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lust-for-a-vampire-poster.jpg (90.18 KiB) 381 mal betrachtet
Originaltitel: Lust For A Vampire
Herstellungsland: Großbritannien / 1971
Regie: Jimmy Sangster
Darsteller: Ralph Bates, Barbara Jefford, Suzanna Leigh, Michael Johnson, Yutte Stensgaard, Helen Christie, Pippa Steel, David Healy, Harvey Hall, Mike Raven, Michael Brennan, Jack Melford u. A.
Österreich, 1930. Trotz Warnungen über Vampire sucht der junge Lestrange die alte Burg Karnstein auf. Aber statt der erwarteten Blutsauger empfangen ihn dort lauter junge Frauen, denn inzwischen beherbergt das Schloss ein Mädcheninternat. Doch schon bald regiert die Angst - als die ersten Schülerinnen spurlos verschwinden ...
Nur ein Jahr nach Veröffentlichung von „Gruft der Vampire“ mit Ingrid Pitt als frivoler, bisexueller Vampirdame schob die britische „Hammer Film Productions“ mit „Nur Vampire küssen blutig“ einen Nachfolger hinterher – sehr zu Freude der Fans der auf einem Roman J. Sheridan Le Fanus’ basierenden Karnstein-Trilogie, zu der die Reihe letztendlich anwuchs. Die Regie führte diesmal Jimmy Sangster, der zuvor bereits „Frankensteins Schrecken“ für „Hammer“ drehte und ein Jahr später den feinen Thriller „The Fear“ inszenierte. Leider musste diesmal auf Ingrid Pitt verzichtet werden, die durch Yutte Stensgaard ersetzt wurde. Diese ist zwar ebenfalls bildschön, hat aber nicht dieses Ambivalente in ihrem Blick, diese Tendenz zum Verruchten bis Bösartigen. Das ist in Anbetracht der Ausrichtung von „Nur Vampire küssen blutig“ aber auch gar nicht so verkehrt, denn die romantische Seite steht diesmal im Vordergrund und die von Stensgaard gespielte Blutsaugerin Mircalla bzw. Carmilla geht eine für beide Seiten tragische Liebesbeziehung mit dem Schriftsteller Lestrange ein. Diese unglückliche Liebe steht Stensgaard mit ihrem unschuldig wirkenden Äußeren vermutlich besser zu Gesicht als Pitt und wirkt glaubwürdiger. Natürlich bedingt das auch einen höheren Kitschanteil und die klischeehafte Darstellung der Bewohnerinnen eines Mädcheninternats wirkt unfreiwillig komisch. Dennoch – oder vielleicht auch aufgrund solcher Übertreibungen, die den Film noch ein gutes Stück weit vom Realismus entfernen – funktioniert „Nur Vampire küssen blutig“ sehr gut. Schauspiel, Kulissen, Kameraführung, musikalische Untermalung – alles befindet sich auf hohem Niveau und trägt zur unverwechselbaren Wohlfühlatmosphäre bei, die sich trotz tragischer Note ausbreitet. Das Drehbuch beantwortet ein paar in „Gruft der Vampire“ aufgeworfene Fragen, wirkt anfänglich aber etwas sprunghaft. Der Gewaltanteil hingegen wurde zurückgeschraubt, was ich persönlich einerseits etwas schade finde, andererseits aber die abgetrennten Plastikköpfe aus „Gruft der Vampire“ nicht wirklich vermisse. Sangsters Film erscheint irgendwie unwirklich und verträumt und ist, auch wenn er im direkten Vergleich mit dem Vorgänger etwas weniger freizügig ausfiel, ein anregendes Erotik-Gothic-Erlebnis.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Der junge Schriftsteller Richard Lestrange ist auf der Suche nach neuem Stoff. Obwohl er von Dorfbewohnern gewarnt wird, sucht er das verlassene (?) Schloss der Familie Karnstein auf. Dort tauchen plötzlich mehrere Gestalten auf, die sich lediglich als harmlose Schülerinnen einen Mädcheninternates entpuppen. Als sich Lestrange im Internat umsieht, wird die die schöne Mircalla gerade als neue Schülerin aufgenommen. Lestrange verfällt der jungen Dame umgehend, doch diese hütet ein grausiges Geheimnis...
Der zweite Teil der Karnstein-Trilogie sollte jeden Hammer Freund zufriedenstellen. Mit Michael Johnson und Ralph Bates hat man die wichtigen männlichen Rollen gut besetzt. Lediglich Mike Raven als Graf Karnstein wirkt ein wenig blass, allerdings hat er auch recht wenig Screentime. Kurzzeitig blendet man gar die Augenpartie von Altmeister und Obervampir Christopher Lee ein. Die Damen sind sehr appetitlich. Suzanna Leigh als leckerer Lehrkörper und Yutte Stensgaard als extrem leckeres Hauptgericht, bereiten dem Auge des Lüstlings grosse Freude. Sex sells, so gibt es dann auch mehr Möpse als Mettgut.
"Nur Vampire küssen blutig" (Lust for a Vampire) ist mit drei weiteren Hammer Streifen in der "Hammer Horror Box" von Kinowelt erhältlich. Inzwischen ist diese nette Box für weniger als 20€ zu haben. Pflichtkauf für den Freund gepflegter Filmkunst!
7,5/10
***
Nachtrag: Zunächst grosses Lob an unseren Bux, der schon einige Threads zu wundervollen Filmen von Hammer und Co. eröffnet hat. Die "tragisch-romantische" Ausrichtung von "Nur Vampire küssen blutig" mag ich sehr. Doch trotzdem muss sich dieser schöne Film, letztlich den beiden anderen Karnstein Streifen beugen. Aus heutiger Sicht würde ich vermutlich sogar 8/10 (sehr gut) ziehen.
Der Film ist ein echtes Genreschätzchen. Dank der sehr günstigen "Hammer Horror Box" von Kinowelt, gibt es keine Ausrede den Film nicht der eigenen Sammlung zuzuführen. Vor allem weil die Box mit "Dracula - Nächte des Entsetzens" einen absoluten Knüller enthält! "Frankensteins Schrecken" funktioniert auch ohne Gott Cushing, während "Das Grab der blutigen Mumie" ein sehr angenehme Beigabe darstellt.
Das CanalStudio hat dem Film nun auch eine Einzel-VÖ spendiert. Das Blap würde ich zustimmen, dass der Film sich den weiteren Filmen der Karnstein-Trilogie beugen muss. Vergeudete Lebenszeit sieht allerdings doch ganz anders aus. Man darf also durchaus ein bis zwei Halsschlagadern riskieren.
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Nur Vampire küssen blutig
(Lust for a Vampire)
mit Ralph Bates, Barbara Jefford, Suzanna Leigh, Michael Johnson, Yutte Stensgaard, Helen Christie, Pippa Steel, David Healy, Harvey Hall, Mike Raven, Michael Brennan, Jack Melford
Regie: Jimmy Sangster
Drehbuch: Tudor Gates / Sheridan Le Fanu
Kamera: David Muir
Musik: Harry Robertson
ungeprüft Großbritannien / 1971
Österreich, 1830. Der junge Brite Richard Lestrange nimmt eine Stelle als Englischlehrer im sagenumwobenen Schloss Karnstein an, das inzwischen eine Mädchenschule beherbergt. Eine seiner Schülerinnen ist die hübsche Mircalla, die Richard mit ihrer faszinierenden Ausstrahlung magisch anzieht. Währenddessen häufen sich mysteriöse Vorfälle und immer mehr Mädchen verschwinden auf mysteriöse Weise. Der Geschichtslehrer Giles Barton stellt Nachforschungen an und konfrontiert Richard mit seiner unfassbaren Entdeckung. Aber Richard will nicht glauben, dass die von ihm verehrte Mircalla in Wirklichkeit die blutrünstige Vampirfrau Carmilla Karnstein sein soll. Ein fataler Fehler ...
Basierend auf der Novelle "Carmilla, der weibliche Vampir" von Sheridan Le Fanu handelt es sich bei vorliegendem Film auch gleichzeitig um den Mittelteil der sogenannten "Karnstein-Trilogie" aus den berühmeten britischen Hammer-Studios, die aus den Filmen "Gruft der Vampire (1970)", "Nur Vampire küssen blutig (1971)" und "Draculas Hexenjagd (1971)" besteht. Es handelt sich um eine Geschichte, die eigentlich unter der Regie von Terence Fisher ins Bild gesetzt werden sollte und auch in den Hauptrollen mit anderen Darstellern geplant war. In der Rolle der Mircalla sollte wie schon im ersten Teil Ingrid Pitt eingesetzt werden, die jedoch anscheinend das Drehbuch als zu schlecht empfand und so durch die bildhübsche Yutte Stensgaard ersetzt wurde, die ihre Sache auch wirklich gut macht. Auch Peter Cushing lehnte ab und wurde durch Ralph Bates ersetzt und auf dem Regie-Stuhl saß anstelle von Terence Fisher der gute Jimmy Sangster. Bei so vielen kurzfristigen Änderungen könnte man nun vermuten, das die Produktion nun eventuell etwas an Qualität verliert, doch diese Vermutung entpuppt sich nach Ansicht des Filmes als totale Fehleinschätzung.
Es handelt sich vielmehr um einen herrlich atmosphärischen Vampirfilm der damaligen Zeit, der ohne jegliche Härte auskommt und allein durch die Kraft seiner Bilder und der herausragenden Grundstimmung zu überzeugen weiß. Der unverwechselbare Hammer-Stil kommt dabei in jeder einzelnen Einstellung ganz hervorragend zum Ausdruck und verwöhnt den Zuschauer mit dem typischen Ambiente der klassischen Vampir-Thematik, die man in der heutigen Zeit leider nicht mehr zu sehen bekommt. Dennoch merkt man ganz eindeutig, das man sich nicht mehr in den 50er und 60er Jahren befindet, in denen die britischen Film-Studios ihre absolute Vormachtsstellung hatten, denn auch hier musste man mit der Zeit gehen. Für die frühen 70er Jahre bedeutete das, das die Geschichte auch mit einigen obligatorischen Soft-Sex Szenen angereichert wurde. Für manch einen Fan eventuell etwas gewöhnungsbedürftig, wurden so aber vor allem für die männlichen Zuschauer einige visuelle Anreize gesetzt. Wurde man doch mit etlichen wunderschönen Damen konfrontiert, unter denen sich Hauptdarstellerin Yutte Stensgaard ganz besonders hervor tat.
Und so beinhaltet das Szenario eine erotische Komponente, die der Geschichte wirklich gut zu Gesicht steht. Zudem handelt es sich rein inhaltsmäßig auch noch um eine Love Story der ganz besonderen Art, die am Ende aber fast schon selbstverständlich kein Happy End finden kann. Wie dem aber auch sei, hier liegt einmal mehr ein Paradebeispiel dafür vor, das man auch ganz ohne Härte, Blut und teure Effekte einen wunderbaren Gruselfilm kreieren kann, der lediglich durch die minimalistischsten Zutaten ganz hervorragend funktioniert. Tolle Darsteller, eine interessante Geschichte, brillant ausgewählte Schauplätze und die klassische Grundstimmung sind dabei vollkommen ausreichend, um dem Betrachter hier einen erstklassigen Film zu präsentieren, wie er in der heutigen zeit leider nicht mehr gedreht wird. Natürlich handelt es sich bei "Nur Vampire küssen blutig" ganz sicher um kein zeitgemäßes Werk, doch wenn man sich einmal einen Großteil der neuen Vampir-Filme anschaut dann ist man doch recht froh darüber, das man auf solche Klassiker zurückgreifen kann.
Dreht sich mittlerweile fast alles nur noch um eine temporeiche Inszenierung mit möglichst viel Kunstblut und jeder Menge expliziter Gewaltdarstellungen, so ist im vorliegenden Fall doch ganz eindeutig die klassische Variante am Start und dürfte insbesondere den älteren Zuschauern jede Menge Freude und nostalgische Gefühle bescheren. Was waren das doch für herrliche Zeiten, in denen man mit ganz normalen Mitteln ein intensives Grusel-Feeling entstehen lassen konnte, ohne dabei kostspielige Effekte und einen gesteigerten Härtegrad einsetzen zu müssen, damit man die breite Masse befriedigen konnte. Und so lohnt sich eine Sichtung dieses wundervollen Filmes immer wieder, wenn man mal wieder eine rückwertige Zeitreise antreten möchte und in nostalgischen Gefühlen baden möchte. Sicherlich nicht der beste Film aus den Hammer-Studios, zählt "Nur Vampire küssen blutig" aber definitiv zu denen, die auch einen nachhaltigen Eindruck beim Betrachter hinterlassen.
Fazit:
Ein tolles-und faszinierendes Spätwerk der britischen Horror-Schmiede, das man sich keinesfalls entgehen lassen sollte. Nicht nur für Nostalgiker absolut lohnenswert, sondern ein wunderbares Film-Erlebnis für die gesamte Familie.
Inhaltlich wurde ja alles wesentliche gesagt, deswegen nur kurz ein paar sinnfreie Anmerkungen:
Das steirische Schulsystem anno 1830 scheint geradezu vorbildhaft gewesen zu sein - sofern man über hinreichende finanzielle Mittel verfügte. Ausgewählte Lehrkräfte, kleine Lerngruppen, Exkursionen in Vampirschlösser, Bewegungsunterricht im Freien und Mehrbettzimmer, um den persönlichen Kontakt unter den Schülerinnen zu fördern.
Warum verliebt sich unser junger Autor dort ausgerechnet in Mircalla, aus der Familie der Karnsteins? Ganz klar, er ist halt Richard Lestrange. Kann man mit so einem Namen etwa mit Suzanna Leigh als Janet Playfair (!) rummachen? Klar kann man das, aber erst nachdem Mircalla tragisches widerfahren ist. Und weil er Richard Lestrange ist, muss dann ja in der Liebesszene ein Song namens "Strange love" zum Einsatz kommen.
In der Featurette über Hammer Anno 1970 wird auch jenes bekannte Promofoto mit der nackten und bluüberströmten Yutte Stensgaard erwähnt und gezeigt, wobei ich mich an eine entsprechende Szene im Film nicht erinnern kann. Und das finde ich deshalb bemerkenswert, weil
a) erhöhte Erwartungen erzeugt werden, und
b) der Name Jimmy Sangster gerade in diesem Forum ja zwangsläufig eine Assoziation mit dem italienischen Wort Sangue = Blut hervorruft. Schon klar, eigentlich sollte Terence Fisher den Film machen, wurde aber krank. Aber Hammer wird sich doch was dabei gedacht, ausgerechnet den Sangster als Ersatz bei einem Vampirfilm einzusetzen...
Das Jahr 1970 wird in der Featurette als ein weitgehend führungsloses Jahr beschrieben, ehe ab 1971 Michael Carreras die Leitung übernahm. So sei es 1970 dazu gekommen, dass mehr Sex und Gewalt die Filme prägten. Sicher ist hier nicht jede Nacktszene wirklich dramaturgisch erforderlich gewesen, wobei diesen Briten wohl entgangen ist, dass es sich dabei um eine Hommage an den großartigen Humoristen Loriot handelte, dessen Lebensmotto bekanntlich lautete "Ein Leben ohne Möpse ist möglich, aber sinnlos".
Zuletzt geändert von CamperVan.Helsing am Mi 13. Okt 2021, 21:03, insgesamt 1-mal geändert.
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sergio petroni hat geschrieben: ↑Di 12. Okt 2021, 21:45
Eine völlig neue Aspekte berücksichtigende und deshalb wohl ultimative Rezension dieses Films!
Danke ugo
So ist es. Vielen Dank, ugo
"Nur Vampire küssen blutig" wird mit jeder Sichtung besser. Ich liebe diese Art dunkle Romantik, überdies ist Yutte Stensgaard eine der wenigen Blondinen, deren Anblick mich alten Lostmolch mit nachhaltiger Freude erfüllt.