White Lightnin' - Dominic Murphy (2009)
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White Lightnin' - Dominic Murphy (2009)
White Lightnin'
(White Lightnin')
mit Edward Hogg, Carrie Fisher, Stephanie Astalos-Jones, Kirk Bovill, Owen Campbell, Stephen Lester, Wallace Merck, Steve Nicolson, Damian Samuels, Clay Steakley, Allison Varnes, Raymond Waring, Muse Watson
Regie: Dominic Murphy
Drehbuch: Eddy Moretti / Shane Smith
Kamera: Tim Maurice-Jones
Musik: Nick Zinner
Keine Jugendfreigabe
Großbritannien / 2009
WHITE LIGHTNIN erzählt die schockierende Lebensgeschichte von Jesco White, "The Dancing Outlaw", der tief im Herzen West-Virginias in einer brutalen und verkommenen Welt aufwächst. Die Eindrücke von Gewalt und Verfall verschmelzen in seinem jungen Geist zu einer ersten Form von Wahnsinn, die nicht zuletzt durch die mit Alkohol, Klebstoff und Benzin ausgelösten Rauschzustände verstärkt werden. Um Jescos extremen Agressionen beizukommen, bringt ihm sein Vater den "Mountain-Dance" bei, eine wilde, lokale Abart des Steptanzes. Jesco lässt seine Emotionen im Tanz aus sich heraus, begeistert das Publikum und wird zu einer Legende im ganzen Land. Doch sein derangierter Geist findet keine Ruhe und es kommt zur Katastrophe...
Von Beginn an weiss der Zuschauer, das er es hier mit einem Biopic zu tun hat und dennoch erscheint es einem fast unmöglich, das die geschilderten Ereignisse sich wirklich so zugetragen haben. Doch noch verwunderlicher wirkt die Tatsache, das Jesco White, dessen vollkommen durchgeknalltes Leben hier nachgezeichnet wird, immer noch lebt, denn insbesondere das Ende dieser Biografie lässt einen doch eher das Gegenteil annehmen. Was dem Zuschauer hier geboten wird, ist ein tiefer Einblick in das Leben eines Menschen, das schon im frühen Kindesalter voller Exzesse und Extreme erfüllt ist. Drogen in Form von Flüssig-Gas, das Jesco in Massen schnüffelt und inhaliert und jede Menge Gewalt durchziehen das Leben dieses Menschen wie ein roter Faden und man stellt sich ganz automatisch die Frage, wie aus dem Jungen überhaupt ein Mann werden konnte und er nicht schon in seiner Jugend verstorben ist. Denn wenn die hier in Szene gesetzten Ereignisse und der damit verbundene Lebenswandel nur einigermaßen authentisch ist, muss sein Gehirn schon in frühen Jahren einen so starken Schaden genommen haben, das es fast unglaublich scheint, das dieser Mann immer noch am Leben ist.
Das hier vorliegende Regie-Debut von Dominic Murphy kann man schon fast als genial bezeichnen, denn es ist ihm gelungen, den Geschehnissen einen solch überzeugenden und authentischen Anstrich zu verleihen, das man als Zuschauer in ein Wellenbad der Gefühle gestoßen wird. Denn die Wirkung des Szenarios ist so manigfaltig, das es fast schon schwerfällt, überhaupt etwas darüber zu schreiben, da man auch nach einigem zeitlichen Abstand immer noch sehr unter dem gewonnenen Eindruck dieses Werkes steht. Teilweise befindet man sich bei der Ansicht des Films in einem regelrechten Schockzustand, wechselt zur vollkommenen Ungläubigkeit, da man sich nur schwerlich vorstellen kann, wie sich ein Mensch selbst so sehr zerstören kann, wie es hier der Fall ist. Doch phasenweise empfindet man auch Mitleid mit der Figur des Jesco und möchte keinesfalls mit ihm die Rollen tauschen, da seine Lebensumstände auch von Beginn an nicht gerade die besten waren.
Ganz generell wird das Leben des "The Dancing Outlaw" so dargestellt, wie es bis jetzt auch verlaufen ist, nämlich bizarr, äusserst extrem und völlig durchgeknallt. Durch die Schwarz/Weiß Optik des Films wird dies noch einmal zusätzlich unterstrichen und entfaltet so eine viel höhere Intensität, wie es ansonsten der Fall gewesen wäre. Das ganze Geschehen nimmt teilweise sehr bedrohliche Ausmaße an, was auch in der darstellerischen Leistung von Edward Hogg begründet ist, der den erwachsenen Jesco White mit einer Brillanz und Ausdruckskraft darstellt, das man den Mund vor Staunen kaum mehr zubekommt. Selten habe ich in den letzten Jahren ein solch inbrünstiges Schauspiel gesehen, das so gar nicht wie Schauspiel erscheint. Vielmehr überkommt einen nicht selten das Gefühl, das sich der Titelheld hier selbst spielt und kein Darsteller in eine Rolle geschlüpft ist. Stellenweise wirkt die Darstellung von Hogg so intensiv, das sich beim Zuschauer fast uneigerlich eine Gänsehaut bildet, was wohl so ziemlich das größte Kompliment ist, das man einem Schauspieler machen kann, das hier aber durchaus angebracht ist. So erweckt "White Lightnin'" eigentlich eher selten den Eindruck, das man es mit einem Film zu tun hat, wirkt die Geschichte doch viel eher wie ein Tatsachenbericht, der einem das Gefühl vermittelt, das man live dabei ist.
Auch wenn man visuell eher weniger Härte wirklich zu sehen bekommt, entwickelt das drastisch dargestellte Geschehen insbesondere im Kopf des Betrachters ein Höchstmaß an Härte und Brutalität aus, dem man sich unmöglich entziehen kann und die Lebensgeschichte eines mehr als extremen Menschen fast körperlich miterlebt. Dazu trägt auch der hammergeile Score bei, der diesem Film beiwohnt und der genau die bizarren und durchgeknallten Elemente noch einmal zusätzlich hervorhebt, obwohl das im Prinzip gar nicht nötig gewesen wäre, denn selbst ohne Ton wäre das Szenario schon so intensiv und würde sich im Kopf des Zuschauers einbrennen, das man es keinesfalls vergessen kann. Letztendlich kann man also festhalten, das man es hier mit einem aussergewöhnlich intensiven Biopic zu tun hat, das einem merklich unter die Haut geht und sichtbare Spuren hinterlässt. Jenseits jeglichem Mainstreams präsentiert sich eine Lebensgeschichte, die so exzessiv und durchgeknallt dargestellt ist, das sie einfach wahr sein muss, denn so etwas kann sich kein Mensch ausdenken.
Fazit:
Man kann es kaum für möglich halten, das es sich bei "White Lightnin'" um das Regie-Debut von Dominic Murphy ist, denn ein solch visuell berauschendes und verstörendes Werk ist eine geniale Leistung und lässt darauf hoffen, das man in den nächsten Jahre noch Einiges von diesem Regisseur erwarten kann, da hier anscheinend ein sehr hohes Potential vorhanden ist. Sicherlich wird diese Biografie nicht jeden Geschmack treffen, aber dennoch bin ich der Meinung, das man diesen Film gesehen haben muss, der auf wahren Tatsachen beruht und dessen Hauptfigur trotz aller Extreme immer noch unter uns weilt, obwohl man das nach Ansicht dieses Filmes nur schwerlich glauben kann.
Die DVD:
Vertrieb: Splendid
Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 2,35:1 (16:9)
Laufzeit: 88 Minuten
Extras: Trailer, Trailershow
8/10
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Re: White Lightnin' - Dominic Murphy (2009)
„Tut mir leid, dass mein Leben so eine Tragödie ist!“
„White Lightnin‘“ – das ist das Spielfilmdebüt und gleichzeitig der bis dato einzige Spielfilm des Briten Dominic Murphy, der im Jahre 2009 auf diversen Filmfestivals polarisierte. Das pseudobiographische Drama fußt ganz lose auf dem Leben des als „Dancing Outlaw“ in den USA bekannten Tänzers Jesco White, der ebenso wie der Protagonist dieses Films mit Depressionen, Alkohol- und Drogensucht und Armut zu kämpfen hatte, dem jedoch keine Morde nachgesagt werden.
Jesco White (als Jüngling Owen Campbell, „Betty Anne Waters“, als Erwachsener Edward Hogg, „Alfie“) wurde in den 1950ern als Sohn eines Stepptänzers geboren und kam schon früh vom rechten Weg ab bzw. mit Rauschmitteln in Berührung. Die Konsequenz war, dass er im Jugendarrest landete und eine beachtliche Drogenkarriere einschlug, was ihn schließlich sogar ins Irrenhaus brachte. Als er jedoch den festen Entschluss fasste, es seinem Vater gleichzutun und den Drogen-Teufelskreis gegen eine Stepptanzkarriere einzutauschen, scheint sich sein Leben endlich zum Guten zu wenden: Begleitet von seiner Freundin Edyn alias Priscilla (Carrie Fisher, „Krieg der Sterne“) und seinem Musiker Bob tingelt er durch die Lande und bringt es zu Achtung und Erfolg. Doch seine Psyche ist noch immer äußerst fragil und schließlich verliert er wieder die Kontrolle…
Mit einigen Stepptanz-Bildern aus dem TV fängt der in Schwarzweiß gedrehte „White Lightnin‘“ ganz harmlos an, doch beginnt White, aus dem Off von seiner verkorksten Kindheit zu berichten, von Jugendknast, Drogen und Klapse. „White Lightnin‘“ nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise in die Südstaaten, auf Stepptanztourneen, Musik, Kultur – und in die tiefen Abgründe eines Menschen, der das unverarbeitete Trauma des Mords an seinem Vater mit sich als Bürde herumträgt und aufgrund seiner Sozialisation stets an der Grenze zum Wahnsinn steht, die er immer wieder überschreitet. Im Folgenden sehe ich mich zu Spoilern gezwungen:
Der Zuschauer fiebert mit White, dass er sein Leben in den Griff bekommt und immer wieder sieht es gar nicht so schlecht aus: White lernt seine Frau kennen, befindet sich mit ihr auf Tournee und scheint nicht nur sein Leben halbwegs geordnet zu bekommen, sondern sich auch seine Träume zu erfüllen. Doch gibt es auch Konfrontationen mit Rassismus, Eifersucht, Gewalt und immer wieder herbe Rückschläge. Als Priscilla mit einem Schwarzen herumfeixt, bedroht White ihn mit einer Pistole, besäuft sich und verstümmelt sich schließlich selbst. Irgendwann gibt es keine Tourneen mehr, nur noch Alltag mit Priscilla. White wird rückfällig und dreht erneut durch. Er ist schließlich getrieben davon, den Tod seines Vaters zu rächen, tötet jedoch auf sadistische Weise im Drogenrausch die Falschen. Auch ein Polizist wird Opfer seines Wahns, bis er sich im endgültigen Delirium mit der Leiche unterhält, die er für Gott hält und in einem finalen, mit religiöser Symbolik aufgeladenen Ego-Showdown Buße tut, indem er sich wieder selbst, diesmal endgültig, verstümmelt und seine eigenen Körperteile isst, bis er stirbt.
Murphy mutet seinem Publikum in teils surreal anmutenden Szenen die volle Härte psychischer Abgründe und ihrer physischen Folgen zu, in denen Edward Hogg als Charakterdarsteller schauspielerisch brilliert. Das Ambiente ist düster und geprägt von Hoffnungslosigkeit, gegen die White immer wieder wacker ankämpft, bis er von seinen eigenen Dämonen eingeholt wird und letztlich verliert. Diese Tour de Force ist ein unweigerlicher Ritt in den Abgrund, die Murphy in konsequent erschreckenden Bildern ohne Rücksicht auf eventuelle Befindlichkeiten seines Publikums illustriert, dabei gern die Grenzen zum Effekthascherischen touchiert, jedoch auch nichts verschleiert. Dabei ist dieses persönliche Drama niemals mit einem Gewaltporno zu verwechseln, zu sehr bleibt Murphy einem stets nachvollziehbaren Realismus verhaftet, zu nah an der fragilen Persönlichkeit seines Protagonisten, der – wie so oft im Leben – Opfer und Täter zugleich ist, eine bemitleidenswerte, aber auch verabscheuungswürdige, letztendlich zutiefst tragische Figur, die andere mit in ihren Sog des Zerfalls zieht. Musikalisch untermalt von krankem Trash-Country und Südstaaten-Garage wird die Genre-Grenze zum Backwood-Psycho-Thriller mehrfach überschritten.
Murphy kann sich der faszinierenden, fesselnden Wirkung auf den Zuschauer sicher sein, was auch der Grund dafür sein dürfte, dass sein hochambitioniertes und zugleich pessimistisches Werk nicht nur auf Zuspruch, sondern auch auf offene Ablehnung stößt. Wer sich „White Lightnin‘“ öffnet und unbefangen an ihn herangeht, wird indes lediglich dem Finale eine künstlerische Überzeichnung attestieren können, dessen Symbolhaftigkeit als solche eindeutig erkennbar ist und den Prozess der Selbstzerfleischung eindrucksvoll visualisiert. Insofern habe ich lediglich Bauchschmerzen dabei, dass für diese doch stark von der tatsächlichen Vita Whites abweichende Südstaaten-White-Trash-Erzählung dessen Realname verwendet wird und damit mehr Parallelen suggeriert werden, als tatsächlich vorhanden sind. Doch davon abgesehen ist Murphy ein Magenschwinger gelungen, der mehr zu bieten hat als übliche Downer...
„White Lightnin‘“ – das ist das Spielfilmdebüt und gleichzeitig der bis dato einzige Spielfilm des Briten Dominic Murphy, der im Jahre 2009 auf diversen Filmfestivals polarisierte. Das pseudobiographische Drama fußt ganz lose auf dem Leben des als „Dancing Outlaw“ in den USA bekannten Tänzers Jesco White, der ebenso wie der Protagonist dieses Films mit Depressionen, Alkohol- und Drogensucht und Armut zu kämpfen hatte, dem jedoch keine Morde nachgesagt werden.
Jesco White (als Jüngling Owen Campbell, „Betty Anne Waters“, als Erwachsener Edward Hogg, „Alfie“) wurde in den 1950ern als Sohn eines Stepptänzers geboren und kam schon früh vom rechten Weg ab bzw. mit Rauschmitteln in Berührung. Die Konsequenz war, dass er im Jugendarrest landete und eine beachtliche Drogenkarriere einschlug, was ihn schließlich sogar ins Irrenhaus brachte. Als er jedoch den festen Entschluss fasste, es seinem Vater gleichzutun und den Drogen-Teufelskreis gegen eine Stepptanzkarriere einzutauschen, scheint sich sein Leben endlich zum Guten zu wenden: Begleitet von seiner Freundin Edyn alias Priscilla (Carrie Fisher, „Krieg der Sterne“) und seinem Musiker Bob tingelt er durch die Lande und bringt es zu Achtung und Erfolg. Doch seine Psyche ist noch immer äußerst fragil und schließlich verliert er wieder die Kontrolle…
Mit einigen Stepptanz-Bildern aus dem TV fängt der in Schwarzweiß gedrehte „White Lightnin‘“ ganz harmlos an, doch beginnt White, aus dem Off von seiner verkorksten Kindheit zu berichten, von Jugendknast, Drogen und Klapse. „White Lightnin‘“ nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise in die Südstaaten, auf Stepptanztourneen, Musik, Kultur – und in die tiefen Abgründe eines Menschen, der das unverarbeitete Trauma des Mords an seinem Vater mit sich als Bürde herumträgt und aufgrund seiner Sozialisation stets an der Grenze zum Wahnsinn steht, die er immer wieder überschreitet. Im Folgenden sehe ich mich zu Spoilern gezwungen:
Der Zuschauer fiebert mit White, dass er sein Leben in den Griff bekommt und immer wieder sieht es gar nicht so schlecht aus: White lernt seine Frau kennen, befindet sich mit ihr auf Tournee und scheint nicht nur sein Leben halbwegs geordnet zu bekommen, sondern sich auch seine Träume zu erfüllen. Doch gibt es auch Konfrontationen mit Rassismus, Eifersucht, Gewalt und immer wieder herbe Rückschläge. Als Priscilla mit einem Schwarzen herumfeixt, bedroht White ihn mit einer Pistole, besäuft sich und verstümmelt sich schließlich selbst. Irgendwann gibt es keine Tourneen mehr, nur noch Alltag mit Priscilla. White wird rückfällig und dreht erneut durch. Er ist schließlich getrieben davon, den Tod seines Vaters zu rächen, tötet jedoch auf sadistische Weise im Drogenrausch die Falschen. Auch ein Polizist wird Opfer seines Wahns, bis er sich im endgültigen Delirium mit der Leiche unterhält, die er für Gott hält und in einem finalen, mit religiöser Symbolik aufgeladenen Ego-Showdown Buße tut, indem er sich wieder selbst, diesmal endgültig, verstümmelt und seine eigenen Körperteile isst, bis er stirbt.
Murphy mutet seinem Publikum in teils surreal anmutenden Szenen die volle Härte psychischer Abgründe und ihrer physischen Folgen zu, in denen Edward Hogg als Charakterdarsteller schauspielerisch brilliert. Das Ambiente ist düster und geprägt von Hoffnungslosigkeit, gegen die White immer wieder wacker ankämpft, bis er von seinen eigenen Dämonen eingeholt wird und letztlich verliert. Diese Tour de Force ist ein unweigerlicher Ritt in den Abgrund, die Murphy in konsequent erschreckenden Bildern ohne Rücksicht auf eventuelle Befindlichkeiten seines Publikums illustriert, dabei gern die Grenzen zum Effekthascherischen touchiert, jedoch auch nichts verschleiert. Dabei ist dieses persönliche Drama niemals mit einem Gewaltporno zu verwechseln, zu sehr bleibt Murphy einem stets nachvollziehbaren Realismus verhaftet, zu nah an der fragilen Persönlichkeit seines Protagonisten, der – wie so oft im Leben – Opfer und Täter zugleich ist, eine bemitleidenswerte, aber auch verabscheuungswürdige, letztendlich zutiefst tragische Figur, die andere mit in ihren Sog des Zerfalls zieht. Musikalisch untermalt von krankem Trash-Country und Südstaaten-Garage wird die Genre-Grenze zum Backwood-Psycho-Thriller mehrfach überschritten.
Murphy kann sich der faszinierenden, fesselnden Wirkung auf den Zuschauer sicher sein, was auch der Grund dafür sein dürfte, dass sein hochambitioniertes und zugleich pessimistisches Werk nicht nur auf Zuspruch, sondern auch auf offene Ablehnung stößt. Wer sich „White Lightnin‘“ öffnet und unbefangen an ihn herangeht, wird indes lediglich dem Finale eine künstlerische Überzeichnung attestieren können, dessen Symbolhaftigkeit als solche eindeutig erkennbar ist und den Prozess der Selbstzerfleischung eindrucksvoll visualisiert. Insofern habe ich lediglich Bauchschmerzen dabei, dass für diese doch stark von der tatsächlichen Vita Whites abweichende Südstaaten-White-Trash-Erzählung dessen Realname verwendet wird und damit mehr Parallelen suggeriert werden, als tatsächlich vorhanden sind. Doch davon abgesehen ist Murphy ein Magenschwinger gelungen, der mehr zu bieten hat als übliche Downer...
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
- Tomaso Montanaro
- Beiträge: 3535
- Registriert: Do 13. Jun 2013, 23:21
- Wohnort: Am Abgrund!!!
Re: White Lightnin' - Dominic Murphy (2009)
Ein rauher, intensiver Film über das Leben von Jesco White, dem "Dancing Outlaw". Ein Film, der einen aufgrund seiner ungeheuerlichen (aber angeblich wahren) Geschichte und der trostlosen, in blassen Farben gehaltenen Optik mitreißt.
Man erlebt hautnah den Protagonisten, der schon als Kind Leim schnüffelt, sich die Arme aufschlitzt und dessen Vater versucht, ihm das Tanzen beizubringen und ihn so aus dem Strudel der Verderbnis zu retten. Aber Jesco scheint von vorn herein verloren zu sein. Gewalt ist ein Teil seines Lebens und lässt ihn nicht mehr los. Starkes Regiedebüt!
8/10 Punkten
Man erlebt hautnah den Protagonisten, der schon als Kind Leim schnüffelt, sich die Arme aufschlitzt und dessen Vater versucht, ihm das Tanzen beizubringen und ihn so aus dem Strudel der Verderbnis zu retten. Aber Jesco scheint von vorn herein verloren zu sein. Gewalt ist ein Teil seines Lebens und lässt ihn nicht mehr los. Starkes Regiedebüt!
8/10 Punkten