aus den goldenen '70ern spezalisieren) einfach nicht widerstehen können, und zu denen zähle ich mich auch, was natürlich auch damit zusammenhängt, das nostalgische Gefühle im Spiel sind, weil ich den Film eben schon vor mehr als 25 Jahren zum ersten Mal sah. Auf jeden Fall ist es ein Film, mit dem man noch seine Oma erschrecken kann...
Schade, das Regisseur Anthony Balch nicht noch weitere Knaller dieses Kalibers gedreht hat - seine Sexfilmchen interessieren mich da wenig.
Die neue DVD-Veröffentlichung vom Label DarkSkyFilms sieht unfassbar gut aus: das restaurierte Bild ist scharf, komplett gereinigt und besticht durch satteste Farben, wie man zum Beispiel sehr gut am knallroten Kleid von Judys Tante sehen kann. Wirklich hammermässig, diese Qualität. Es ist schade, das immer mehr US-Label die Segel streichen müssen, denn die Kosten für solche professionellen Restaurationen sind ziemlich hoch (die kleine Doku über eine Restauration, die man auf der JACK THE RIPPER-DVD mit Klaus Kinski sehen kann, belegt gut, wie enorm aufwendig diese Arbeit ist) - und es gibt nunmal nur einen übersichtlichen Kreis von Fans, die auf solche Streifen stehen. Dasselbe gilt, denke ich mal, auch für den Giallo/Italo-Bereich.
Dann gibt es als Extra noch einen informativen Audiokommentar vom Produzenten Richard Gordon, der eine Menge zum Dreh von HORROR HOSPITAL zu berichten weiss. Wirklich interessant diese Anekdoten, die er vom Stapel lässt. Dazu kommt noch 'ne Bildergalerie mit vielen deutschen Kinoaushang-Fotos, die die Scheibe abrunden. Nicht viele Bonüsse, aber ich bin eh kein Extras-Freak. Für mich zählen bei solchen Neuauflagen nur drei Dinge: uncut, uncensored and fully restored!!!
Fazit: ich hoffe, das ich NIEMALS in so einem Irrenhaus wie in FRANKENSTEINS HORRORKLINIK lande! Zwerge, fiese Experimente, Irrsinn, Rückblenden (Dr. Storm begann seine Gruselkarriere in Hamburg!!!), rollende Köpfe, Kloppereien - kein Ort für den nächsten Urlaub!