Deliria-Italiano

KILLING SEASON (Belgien 2013, Regie: Mark Steven Johnson)

1995 war US-Soldat Benjamin Ford (Robert De Niro) bei der Befreiung von Konzentrationslagern im Bosnienkrieg beteiligt. Die serbische Spezialeinheit, welche in den Lagern grausame Kriegsverbrechen begangen hatte, konnte durch den NATO-Einsatz gefasst werden. Jedoch ließ man die Serben bald ungestraft abziehen. Ford und seine Kameraden führten darum eine Gruppe der Spezialeinheit in die Berge und exekutierten sie. Die Last der Tat nahm er mit nach Hause, wo er 18 Jahre später einsam in weitläufigen Wäldern in einer Hütte lebt. Sein Alltag wurde bisher einzig von einem Schrappnell gestört, welches seit dem Krieg in seinem Oberschenkel steckt. Doch plötzlich stellt sich ihm der Wanderer Emil Kovac (John Travolta) vor, der zur Jagd in der Gegend ist. Zu spät erkennt Ford in dem eigenwilligen Mann einen Überlebenden der serbischen Spezialeinheit, der kein Großwild sondern Benjamin jagen will. Eine erbarmungslose Hatz durch die Berge beginnt…

Große Namen für einen bemerkenswert schwachen Film. Die Story ist dünn und von Spannung kann keine Rede sein. Hier und dort handeln die Akteure dumm – sonst wäre der Film nach wenigen Minuten beendet. Nennenswert? Einige Landschaftsaufnahmen und eine Handvoll Jagdszenen mit Pfeil und Bogen (warum auch immer solche Elitesoldaten mit Pfeil und Bogen jagen sollten?). Das war wohl nichts…

The Phoenix - Die Wiedergeburt (USA 1980; Regie: Douglas Hickox) 5/10 Punkten
Haarsträubende Phantasymär um den peruanischen Sonnengott Bennu, der, von Archäologen wiedererweckt, aus dem Forschungslabor fliehen kann und sich fortan in unserer modernen Welt zurechtfinden muss. Auch ein Top-Regisseur wie Douglas Hickox kann bei dieser abstrusen Grundidee nicht viel retten. The Phoenix war als TV-Pilot einer gleichnamigen Fernsehserie gedacht, die dann wohl sehr schnell wieder in der Versenkung verschwand. Kein Wunder.

Der Mann mit den 1000 Eigenschaften [Computer-manipuliert] (USA 1979; Regie: Paul Stanley) 5/10 Punkten
Hier geht es um einen gefangenen US-Agenten, dem von den Rotchinesen das Gedächtnis mittels Lobotomie ausgelöscht wird. Zurück in den USA wird sein Gehirn mittels einer neuen Computertechnologie wieder "aufgefüllt". Er lernt unglaublich schnell, doch bald treten erste Probleme auf...
Konventioneller SF-TV-Film; aus heutiger Sicht etwas altbacken, kann man sich aber durchaus mal ansehen.

Der Springteufel (DEU 1974, Heinz Schirk, 6/10)
Dank Tomaso bin ich in den Genuß dieses obskuren Stückes deutscher
Fernsehgeschichte gekommen. Dieter Hallervorden als psychopathischer
Anhalter und Arno Assmann als alleinreisender Geschäftsmann, der
den Anhalter mitnimmt.
Der Mitfahrer entpuppt sich als nicht ausgesprochen dankbar, sondern stellt
nach kurzer Zeit schon recht unverschämte Forderungen an seinen Chauffeur.
Der Zwist zwischen den beiden schaukelt sich hoch, und spätestens als eine
Pistole im Spiel ist, eskaliert die Situation.

Hallervorden als Psychopath Springteufel kramt auch schon vor "Nonstop Nonsens"
sein berühmtes "Höhö" aus und auch sein "Schneuf, schneuf, di schneuf, ...." erklingt
auf der Tonspur. Ebenso huschen immer wieder die bekannten bauernschlauen
Grimassen über sein Gesicht.
Nein, so richtig ernst nehmen kann man Hallervorden als gefährlichen Irren
nicht. Dennoch liegt hier ein sehenswertes Stück deutscher Filmgeschichte vor.
Auffallend ist die gute Kameraarbeit und die schmuddelig-schmierige Autohof-
Lokation. Ein bißchen TCM lugt da aus den Kulissen hervor.
Und Schweinebauch habe ich noch nie gemocht....
übrigens genauso wenig wie Vanillesoße!
Unbedingt sehenswert. Von einem Psyochthriller mit Hallervorden in
einer ernsten Rolle zu reden ist allerdings etwas hoch gegriffen.
Im Audiokommentar läßt Hallervorden die Bemerkung fallen,
Assmann hätte sich kurz nach den Dreharbeiten das Leben genommen.
Tatsächlich lagen da aber fünf Jahre dazwischen.

Guyana - Kult der Verdammten (MEX/Panama/ESP 1974; Regie: René Cardona jr.) 7/10 Punkten
Die Geschichte des Sektenführers Jim Jones ist, trotz einiger recht heftiger Szenen, die teilweise an mediterrane KZ-Lagerfilme erinnern, ein durchaus seriöses, ruhiges und gut gespieltes Drama geworden. Besonders Stuart Whitman überzeugt in der Rolle des Sektenführers und auch das Drehbuch ist gelungen und wurde spannend umgesetzt.

Das Gehirn (CAN/USA 1988; Regie: Ed Hunt) 7/10 Punkten
Natürlich ist die Grundidee des Films, dass ein Wissenschaftlers mithilfe eines gezüchteten Riesengehirns und einer TV-Show immer mehr Bewohner einer Kleinstadt unter seine Kontrolle bringt, ziemlich weit hergeholt. Aber dieser feine, kleine B-Film lässt die Logiklöcher schnell vergessen und bietet spaßige Unterhaltung auf höchstem Niveau. Leider immer noch nur auf VHS.

Beware! The Blob! (USA 1972; Regie: Larry Hagman) 4 Punkte
Die Fortsetzung zu den Horrorklassiker mit Steve McQueen beginnt recht vielversprechend, doch wird aus dem vermeintlichen Blaxploitation-Horror im AIP-Stil schnell ein grottiges B-Filmchen. Das schlechte Drehbuch sorgt bald für Langeweile, nur die Special Effects um den "Blob" wissen einigermaßen zu überzeugen. Schade!

Interface (USA 1985; Regie: Andy Anderson) 2/10 Punkten
Lachhaftes B-Filmchen mit haarsträubenden Dialogen um ein Computerspiel, das Realität wird (oder so ähnlich... ich hab's nicht ganz begriffen). Was 1985 schon nicht für Begeisterunsstürme gesorgt haben dürfte, ist heute einfach nur noch langweilig und dämlich. Nur in wenigen Momenten des unfreiwilligen Humors ansatzweise unterhaltsam.

TONI ERDMANN (Deutschland, Österreich 2016, Regie: Maren Ade)

Offensichtlich muss ich dumm sein… wie sonst kann mir die Genialität dieses Films so konsequent verborgen bleiben? Ein komödiantisches (Familien-)Drama aus deutschen Landen, preisgekrönt und für noch mehr Preise nominiert! Ein Meisterwerk! – Ich habe wohl einen anderen Film gesehen? Ich sah zweieinhalb Stunden (also lässig eine Stunde zu lang) einem alten Herrn, der nicht erwachsen werden möchte, dabei zu, wie er, als sei er schwachsinnig, mit Perücke und falschen Zähnen durch die Gegend stolziert und dabei auf die größtmöglich blöde Art das Leben seiner Tochter ruiniert – und die findet das irgendwann auch noch gut… Weder witzig, noch dramatisch oder überhaupt mit irgendeiner Emotion versehen, tut einem die Tochter ebenso leid wie der Mann, der offenbar in ärztliche Betreuung gehört. Echt? Das war es dann auch schon! Irgendwer muss genauso schwachsinnig sein, wie die fiktive Figur Erdmann – der Feuilleton oder ich… ich tippe ja auf mich. Wie sonst konnte ich nicht unter die schwachsinnige und unerträglich gedehnte Oberfläche blicken und die Kraft dieses Films erkennen?

ENEMY - DAS GESETZ DER STRASSE (2001, Südkorea)
Die Geschichte von vier Freunden von der Schulzeit 1976 bis 1993 erzählt. Zwei werden Gangster, einer studiert und macht in WIssenschaft, und der letzte wird Normalo.Das es zwischen den beiden Gangstern irgendwann nicht mehr ganz so gut läuft, nun gut. Erzählt wird das ganze straight chronologisch, bis auf eine kleine Rückblende am Ende und meist aus der Sicht des Intelektuellen.
Das Cover und die Beschreibung versprach mir irgendwie einen rasanten Gewalt Action Film, und aus Südkorea ist man einiges Gutes gewohnt.
Und es gibt auch einiges Gutes:
Liebevolle Ausstattung, schön unterschieden im Retrostil die 70er (Betamax, Pong) die 80er (Rollerdisko mit Blondie - Musik, Thema Umweltverschmutzung im Englischunterricht, stylishe Frauenband "Rainbow", Casettenradioplayer) Mitte der 80er kommt Heroin und Paranoia dazu, in den 90ern dann Korruption in der Bau- und Fischbranche,....
Auch ein guter Cast: glaubhafte intensive Schauspieler!
Das war es aber fast: Die Musik ist überdramatisierend oft, die Story jetzt nicht besonders tief oder ungewöhnlich, dazu noch in die Länge gezogen.
Und zu den Erwartungen: Gewalt ist da, auch von Anfang an (Lehrer prügeln Schüler, untereinander, Gangster vor Ort), obwohl es da auch noch hübsch unschildig ist (Stichwort auch: Menstruation). Apropos: Zwischendurch hat er auch immer eine verspielte Leichtigkeit, was freundliches, auch das aufblitzend bis zum Schluß.
Doch die Gewalt steigert sich nur leicht, es gibt zwar zum Ende hin ein paar fiese Killing Szenen, aber ganz anders als ich erwartete.
Leider insgesamt ein wenig lahm trotz dem Cast und der Ausstattung, schade.

Texas Chainsaw 3D (USA 2013, John Luessenhop, 6/10)
Die Story beginnt im Anschluß an das Original von 1974. Ein wilder Mob stürmt die Sawyer-Farm.
Im anschließenden Gemetzel entkommen zwei Personen. Ungefähr zwanzig Jahre später setzt
die Handlung wieder ein. Und es ist, wie es immer war und sein wird.
Eine Gruppe junger Leute fährt mit einem VW-Bus in ihr Verderben. Diesmal nimmt die Handlung
Anleihen bei Michael und Jason, denn Saw(yer) is family!
Zu einigermaßen häufigem Einsatz kommt dieses mal die Kettensäge. Auch geht es texasstyle ziemlich explizit
zur Sache. Recht effekthascherisch wedelt die Säge oder auch mal ein knackiger Po vor der Kamera.
Die 3D-Auswertung verlangt es halt.
Dieser Teil der Chainsaw-Saga ist als Horrorfilm recht ansehnlich. Für die TCM-Fans
wird es eine eher zwiespältige Sache sein.
Witzig am Rande:
Spielt das Original noch 1974, dieser Film hier Mitte der Neunziger,
rennt doch alle Welt schon mit modernsten Smartphones rum!?

Liebe, Sex und Zärtlichkeit – Fragen Sie Dr. Sommer bux:

Venus im Pelz (1969; 6/10)

Das Ritual

http://deliria-italiano.org/phpbb/ameri ... s%20carter

Im doppeltem Sinne unbequeme, kleine große Genre-Perle.
Mit "richtiger Erwartungshaltung" ein echter Gewinner.

BACKDRAFT – MÄNNER, DIE DURCHS FEUER GEHEN (BACKDRAFT, USA 1991, Regie: Ron Howard)

Der Mythos vom heldenhaften Feuerwehrmann (und Amerikaner). Ich mag die Inszenierung des Feuers als Lebewesen in diesem Film sehr und nach wie vor, jedoch hält sich meine Begeisterung aus Kindheitstagen für diesen Film nach der gestrigen Sichtung doch etwas in Grenzen. Zu viel Pathos für meinen Geschmack. Dennoch: Ein ordentlich inszenierter, toll besetzter und ansprechend spannender Film (mit Abstrichen).



72 STUNDEN – THE NEXT THREE DAYS (THE NEXT THREE DAYS, USA 2010, Regie: Paul Haggis)

Haha – nach der Hälfte stellte ich fest: „Verdammt, den kenne ich schon!“… naja, keine halben Sachen, der wurde dann auch bis zum Schluss geguckt. Netter Ausbruchsfilm. Ganz in Ordnung, wenn am Ende doch etwas zu überladen mit Schnörkeln und Lösungen (hätte alles nicht sein müssen). Aber gut guckbar.