Kriegsspiel - Peter Watkins (1965)

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purgatorio
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Kriegsspiel - Peter Watkins (1965)

Beitrag von purgatorio »

KRIEGSSPIEL - THE WAR GAME

Bild

Deutscher Titel: Kriegsspiel
Originaltitel: THE WAR GAME

Regie: Peter Watkins
Produktionsland: Großbritannien (1965)

Inhalt:
Im Jahr 1966, mitten im Kalten Krieg, malt sich Filmemacher Peter Watkins folgendes Szenario aus: Infolge verschiedener Zwischenfälle in Berlin eskalieren die "Verteidigungsschläge" zwischen den Supermächten USA und UdSSR und gipfeln schließlich in einem russischen Atomschlag gegen England. Angesichts tausender von Opfern erweisen sich die zivilen Schutzmaßnahmen als völlig unzureichend, das Elend der Überlebenden ist unfassbar, und die allgemeine Lebensmittelknappheit verleitet die Menschen zu barbarischen Übergriffen. Der im Nachrichtenstil erzählte Film stützt sich auf Beschreibungen von Überlebenden der Atombombenexplosionen in Nagasaki und Hiroshima aus dem Jahr 1945.
(via ofdb)
Zuletzt geändert von purgatorio am Fr 23. Nov 2012, 15:16, insgesamt 2-mal geändert.
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purgatorio
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Re: Kriegsspiel - Peter Watkins (1965)

Beitrag von purgatorio »

:shock: Offenbar ist nicht DIE DELEGATION (1970) von Rainer Erler die Mutter der Mockumentaries, sondern THE WAR GAME von Peter Watkins (1965). Es handelt sich um einen recht langen Kurzfilm (fast 50 Min.) über die Folgen eines Atomangriffs auf Großbritannien. Kurz gestöbert und schon vollständig auf youtube gefunden:

[BBvideo 425,350][/BBvideo]
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buxtebrawler
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Re: Kriegsspiel - Peter Watkins (1965)

Beitrag von buxtebrawler »

purgatorio hat geschrieben: :shock: Offenbar ist nicht DIE DELEGATION (1970) von Rainer Erler die Mutter der Mockumentaries, sondern THE WAR GAME von Peter Watkins (1965).
Wir graben uns immer näher an die Wurzel heran. :D
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Kriegsspiel - Peter Watkins (1965)

Beitrag von purgatorio »

buxtebrawler hat geschrieben:
purgatorio hat geschrieben: :shock: Offenbar ist nicht DIE DELEGATION (1970) von Rainer Erler die Mutter der Mockumentaries, sondern THE WAR GAME von Peter Watkins (1965).
Wir graben uns immer näher an die Wurzel heran. :D
sicher :nick: :mrgreen: Bin gespannt was noch so zum Vorschein kommt. Auf diesen hier bin ich durch eine Besprechung zu Watkins STRAFLAGER - PUNISHMENT PARK (http://deliria-italiano.org/phpbb/post5 ... kins#p5762) in der SCHNITT #67 gestoßen, der ebenfalls als Mockumentary angelegt sein soll. Vor Allem bin ich aber auch sehr gespannt auf den Film an sich. Der ist wohl für die BBC produziert worden, die ihn dann aber auf Grund seiner Drastik nicht austrahlte (ich stelle mir Entscheidungsträger wie die Produzenten im Vorführraum in CANNIBAL HOLOCAUST vor - von ihrem eigenen Machwerk völlig überfahren :lol: ).

Durch das Zusammentragen dieser Informationen kommen wir doch außerdem dem deliria-italiano-Bildungsauftrag nach :nick: :opa:
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Re: Kriegsspiel - Peter Watkins (1965)

Beitrag von purgatorio »

purgatorio hat geschrieben:THE WAR GAME (Peter Watkins, 1965)
THE WAR GAME ist eine fiktionale Dokumentation über die hypothetischen Folgen eines nuklearen Angriffs auf Großbritannien. Beginnend bei einer Verlaufsskizze von Zwangsevakuierungen und einer Analyse potenzieller Angriffsziele führt der Film einen Konflikt vor, der in kürzester Zeit eskaliert. Das Gros des knapp 45 minütigen (Pseudo-)Dokumentarfilms schildert in bedrückend eindringlicher Weise die Folgen des Angriffs und erfasst minutiös die Schwachstellen und Lücken im Regierungsplan zur Reorganisation und zum Schutz der Bevölkerung. Aus dem Off wird mit ruhiger und gelassener Stimme geschildert, wie die letzten Fragmente der Gesellschaft sich gegenseitig attackieren. Die einen wollen überleben, die anderen wollen auf Befehl Werte und Besitzstände verteidigen.

THE WAR GAME ist unangenehm und bedrückend. Es ist heute noch gut nachvollziehbar, warum die BBC diesen Film lieber nicht ausstrahlen wollte. Dadurch, dass der Film an tatsächlichen Ereignissen aus Dresden, Hiroshima und Nagasaki nach den Bombardierungen orientiert ist, verläuft er auf glaubwürdiger und nachvollziehbarer Ebene, sein dokumentarischer Stil verwischt zusätzlich schnell die schutzbietenden Grenzen zwischen Realität und Fiktionalität. Und das es ständig die Kinder trifft macht's noch unerträglicher. THE WAR GAME ist ein höchst unangenehmer, offenbar recht aufwendig produzierter Film, der einen noch heute auf dem falschen Fuß erwischen kann.
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Re: Kriegsspiel - Peter Watkins (1965)

Beitrag von purgatorio »

Zweitsichtung:

KRIEGSSPIEL (THE WAR GAME, Großbritannien 1965, Regie: Peter Watkins)

Die Pseudo-Dokumentation THE WAR GAME behandelt hypothetisch die Folgen eines nuklearen Präventivangriffs auf Großbritannien in den 1960er Jahren. Beginnend bei einer Verlaufsskizze von Zwangsevakuierungen, einer Analyse potenzieller Angriffsziele und der Kontaminationsgebiete im Umkreis der strategischen Anlagen führt der Film einen Konflikt in Berlin vor, der in kürzester Zeit eskaliert.

Die in Interviews dokumentierte unwissende und unvorbereitete Bevölkerung hat plötzlich, im Moment der ertönenden Sirenen, noch 2 Minuten Zeit – 2 Minuten, in denen das Chaos ausbricht, da weder die Regierung, noch die internationale Staatengemeinschaft noch der Einzelne wirklich wissen, was nun passiert.

Der Dokumentarfilm schildert in bedrückend eindringlicher Weise den Angriff und dessen Folgen und erfasst minutiös die Schwachstellen und Lücken im Regierungsplan zur Reorganisation und zum Schutz der Bevölkerung. Dabei erweist sich der hypothetische Film als unglaublich realitätsnah. Kein Wunder also, dass die produzierende BBC nach einer internen Vorführung vor Vertretern des Innen- und Verteidigungsministeriums die Ausstrahlung des Films weltweit zum Schutz der Öffentlichkeit unterband (Vgl. Feldvoß, Marli: Vom schwierigen Umgang mit dem atomaren Holocaust. In: Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik e.V. (Hrsg.): The Atomic Cinema. Fiktion und Wirklichkeit nuklearer Bedrohung, Frankfurt am Main 1984, S. 18-22, hier S. 19).

Der Film kam zu einer Zeit relativer politischer Entspannung und wurde deshalb wahrscheinlich als sehr unpassend empfunden. Er zeigt aber auch auf, warum er es eben nicht ist. Denn die Bedrohung durch die thermonukleare Bewaffnung ist noch vorhanden (im Übrigen: bis heute). Und die Vorbereitung darauf tendiert gegen Null. Die Folgen zeichnet der Film auf derart bedrückende Art nach (und wirkt dabei im dokumentarischen Gewand überaus real), dass es einem nach spätestens 10 Min. den Hals zugeschnürt hat. THIS IS NUCLEAR WAR! Eine menschgemachte Katastrophe von apokalyptischem Ausmaß, deren Ablauf und Folgen kaum vorstellbar und emotional erfassbar sind. Viele Folgeschilderungen basieren auf Erfahrungen aus den Bombardierungen von Tokyo, Dresden, Darmstadt, Hamburg, Hiroshima und Nagasaki (so berichtet es der Off-Kommentar und der Abspann). Und richtig ekelhaft ist dann wohl die abschließende Prognose: Noch vor dem Jahr 1980 wird derartiges, wie im Film zu sehen, geschehen, wenn die Entwicklungen in der Welt so weitergehen. Visualisiertes Grauen, wie es schlimmer und nachhaltiger kaum sein könnte. Entsprechend auch ein filmisches Meisterwerk, hochgradig suggestiv und effektiv und dabei so unglaublich realistisch, dass von offizieller Seite tatsächlich eine Selbstmordwelle nach der Ausstrahlung befürchtet worden war.
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