Karl or Karla goes to Cinema

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Moderator: jogiwan

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karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

16.11.24, 20:30, City 46 Saal 2
Motel Destino (2024)
R: Karim Aïnouz, D: Iago Xavier, Nataly Rocha, Fábio Assunção; M: Benedikt Schiefer

Heraldo, ein kleiner Gangster unter der Herrschaft einer Drogendealerin und Malerin aus dem Norden Brasiliens, will aussteigen, um in die große Stadt zu gehen. Er soll noch einen letzten Job mit seinen Bruder erledigen. So was geht ja immer schief, hier liegt es an Beischlafdiebstahl und einem schmierigen Motel, das dann seine neue Heimat wird und in dem sich eine Dreiecksgeschichte zwischen ihm und dem Besitzerpaar entwickelt. Und das ist ja auch immer eher problematisch, wissen wir seit einigen James M Cains Postmann-Verfilmungen oder an 90er Neo Noir mit ähnlichem Thema wie Hot Spot.
Und insgesamt lehnt er sich an die 90er an: irgendwie sind wir im Nirgendwo, wenn etwas eine Farbe hat, ist es sehr grell, ansonsten von der stetig spürbaren Hitze ausgeblichen. Ainoz setzt das ganze sehr gut in das heutige Brasilien, hat drei gute Darsteller gefunden. Benedikt Schiefer schafft einen Sound mit verzerrten Gitarren und Synth-Geräuschen, der sowohl die Gefühlswelt, die Handlung und die Hitze mitnimmt. Und das Sex-Motel ist der Hammer.
Im Gegensatz zu den alten Noirs kann hier sowohl der (beinahe allgegenwärtige) Sex deutlich gezeigt werden, und auch das der junge Gangster eine erotische Faszination auf den anderen männlichen Part des Dreiecks ausübt, wird nicht nur angedeutet.
Aus Brasilien kommt ja immer mal wieder etwas hier an, hier wahrscheinlich wegen französischer und deutscher Co-Produktion, und bisher gefiel mir das.
Der Regisseur hat ja sogar schon mal Hollywood gemacht, „Firebrand“, ein Historienfilm, der kommt mal auf die Liste.
Empfehlung.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

Monster machen mobil Sonntag
1.12.24, 11:30, Metropolis Hamburg
Caprona 2 (1977)
R: Kevin Connor, D: Patrick Wayne, Doug McClure, Sarah Douglas, Dana Gillespie, Thorley Walters, Shane Rimmer, Tony Britton, John Hallam, Milton Reid; M: John Scott
Im ersten Teil blieben Tyler und Lisa auf der Insel zurück, ein alter Kumpel macht sich auf, ihn heraus zu holen. Und so Abenteuerfilm episodisch ist es dann auch: einmal zur Inselmitte und zurück. Auf dem Weg begegnen ihnen entweder Dinosaurier, Inselbewohner oder ausbrechende Vulkane.
Und das macht Spaß. Die Dinos sind knuffig, die Inselbewohner gut unterschiedlich eingekleidet, der Held hübsch doof, und die Bauten atmosphärisch. Die Tricks mit Flieger und Miniaturlandscjaften ansprechend. Und es kam kaum Langeweile auf. Immer passiert etwas oder man erfreut sich an Details. Gen Ende hin wird ein wenig zu oft einfach nur Feuer aus dem Boden ausgewichen. Logik wird eher klein geschrieben. Und trotz einer starken Frau mit Flinte ist der Sexismus schmierig.
Schmissige Sonntag Mittag Unterhaltung.

14 Uhr
Wenn die Gondeln Trauer tragen (1973)
R: Nicolas Roeg, D: Donald Sutherland, Julie Christie, Hilary Mason, Clelia Matania, Massimo Serato, Renato Scarpa, Giorgio Trestino, Leopoldo Trieste, David Tree, Ann Rye, Nicholas Salter, Sharon Williams, Bruno Cattaneo, Adelina Poerio; M: Pino Donaggio
Paar versucht über den Verlust des Todes ihrer Tochter hinweg zu kommen. In Venedig. Doch passieren merkwürdige Sachen.
Endlich mal wieder gesehen und dann auf 35mm auf großer Leinwand, schön.
Selten so einen guten Schnitt gesehen, es wird meisterhaft montiert, in Parallelen gezeigt, durch die Bildkompositionen Assoziationen geweckt und auch erzählt. Dazu immer wieder ähnliche Bidkomponenten, so dass sich neben der erzählerischen Ebene eine zweite nicht narrative einfügt. Und beide sich durchdringen und bedingen.
Auch die Musik habe ich zum ersten Mal so bewusst wahrgenommen, eindringlich.
Das dockt dann tatsächlich auch an italienische gialli an.
Was mir diesmal noch auffiel bzw. ich so vergessen habe ich, ist der häufige Gebrauch der italienischen Sprache in nicht handlingsrelevanten Dialogen, im Restaurant Essen bestellen, Handwerkern Anweisungen geben, wirkt viel besser als Europäer in ihrem Land mit komischen Akzent. Hat leider nicht Schule gemacht.
Kurzum: Meisterwerk

Dazu jeweils eine Folge des serials The Crimson Ghost auf 16mm im Vorprogramm. Von 1946.
Horror Punk Fans werden die Maske der Hauptfigur kennen, ziert es doch viele Misfits Shirts.
Der Crimson Ghost ist ein Oberbösewicht, der wissenschaftliche Geräte aus der Uni klaut, um mit Erpressung seinen Reichtum zu begründen. Zum Glück hat die Uni Duncan, einen Hau drauf, der anscheinend am Ende jeder Folge in einem cliffhanger anscheinend stirbt.
Das ist voller Action, die Prügeleien rasant und oft, da wird mit allem rum- und kaputt geschlagen. Dazu feiner wissenschaftlicher Unsinn witzige Gerätschaften und eben die allerdings relativ erfolglose ikonische Figur des Crimson Ghost. Hat viel Spaß gemacht und wird demnächst zu Ende geschaut.
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karlAbundzu
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

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4.12.24, 18 Uhr, City 46, kleiner Saal
L’ Empire (2024)
OmU
R: Bruno Dumont, D: Camille Cottin, Lyna Khoudri, Anamaria Vartolomei, Bernard Pruvost, Fabrice Luchini, Brandon Vlieghe, Julien Manier, Philippe Jore

Das Gute und das Böse bekämpfen sich im All und haben sich jetzt in Menschen manifestiert, um sich hier das Leben weiterhin schwer zu machen. Hier heißt in diesem Fall ein kleiner französischer Ort am Meer.
Französische Sci Fi Komödie. Die ihren Witz vor allem draus bezieht, daß die gewaltigen Wesen aus dem All auf der Erde eben französische Fischer oder gelangweilte junge Frauen sind. Dazu kommen schrägere Szenen auf den Raumschiffen. Einige Star Wars Hommagen sind auch drin. Apropos Star Wars und Raumschiffe, die sind wirklich gut gemacht, die von den guten erinnern an Domgebäude, von den bösen an französische Schlösser, aber beide eben auch gleichzeitig an typische Raumschiffe aus Hollywood.
Die Symbolik und das Thema sind schon sehr platt ( 1er vs 0er, ein neugeborener Auserwählter) , ginge für eine Komödie OK, wenn man dann sich richtig traut. Hier bleibt es leider meist gefällig. Hier gibt es kaum schräges, nichts wirklich scharfes oder ungewöhnliches an Humor. Dazu eine abgeschmackte Rollenverteilung mit einer unangenehmen Pointe.
Auch ist das alles uneinheitlich und nimmt nie Tempo auf. Was zum Beispiel die beiden Slapstick Gendarmen sollen, erschloss sich mir nicht.
Immerhin gute Musik, hauptsächlich Bach in jazzy easy listening Versionen.
Schade, da hatte ich mir mehr von versprochen. So bleiben nur zwei interessante Schauspielerinnen und vereinzelte gute Szenen.
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

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8.11.24, 20 Uhr, Cinema Ostertor
Weird Xperience präsentiert:
Evil Dead 2 (1987)
OV
R: Sam Raimi, D: Bruce Campbell, Sarah Berry, Dan Hicks, Kassie DePaiva, Lou Hancock, Denise Bixler; M: Joseph LoDuca
Es gibt eine einsame Hütte, ein Buch, ein Tonband und los geht's. Es folgt eine Gruselszene auf eine Groteske auf eine dämonische Kamerafahrt auf Zweikämpfe auf irrwitzige Dämonen. Mit sehr wenig Pausen. Wie eine Geisterbahnfahrt zum mitmachen. Nur viel besser ausgestattet, bis ins Detail. Zum ersten Mal sichtete ich Freddys Handschuh.
Campbells Timing ist hier auch super, und eigentlich ist alles groovy.
Und, fast um den deutschen Titel zu rechtfertigen, gibt es einen Tanz.
Großartig.

PS: und unser best besuchter Abend bisher. Danke, Bremen.
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

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29.12.24, 16:45, Schauburg Bremen, kleiner Saal
Emilia Pérez (2024)
OmU
R: Jacques Audiard, D: Zoë Saldaña, Karla Sofía Gascón, Selena Gomez, Édgar Ramírez, Adriana Paz, Mark Ivanir, Eduardo Aladro, Emiliano Hasan; M: Camille, Clément Ducol

Eine unzufriedene Anwältin aus der zweiten Reihe wird von einem mexikanischen Gangsterboss engagiert, um seine Geschlechtsumwandlung zu organisieren. Jahre später treffen sie sich wieder, ihre Biographien verschlingen sich und sie beginnen, Gutes für Opfer der Kartelle zu tun. Doch auch der Gangsterboss ist noch Teil Emilias.

Musical als Form zu wählen, ist wohl inzwischen eine nicht allzu fernliegende Entscheidung, auch wenn der Film sich eher nicht Musik affinen Themen widmet. Hier soziale Themen in Verbindung mit einem Thriller. Und eben einer fiktionalen Biographie einer Frau.
Und das ist sehr gut gemacht, gerade die Rollen Emilias und Ritas ( die in der zweiten Hälfte ein wenig kurz kommt) werden sehr tief und differenziert erzählt. Emilia ist eben nicht nur eine vom Saulus zu Paulus Geschichte, wie sie gerne in Musicals erzählt wird. Sie bleibt auch neben der nachvollziehbaren Erkenntnis um ihre Schuld auch weiterhin manipulierend, besitzergreifend, ein Alphatierchen. Auch Ritas Weg ist spannend und nachvollziehbar. Sowieso ist das ein Frauenfilm: die männlichen Rollen sind allenfalls Stichwortgeber, selbst bei den beiden Kindern bekommt nur die Tochter ihren großen Moment.
Die Musik nährt sich von mittelamerikanischen Klängen, ist aber auch sehr unterschiedlich in den einzelnen Stücken und Selena Gomez hat eine wirklich tolle Nummer.
Und gut erzählt, gefilmt, ausgestattet.
Ein kleines Manko vielleicht: wenn schon die sozialen Probleme der mexikanischen Gesellschaft erzählt werden, hätte ich gerne mehr davon gesehen und nicht nur die Reichen und Schönen Welt.
Klasse Kino Jahresabschluss und eine klare Empfehlung.
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

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5.1.25, 17 Uhr, Cinemaxx Bremen
Nosferatu - Der Untote (2024)
R: Robert Eggers, D: Bill Skarsgård, Lily-Rose Depp, Nicholas Hoult, Aaron Taylor-Johnson, Emma Corrin, Willem Dafoe, Ralph Ineson, Simon McBurney; M: Robin Carolan
Sehr eigenes Remake. Neu ist die Frauenrolle von Ellen Hutter, und ein magischer Background.
Viel Ekel, Sex und Gewalt, aber hauptsächlich atmosphärisch, sehr genau gebaute und gefilmte settings. So entsteht eine Gothic Wonderworld. Sehr symmetrisch und wie einzelne Gemälde. So sind wir eigentlich weit weg vom expressionistischen original, und eher in den extrem gestalten 90ern. Aber eben im Tempo eines Stummfilms.
Lily Rose Depp spielt Ellen sehr stark, wie eine Ikone.
► Text zeigen
Hochmodern allerdings das Sound Design: mit Musik und Sounds, die den Score und die "realen" Geräusche verbinden, wird die gesamte Stimmung intensiviert.
Hat mir gut gefallen.
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

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12.1.25, 20 Uhr, Cinema Ostertor
Weird Xperience präsentiert:
The Complex Forms (2023)
OmenglU
R: Fabio D'Orta, D: David White, Michele Venni, Cesare Bonomelli; M: Riccardo Amorese
Erneute Sichtung innerhalb kurzer Zeit. Da er mir so gut gefiel, und ich Arkschi überzeugen konnte, dass wir den auch zeigen. Das ist inzwischen ein richtiger Renner auf Festivals, 26 in 12 Ländern bisher, und einige Preise abgeräumt.
Der langsame Monster Film um drei ältere Herren immer noch beeindruckend. Gerade, da er sein Tempo behält.
Diesmal bewunderte ich die Villa und das Interieur, richtig umwerfend und klasse gefilmt. Dazu diese intensive Musik!
Auch ein paar Hommagen an andere Filme mit Zeitwahrnehmungsproblematik fielen mir diesmal auf: Marienbad, Irreversibel.
Einzig die "Auflösung" war mir zu unfilmisch, also rein im Dialog gelöst. Aber die kommt eh recht plötzlich, und hätte man die mit Bildern, Rückblicken o. ä. gelöst, wäre man beim zusammen setzen noch mehr überfordert gewesen. Da sie eigentlich auch nur von einer Person kommt, bleibt sie unsicher.
Wieder wunderbare Erfahrung.
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

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18.1.24 11 Uhr Wo die Sonne Sonne verstaubt
Sünde mit Rabatt (1968)
35mm
R: Rudolf Lubowski, D: Claus Holm, Sylvia Frank, Nino Korda, Eva Astor, Adrian Hoven, Mona Baptiste, Paula Braend, Karl Arnold, Renate Pichler, Christine Schuberth, Kurt Horanek, Baldur Seifert, Rolf Wanka, Werner Cartano, Margarete Reinhardt, Alois Brummer; M: Beni Gebauer

In der Pension Apollo, unten Striplokal mit Tischdamen, oben haben die Damen ihre Zimmer. Eine Dame wird umgebracht. EIn Kommissar ermittelt. Immer mehr Damen werden tot aufgefunden.
Unglaubliches Stück Film. Al sich den Namen Alois Brummer hörte (Produzent, Gastauftritt), erwartete ich eine fiese Sexklamotte. hier haben wir aber viel mehr ein Sittenstück, eine soziale Beschreibung der Szenerie, die noch sehr piefig ist, sehr Nachkriegszeit. So ist der Animierschuppen eigentlich auch eine Kleinkunstbühne, da treten neben den Frauen auch Bauchredner, Comedians, Artisten, Puppenspieler auf. Die Frauen singen auch mal gern beim Kleiderfallenlassen. Sowieso die Stripnummern: sehr brav, auch wenn eine Peitsche zum Einsatz kommt, wird diese halt auf den Boden geschlagen (diese jugendfreie S/M - Nummer sehen wir ein paar mal zu oft), Songs, die sich im Laufe der Zeit immer mehr zu Brechtschen Moritaten entwickeln, haben oft etwas mit der Handlung zu tun, und werden dann sogar politisch. Morde der Väter usw. Und ein Ringelreihen toller Charaktere: Prostituierte, sehr unterschiedlich, einen kleinen Luden, Gäste aller Art. Und kein Handlungsstrang wird recht durchgezogen: Da ermittelt mal die Polente, mal der Lude, mal die bedrohten Frauen. Es gibt zwischendurch immer wieder Dialoge, mit denen man ncihts anfangen kann, da man überhaupt nicht weiß, worum es geht, worauf die sich beziehen, Ein Messerkampf (endlich Action! oh, nee) wird mit strengem Wort der Puffmutti untersagt. Es gibt eine sehr lange Drogenhalluzinationsszene mit Auto, vier Tänzern und Gesang. Der Schnitt erscheint dort noch logisch, in der realen Welt hingegen.
Sehr viel schönes dabei, auch sinnloses, was aber auch schön ist, dann wieder Längen. Dann wieder unglaubliches.
Lieblingszitat: Trauerweiden haben im Freudenhaus nichts verloren.
Ich bin wirklich froh, den gesehen zu haben. Eine echte Erfahrung!


13 Uhr
Nich' mit Leo (1994)
R: Ralf Gregan, D: Jürgen von der Lippe, Christiane Brammer, Cornelia Corba, Karsten Speck, Harald Schmidt, Herbert Feuerstein, Dirk Bach, Isabel Varell, Hans-Werner Bussinger, Malwine Moeller, Diana Urbank; M: Günther Fischer
Jeder Komödiant musste ja mal ein Film machen, RTL hatte Geld für die Produktion. Typische Verwechslungskomödie, und zwei der Drillinge sind halt Puffbesitzer und Pfaffe. Die Witze sind klar. Und genauso schlecht, wie man es erwartbar. Von der Lippe war da ja auch schon längst im Altherrenhumorbereich abgebogen. Harald Schmidt und Herbert Feuerstein nicht mal eine Parodie ihrer selbst. Alles schlimm.
Es gab eine gute Szene: Dirk Bach auf der Suche nach einer Herren des Schmerzes geht bei Schilderungen der Selbstgeißelungen in der Geschichte der katholischen Kirche einer ab.
Ich rate dringenst ab.
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

23.1.25 12 Uhr, Schauburg Bremen, großer Saal
Juror #2 (2024)
R: Clint Eastwood, D: Nicholas Hoult, Toni Collette, Zoey Deutch, Kiefer Sutherland, Gabriel Basso, Francesca Eastwood, Leslie Bibb, Chris Messina, J. K. Simmons, Amy Aquino, Adrienne C. Moore; M: Mark Mancina
Ein perfekt wirkender Ehemann (Nicholas Hoult erinnert tatsächlich ein wenig an John -Boy Walton) muss kurz vor der Geburt des Kindes als Geschworener in einem Mordfall zu Gericht. Dabei merkt er schnell, dass er wohl verantwortlich für den Tod des Opfers ist.
Nicholas Hoult (gerade sehr sichtbar auf der Hollywood-Leinwand) steht hier im Mittelpunkt und macht das grandios. Mit Blicken, kleinen Bewegungen, intensiven Spiel spürt man seinen inneren Kampf. Richtig handeln, sein Leben wie geplant weiter führen, einen nicht Schuldigen lebenslang in den Knast schicken.
Dabei wechselt der Film vom courtroom drama (da aber eher 12 angry men als witness for the prosecution), nicht ohne die Fehler dieses System zu zeigen, zu Krimi zu sozial Drama. Das Buch ist schon gut, auch wenn die Geschichte schon arg konstruiert ist. Das geht einem aber erst bei der Nachbetrachtung richtig auf.
Grundsätzlich bin ich ja ein Freund von Gerichtsfilmen, da ist er nicht so raffiniert wie andere, aber hier steht eben auch etwas anderes im Mittelpunkt.
Zusätzlich lob ich noch den zurückhaltenden Soundtrack. Unterstützend, schön und auch ohne Film gut goutierbar.
Soll ja angeblich der letzte Eastwood sein. Und ist auch noch mal ein Statement.
Empfehlung.
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Re: Karl or Karla goes to Cinema

Beitrag von karlAbundzu »

26.1.25, 12:30, Savoy Hamburg, Fantasy Filmfest White Nights
Einst war ich ja regelmäßiger FFF Besucher, und auch die Nights nahm ich gerne mit, gibt es doch immer wieder ein paar Perlen zu entdecken. Diesmal hatte ich nur sonntags Zeit, der dritte geplante Film war ausgebucht, die Begleitung krank. So machte ich mich früh allein auf Richtung Savoy.

I, The Executioner (Beterang 2) (2024)
OmenglU
R: Ryoo Seung-wan, D: Hwang Jung-min, Jung Hae-in, Oh Dal-su, Oh Dae-hwan, Jang Yoon-ju, Kim Si-hoo as Detective Yoon
Jin Kyung, Shin Seung-hwan, Jung Man-sik, Kwon Hae-hyo, Kim Jae-hwa; M: Chang Kiha
Big Budget Action aus Südkorea.
Ein Serienkiller spielt Henker und Richter zu gleich. Er tötet Menschen, die seiner Meinung nach zu sanft von der Justiz angefasst wurden. Seo Do-cheol und sein Team ermitteln, doch hat er zu Hause auch Probleme. Sein Sohn ist Mobbingopfer oder -täter, redet aber nicht mit seinen Eltern.
Rasant gedrehter Actioner, der gleich mit einer schrillen Razzia loslegt. Die Action legt sein Hauptaugenmerk im ganzen Film auf Verfolgung (meist zu Fuß) und Prügeleien. Und die sind sehr sehenswert.
Durchsetzt ist das immer wieder mit Humor, der mal schmunzeln lässt, aber auch immer wieder ins alberne abgleitet (ein Gag ist sogar derselbe wie bei Nich' mit Leo...). Das schneidet dann auch mal kross zu sehr ernsten Geschichten plötzlich, zum Beispiel dem Mobbing. Sowieso ist da einiges an sozialen drin: neben dem erwähnten wird die Situation Drogenabhängiger gezeigt und vor allem wird die Allgegenwärtigkeit von Influencern und deren schwierigen Verhältnis zur Wahrheit thematisiert. Das geht bis ins filmästhetische.
Interessant auch Musik/Score, von angegriffenen Disco Klassikern Baccara!), die erstaunlich gut passen bis zu gniedeligen old school Synthie -Gitarren-Score. Irgendwie passend, aber auch das humoristische betonend.
Leider ist der Fall bzw der Hintergrund allzu leicht durchschaubar. Und von den einzelnen Mitgliedern des Teams erfahren wir nicht so viel. Ich vermute, da das ein zweiter Teil war (was mir nicht klar war) , verzichtete man auf eine entsprechende Einführung. Doch die Chemie im Team stimmt: alles eigene Charaktere, die gut zusammen funktionieren und toll gespielt sind.
Also mit leichten Abzügen in der B-Note gute Unterhaltung.
Zuletzt geändert von karlAbundzu am So 26. Jan 2025, 18:09, insgesamt 1-mal geändert.
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