Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

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Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Severence

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jogiwan hat geschrieben:
purgatorio hat geschrieben: "In Ungarn gibt es keine Bären!"
Ja, genau! Gestern wieder geguckt und für gut befunden, auch wenn ich den seltsamerweise wesentlich lustiger in Erinnerung hatte. Bei den unterschiedlichen Leutchen, die für ein Teambildungs-Wochenende in die Pampa geschickt werden, kann man sich ja nie so recht vorstellen, was die tatsächlich bei der Rüstungsfirma machen sollen, aber angesichts des turbulenten Treiben ist das ja auch irgendwie egal. Das Finale ist ja immer noch recht spaßig und der Film ideal nach einem anstrengenden Tag im Büro.
Auch die erneute Sichtung bestätigt die positiven Eindrücke. Ein lustiger Film nach einem harten Tag im Büro. :nick:

Jonathan

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Hans W. Geißendörfers Vampir-Adaption als Aufbegehren gegen Kapitalisten, Konventionen und Obrigkeiten ist ein mehr als außergewöhnlicher deutscher Genre-Film, den ich mir in der Form wohl nicht erwartet hätte. Zwar bleiben die Geschichte und die Figuren stets sperrig und als Zuschauer kann man oftmals nur erahnen, wie diese episodenhaft angeordneten Ereignisse gedeutet werden können, aber von den Bildern her ist „Jonathan“ schon sehr beeindruckend und wirkt mit seinen zerstörten Häusern, herbstlichen Settings und drapierten toten Menschen und Tieren wie ein böser Alptraum. Zudem ist der Streifen bisweilen sehr theatralisch inszeniert, was ihn zusätzlich entrückt und seltsam erscheinen lässt, wenn auf einmal Elfen durchs Bild tänzeln oder kurz ein Liedchen geträllert wird. Einen herkömmlichen Genre-Film mit Vampiren in Hammer-Tradition sollte man sich hier ja nicht erwarten, sondern eher einen der ungewöhnlichsten deutschen Produktionen, der sich harmonisch zu Filmen wie kontroversen, wie experimentellen Filmen wie z.B. „Die Hamburger Krankheit“ oder „Dorotheas Rache“ gesellt. Der deutsche Genre-Film wird hierzulande ja immer noch gerne belächelt, aber „Jonathan“ zeigt, dass es immer noch Perlen gibt, die nur darauf warten entdeckt zu werden.

Slasher in the Woods

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Die psychisch angeknackste Jenn wird von ihren Freundinnen und Eltern dazu genötigt, ein Wochenende beim Campen im Wald zu verbringen. Doch leider sind die Freundinnen ziemliche Zicken und die männlichen Teilnehmer brünftige Knallchargen, sodass sich der Spaßfaktor für die introvertierte Blondine in Grenzen hält. Auch die Einheimischen sind alles andere als vertrauenserweckend und außerdem macht auch noch die Geschichte eines gewaltbereiten Irren die Runde, der vor vielen Jahren durch betrunkene Jugendliche seine Tochter verloren hat und seitdem Jagd auf Jugendliche in den Wäldern machen soll. Dummerweise stellen sich die Gerüchte jedoch als wahr heraus und wenig später geht es nicht mehr um den Kampf gegen Langeweile, sondern um das eigene Leben.

Wenn amerikanischen Nachwuchsfilmer zur Kamera greifen um eine Slasher-Hommage der alten Schule zu drehen, ist bei mir ja mittlerweile große Vorsicht geboten und die Genre-Glocken in Alarmbereitschaft. Auch „Slasher in the Woods“ entpuppt sich als absolut desaströser Beitrag, der dem Genre keinerlei neue Impulse verleihen kann und den Zuschauer zudem mit nervigen Figuren, dämlicher Geschichte und billig getricksten Gore-Spitzen langweilt, damit sich wenigstens die deutschen Zensoren noch freuen können. Die Geschichte ist totaler Mist, die Dialoge zwischen den talentbefreiten Akteuren mehr als peinlich und trotz kurzer Laufzeit von 70 Minuten kommt so etwas wie Spannung oder Nervenkitzel nicht einmal ansatzweise auf. Ich frage mich ja immer, wie man einen Slasher--Film, der eigentlich ohnehin nur wenigen, bewährten Handlungsmustern folgen müsste, immer noch so gegen derart die Wand fahren kann. Viel schlechter als Jason Christopher kann man es kaum machen und dennoch wird diese lahme Grütze im deutschen Sprachraum auch noch mit vollmundigen Worten, bluttriefender Covergestaltung und vermeintlichen Preisen angeboten. Nichts von dem ist wahr, sondern der Streifen ist einfach nur schlecht und entbehrlich und jeder Cent, der für so etwas ausgegeben wird, ist einer zu viel.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Freddy vs. Jason

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Jahre sind vergangen, nachdem Freddy in der Elm Street gewütet hat und durch das Totschweigen der Ereignisse und ein paar anderen Vorkehrungen hat er auch die Macht über die Träume der Kinder verloren. Kurzerhand holt er daher seinen mörderischen Kumpel Jason aus dem Hölle zurück, damit dieser wieder Angst und Schrecken in der berüchtigten Straße verbreitet, so auch wieder die Erinnerung an ihn zurückholt und seine Rückkehr ermöglicht. Gesagt, getan dauert es auch nicht lange, bis der Schrecken wieder in Springfield einzieht und sich die Leichen türmen. Mit dem Schrecken erlangt auch Freddy wieder seine Macht zurück und macht sich Lori und ihren Freunden her, die durch das Auftauchen der beiden Mörder neben bösen Träumen auch von verdrängten Erinnerungen ihrer eigenen Kindheit wieder eingeholt wird.

Mit „Freddy vs. Jason“ bekommt die „Nightmare“ und „Freitag der 13.“-Reihe ja eigentlich den harmonischen Abschluss, den man sich als Fan für das jeweilige Horror-Franchise eigentlich schon früher gewünscht hätte und irgendwie durch immer weitere Nachfolger mit noch schlechterer Qualität ausgeblieben ist. Ich war jedenfalls sehr positiv überrascht, wie harmonisch die beiden unterschiedlichen Reihen in diesem temporeichen und schwarzhumorigen Streifen von Ronny Yu zusammengebracht werden. Sowohl Freddy wie auch Jason bekommen gleichberechtigt Screentime und gehen ihrer Lieblingsbeschäftigung nach, während auch die Rahmenhandlung mit neuen Charakteren durchaus passabel ausgefallen ist. Zwar wirkt mancher CGI-Effekt heutzutage nicht mehr ganz so gelungen und auch das 3D ist sehr offensichtlich, aber das fällt bei dem spaßigen Teil auch nicht weiter ins Gewicht. Hier rappelt es jedenfalls ganz ordentlich in der Kiste und bis zum feurigen Finale gibt es ja keine Durchhänger zu verzeichnen. Ich hätte mir jedenfalls nicht gedacht, dass sich die beiden unterschiedlichen Figuren derart gut ergänzen, auch wenn der Konkurrenzkampf der beiden Horror-Alpha-Männchen natürlich zum Glück für den Zuschauer nicht ohne entsprechenden Kollateralschaden bleibt. „Freddy vs. Jason“ ist blutig und spaßig, mit einer großen Prise Spaß versehen und versöhnt Team Jason und Team Freddy friedlich in einem rundum gelungenen Partyfilm.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Following

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Der erfolglose, arbeitslose und unproduktive Autor Bill beginnt eines Tages für die Figurenzeichnung seines neuesten Romans wahllos auf der Straße Leute zu verfolgen um so als stiller Beobachter mehr über ihr jeweiliges Leben zu erfahren. Eines Tages verfolgt er einen Mann mit Tasche, der ihn wenig später in einem Cafe zur Rede stellt und unverblümt erzählt, dass er Einbrecher ist und den überrumpelten Bill einlädt, ihn bei seinem nicht unähnlichen Treiben zu begleiten. Leute werden beobachtet, Wohnungen ausgekundschaftet und wenig später eingebrochen um in persönlichen Sachen zu stöbern, die Lebenssituation zu analysieren und ein paar Wertgegenstände zu entwenden, die später verhökert werden. Eine Zeit lang geht das auch gut und der Nervenkitzel beflügelt Bill, bis er sich eines Tages in eines seiner Opfer verliebt und weiteres Unheil seinen Lauf nimmt.

Christopher Nolas erster Spielfilm aus dem Jahr 1989 hat schon eindeutige Parallelen zu seinem Nachfolger „Memento“ und erzählt die Geschichte eines abgehalfterten Schriftstellers, der sich etwas zu sehr für das Leben anderer Menschen interessiert. Dabei ist der Streifen mit seinen schwarzweißen Bildern einer heruntergekommenen Großstadt ebenfalls nicht linear erzählt und präsentiert die Ereignisse bruchstückhaft und sprunghaft, wobei die Erzählweise hier jedoch nicht als sonderlich fordernd entpuppt. Ehe man sich versieht, ist man auch mitten drin in seltsamen Ereignissen, die sich gegen Ende zunehmend als Sache mit größeren Hintergrund entpuppen. Inhaltlich erinnert der Film dabei angenehm an Autoren- und Paranoia-Filme aus den Siebzigern, wie auch Film-Noir und experimentelles Mitternachts-Kino aus den Staaten, deren Einflüsse auf kurzweilige Weise miteinander verbunden werden. Das schmale Budget merkt man „Following“ ja nicht wirklich an und die originelle Geschichte mit kurzer Laufzeit von knapp 70 Minuten ist auch sehr spannend und ohne Durchhänger erzählt. Inhaltlich hoch interessant ist der Streifen lustigerweise wohl auch so ziemlich das Gegenteil vom Effekt-lastigen Big-Budget-Kino mit großen Namen, das Nolan mittlerweile macht und irgendwie seltsam, dass mir der überall sehr positiv aufgenommene Film nicht schon früher vor die Linse gekommen ist. Tipp!
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Trapped Ashes

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Scheinbar zufällig geraten sieben Personen während einer dieser bekannten Touren durch Hollywood-Studios in einem Haus, das einst als Kulisse für den bekannten Horrorstreifen „Hysteria“ diente. In dem Film musste sich die Darsteller für einen exzentrischen Regisseur einander die furchtbarsten Geschichten erzählen und wenig später scheinen sich die Ereignisse aus dem Film neuerlich zu wiederholen. Die Gruppe wird in dem Haus eingesperrt und findet sich in einem Raum wieder, aus dem es scheinbar keinen Ausweg gibt. Um das Schicksal zu überlisten erzählen sich die Eingeschlossenen Geschichten aus dem eigenen Leben, die bei allen dunkelste Geheimnisse offenbaren…

Wie gerne würde ich jetzt schreiben, dass dieser Episodenhorror von Joe Dante, Ken Russell und Herrn Cunnigham ein gelungenes Werk ist, dass den Zuschauer mit überraschend freizügigen Geschichten den wohligen Schauer über den Rücken jagt. Leider ist das aber nicht der Fall und „Trapped Ashes“ entpuppt sich als bunt zusammengewürfelte Wundertüte aus schlechten Ideen, ausgelutschten Genre-Zitaten und lahmen Gags, bei denen auch die fast schon aufgringliche und erotische Komponente wie ein Fremdkörper wirkt, die nicht zum Rest passen mag. Ken Russell und John Gaeta versuchen sich in Bodyhorror, Sean S.Cunningham springt auf den J-Horror-Zug und Monte Hellman und Joe Dante langweilen mit lahmen (Rahmen-)Geschichten ohne nennenswerte Höhepunkte. Leider wirkt „Trapped Ashes“ völlig belanglos und uninspiriert zusammengeschustert und so etwas wie Spannung oder Grusel sucht man hier ebenfalls vergeblich. Drehbuchautor Dennis Bartok mag zwar ein Fan von Horror der alten Schule sein, aber seinen Geschichten fehlt es an Witz, Esprit und Tempo, sowie an der Eigenständigkeit um an der Masse von Anthology-Horror-Filmen und –Serien irgendwie herauszustechen. Mag sein, dass ich bei Episodenhorror immer etwas kritisch bin, aber „Trapped Ashes“ ist meines Erachtens leider wieder einmal das totale Negativ-Beispiel und die Bestätigung, dass viele Köche noch immer den Brei verderben.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

All Hallows' Eve - Komm raus und spiel!

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Babysittern Sarah passt an Halloween auf die beiden halbwüchsigen Geschwister Tia und Timmy auf, die sich als nicht allzu pflegeleicht entpuppen. Als Timmy zwischen den zuvor gesammelten Süßigkeiten eine mysteriöse VHS-Kassette findet, sind die beiden Kiddies Feuer und Flamme und wollen sehen, was sich auf der ominösen Kassette befindet. Sarah ist skeptisch und tatsächlich entpuppt sich der Inhalt als wenig jugendfreundlich. Sie enthält Geschichten von mörderischen Clowns und feindseligen Aliens und während die Kinder zu Bett gehen und Sarah weiterguckt, geschehen auch im Haus merkwürdige Dinge…

Babysitten an Halloween, mysteriöse VHS-Kassette, Horror-Clowns... auf den ersten Blick serviert uns Damien Leone in seinem Episoden-Grusler-Langfilm-Debüt ja keine sonderlich innovative Elemente - vielmehr scheint er auf bekannte Inhalte zu setzen, die dann aber ganz passabel variiert werden und durchaus zu unterhalten wissen. Zwar setzen die Geschichten insgesamt mehr auf Stimmung, Atmosphäre und Schreck-Momente, als auf eine ausgeklügelte Handlung, aber das Endergebnis ist dafür eigentlich ganz okay und der psychotische Horrorclown, der sich wie ein roter Faden durch die drei Geschichten samt Rahmenhandlung zieht, hat ja mit „Terrifier“ ja mittlerweile sogar einen ganzen Film bekommen. Damien Leone scheint ja aus der Effekt-Ecke zu kommen und so ist es auch wenig verwunderlich, dass es in dem Streifen auch nicht sonderlich zimperlich zugeht, auch wenn auf ausufernden Schmodder hier noch verzichtet wird. Insgesamt wird zwar das Rad sicherlich nicht neu erfunden und Innovation geht ebenfalls anders, aber für einen soliden Genre-Snack bzw. für Zwischendurch reicht es allemal.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Gehasst - Extrem: GG Allin - Der meistgehasste Mann des Punk

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GG Allin war Zeit seines Lebens ein Mann der Extreme, der sein Leben und seine Konzerte als Performance gegen jegliche Konventionen inszenierte. Er beschimpfte und verletzte sich und sein Publikum, masturbierte und kackte während Konzerte, warf mit Exkrementen nach seinen Konzertbesuchern und war auch als selbstgewählter Außenseiter auch gern gesehener Talkshow-Gast, wo er „die Gefahr zurück in den Rock’n Roll“ bringen wollte. Sein Leben war geprägt von Hass auf Menschen und Obrigkeiten, exzessiven Alkohol- und Drogenkonsum, die seinem Leben mit 37 Jahren auch ein frühes Ende setzten.

Selbst wenn man nicht aus der Punkrock-Ecke kommt, so ist der Name GG Allin wohl vielen ein Begriff und irgendwo zwischen Metal-Konzert, grenzüberschreitende Kunst-Performance und Freakshow drang er mit seiner Band namens „Murder Junkies“ in Bereiche vor, in denen Selbstverstümmelung, Gewalt und das Spiel mit Körperflüssigkeiten und –ausscheidungen Teil einer Selbstinszenierung wurden, die vor allem den Hass auf alles Konventionelle ausdrücken sollte. In der Doku „Hated“ sucht Todd Phillips leider nicht den Menschen hinter seinen offensiven Auftritten zu suchen, sondern reduziert GG Allin mit Beiträgen von Freunden und ehemaligen Weggefährten als unappetitlichen Menschenfeind, der alle hasst, provoziert, sich Dinge in den Hintern schiebt und mit Scheiße nach seinem Publikum wirft. Performance-Kunst mit Fäkalien gab es ja auch schon vorher und auch musikalische Output kommt in „Gehasst – Extrem: GG Allin“ leider viel zu kurz, sodass sich die Doku auch zunehmend zwischen Legendenbildung für Fans verliert und alles außer Acht lässt, dass der Kunstfigur und seiner Selbstinszenierung zu Lebzeiten zuwider laufen könnte. Die Figur des GG Allin und sein Umfeld inklusive der Loyalität seiner Fans hätte ja sicherlich mehr geboten, als eine die Sensationsgier befriedigende Schock-Doku mit herben Bildern, die zwar GG Allin sicherlich gefallen hätte, aber so trotz nicht minder fragwürdigen Statements eines Ex-Mitglieds doch auch sehr unausgewogen wirkt bzw. dem Zuschauer nur ein einseitiges Bild eines Menschen zeigt, der Zeit seines Lebens seine Bestätigung wohl nur in extremen Situationen finden konnte.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Comedown

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Der junge Lloyd ist frisch aus dem Knast entlassen und freut sich mit seiner Freundin Jemma auf das erste Kind, dass er so rasch wie möglich aus dem Londoner Vorstadt-Ghetto bringen möchte, in dem er und seine Clique wohnt. Als ihnen für das Montieren einer Antenne für einen Piratensender in einem abbruchreifen Hochhaus ein paar Pfund, Bier und jede Menge Drogen versprochen werden, steigen die Jugendlichen in das abgesperrte Haus ein um den Job zu erledigen. Oben angekommen, kommt es jedoch zum Streit zwischen Lloyd und Jemma, die wenig später auch spurlos verschwunden ist. Trotzdem wird zunächst noch Party gemacht, ehe die Jugendlichen bemerken, dass sie in dem Haus nicht alleine sind…

Unterdurchschnittliche und Klischee-überladene Mischung aus Slasher und britischer Sozialstudie, in der eine Handvoll Ghetto-Kids in einem abgesperrten Hochhaus in die Fänge eines psychopathischen Killers geraten. Dabei langweilt „Comedown“ wieder einmal mit furchtbarsten Figuren, die natürlich allesamt die härtesten Ghetto-Prolls sein möchten und denen man das Abnippeln auch eher an den Hals wünscht, als das man mit ihnen mitfiebert. Zuerst passiert lange Zeit nichts, außer dass gestritten und Party gemacht wird und irgendwann dreht der Schatten, der ständig durchs Bild huscht dann mächtig auf, wobei ihm passenderweise gleich das ganze „Saw-Equipment“ im eigentlich stillgelegten Hochhaus zur Verfügung steht. Bis zum fragwürdigen Schluss gibt es dann auch jede Menge unlogisch erscheinender Momente, die nur dazu dienen, das mehr als klapprige Story-Gerüst irgendwie am Laufen zu halten. Obwohl der Look des Streifens und der Blick über das nächtliche London durchaus passabel ausgefallen ist und auch die Morde durchaus heftig erscheinen, überwiegen hier aber negativen Elemente, die zumindest ich in einem derartigen Film einfach nicht mehr sehen möchte. Da doch lieber noch einmal „Attack The Block“.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Hereditary - Das Vermächtnis

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Nach dem Tod der exzentrischen Schwiegermutter kehrt scheinbar etwas Ruhe ein im Leben von Peter und seiner psychisch etwas labilen Gattin Annie, die im geräumigen, wie auch entlegenen Haus an ihren Ausstellungsstücken arbeitet und sich jahrelang um die demenzkranke Frau gekümmert hat. Trotzdem ist das Verhältnis zu den beiden Kindern Peter und Annie weiter sehr distanziert und leidet unter den zahlreichen, unausgesprochenen Konflikten, die wie ein dunkler Schatten über der gesamten Familie liegt. Kurz nach dem Begräbnis der Mutter geschehen jedoch einige seltsame und rational nur schwer erklärbare Ereignisse und ein schrecklicher Unglücksfall reißt die Familie weiter in einen Abgrund aus emotionalen Grauen, Schuldgefühlen, Trauer und dunklen Familiengeheimnissen…

Als „Hereditary“ vor einigen Monaten in die Kinos kam, machte ja relativ rasch die Runde, dass es sich hier um einen der besten Horrorfilme aller Zeiten handeln soll, der das Prädikat „gruselig“ auch tatsächlich verdienen soll. Auch die Vermarktungsstrategie spart nicht mit Superlativen und so ist es schon einmal schwer, sich relativ wertfrei dem Langfilm-Debüt von Ari Aster zu nähern. Der Streifen ist aber wirklich sehr gut ausgefallen und lässt sich ungewöhnlich lange Zeit um die zerrütteten Familienverhältnisse zu präsentieren, ehe „Hereditary“ als Genre-Film erst so richtig in Fahrt gerät. Dabei überzeugt neben der langsamen Erzählweise auch die unheimliche Grundstimmung, die den Zuschauer von Beginn an einnimmt und immer dichter wird. Der Zuschauer erfährt kleine Hinweise aus dem Leben der Figuren, die sich immer weiter wie ein Puzzle zusammensetzten und in einem packenden Finale gipfeln, welches in der Form kaum vorherzusehen ist. Zwar ist „Hereditary“ dabei oftmals etwas zu gefühlsduselig und vor allem die Figur der Mutter etwas zu sehr am Rande des Nervenzusammenbruchs, aber insgesamt ist die Mischung aus Drama und Horror schon sehr gelungen und erinnert angenehm an die ganz großen Klassiker des Genres. Mehr zum Inhalt wird an dieser Stelle auch nicht verraten, außer der Tatsache, dass der Hype hier durchaus gerechtfertigt erscheint, sofern man sich auch als Zuschauer auf die unaufgeregt präsentierte Geschichte und Figuren einzulassen vermag. Dann entfaltet „Hereditary“ eine ganz immense und verstörende Wirkung, die den Zuschauer emotional packt und auch lange über den Abspann hinaus anhält. Wer plakativen Horror, Tempo und Jump-Scares bevorzugt, ist hier aber definitiv an der falschen Adresse. Tipp!
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Death Wish [Remake]

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Paul Kersey ist Chirurg in einem Spital in Chicago und führt ein beschauliches Leben mit seiner Frau im schicken Vorstadthaus und freut sich über die sportlichen Erfolge seiner Tochter, die demnächst in New York studieren möchte. Doch alles ändert sich, als eines Tages gewaltbereite Einbrecher während seiner Abwesenheit betreten und seine Frau erschießen und Tochter in Koma prügeln. Zuerst kämpft Paul noch mit seiner Wut, doch schon wenig später kommt er durch Zufall an eine Waffe und beschließt nicht mehr tatenlos zuzusehen, wie die Chicagoer Straßen durch die Überlastung des Polizeiapparates von Gewalt überschwemmt werden. Als sogenannter „Grim Reaper“ nimmt er die Gerechtigkeit selbst in die Hand und wird so zum unfreiwilligen Helden der Stadt, der ihm schon wenig später auch die Möglichkeit gibt, das Verbrechen an seiner Familie auf blutige Weise zu rächen.

Das „Death Wish“-Remake war ja hier das Wochenende in aller Munde da das Remake von unserem werten Onkel ja mit wenig wohlwollenden Worten bedacht wurde. Ich würde mit dem Streifen zwar nicht so hart ins Gericht gehen, aber ein guter Streifen ist Eli Roth hier leider wirklich nicht gelungen. Eher ein Werk, dass sich irgendwie überhaupt nicht entscheiden kann, zwischen Hochglanz-Action, Vorstadt-Drama, Parodie und Selbstjustiz-Reißer, der zudem handlungstechnisch auch das Zufallsprinzip auf Dauer etwas arg überstrapaziert. Die Ambivalenz der Hauptfigur (Retter bei Tag und Rächer bei Nacht) bleibt völlig ungenutzt, die restlichen Figuren wirken blass und die kontroverse Selbstjustiz-Thematik mitsamt aufgestauter Aggression wird ebenfalls eher umschifft, als dass man den teils waffenvernarrten Amis und ihren gesellschaftlichen Problemen einen Spiegel vor die Nase hält. Das ganze Remake wirkt lustlos, uninspiriert und thematisch schaumgebremst und auch die zum Teil recht harten Splatter-Effekte wirken hier völlig überzogen und fehl am Platz. So etwas kommt wohl raus, wenn man einem kontroversen Siebziger-Film seiner Ecken und Kanten beraubt, sein kontroverses Potential verschenkt und inhaltlich der Lächerlichkeit preisgibt und dabei auch noch ständig den Mainstream und ein sehr jugendliches Publikum im Auge hat: ein Remake, das letzten Endes niemand braucht.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Deadly Justice / Rape - Die Vergewaltigung des Richard Beck

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Richard Beck ist seit Polizist, seit zwanzig Jahren beim Morddezernat und ein harter Knochen, der seine tägliche Arbeit auch mit viel Zynismus bestreitet. Als er eines Tages mit einem Vergewaltiger einen zweifelhaften Deal macht um an einen Mörder ranzukommen, wird er strafversetzt und landet im Sittendezernat, wo Beck sich auch mit Opfern von Sexualverbrechen auseinandersetzen muss, denen er aufgrund seiner chauvinistischen Einstellung auch so gut wie keine Wertschätzung entgegenbringt. Doch alles ändert sich, als Beck eines Tages abends selbst das Opfer einer Vergewaltigung durch zwei gewaltbereite Punks wird. Auf einmal ist er auf der anderen Seite und der abschätzigen Behandlung durch Ärzte, Kollegen und sogar der eigenen Familie ausgesetzt, die wie er selbst nicht verstehen können, was ihm in dieser Nacht widerfahren ist…

„Deadly Justice“ oder „Rape – Die Vergewaltigung des Richard Beck“, wie diese amerikanische TV-Produktion im deutschen Videomarkt veröffentlicht wurde, ist ein sehr interessantes Drama, das erst einmal wie ein typischer Polizeifilm beginnt. Richard Beck ist ein harter, abgestumpfter Polizist mit Macho-Allüren, der glaubt, die Fäden in seinem Leben fest im Griff zu haben. Doch nach knapp 40 Minuten wechselt der Film die Marschrichtung und obwohl es hier bei der Vergewaltigung durch zwei Männer bei Andeutungen und diese dem Zuschauer erspart bleibt, ist Richard Beck danach ein anderer Mann, der sich auf einmal selbst mit Vorurteilen und abschätzigen Kommentaren auseinandergesetzt fühlt und der nur sehr langsam das Ereignis verarbeiten und eingestehen kann. Dabei legt Regisseurin Karen Arthur auch sehr viel Wert auf die tiefergehende Charakterisierung der Hauptfigur, die mehrere Stadien durchmacht und den Zuschauer für das Thema der sexuellen Gewalt sensibilisiert. Statt Polizeifilm ist der Streifen mit seiner durchaus ungewöhnlichen Thematik mehr ein Drama, dass Exploitaton zwar zu Beginn antäuscht um dann aber in eine vielschichtigere Richtung zu gehen. Richard Crenna schafft den Spagat zwischen harten Cop und Opfer einer sexuellen Gewalttat auch sehr glaubwürdig und so rüttelt „Rape – die Vergewaltigung des Richard Beck“ auch an althergebrachten Geschlechterrollen, Sensationsgier und Vorurteilen um dann statt Stammtischgegröle auch hinter die Schlagzeilen zu blicken.
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