Leben und sterben lassen
(Live and Let Die)
mit
Roger Moore, Yaphet Kotto, Jane Seymour, Clifton James, Julius Harris, Geoffrey Holder, David Hedison, Gloria Hendry, Bernard Lee, Lois Maxwell, Tommy Lane, Earl Jolly Brown, Roy Stewart, Lon Satton
Regie:
Guy Hamilton
Drehbuch:
Tom Mankiewicz
Kamera:
Ted Moore
Musik:
George Martin
FSK 16
Großbritannien / 1973
Drei britische Agenten sind auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen. Bei der Aufklärung dieser Morde sieht sich James Bond der schwarzen und gefährlichen Welt des Voodoo Zaubers und des Okkulten ausgesetzt. Hinter dem verhängnisvollen Vorhang des Mystizismus verbirgt sich eine gewaltige Organisation, die mit harten Drogen Geschäfte macht. Die geheimnisvolle und wunderschöne Hellseherin Solitaire bringt James Bond zwar auf die Fährte der mächtigen Hintermänner, aber auch in höchste Lebensgefahr.
In diesem Film bekommt es der Zuschauer nun das erste Mal mit Roger Moore in der Rolle des britischen Geheimagenten James Bond zu tun und Moore feiert dabei einen recht gelungenen Einstand. Das zweite Bond-Abenteuer in den 70er Jahren bietet dann auch einmal nicht die üblichen Szenarien, in denen die Welt von einem Superschurken bedroht wird, sondern widmet sich mit seiner Kern-Thematik des Drogen-Schmuggels eher einer "normalen" Geschichte, die deswegen aber keinesfalls minder spannend daher kommt. Regisseur Guy Hamilton hat dabei ein durchaus gelungenes Geschehen auf den Weg gebracht, in dem Neueinsteiger Moore fast gänzlich ohne technische Spielereien auskommt, lediglich seine nicht im normalen Handel erhältliche Armbanduhr soll ihm vor allem zum Ende hin noch sehr wertvolle Dienste leisten, denn ohne den Zeitmesser wäre es wohl ein einmaliges Gastspiel des smarten Briten geworden, der im Laufe der Jahre die meisten Einsätze als Bond-Darsteller anhäufen sollte. Ansonsten wird aber auf sämtliche Gadgets verzichtet, weswegen die Ereignisse im Gegensatz zu diversen Vorgängern auch äußerst nüchtern erscheinen, was jedoch nicht als negative Kritik aufgefasst werden sollte.
Das Szenario legt nämlich ein ordentliches Tempo an den Tag, wobei insbesondere die Verfolgungsjagden in den kleinen Motorbooten in den Sümpfen Louisianas einen absoluten Höhepunkt des Filmes darstellen. Als Gegenspieler Bond's tritt dieses Mal mit Yaphet Kotto ein Gegner auf, der mit einer straff organisierten Organisation einen regen Drogenhandel treibt, was manch einem eventuell für einen Bond-Film schon etwas zu banal erscheint. Dennoch entwickelt sich mit der Zeit eine spannende-und sehr interessante Story, der auch durchgehend ein leichter Hauch einer Voodoo-Atmosphäre anhaftet, was dem Ganzen eine größtenteils wunderbar dichte Grundstimmung verleiht. "Leben und sterben lassen" dürfte wohl rückblickend das mit Abstand ernsthafteste Abenteuer des britischen Geheimagenten sein, in dem der gute Roger Moore in der Hauptrolle zu sehen ist. Zwar gibt es hier und da schon einige lockere Sprüche zu hören und ganz generell beinhalten die Dialoge einen netten Anteil an Wortwitz, doch gerade wenn man einige der noch folgenden und teils recht stark überzogenen Filme zum Vergleich nimmt, schneidet vorliegendes Szenario noch sehr gut ab und bietet dem Betrachter ein Geschehen, das für Bond-Verhältnisse fast schon zu ernst erscheint. Es ist natürlich Geschmackssache, aber ein klein wenig vermisst man schon das typische Feeling, das ansonsten durch die mittlerweile zur lieben Gewohnheit gewordenen Gadgets verbreitet wird, doch trotzdem handelt es sich immer noch um einen überdurchschnittlich guten Vertreter der Reihe.
Nun wird dem guten Roger Moore ja oft genug nachgesagt, das er in dieser Rolle immer ein wenig zu blasiert-und affektiert gewirkt hat, wobei das in diesem Film noch nicht so stark zum Ausdruck kommt. Wirkt er doch drahtig und agil, was jedoch in weiteren Abenteuern so manches Mal ein wenig anders ins bild gesetzt wird. Das mag aber auch ein jeder etwas anders sehen, doch im Gegensatz zu Sean Connery oder auch Timothy Dalton wird dem Zuschauer wirkt Moore ein wenig weicher, so das man ihm die Figur des knallharten Geheimagenten vielleicht nicht wirklich abnimmt. Dafür bekommt man es hier jedoch mit dem typischen Gentleman zu tun, dessen elegantes Auftreten auch eine ganze Menge für sich hat. Lediglich in den Action-Passagen ist es oft sehr gewöhnungsbedürftig die nötige Glaubwürdigkeit an den Tag zu legen, wobei dieser Aspekt auch erst in späteren Filmen stärker ins Gewicht fällt.
"Leben und sterben lassen" zählt also sicherlich nicht zu den allerbesten Vertretern der James Bond-Reihe, bietet aber gerade durch die verhältnismäßig normale Geschichte einmal eine gelungene Abwechslung und wirkt im Vergleich mit diversen anderen Fällen herrlich normal. Zumindest kann man also von einem doch gelungenen Debüt sprechen, das der mittlerweile 85-Jährige Moore hier an den Tag legt, der einen von nun an noch in sechs weiteren Filmen begleiten soll, die sich in Sachen Qualität teilweise stark unterscheiden. Der endgültige Wechsel in der Hauptrolle ist jedenfalls wirklich geglückt und man bekommt einen insgesamt gesehen anständigen Bond-Film zu Gesicht, den man sich in regelmäßigen Abständen immer wieder gut anschauen kann.
Fazit:
Aller Anfang ist schwer und einen Sean Connery zu ersetzen, ist sicherlich nicht die leichteste Aufgabe. Dennoch hat man hier einen ordentlichen Neuanfang hinbekommen, auch wenn es sich von der Thematik her um einen eher ungewöhnlichen Bond-Film handelt. Tempo, Spannung und eine wunderschöne Jane Seymour als Bond-Girl ergeben eine gelungene Mixtur, die kurzweilige-und gute Unterhaltung bietet.
7/10