Tödliche Ferien - Robert Fuest (1970)
Moderator: jogiwan
Tödliche Ferien - Robert Fuest (1970)
Tödliche Ferien (Großbritannien 1970, Originaltitel: And soon the darkness)
Englische Angst auf französischem Boden
Die jungen Engländerinnen Jane (Pamela Franklin) und Cathy (Michele Dotrice), wollen gemeinsam einen schönen und erholsamen Urlaub in Frankreich verbringen. Per Fahrrad bewegt man sich entspannt durch das französische Hinterland. Während Jane den Trip ohne Vorbehalte geniesst, ist Cathy zunehmend gelangweilt und lechzt nach ein wenig "Action". Als die Freundinnen eine kleine Pause einlegen, fällt der Cathy ein knackiger Bursche (Sandor Elès) auf, der ihre Gedanken sofort in feucht-fröhliche Bahnen lenkt. Ohne den attraktiven Unbekannten angesprochen zu haben, setzt das Duo seine Reise auf den Drahteseln fort. Wenig später überholt sie der junge Mann auf seinem Motorroller, noch ein wenig später begegnen sie ihm erneut, diesmal steht still er am Strassenrand. Cathys Unzufriedenheit nimmt zu, sie besteht darauf eine kleine Pause einzulegen. Jane drängt nach einiger Zeit zur Weiterfahrt, es kommt zum Streit, Jane fährt ohne ihre Freundin weiter. Bald beschleicht Jane ein ungutes Gefühl, schliesslich fährt sie zu dem kleinen Wäldchen zurück, an dessen Rand sie ihre Begleiterin zurückgelassen hatte. Jane findet Cathy nicht mehr vor, nach und nach verstärkt sich die Angst um ihre Freundin. Plötzlich taucht der Unbekannte Rollerfahrer wieder auf, stellt sich als Paul vor, und bietet der verunsicherten Touristin seine Hilfe an. Immer tiefer wird Jane in ein Geflecht aus Sorge und Angst verstrickt, schnappt zu allem Überfluß erschreckende Sprachfetzen der Einheimischen auf. Vor ein paar Jahren wurde in der Gegend ein junge Frau ermordet, die offenbar vom Typ her der verschwundenen Cathy sehr ähnlich war...
Regisseur Robert Fuest erfreute mich mit den beiden herrlichen Dr. Phibes Filmen, in denen Vincent Price als durchgedrehter Rächer Angst und Schrecken verbreitete ("Das Schreckenscabinett des Dr. Phibes" (1971) & "Die Rückkehr des Dr. Phibes" (1972)). "And soon the darkness" aka "Tödliche Ferien" entstand kurz zuvor, beschreitet allerdings völlig andere Wege. Geschickt lockt uns der Film auf eine falsche Fährte, was in der heutigen Zeit vermutlich noch besser als vor 40 Jahren funktioniert, weil inzwischen viele Zuschauer auf typische Schlitzereien konditioniert sind. Alles deutet zunächst auf einen frühen Slasher mit "Backwood-Feeling" hin. Tatsächlich nimmt "Tödliche Ferien" viel von der Atmosphäre entsprechender Werke vorweg, funktioniert aber als reinrassiger Thriller, verzichtet (fast) vollständig auf Gewalt und Gegeifer, lediglich das Finale zeigt "sanft-rustikale" Ansätze.
Mit recht einfachen Mitteln wurde ein intensiver und packender Film auf die Beine gestellt, der in allen Disziplinen rundum zu überzeugen vermag. Während des Vorspanns verbreitet der beschwingte Titelsong gute Laune, Kameramann Ian Wilson fängt prächtige Bilder ein. Überhaupt ist die Kameraarbeit erstklassig, man lässt der wundervollen Landschaft viel Raum zur Entfaltung, doch die überschaubare Anzahl der Figuren verliert sich nicht in diesen Bildern, sondern kommt gleichberechtigt zum Zuge. Geschickt dreht Robert Fuest an der Spannungsschraube, zieht den Filmfreund mit vermeintlichen Kleinigkeiten tiefer und tiefer in den Strudel. Plötzlich ist ein Kleidungsstück verschwunden, dann ein Fahrrad zerstört, aus dem Unterholz ertönen leise Geräusche... Aufgrund ihre geringen Kenntnisse der französischen Sprache, fühlt sich Jane noch hilfloser und isolierter. Wie ich bereits schrieb kommt der Film ohne Brutalitäten aus, wer auf eine Schlachtplatte hofft ist an der falschen Adresse. Suspense ist der passende Begriff, in dieser Disziplin ist "Tödliche Ferien" geradezu ein Lehrstück!
Die Besetzung besteht aus drei zentralen Figuren, die durch eine überschaubare Anzahl Nebenfiguren ergänzt wird. Michele Dotrice und Pamela Franklin spielen vortrefflich zusammen, Dotrice hinterlässt einen bleibenden Eindruck, obschon sie bereits frühzeitig aus dem Spiel genommen wird. Ob sie wieder auftaucht? Das erfahrt ihr bei der Sichtung des Streifens! Pamela Franklin fällt somit die grösste Rolle zu, die sie mit ihrer natürlichen Ausstahlung sehr ansprechend ausfüllt. Mir fiel im Verlauf des Films mehr und mehr die hübsche Erscheinung der jungen Dame auf, die auf den ersten Blick fast unscheinbar anmutet. Vielleicht ein "psychologischer Effekt", da ich mit Pamela um die Wette fieberte, das Rätsel um die verschwundene Freundin lösen wollte, Angst um die knuffige Hauptdarstellerin hatte. Bezüglich Sandor Elès war ich skeptisch, denn in der Hammer Produktion "Comtesse des Grauens" (Countess Dracula, 1971), kackte er im Schatten der göttlichen Ingrid Pitt massiv ab. Aber meine Befürchtungen wurden von Elès mit erstaunlicher Souveränität hinweg gewischt. Der aus Ungarn stammende Schauspieler liefert eine tadellose Leistung ab, erweist sich sogar als geradezu perfekte Wahl für die Rolle des rätselhaften Fremden. Ja, Elès verkörpert gewissermaßen den interessantesten Charakter des Films. Nach und nach wirft man dem gebannten Zuschauer Informationen hin, aber kann man diesen Erkenntnissen trauen? Welches Spiel spielt der Bursche? John Nettleton sehen wir als knarzigen, hüftsteifen Gendarm, Hana Maria Pravda als unfreundliche Gastwirtin, Claude Bertrand als unheimlichen Gatten der Dame, Clare Kelly als hilfsbereite -in Frankreich lebende- Engländerin. Jeder Figur bringt eine Portion beunruhigende Charakterzüge ins Spiel, mal offensichtlich, mal hintergründig. Erneut: Suspense vom Feinsten!
Sucht man mit dem Willen zur Nörgelei nach einem Schwachpunkt, kann man eventuell das eher gewöhnlich anmutende Finale bemängeln. Dort bricht dann doch noch kurzzeitig ein wenig Gewalt aus dem Unterholz hervor, die Geschichte mündet in eine nicht allzu kreative Auflösung. Mir steht der Sinn allerdings nicht nach Genörgel. Vielleicht hätte man das Ende offener gestalten können, doch ich finde den Kontrast interessant, der sich in den letzten Minuten zu dem restlichen Werk gesellt (Ich benutze ganz bewusst nicht das Wort "entgegenstellt").
Schon länger stand die britische DVD von Optimum auf meiner Einkaufsliste, doch dank der Veröffentlichung von Kinowelt konnte ich nun zu einer deutschen Scheibe greifen. Die DVD bietet den Film in guter Qualität an, neben der deutschen Synchronisation ist auch der englische Originalton an Bord. Der Bonusbereich gibt lediglich diverse Trailer her, Flatschenfeinde dürfen sich über das Wendecover freuen.
Von meiner Seite verdient sich "And soon the darkness" aka "Tödliche Ferien eine ganz dicke Empfehlung! Mit Sicherheit werde ich mir auch das 2010 produzierte Remake anschauen, welches sich dem Vergleich mit einem sehr starken Orignal stellen muss!
Sehr gut = 8/10 (da geht noch mehr...)
Lieblingszitat:
Cathy: "Hat man dir in den Hintern gekniffen?"
Jane: "Nein, so etwas machen sie nur in Italien."
Cathy: "Was machen wir dann in Frankreich?"
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
Re: Tödliche Ferien - Robert Fuest
Den Streifen kenne ich gar nicht, danke für das ausführliche Review und die DVD muss bei .
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
- sid.vicious
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Re: Tödliche Ferien - Robert Fuest
Alternativer Titel: Tödliche Ferien
Produktionsland: Großbritannien
Produktion: Brian Clemens, Albert Fennell
Erscheinungsjahr: 1970
Regie: Robert Fuest
Drehbuch: Brian Clemens
Kamera: Ian Wilson
Schnitt: Ann Chegwidden
Musik: Laurie Johnson
Länge: ca. 95 Minuten
Freigabe: FSK 16
Darsteller: Pamela Franklin, Michele Dotrice, Sandor Elès, John Nettleton, Claude Bertrand, Hana Maria Pravda, Jean Carmet, John Franklyn, Clare Kelly
Ich gebe dem Film ohne zu Zögern 10 von 10 Punkten, da dieser mich wirklich sehr beeindruckt hat.
Produktionsland: Großbritannien
Produktion: Brian Clemens, Albert Fennell
Erscheinungsjahr: 1970
Regie: Robert Fuest
Drehbuch: Brian Clemens
Kamera: Ian Wilson
Schnitt: Ann Chegwidden
Musik: Laurie Johnson
Länge: ca. 95 Minuten
Freigabe: FSK 16
Darsteller: Pamela Franklin, Michele Dotrice, Sandor Elès, John Nettleton, Claude Bertrand, Hana Maria Pravda, Jean Carmet, John Franklyn, Clare Kelly
Die Engländerinnen Jane und Cathy sind auf einer Radtour durch Frankreich. Nach einem Streit trennen sich ihre Wege. Als Jane später nach Cathy sucht, ist diese verschwunden. Einige der Einheimischen sprechen von einem Mord der vor ein paar Jahren an einer holländischen Anhalterin verübt wurde und nicht geklärt werden konnte. Diese Tatsache verunsichert Jane noch wesentlich mehr.
Es ist schon erstaunlich was 1970 auf dem europäischen, sprich englischen Filmsektor mit „And soon the Darkness“ („Tödliche Ferien“) entstanden ist. Es wäre fatal hier von irgendeinem Thriller zu reden, da der Film bedeutend mehr kann als andere Filme des Genres.
Robert Fuest startet seinen Film mit einer gewissen Gemächlichkeit und Ruhe. Er stellt nicht allein seine Charaktere vor, sondern auch die Landschaft, die sich von ruhig und schön in eine unheimliche und beängstigende Atmosphäre verwandelt. Fuest schafft es, eine Landstraße als unberechenbar und böse darzustellen. Er stellt den Zuschauer auf eine Probe ob dieser an Seite von Jane das ihm Unbekannte miterleben will und kann. Dieses sollte bei einem aufgeschlossenen Publikum schnell der Fall sein. So erlebt man die Situationen die der Film mit sich bringt authentisch an Janes Seite, man sieht aus ihrem Blickwinkel und ist auf dem gleichen Stand hinsichtlich der Lösung. Jede Entdeckung die Jane macht, erlebt der Zuschauer mit. Fuest gelingt es dabei tatsächlich den Zuschauer als Fremden in einem anderen Land fühlen zu lassen. Alle Gesichtspunkte die Jane erblickt oder Situationen innerhalb der Kommunikation und die daraus resultierende Unsicherheit können vom Publikum jederzeit miterlebt werden. Es ist vereinzelnd beängstigen mit welchen Menschen die junge Frau konfrontiert wird und in welcher Weise sie mit den Konfrontationen umgehen muss.
Fuest lenkt die Verdachtmomente in mehrere Richtungen. Der Zuschauer kann nicht mit Bestimmtheit sagen, wer der Verantwortliche ist und wird bis zum letzten Moment des Films hingehalten. Die Handlung des Films zieht sich dabei von den frühen Morgenstunden bis hin zur Dämmerung. Hierbei ist unbedingt auf die Angst hinzuweisen, die Jane vor der anstehenden Dunkelheit hat. Dieses Element führt den Film in eine noch bedrohlichere Atmosphäre. Die anfänglich entspannte und erholsame Landschaft droht sich der Klaustrophobie zu ergeben. Eine Umgebung die Unheimliches und abgrundtief Böses vermittelt. Wer sich jemals in einem Wald verlaufen hat und von der Angst der einbrechenden Nacht geprägt war, der kann das was Jane innerhalb des Films fühlt leicht nachvollziehen.
Fazit: Ein unspektakulärer Film, der von einer bedrohlichen Atmosphäre und viel Spannung lebt. Ein absolutes Filmjuwel aus den frühen 70ern. Wer diesen Film noch nicht gesehen hat, der sollte das dringend nachholen.
Es ist schon erstaunlich was 1970 auf dem europäischen, sprich englischen Filmsektor mit „And soon the Darkness“ („Tödliche Ferien“) entstanden ist. Es wäre fatal hier von irgendeinem Thriller zu reden, da der Film bedeutend mehr kann als andere Filme des Genres.
Robert Fuest startet seinen Film mit einer gewissen Gemächlichkeit und Ruhe. Er stellt nicht allein seine Charaktere vor, sondern auch die Landschaft, die sich von ruhig und schön in eine unheimliche und beängstigende Atmosphäre verwandelt. Fuest schafft es, eine Landstraße als unberechenbar und böse darzustellen. Er stellt den Zuschauer auf eine Probe ob dieser an Seite von Jane das ihm Unbekannte miterleben will und kann. Dieses sollte bei einem aufgeschlossenen Publikum schnell der Fall sein. So erlebt man die Situationen die der Film mit sich bringt authentisch an Janes Seite, man sieht aus ihrem Blickwinkel und ist auf dem gleichen Stand hinsichtlich der Lösung. Jede Entdeckung die Jane macht, erlebt der Zuschauer mit. Fuest gelingt es dabei tatsächlich den Zuschauer als Fremden in einem anderen Land fühlen zu lassen. Alle Gesichtspunkte die Jane erblickt oder Situationen innerhalb der Kommunikation und die daraus resultierende Unsicherheit können vom Publikum jederzeit miterlebt werden. Es ist vereinzelnd beängstigen mit welchen Menschen die junge Frau konfrontiert wird und in welcher Weise sie mit den Konfrontationen umgehen muss.
Fuest lenkt die Verdachtmomente in mehrere Richtungen. Der Zuschauer kann nicht mit Bestimmtheit sagen, wer der Verantwortliche ist und wird bis zum letzten Moment des Films hingehalten. Die Handlung des Films zieht sich dabei von den frühen Morgenstunden bis hin zur Dämmerung. Hierbei ist unbedingt auf die Angst hinzuweisen, die Jane vor der anstehenden Dunkelheit hat. Dieses Element führt den Film in eine noch bedrohlichere Atmosphäre. Die anfänglich entspannte und erholsame Landschaft droht sich der Klaustrophobie zu ergeben. Eine Umgebung die Unheimliches und abgrundtief Böses vermittelt. Wer sich jemals in einem Wald verlaufen hat und von der Angst der einbrechenden Nacht geprägt war, der kann das was Jane innerhalb des Films fühlt leicht nachvollziehen.
Fazit: Ein unspektakulärer Film, der von einer bedrohlichen Atmosphäre und viel Spannung lebt. Ein absolutes Filmjuwel aus den frühen 70ern. Wer diesen Film noch nicht gesehen hat, der sollte das dringend nachholen.
Ich gebe dem Film ohne zu Zögern 10 von 10 Punkten, da dieser mich wirklich sehr beeindruckt hat.
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Re: Tödliche Ferien - Robert Fuest
Auch dieser Film ist mir bisher durchgerutscht. Verdammt, mein Warenkorb ächzt schon wieder vor Überfüllung und ich fürchte, Peter Zwegat hört das bis nach Berlin...
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Tödliche Ferien - Robert Fuest
„Hat man dir in den Hintern gekniffen?“ – „So was machen sie nur in Italien!“
Mit der britischen Produktion „Tödliche Ferien“ aus dem Jahre 1970 lieferte Regisseur Robert Fuest nach seiner Beteiligung an der beliebten Serie „Mit Schirm, Charme und Melone“ einen feinen Psycho-Thriller ab und empfahl sich damit für seine folgenden Horrorproduktionen „Das Schreckenscabinett des Dr. Phibes“ und „Die Rückkehr des Dr. Phibes“ mit dem unvergleichlichen Vincent Price.
Die jungen Mädels Jane (Pamela Franklin, „Schloss des Schreckens“, „Tanz der Totenköpfe“) und Cathy (Michele Dotrice, „Der Teufel tanzt um Mitternacht“, „In den Krallen des Hexenjägers“) unternehmen in einer abgelegenen, ländlichen Gegend Frankreichs einen Fahrradurlaub. Nach einem Streit verschwindet Cathy spurlos und Jane fällt immer mehr einer Paranoia anheim – wer ist der junge Mann, der sie zu verfolgen scheint und welchen Plan verfolgt er? Ist er wirklich der Detektiv, der er zu sein vorgibt, oder hat er gar etwas mit dem drei Jahre zurückliegenden, noch immer ungeklärten Sexualmord zu tun?
Herausstechendstes Merkmal in Fuests Film ist der Verzicht auf typische Grusel-/Thriller-Charakteristika wie Dunkelheit, Regen oder Gewitter, die für eine unheilschwangere Atmosphäre sorgen sollen. Stattdessen vollbringt Fuest das Kunststück, eine trügerische, sonnendurchflutete Idylle zu erschaffen, deren Stimmung ab Cathys Verschwinden kippt und sich ins Gegenteil verkehrt: Jane wirkt verängstigt und verloren in einem fremden Land mitsamt Sprachbarriere und kauzigen Einheimischen, die menschenleere Landstraße symbolisiert ihre Reise mit ungewissem Ziel ohne jeglichen Bezugspunkt. Ihr zunehmendes Misstrauen gipfelt nachvollziehbar in paranoiden Stresssituationen, in der sie sich ihrer Entscheidungen nicht sicher sein kann.
Fuest beschränkt sich für seine Handlung auf lediglich einen einzigen Tag bis zum Einbruch der Dämmerung und setzt voll auf Suspense durch eine extrem langsame Erzählweise, nur von einigen „Jumpscares“ unterbrochen. Fuest nimmt sich alle Zeit der Welt, was sich heutzutage kaum noch eine Genreregisseur traut. Gut so, denn wahre Filmkunst besteht nicht in der plumpen Abbildung von Dingen, Menschen oder Emotionen, sondern darin, ohne viel davon zeigen zu müssen, Stimmungen zu transportieren, auf dem heimischen Sofa fühlbar zu machen. Die Auffassungsgabe dafür ist gerade jüngeren Zuschauern nicht immer gegeben, die „Tödliche Ferien“ voreilig als langweilig abtun könnten – doch das ist „Tödliche Ferien“ mitnichten. Fuest setzt sein Tempo bewusst als Stilelement ein und kontrastiert zudem weitläufige Landschaften mit Nahaufnahmen der Gesichter seiner Protagonisten, deren Augenpartien mehr sagen als tausend Worte. Die Schauspieler, allen voran Pamela Franklin, beherrschen diese leiseren Töne und ordnen sich dem Filmkonzept unter.
Ein vielleicht vorhersehbares, weil die innere Unruhe Janes bestätigendes, dennoch erschreckendes, weil die unheilige Ruhe der lähmenden, trockenen Hitze durchbrechendes Finale setzt den konsequenten Schlusspunkt unter einen Film, der Suspense-Freunden, die auf jegliche spekulative Elemente verzichten können (was nicht heißen soll, dass Pamela Franklin nicht ein optischer Leckerbissen in ihren Hot Pants wäre), unbedingt ans Herz gelegt sei.
Mit der britischen Produktion „Tödliche Ferien“ aus dem Jahre 1970 lieferte Regisseur Robert Fuest nach seiner Beteiligung an der beliebten Serie „Mit Schirm, Charme und Melone“ einen feinen Psycho-Thriller ab und empfahl sich damit für seine folgenden Horrorproduktionen „Das Schreckenscabinett des Dr. Phibes“ und „Die Rückkehr des Dr. Phibes“ mit dem unvergleichlichen Vincent Price.
Die jungen Mädels Jane (Pamela Franklin, „Schloss des Schreckens“, „Tanz der Totenköpfe“) und Cathy (Michele Dotrice, „Der Teufel tanzt um Mitternacht“, „In den Krallen des Hexenjägers“) unternehmen in einer abgelegenen, ländlichen Gegend Frankreichs einen Fahrradurlaub. Nach einem Streit verschwindet Cathy spurlos und Jane fällt immer mehr einer Paranoia anheim – wer ist der junge Mann, der sie zu verfolgen scheint und welchen Plan verfolgt er? Ist er wirklich der Detektiv, der er zu sein vorgibt, oder hat er gar etwas mit dem drei Jahre zurückliegenden, noch immer ungeklärten Sexualmord zu tun?
Herausstechendstes Merkmal in Fuests Film ist der Verzicht auf typische Grusel-/Thriller-Charakteristika wie Dunkelheit, Regen oder Gewitter, die für eine unheilschwangere Atmosphäre sorgen sollen. Stattdessen vollbringt Fuest das Kunststück, eine trügerische, sonnendurchflutete Idylle zu erschaffen, deren Stimmung ab Cathys Verschwinden kippt und sich ins Gegenteil verkehrt: Jane wirkt verängstigt und verloren in einem fremden Land mitsamt Sprachbarriere und kauzigen Einheimischen, die menschenleere Landstraße symbolisiert ihre Reise mit ungewissem Ziel ohne jeglichen Bezugspunkt. Ihr zunehmendes Misstrauen gipfelt nachvollziehbar in paranoiden Stresssituationen, in der sie sich ihrer Entscheidungen nicht sicher sein kann.
Fuest beschränkt sich für seine Handlung auf lediglich einen einzigen Tag bis zum Einbruch der Dämmerung und setzt voll auf Suspense durch eine extrem langsame Erzählweise, nur von einigen „Jumpscares“ unterbrochen. Fuest nimmt sich alle Zeit der Welt, was sich heutzutage kaum noch eine Genreregisseur traut. Gut so, denn wahre Filmkunst besteht nicht in der plumpen Abbildung von Dingen, Menschen oder Emotionen, sondern darin, ohne viel davon zeigen zu müssen, Stimmungen zu transportieren, auf dem heimischen Sofa fühlbar zu machen. Die Auffassungsgabe dafür ist gerade jüngeren Zuschauern nicht immer gegeben, die „Tödliche Ferien“ voreilig als langweilig abtun könnten – doch das ist „Tödliche Ferien“ mitnichten. Fuest setzt sein Tempo bewusst als Stilelement ein und kontrastiert zudem weitläufige Landschaften mit Nahaufnahmen der Gesichter seiner Protagonisten, deren Augenpartien mehr sagen als tausend Worte. Die Schauspieler, allen voran Pamela Franklin, beherrschen diese leiseren Töne und ordnen sich dem Filmkonzept unter.
Ein vielleicht vorhersehbares, weil die innere Unruhe Janes bestätigendes, dennoch erschreckendes, weil die unheilige Ruhe der lähmenden, trockenen Hitze durchbrechendes Finale setzt den konsequenten Schlusspunkt unter einen Film, der Suspense-Freunden, die auf jegliche spekulative Elemente verzichten können (was nicht heißen soll, dass Pamela Franklin nicht ein optischer Leckerbissen in ihren Hot Pants wäre), unbedingt ans Herz gelegt sei.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Tödliche Ferien - Robert Fuest
Ebenso wie der überragende, etwas später entstandene "See No Evil" ("Stiefel, die den Tod bedeuten") mit Mia Farrow wurde dieser in Frankreich spielende britische Thriller von Brian Clemens mitgeschrieben. In beiden Filmen setzt sich eine schreckliche Situation, hier allerdings recht vorhersehbar, aus szenischen Puzzlestücken zusammen und eine Bedrohung zieht sich um eine nachforschende junge Frau wie eine tödliche Schlinge zusammen. Dieses Szenario, in dem eine junge Frau auf Frankreichurlaub sich im Streit von ihrer Freundin trennt, worauf diese fast spurlos verschwindet, kann aus meiner Sicht nicht ganz mithalten mit "See No Evil". Pamela Franklin und die anderen britischen Darsteller wirken mitunter etwas steif mit ihrer distinguierten Aussprache und ihrem professionellen, aber nicht ganz natürlichen Spiel. Der Handlungsablauf macht mitunter einen etwas konstruierten Eindruck. Trotzdem ist "And Soon the Darkness" (tatsächlich wird es nie dunkel in dem Film, der ganz bewusst und dankenswerterweise keine abgegriffenen Stimmungselemente wie Finsternis, Gewitter, Stromausfall und dergleichen nutzt) ein Zeugnis hoher britischer Thrillerkultur, das einen Blick durchaus wert ist. 7/10
Ein paar Impressionen von der sehr guten Kinowelt-DVD:
Ein paar Impressionen von der sehr guten Kinowelt-DVD:
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Re: Tödliche Ferien - Robert Fuest (1970)
Erscheint voraussichtlich am 05.07.2024 bei Camera Obscura als Ultra-HD-Blu-ray/Blu-ray-Kombination in verschiedenen Mediabooks:
Cover A, limitiert auf 1.000 Exemplare
Cover B, limitiert auf 350 Exemplare
Extras:
- Booklet mit einem Text von Tobias Hohmann
- Audiokommentar* von Regisseur Robert Fuest und Co-Autor/Co-Produzent
- Brian Clemens moderiert von Journalist Jonathan Sothcott
- Interview* mit Filmhistoriker Kim Newman
- Englischer Trailer
- Radiospots
* mit optionalen deutschen Untertiteln
Quelle: OFDb-Shop
Cover A, limitiert auf 1.000 Exemplare
Cover B, limitiert auf 350 Exemplare
Extras:
- Booklet mit einem Text von Tobias Hohmann
- Audiokommentar* von Regisseur Robert Fuest und Co-Autor/Co-Produzent
- Brian Clemens moderiert von Journalist Jonathan Sothcott
- Interview* mit Filmhistoriker Kim Newman
- Englischer Trailer
- Radiospots
* mit optionalen deutschen Untertiteln
Quelle: OFDb-Shop
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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