Alternativer Titel: Un flic
Produktionsland: Frankreich, Italien
Produktion: Robert Dorfmann
Erscheinungsjahr: 1972
Regie: Jean-Pierre Melville
Drehbuch: Jean-Pierre Melville
Kamera: Walter Wottitz
Schnitt: Patricia Nény
Musik: Michel Colombier
Länge: ca. 98 Minuten
Freigabe: FSK 16
Darsteller:
Richard Crenna: Simon
Catherine Deneuve: Cathy
Riccardo Cucciolla: Paul Weber
Michael Conrad: Louis Costa
Paul Crauchet: Morand
Simone Valère: Pauls Ehefrau
André Pousse: Marc Albouis
Valérie Wilson: Gaby
Jean-Pierre Melvilles Film beginnt mit den Bildern eines kleinen Küstenorts, der als Betonwüste dargestellt wird. Daraufhin setzt ein heftiger Regenguss ein und einer unserer Hauptdarsteller bewegt sich innerhalb der Wassermassen in Richtung Banküberfall. Herrlich, still und bedrohlich gefilmt und die Sirene im Kopf läutet dem geeigneten Zuschauer ein:
Wir sind voll und ganz in Melvilles Welt angekommen.
Ein Banküberfall bei dem so gut wie kein Wort gesprochen wird. Eine Situation vor der Praktizierung des Überfalls innerhalb der Bank die in seiner Stille die Dramatik findet. Geschickt auf die Bankräuber und die anstehende Situation zugeschnitten ist das, was die Kamera von Walter Wottitz einfängt. Die Bilder sind einfach beeindruckend gut.
Anschließend kommt es zu kurzen Aufnahmen innerhalb einer Landschaft, die in ihrer Beschaffenheit stark an die aus „Le Cercle rouge“ (dessen Beginn) erinnert. Ein eher karges Gesamtbild, das Blühendes vermissen lässt und sich auf ein eher düsteres Resultat beschränkt.
„Nur zweierlei Empfindungen ruft der Mensch in einem Polizisten wach, tiefstes Misstrauen und Verachtung.“ so Kommissar Edouard Coleman, gespielt von Alain Delon. Das Zitat führt schnell in die charakterliche Richtung von Coleman. Ein Mensch der brutal vorgeht um zu seiner Lösung zu kommen, ein Mensch der bei Misserfolgen ebenfalls die Brutalität und den Hass nach außen trägt.
Doch nicht allein Delon weiß hier zu gefallen, sondern auch Richard Crenna in der Rolle von Simon. Ein Mensch mit einem Doppelleben, Nachtclubbesitzer und Gangster. Ein Mensch mit Verstand, der die Dinge bis ins Detail plant und dessen erster Fehler immer von Coleman erwartet wird. Allerdings macht Simon dem Kommissar die Sache ganz und gar nicht einfach. Demnach beste Vorraussetzungen für ein Duell auf Augendhöhe.
Catherine Deneuve hat in der Rolle der Cathy etwas wenig Spielzeit. Ihr Part ist eigentlich als wichtig anzusehen, wird allerdings etwas außer Acht gelassen. Hier hätte ich mir schon etwas mehr Spielzeit hinsichtlich der Dreiecksbeziehung gewünscht. Weiterhin erwähnenswert ist Valérie Wilson in der Rolle der Gaby.
„Un Flic“ ist wie „Le Cercle rouge“ ein eher ruhig angelegter Film, dennoch hat „Un Flic“ eine wirklich spektakuläre Aktion zu bieten. Es sei hier einzig das Wort Hubschrauber erwähnt. Das in diesem Part angestrebte Durchführen des Verbrechens wie ähnlich zentral wie der Juwelenraub in „Le Cercle rouge“.
Worte macht „Un Flic“ nur wenige. Jeder bezieht sich auf das Nötigste. Was allerdings Gesichtsausdrücke zu sagen vermögen, dass zeigen Delon und Crenna in Perfektion. Dialoge können so sekundär sein, wenn die Akteure ihr Fach beherrschen.
Das depressive, desillusionierende Bild, das der Film zu Beginn vermittelt, präsentiert dieser auch zum Ende. Für den Einen heißt es Vorhang runter, für dem Anderen kann nun ein Interpretieren des Gesehenen losgehen.
Fazit: Brillantes französisches Kino dass nicht ganz die Klasse von Mellvilles „Le Cercle rouge“ aufweisen kann, aber das „Un Flic“ einst beim Publikum durchgefallen ist, kann ich persönlich absolut nicht nachvollziehen.
9/10