Karl or Karla goes to Cinema

Euer Filmtagebuch, Kommentare zu Filmen, Reviews

Moderator: jogiwan

Benutzeravatar
karlAbundzu
Beiträge: 9572
Registriert: Fr 2. Nov 2012, 20:28
Kontaktdaten:

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

X-MEN: APOCALYPSE (2016) 2D, 26.5.16, 21 Uhr Cinemaxx
R: Bryan Singer, D: James McAvoy, Michael Fassbender, Jennifer Lawrence, Oscar Isaac, Nicholas Hoult, Lucas Till, Rose Byrne, Evan Peters, Sophie Turner, Tye Sheridan, Alexandra Shipp, Kodi Smit-McPhee, Lana Condor, Olivia Munn, Ben Hardy, Tómas Lemarquis, Josh Helman, Hugh Jackman, M: John Otman

Ja, so kann gute Superhelden-Action auch gehen: Als hochbudgetierter Trashfilm mit guten visuellen Einfällen und talentierten Schauspielern.
Story gab es auch: Der wahrscheinlich allererste Mutant, circa 5000 Jahre alt, wird wiedererweckt wie es in keinem Dracula anders hätte sein können (nur ohne die Sonne): Eine Agentin, auf der Suche nach einer ägyptischen Sekte, die ebendiesen Mutanten anbetet, lässt Licht durch den Eingang und schwupps, isser wieder fit. Er schaut sich um, lernt gleich mal eine Mutantin kennen, und kommt mit der modernen Welt relativ schnell klar. Und die Erkenntnis: Die müsse man gleich mal reinwaschen, ein bisschen so wie Travis Bickle, nur halt die ganze Welt und mit übermäßigen Kräften. Er teleportiert sich herum und rekrutiert seine apokalyptischen vier Reiter, nimmt aber eigentlich jede/n erst-beste/n, den/die er so trifft, Psylocke z.B. hat als Superkraft, dass sie ein Lichtschwert oder ein Lichtlasso aus ihrer Hand machen kann. Hm.
Die X-Men finden das nicht so pralle; Mystique findet es nicht so gut, das es Magneto wieder scheiße geht und er sich aus schlechter Laune heraus dem Apocalypso anschließt. Daher versuchen was degegen zu tun, reiten die Welt aber weiter in die Kloake. Naja, es geht weltweit drunter und drüber, es wird gegrübelt und sich immer mal wieder neu entschieden, auf welcher Seite man steht, nebenbei Wolverine befreit und am Ende, na ihr könnt es euch denken. Tipp: Es spielt 1983 und die Welt ist ja scheinbar nicht untergegangen (oder es folgt eben Turbo Kid!).
Das wird visuell sehr prima aufbereitet. Von den Ideen her: Wie Apo Leute halb in einer Wand versenkt, so dass nur der Kopf herausschaut, die Ost-Berliner Fetisch-Fight-Club-Underground-Szene (wie immer beliebt mit Malaria: Kaltes Klares Wasser! – Untermalung), die Flucht aus der Strxker-Gefangenschaft inklusive grunzenden Wolverine (sehr wenig bekleidet!), die Quicksilver rettet die X-Schüler, Calibans Büro... Die Story ist straight, es wird hier nicht auf Tiefe gesetzt, bzw. höchstens exploitativ vorgetäuscht, so wie der Besuch in Auschwitz.
Und dazu immer wieder gute Songs (da gab es sogar VENOM: COUNTESS BATHORY!!!), und ein guter Score.
McAvoy, Fassbender und Lawrence machen ihre Sache gewohnt gut, in den Nebenrollen mochte ich Evan Peters, Kodi Smit-McPhee und Alexandra Shipp gern, die haben mit ihren kleineren Auftritten trotzdem was hinterlassen. Psylocke war ein Reinfall, visuell höchstens als kleine 80er – Referenz zu goutieren.
Insgesamt gute Unterhaltung, leider mit Pause mitten in einer Szene. Können die nicht wenigstens einen Szenewechsel abwarten?
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
Benutzeravatar
karlAbundzu
Beiträge: 9572
Registriert: Fr 2. Nov 2012, 20:28
Kontaktdaten:

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

Die Monster machen mobil – Sause 2016, am Sonntag (29.5.2016) gab es um 11 Uhr früh in Metropolis:
DER MASSENMÖRDER VON LONDON (1962)
R: Roger Corman, D: Vincent Price, Michael Pate, Joan Freeman, Robert Brown, Bruce Gordon, Joan Camden, Richard Hale, Sandra Knight, Charles Macaulay, Justice Watson, Sarah Selby, Donald Losby, Sara Taft, Eugene Mazzola, M: Michael Anderson
Roger Corman in schwarz/weiß. Kein Remake vom 1939er Film, da gibt es nur das gleiche historische Setting, und eben Vincent Price in beiden Filmen. Ja, guter Cast, bzw. der Supporting Cast weiß, was er zu tun hat: Vincent supporten, und das tun sie gut, sie spielen ihre Rolle eindeutig und tief, und geben die Stichwörter für eine Solo-Nummer des großen Price.
Richard III. (hier angelehnt an die Shakespeare-Version Richards, ob der was mit dem Glücksbringer von Leicester zu tun hat?) will König werden an Stelle des Königs. Als sein großer Bruder stirbt muss erst sein anderer Bruder weg, dann andere in der Erbreihenfolge oder Zeuginnen oder Verräter. Doch die kalt kalkulierten Morde belasten doch sein Gewissen: Sie erscheinen ihm wieder als Geister, sagen die Zukunft voraus oder wollen ihn in den Tod ziehen. So spielt Price sehr sehr genial den eiskalten Intriganten und den vom Gewissen, Geistern, Alkohol geplagten Wahnhaften. Herrlich ihn dabei zu beobachten. Nebenbei: Seine Gegner, also eher so die Guten, haben kein Problem unschuldige Wachleute auf dem Weg zum Klo so nebenbei und unnötigerweise abzustechen…
Das ist für Corman zurückhaltend inszeniert, er gibt hier Price den Platz (so wie Herzog das mal für Kinski tat). Price nutzt ihn ausgiebig, dabei auch immer wieder den Schalk im Nacken, Quasimodo-groß.
Es war eine schöne Kopie, anfangs ein wenig verwaschen und mit Mini-Sprüngen zwischen den Rollen, aber angesichts des Alters kein Problem für mich.
Danke an das MMM-Team für diesen Film. Und für den tollen „Die Nacht der unheimlichen Bestien“-Trailer. Hunde als Ratten im Method Acting Style.
Zuletzt geändert von karlAbundzu am Mo 30. Mai 2016, 11:30, insgesamt 1-mal geändert.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
Benutzeravatar
karlAbundzu
Beiträge: 9572
Registriert: Fr 2. Nov 2012, 20:28
Kontaktdaten:

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

Um 13 Uhr ging es weiter mit
DR. JEKYLL AND SISTER HYDE (1971)
R: Roy Ward Baker, D: Ralph Bates, Martine Beswick, Gerald Sim, Lewis Fiander, Susan Brodrick, Dorothy Alison, Ivor Dean, Tony Calvin, Philip Madoc, Paul Whitsun-Jones, Virginia Wetherell, M: David Whitacker
Als ich vor Urzeiten mal intensiv in das Thema Jekyll and Hyde Verfilmungen eingestiegen bin, dachte ich, dass dieser Sister-Film eine zeittypische Komödie mit Softsexanteilen ist. Weit gefehlt, eine atmosphärische Spät-Hammer-Produktion ist es.
Eigentlich wird die Jekyll/Hyde-Story geradlinig erzählt, angereichert mit der „Jack the Ripper“ und der „Burke and Hare“-Legende. Warum er sich in eine Frau verwandelt, wird angemessen krude im Hammerstil erzählt (ich hab mir irgendwann überlegt, dass Frauen ja dann eigentlich untersterblich sein müssten, wenn ihre Hormone in Männer gespritzt diese älter machen müssten).
Ansonsten guter Hammer, Baker erzählt rasant uns spannend, die Morde sind schon/schön blutig, es gibt haufenweise interessanter Charaktere, vieles ist triebgesteuert. Und da ist dann doch Platz für komisches und naheliegendes Zotiges, was man bei dem Thema nicht ganz auslassen kann und auch nicht sollte.
Die Nachbarn zum Beispiel sind einerseits in ihrer Naivität komisch aber auch wichtig und nachvollziehbar in der Geschichtsentwicklung.
Ralph Bates ist hier eine ganz tolle Besetzung, er spielt einen brillanten Jekyll, in seinen Zweifeln, seinen Skrupeln, seiner Wissenschaftshörigkeit, aber auch seinen Fetischen. Auch Martine Beswick gibt eine Mrs. Hyde mit sehr starker Ausstrahlung. Sie bekam die Rolle, da Caroline Munro wegen einer busenfreien Szene ablehnte. Interessant: Beides auch Models und beide doppelte Bondgirls.
Auch hier wieder ein Dank an die MMMs einen guten selten gesehenen Hammer-Film (mit nur leichtem Rotstich) auf 35mm auf die Leinwand zu holen.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
Benutzeravatar
CamperVan.Helsing
Beiträge: 10905
Registriert: Sa 26. Dez 2009, 12:40

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von CamperVan.Helsing »

karlAbundzu hat geschrieben:Und für den tollen „Die Nacht der unheimlichen Bestien“-Trailer. Hunde als Ratten im Method Acting Style.
In der Tat grandios. :thup: Es gibt halt nichts, was mit einem Hund nicht beibringen könnte. :mrgreen:
My conscience is clear

(Fred Olen Ray)
Benutzeravatar
karlAbundzu
Beiträge: 9572
Registriert: Fr 2. Nov 2012, 20:28
Kontaktdaten:

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

ugo-piazza hat geschrieben:
karlAbundzu hat geschrieben:Und für den tollen „Die Nacht der unheimlichen Bestien“-Trailer. Hunde als Ratten im Method Acting Style.
In der Tat grandios. :thup: Es gibt halt nichts, was mit einem Hund nicht beibringen könnte. :mrgreen:
und scheinbar nichts, was man ihnen nicht umhängen könnte. :lol:
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
Benutzeravatar
karlAbundzu
Beiträge: 9572
Registriert: Fr 2. Nov 2012, 20:28
Kontaktdaten:

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

GREEN ROOM (2016)

Regie: Jimmy Saulnier, D: Anton Yelchin, Alia Shawkat, Imogen Poots, Patrick Stewart, Joe Cole, Mark Webber, Callum Turner, Eric Edelstein, Taylor Tunes, Macon Blair, Kai Lennox, M: Brooke and Will Blair

Eine DIY-Punkband, die durchs Land fährt, um irgendwo live zu spielen und ein paar Dollar fürs Benzin zu verdienen, landet in einem Nazischuppen. Dort hausen in unheimlicher Allianz Hardcores, Nazi-Skins, Rockerjunkies, organisierte Neo-Nazis, Kampfhundetrainer. Nach ihrem Gig werden sie Zeuge eines Mordes, verbarrikadieren sich und haben eine Geisel. Draußen waffenstarrende Nazihorden, drinnen vier dürre Punks mit einer Renee, die fliehen wollen.
Ein sehr rauer, auch rau gedrehter, harter und brutaler Film. Und er ist sehr aufs Minimum reduziert. Man erfährt sehr wenig über den Background der Charaktere, so dass man auch kaum ahnt, wer so überleben wird. Oder gewinnt. Und in der Grundkonstellation und im Minimalismus erinnert er schon an ASSAULT.
Die Besetzung ist auch toll: Zwei Trekkies, Anton Yelchin (der neue Chekov, der mich aber auch in ONLY LOVERS LEFT ALIVE erfreute) und Patrick Stewart (Picard himself, hier genau gegen den Captain und auch gegen Xavier besetzt.) Und bis in die Nebenrollen sehr stark spielende Mimen. Die Musik? Punk galore, und auch hier eher die rauere Art, die man in den fiesen Schuppen, AJZs, Bauwagenplätzen hört. Also nicht dass, was Hollywood sich so drunter vorstellt. Crustig. Passt.
Und wirklich hart auch die Gewaltszenen: wie da so verletzt und getötet wird, mit welchen Mitteln und welche verachtenswerte Pläne so geschmiedet werden, ist schon allerhand.
Interessant, dass sich für so was ein Verleih findet, wo inzwischen der eher heftige amerikanische unabhängige Film kaum stattfindet, da ja die deutschen Arthouse-Häuser so was nicht anfassen. Gut, dass da wenigstens wieder die Multiplexxe zugreifen (wie auch bei The Witch)
EMPFEHLENSWERT!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
Benutzeravatar
karlAbundzu
Beiträge: 9572
Registriert: Fr 2. Nov 2012, 20:28
Kontaktdaten:

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

10.6.16, 20:30 Etage Drei, Kulturzentrum Lagerhaus:
weird xperience präsentiert:
PLANET SATURN LÄßT SCHÖN GRÜßEN (1977)
R: William Sachs, D: Alex Rebar, Burr DeBenning, Myron Healy, Michael Allredge, Ann Sweeny, Jonathan Demme, Lisle Wilson, Rainbeaux Smith, Bonnie Inch, M: Arlon Ober
Vor Weltraumflügen wird gewarnt: Einmal durch die Saturnringe geflogen bei erhöhter Sonnenstrahlung, schon kommt man als schmelzender Mann auf die Erde zurück (und ohne Superkräfte wie die F4). Um ein wenig langsamer zu schmelzen, braucht es menschliche Zellen, und da er über die Gesamtsituation äußerst unzufrieden ist, nimmt man sich diese mit Gewalt. Eine Schleim- und Leichenspur zieren seinen Weg....
Ein kleiner Monsterklassiker und Namensgeber des kleinen Subgenre Melt Movies. Und er ist herrlich. Und weiß seiner stärken. Die ekligen Masken werden in Szene gesetzt, Rick Baker leistete hier ganze Arbeit. Doch auch die Kamera ist entspannt und ruht auf schönen Bildern, manchmal vielleicht ein wenig zu lang. Doch erfreuen wir uns lieber an den Schmelzmann vor rotem Himmel, an die Wohnzimmereinrichtung mit Wandteppich, an den Zeitlupenlauf durch die merkwürdig hohen Gänge im Krankenhaus, an die dramatisch unterlegten Strickszenen, an den stehend und beobschtend vor sich hin fließenden Astronauten.
Der Score aus seiner Mischung von klassischem und fiesen Geräuschen ist stark, manchmal ein wenig überakzentuiert und im Gegensatz zu den Bildern fast hektisch. Die Schaupieler sind auch stark. Burr DeBenning ist so einer, den man irgendwie aus dem TV kennt, ohne es genau bestimmen zu können, doch ein Charakter. In einer Nebenrolle sehen wir hier Rainbeaux Smith, ein Model (das sie hier auch spielt) und Schauspielerin mit tragischer Geschichte. Jonathan Demme läuft auch mal durchs Bild.
Gedreht wurde er von William Sachs nach eigenem Buch, der schenkte uns ja auch den hübschen GALAXINA. Ansonsten war er ja ein Hollywwod Fixer für B- bis Z-Grade Filme.
Der Film macht immer wieder Spaß und ist am Ende durchaus wissenschafts- und fortschritskritisch!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
Benutzeravatar
karlAbundzu
Beiträge: 9572
Registriert: Fr 2. Nov 2012, 20:28
Kontaktdaten:

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

13.6.16, 21 Uhr, Schauburg, Kleines Haus
SING STREET (2016)
R: John Carney, D: Ferdia Walsh-Peelo, Lucy Boynten, Jack Reynor, Maria Doyle Kennedy, Aiden Gillen, Kelly Thornton, Ben Carolan, Mark McKenna, Percy Chamburuka, Conor Hamilton, Karl Rice, Ian Kenny, Don Wycherley, M: John Carney & Gary Clark
Dublin 1985. Die Eltern streiten sich, der große Bruder ist cool (aber eigentlich voller Angst), die neue Schule voller blöder Schläger und schlimmer Rektor (in der irischen Variante natürlich von katholischen Brüdern geleitet...). Es gibt eigentlich kaum Perspektiven, man verliebt sich unglücklich, was bleibt? Popmusik!
Eine typische Geschichte über einen Teenager mit den ebenso bekannten Problemen, hier spezifisch in den 80ern.
Und das ist vom Autor und Regisseur sehr genau beobachtet, und mit Liebe erzählt: Sehr schön hier die Beziehung zu seinem Bruder, zu seinem musikalischen Freund und Songmitschreiber. Die Probleme in der Schule. Dieses Verliebtsein in die vermeintlich Falsche. Und Conor/Cosmo, die Hauptperson, ist hier auch hübsch ambivalent: also kein Klischee im Sinne von "nur" Looser, oder "nur" cooler Macher. Eher mal verunsichert, mal selbstbewußt, mal fordernd.
Und das ist alles sehr detailverliebt und mit großer Kenntnis ausgestattet. Und mit einem melancholischen Unterton.
Lustig, traurig, hoffnungsvoll, mitreissend!
Schöner Film.

Ach so, wie konnte ich bei so einem Film die Musik vergessen: Voller schöner Popsongs aus der Zeit: Cure, a-ha, Spandau Ballet, Jam, Clash, Duran Duran, Motörhead,Joe Jackson, M, Hall & Oates. Und die selbst geschriebenen Songs der titelgebenden Band sind auch wirklich schön, mein Favorit: The Ridle of the Model! Aber kleiner Fehler: Hab ich da nicht eine Holly Golightly LP im Hintergrund entdeckt?

PS: Fährt da nicht wer demnächst hin? Jogi, übernehmen Sie.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
Benutzeravatar
karlAbundzu
Beiträge: 9572
Registriert: Fr 2. Nov 2012, 20:28
Kontaktdaten:

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

23.6.19:45, open air, Schlachthof Arena
THE RETURN OF THE LIVING DEAD (OV) (1985)
R: Dan O’Bannon,D: Clu Gulager, James Karen, Don Calfa, Thom Matthews, Beverly Randolph, John Philbin, Jewel Shepard, Miguel Nuñez, Brian Peck, Linnea Quickley, Mark Venturini, Jonathan Terry, Cherry Davis, M: Matt Clifford, Francis Haines (aber eigentlich voller toller Punk- und Rocksongs)

Irgendwann Mitte 80er: Auch in den Vororten war die Kulturtechnik des Videoausleihens angekommen und auch ich durfte mit meinem Bruder zwei Filme ausleihen und natürlich ein Videoabspielgerät. Es wurden The Return of the living dead und The Fog. Und so fing das alles an….
Angelockt ja wirklich durch die Punkmusik und dem lustigen Cover. Und der Film hielt, was dieses versprach.
Ein bunt gemischter Haufen verschiedener Jugendkulturen (wie bei uns) fährt herum, langweilt sich und macht Unsinn (auch nicht unbekannt). Und dann alles mit Augenzwinkern und guter Musik! Dazu sehr gut gemachte Zombies, die hier sogar sprechen und sich taktisch (SEND MORE COPS) und technisch verhalten konnten. Und auch gar nicht langsam waren, die haben schon einiges vorausgenommen. Besonders beeindruckend der eine Kellerzombie, der von einem Muppetspieler bedient wurde und die halbe Frau, die auch erklärt, was an Gehirnen so wichtig ist. Tolle Szene. Und das einprägsame Gehirn-Gewimmere.
Auch die Schauspieler gut ausgewählt, passte alles. Hier beeindruckte mich der zwielichtige aber herzensgute Ernie, als Jugendliche die Linnea Quickley.
Den Film open Air zu sehen mit circa 55 gleichgesinnten war schon klasse und die Bildqualität super, mir sind noch nie so viele Details aufgefallen. Bisher gab es bei mir immer nur VHS bei dem Film, oft auf Generationen eben dieses geliehenen Tapes. (Die Videothek gibt es auch schon ewig nicht mehr…)
Also Spaß gemacht und ich ordne den Film als unverzichtbaren Klassiker des Zombiefilms ein. Von seinen Fortsetzungen bringt es nur der Yuznafilm.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
Benutzeravatar
karlAbundzu
Beiträge: 9572
Registriert: Fr 2. Nov 2012, 20:28
Kontaktdaten:

Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

23.6.16, open air Kino, Schlachthof Arene, 21:45
STREET TRASH (OV, 1986)
R: Jim Muro, D: Mike Lackey, Vic Noto, Bill Chepil, Marc Sferrazza, Jane Arakawa, Nicole Potter, Frank Schnizer, Clarenze Jarmon, Bernard Perlman, Miriam Zucker, M. D'Jango Krunch, Tony Darrow, James Lorinz, Morty Storm, Sam Blasco, Bruce Torbet, Roman Zack,
M: Rick Ulfik
Ein Schnapshändler findet in seinem Keller eine Kiste mit billigem Fusel, genannt Viper. Er vertickt es für einen Dollar an seine ausgesuchte Kundschaft, ein Reigen an Randexistenzen. Blöd nur, das alle die das trinken zu bunter ätzender Säure werden.
Oja, ein sehr kranker Film, bei dem gar nicht das Hauptaugenmerk auf das Zerfliessen gelegt wird, auch wenn das en detail und ideenreich gezeigt wird. Es geht viel mehr um diese Gesellschaft, die auf dem Schrottplatz lebt und wie sich durchs Leben schlagen. Und wirklich alles ist krank und jeder moralisch verdorben. Ok, außer der netten Frau, die den Schrottplatz organisiert und dem Jungen, den sie unterstützt. Alles krank, kaputt, vollkommen unmoralisch, von der versuchten Vergewaltigung über Gewalttaten aller Art bis zu Sex mit Toten. Auch die Kontakte mit der Normalo-Welt laufen nicht gut, da diese ebenso verroht ist….
Ich hatte nicht mehr im Kopf wie krank der ist, allein dieser Vietnamveteran und Obdachlosen-Chef. Oder der Bulle. Auch Leute, die in anderen Filmen eher als gutherzig dargestellt würden, wie der Person, mit der wir durch die Handlung gehen, sind abgrundtief schlecht, er bestiehlt seinen Bruder, nutzt Betrunkene aus, usw.
Tja, New York in den 80ern war ja anderer Schnack als Heute.
Ist das eine Sozialkritik? Eine Parodie? Eine Provokation? I don’t know. Unglaublicher Film, gute Darsteller, sehr gute Kamera (kein Wunder, der Regisseur, dessen einzige Regie-Arbeit das hier ist, ist ein gefragter Hollywood Kamera – Mann und Steadycam Operator), abgefahrene Farben!
Unbedingte Seh- und Staunempfehlung.
Im Open Air Kino mit Blitzen eines Unwetters im Hintergrund, von dem wir nur Tröpfchen abbekamen!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
Antworten