Ein Mädchen - Catherine Breillat (1976)
Moderator: jogiwan
Ein Mädchen - Catherine Breillat (1976)
Ein Mädchen
Originaltitel: Une vraie jeune fille
Alternativtitel: Ein wirklich junges Mädchen / A real young girl
Herstellungsland: Frankreich / 1976
Regie: Catherine Braillat
Darsteller: Charlotte Alexandra, Hiram Keller, Rita Maiden, Bruno Balp
Story:
Die 16-jährige Alice entdeckt mit großem Interesse ihre eigene aufkeimende Sexualität. Schwankend zwischen Lust und Scham, dem Erkunden des eigenen Begehrens und dem Zurückschrecken davor, verbringt sie die Sommerferien bei ihren Eltern in der Provinz. Hier ist sie wie gefangen zwischen ihrem ordinären Vater und ihrer hysterischen Mutter. In dieser Atmosphäre scheint für Alice alles mit Sexualität zu tun zu haben… (quelle: pierrot le fou"
Originaltitel: Une vraie jeune fille
Alternativtitel: Ein wirklich junges Mädchen / A real young girl
Herstellungsland: Frankreich / 1976
Regie: Catherine Braillat
Darsteller: Charlotte Alexandra, Hiram Keller, Rita Maiden, Bruno Balp
Story:
Die 16-jährige Alice entdeckt mit großem Interesse ihre eigene aufkeimende Sexualität. Schwankend zwischen Lust und Scham, dem Erkunden des eigenen Begehrens und dem Zurückschrecken davor, verbringt sie die Sommerferien bei ihren Eltern in der Provinz. Hier ist sie wie gefangen zwischen ihrem ordinären Vater und ihrer hysterischen Mutter. In dieser Atmosphäre scheint für Alice alles mit Sexualität zu tun zu haben… (quelle: pierrot le fou"
it´s fun to stay at the YMCA!!!
» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Re: Ein Mädchen - Catherine Breillat (1976)
Wer braucht eigentlich noch "Feuchtgebiete" lesen, wenn man die Mischung aus Ekel und nackten Tatsachen auch in Spielfilm-Form konsumieren kann. Bereits 1976 gedreht, wurde das Spielfilm-Debüt von Catherine Breillat aufgrund seiner expliziten Darstellung rasch verboten und wurde erst Jahrzehnte später uraufgeführt. Wenig verwunderlich, da der Streifen mindestens so grausig, wie das Buch von Charlotte Roche ausgefallen ist, auch wenn die ganze Sache hier eher in die dramatische Richtung geht. Die erwachende Sexualität und die Neugier der jungen Alice wird in einer Vielzahl sehr expliziten und teils surrealistischen Szenen gezeigt und dem Zuschauer nackte Tatsachen und Körperausscheidungen fern jeglicher Erotik zeigen. "Ein wirklich junges Mädchen" ist dann auch ziemlich auf Skandal gebürstet und öfters als einmal, würde ich trotz künstlerischem Anspruch so etwas dann auch gar nicht sehen wollen.
it´s fun to stay at the YMCA!!!
» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
-
- Beiträge: 15637
- Registriert: Mo 25. Apr 2011, 19:35
- Wohnort: Dresden
Re: Ein Mädchen - Catherine Breillat (1976)
das klingt ja, als hättest du das Buch von Charlotte Roche gelesen
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
Re: Ein Mädchen - Catherine Breillat (1976)
ja klar, war lustige Urlaubslektüre und das Buch, dass ich wohl am meisten verborgen musste! Hab mich köstlich amüsiert und gleich noch was wichtiges gelernt: man kann selbst die banalsten Geschichten verkaufen, wenn sie nur gut verpackt sind! Ach ja, und das Heteros alles Saubartln sind...
PS: kann ich dir gerne borgen
PS: kann ich dir gerne borgen
it´s fun to stay at the YMCA!!!
» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
-
- Beiträge: 15637
- Registriert: Mo 25. Apr 2011, 19:35
- Wohnort: Dresden
Re: Ein Mädchen - Catherine Breillat (1976)
ehhh, lass' mal lieber Da guck ich eher noch diesen Film hier, auf meine Wunschliste wanderte er geradejogiwan hat geschrieben: PS: kann ich dir gerne borgen
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
- buxtebrawler
- Forum Admin
- Beiträge: 40653
- Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
- Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
- Kontaktdaten:
Re: Ein Mädchen - Catherine Breillat (1976)
„Ich mag keine Menschen – sie deprimieren mich!“
Mit ihrem Regiedebüt „Ein wirklich junges Mädchen“ verfilmte die Französin Catherine Breillat („Romance“) ihren eigenen Roman, doch das im Jahre 1976 fertiggestellte Coming-of-Age-Sexualdrama galt als pornographisch, wurde verboten und erst über 20 Jahre später uraufgeführt.
Die 14-jährige Internatsschülerin Alice (Charlotte Alexandra, „Unmoralische Geschichten“) fährt in den Sommerferien zu ihren Eltern (Rita Maiden, „Die Milchstraße“ und Bruno Balp, „Der Mann aus Marseille“) aufs Land an der französische Atlantikküste. Sie fühlt sich von ihnen entfremdet und entdeckt stattdessen zunehmend ihre eigene Sexualität. Sie gibt sich erotischen Tagträumen hin und verliebt sich in den Arbeiter Jim (Hiram Keller, „Fellinis Satyricon“), dem sie jedoch zu jung ist. Unbefriedigt sehnt sie sich nach sexuellen Erfahrungen und sendet entsprechende Signale aus…
Um es gleich vorwegzunehmen: „Ein wirklich junges Mädchen“ ist trotz ein paar expliziter Szenen weder ein Porno, noch ein Erotikfilm. Breillats „Skandalfilm“ scheint sich vielmehr um eine sehr persönliche, individuelle, feminine Sichtweise auf die Entwicklung weiblicher Sexualität zu bemühen und dabei lange vor „Feuchtgebiete“ u.a. auf einen provokanten Ekelfaktor zu setzen, der vermutlich einen unverklärten, ehrlichen Umgang mit der Konfrontation einer Pubertierenden mit ihrem sich ändernden Körper und kopfstehender Gefühlswelt suggerieren soll, jedoch mitunter recht selbstzweckhaft und irritierend übertrieben wirkt. So führt sich Alice am Esstisch einen Löffel in die Vagina ein, kotzt sich im Bett voll, wird beim Pinkeln gezeigt, spielt mit einem Regenwurm an ihrem Genitalbereich und schiebt sich eine Flasche in den Hintern.
Über weite Strecken jedoch wird die Entfremdung von ihren Eltern gezeigt, die Mutter hysterisch, der Vater autoritär und langweilig, eisiges Schweigen am Esstisch. Alice verfügt über wenig Selbstbewusstsein und ekelt sich vor ihrem Körper, den sie ebenso wie ihre Umwelt gerade neu entdeckt. Zum Zuschauer spricht sie aus dem Off und ansonsten nicht viel. Das Tempo des Films wird zusätzlich gedrosselt, wenn ein Rock’n’Roll-Sänger im Fernsehen gezeigt wird und dieser einen kompletten Song darbieten darf. Alice’ Wirkung auf andere zeigt sich beispielsweise, wenn sie in einem Karussell sexuell belästigt wird. Ihren Vater beobachtet sie in den Dünen beim Fremdgehen, was die Bigotterie der bürgerlichen Erwachsenenwelt unterstreicht.
Das mag alles halbwegs nachvollziehbar sein, auch wenn ich bezweifle, dass Alice’ Verhalten stellvertretend für andere pubertierende Mädchen zu verstehen ist – aber was weiß ich schon darüber. Unverständlich jedoch ist der Gebrauch von Tiertötungen vor laufender Kamera, die in der Phantasie der verkopften Autorin und Regisseurin möglicherweise metaphorische Bedeutung erlangen, bei mir jedoch auf Ablehnung stoßen. Und wenn sich Alice Federn in den Arsch steckt und über eine Düne robbt, „Ich bin ein kleines Huhn!“ gackernd, ist dies ausschließlich albern und erniedrigend. Dort treibt sie es in ihren Tagträumen dann auch mit Jim. Als dieser endlich tatsächliches Interesse an ihr entwickelt, was jedoch in einer Tragödie endet, bedient sich der Film erstmals so etwas wie einer klassischen Narration, was jedoch eher aufgesetzt und in keinem plausiblen Zusammenhang zum Gezeigten stehend erscheint.
Es mag sein, dass der Film um die während der Dreharbeiten übrigens bereits 21-jährige, freizügige Charlotte Alexandra die Stimmung einer verwirrten, unter Gefühlschaos leidenden Pubertierenden bisweilen authentisch einfängt, näherbringen konnte Breillat sie mir aber nicht und die Skandalwirkung des Films, der übrigens, das sei der Vollständigkeit halber erwähnt, auch diverse Pimmel zeigt, verpufft sehr schnell. Ich habe mir Mühe gegeben, aber wirklich etwas anfangen konnte ich mit „Ein wirklich junges Mädchen“ trotz angepasster, also keinen Erotikfilm erwartenden Herangehensweise leider nicht.
Mit ihrem Regiedebüt „Ein wirklich junges Mädchen“ verfilmte die Französin Catherine Breillat („Romance“) ihren eigenen Roman, doch das im Jahre 1976 fertiggestellte Coming-of-Age-Sexualdrama galt als pornographisch, wurde verboten und erst über 20 Jahre später uraufgeführt.
Die 14-jährige Internatsschülerin Alice (Charlotte Alexandra, „Unmoralische Geschichten“) fährt in den Sommerferien zu ihren Eltern (Rita Maiden, „Die Milchstraße“ und Bruno Balp, „Der Mann aus Marseille“) aufs Land an der französische Atlantikküste. Sie fühlt sich von ihnen entfremdet und entdeckt stattdessen zunehmend ihre eigene Sexualität. Sie gibt sich erotischen Tagträumen hin und verliebt sich in den Arbeiter Jim (Hiram Keller, „Fellinis Satyricon“), dem sie jedoch zu jung ist. Unbefriedigt sehnt sie sich nach sexuellen Erfahrungen und sendet entsprechende Signale aus…
Um es gleich vorwegzunehmen: „Ein wirklich junges Mädchen“ ist trotz ein paar expliziter Szenen weder ein Porno, noch ein Erotikfilm. Breillats „Skandalfilm“ scheint sich vielmehr um eine sehr persönliche, individuelle, feminine Sichtweise auf die Entwicklung weiblicher Sexualität zu bemühen und dabei lange vor „Feuchtgebiete“ u.a. auf einen provokanten Ekelfaktor zu setzen, der vermutlich einen unverklärten, ehrlichen Umgang mit der Konfrontation einer Pubertierenden mit ihrem sich ändernden Körper und kopfstehender Gefühlswelt suggerieren soll, jedoch mitunter recht selbstzweckhaft und irritierend übertrieben wirkt. So führt sich Alice am Esstisch einen Löffel in die Vagina ein, kotzt sich im Bett voll, wird beim Pinkeln gezeigt, spielt mit einem Regenwurm an ihrem Genitalbereich und schiebt sich eine Flasche in den Hintern.
Über weite Strecken jedoch wird die Entfremdung von ihren Eltern gezeigt, die Mutter hysterisch, der Vater autoritär und langweilig, eisiges Schweigen am Esstisch. Alice verfügt über wenig Selbstbewusstsein und ekelt sich vor ihrem Körper, den sie ebenso wie ihre Umwelt gerade neu entdeckt. Zum Zuschauer spricht sie aus dem Off und ansonsten nicht viel. Das Tempo des Films wird zusätzlich gedrosselt, wenn ein Rock’n’Roll-Sänger im Fernsehen gezeigt wird und dieser einen kompletten Song darbieten darf. Alice’ Wirkung auf andere zeigt sich beispielsweise, wenn sie in einem Karussell sexuell belästigt wird. Ihren Vater beobachtet sie in den Dünen beim Fremdgehen, was die Bigotterie der bürgerlichen Erwachsenenwelt unterstreicht.
Das mag alles halbwegs nachvollziehbar sein, auch wenn ich bezweifle, dass Alice’ Verhalten stellvertretend für andere pubertierende Mädchen zu verstehen ist – aber was weiß ich schon darüber. Unverständlich jedoch ist der Gebrauch von Tiertötungen vor laufender Kamera, die in der Phantasie der verkopften Autorin und Regisseurin möglicherweise metaphorische Bedeutung erlangen, bei mir jedoch auf Ablehnung stoßen. Und wenn sich Alice Federn in den Arsch steckt und über eine Düne robbt, „Ich bin ein kleines Huhn!“ gackernd, ist dies ausschließlich albern und erniedrigend. Dort treibt sie es in ihren Tagträumen dann auch mit Jim. Als dieser endlich tatsächliches Interesse an ihr entwickelt, was jedoch in einer Tragödie endet, bedient sich der Film erstmals so etwas wie einer klassischen Narration, was jedoch eher aufgesetzt und in keinem plausiblen Zusammenhang zum Gezeigten stehend erscheint.
Es mag sein, dass der Film um die während der Dreharbeiten übrigens bereits 21-jährige, freizügige Charlotte Alexandra die Stimmung einer verwirrten, unter Gefühlschaos leidenden Pubertierenden bisweilen authentisch einfängt, näherbringen konnte Breillat sie mir aber nicht und die Skandalwirkung des Films, der übrigens, das sei der Vollständigkeit halber erwähnt, auch diverse Pimmel zeigt, verpufft sehr schnell. Ich habe mir Mühe gegeben, aber wirklich etwas anfangen konnte ich mit „Ein wirklich junges Mädchen“ trotz angepasster, also keinen Erotikfilm erwartenden Herangehensweise leider nicht.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
- Salvatore Baccaro
- Beiträge: 3072
- Registriert: Fr 24. Sep 2010, 20:10
Re: Ein Mädchen - Catherine Breillat (1976)
Vor einiger Zeit habe ich zusammen mit einem lieben Freund, (der diese Woche endlich seine Doktorwürde empfangen hat), ein Seminar zum französischen Transgressions-Theoretiker Georges Bataille (1897-1962) initiiert. Neben einer bunten Auswahl an Schriften Batailles hatten wir natürlich auch das eine oder andere Filmbeispiel im Gepäck. Denn obwohl Bataille so gut wie nie über das Kino geschrieben hat, (allerdings zumindest in einer Statistenrolle als Priester in Jean Renoirs UN PARTIE DE CAMPAGNE 1936 kurz auf der Leinwand vorbeischaute), haben seine esoterischen Ideen von grenzüberschreitender Ekstase im Spannungsfeld zwischen Eros und Thanatos explizit oder implizit natürlich nicht wenige Filmschaffende inspiriert. Unser Korpus reichte folgerichtig von Filmen, die tatsächliche literarische Vorlagen Batailles zu adaptieren versuchen – (wie Christophe Honorés MA MÈRE (2004) oder Patrick Longchamps SIMONA (1974)) -, über Filme, in denen sich mehr oder minder starke Motive aus Batailles Oeuvre finden lassen – (wie Jean-Luc Godards WEEK END (1967) und vor allem auch Alberto Cavallones SPELL (1978)) – bis hin zu welchen, die eher allgemein Themen verhandeln, die auch im Fokus von Batailles Interesse stehen – (wie Gaspar Noes CLIMAX (2018) oder Fernando Arrabals VIVA LA MUERTE (1974)). Gemeinsam hatten unsere Filme nicht nur, dass die meisten von ihnen einige der Studierenden zutiefst verstört oder zumindest verwirrt haben, sondern auch, dass sie ausnahmslos von Männern inszeniert worden sind: Obwohl wir zumindest anhand von Texten aus weiblicher Feder versucht hatten, eine spezifisch feminine bzw. feministische Perspektive auf Bataille abzudecken, ist uns kein Film von einer Frau eingefallen, der irgendwie in unser Konzept gepasst hätte. Genau dieses Manko hat sich letzte Woche nun auch erledigt, als ich zum ersten Mal Catherine Breillats Debutfilm UNE VRAIE JEUNE FILLE zu Gesicht bekomme, und schlicht sprachlos bin – sowohl deshalb, weil dieses Werk im Grunde wie die Faust aufs Auge in unser Seminar gepasst hätte, als auch, weil ich im Traum nicht geglaubt hätte, wie sehr dieses nominelle Coming-of-Age-Drama stellenweise in orgiastischen Bildern wildert, die auch Batailles Geist entsprungen hätten sein können.
Dabei befleißigt sich Breillat bei der Verfilmung ihres eigenen Romans „Le Soupirail“ vorwiegend eines gesellschaftskritischen Realismus: Das sexuelle Erwachen, die Rebellion gegen das bürgerliche Elternhaus, die Findung einer eigenen Identität der vierzehnjährigen Titelheldin Alice – (verkörpert von Charlotte Alexandra, die man noch als weniger philosophierende, sondern masturbierende Thérèse aus der zweiten Episode von Walerian Borowczyks CONTES IMMORAUX kennen dürfte) – erleben wir zwar ausnahmslos aus ihrer subjektiven Perspektive mit, schauen ihr aber natürlich auch voyeuristisch beobachtend über die Schulter, wenn sie ihren eigenen Körper zu erkunden beginnt, ihre sich plusternden körperlichen Begierden auf nahezu ihre komplette Umwelt projiziert werden, - (und dabei, als waschechtes Borowczyk-Motiv, nicht zuletzt auf die unbelebte Objektwelt) -, und sich schließlich in Gestalt des Sägewerk-Hilfsarbeiter Pierre-Evariste bündeln, sprich: Wir könnten kaum dichter dran sein, wenn sie Spülmittelflaschen und Fahrradsättel als Selbstbefriedigungsinstrumentarium zweckentfremdet, wenn sie voller Verachtung über die monotonen, leidenschaftslosen Alltagsabläufe der Eltern das Näschen rümpft oder wenn ihr selbst eine Hühnerschlachtung oder ein Übelkeitsanfall plötzlich zu potentiellen Vehikeln zum Entladen erotischer Energie werden. Dass die gesamte Handlung in Alices Sommerferien angesiedelt ist, die die Internatsschülerin auf dem heimischen Hof verbringt, trägt nur noch zu einer schwülen, sonnenknisternden Atmosphäre bei, von der man nicht behaupten könnte, dass sie sich besonders weit entfernt von der Ästhetik eines Eric Rohmer befindet: Allerdings wird in UNE VRAIE JEUNE FILLE weitaus weniger konversiert als bei Breillats Regiekollegen, dafür aber immer mal wieder das naturalistische Korsett gesprengt, um Phantasmagorien Platz zu machen, die gerade bei einem an der Oberfläche derart betont realistischen Film wie vorliegendem besonders dafür prädestiniert sind, Schock auf Schock zu verteilen.
Dass Alice bei ihrer Odyssee durch ein Wunderland der Verlockungen und Verführungen die Grenze zur Hardcore-Pornographie mehr als einmal zumindest streift, dürfte anhand der bereits erwähnten Masturbationsorgien nicht verwundern: Gerade die Autoerotik-Szenen, in denen Alice sich senfverschmierte Finger einverleibt, oder sich in Pinkelschauern im Close-Up ergeht, - (ganz zu schweigen von einer Szene, in der ein älterer Mann Alice auf einem Kirmes-Karussell dazu animieren möchte, sein welkes Glied zu stimulieren!) -, dürften sicher nicht unschuldig daran gewesen sein, dass vorliegender Film seinerzeit keinen regulären Kinostart erfuhr, sondern stattdessen erstmal in den Giftschrank wanderte: Uraufgeführt wird UNE VRAIE JEUNE FILLE wohlgemerkt erst im Jahre 1999! Tier-Snuff stellte in den wilden 70ern ein nicht ganz so umstrittener Schauwert dar wie heutzutage, (zumal das Huhn, dem vor laufender Kamera zunächst der Hals durchgeschnitten und das dann von Alices Mutter nach allen Regeln der Kunst in Großaufnahme ausgeweidet wird, auch in der extrafilmischen Realität anschließend im Kochtopf gelandet sein wird); jedoch vollends in Bataille’schen Gefilden befinden wir uns letztlich in der wohl kontroversesten Szene des Films, einem Tagtraum Alices, in dem sie sich ihren Crush Pierre dabei imaginiert, wie dieser ihr satyrenhaft an die Wäsche geht bzw. ihr ein Getier, das ich für eine Blindschleiche halten würde, - (manche Quellen sprechen auch von einem Wurm oder von einer Schlange) -, zwischen die gespreizten Beine einführt. Anders als im konsequent einem surrealistischen Stil verschriebenen VIVA LA MUERTE, (an den mich solche Exzesse zwangsläufig erinnerten), wirken Breillats Grenzüberschreitungen möglicherweise noch heftiger, weil sie als Störfaktoren in eine ansonsten konventionelle Inszenierung einbrechen, und den im Grunde sterbenslangweiligen Ferienalltag unserer Heldin mit unaussprechlichen und daher unausgesprochenen Tabus kontaminieren. (Weshalb mir UN VRAIE JEUNE FILLE letztlich auch die kleine Schwester von Cavallones SPELL zu sein scheint, einem Film, der ähnlich zwischen geradezu dokumentarischem Realismus und exzessivem Surrealismus changiert, und thematisch mit seiner Offenlegung abjekter Phänomene im Untergrund einer nach außen hin konservativen Dorfgemeinschaft in eine ganz ähnliche Bresche schlägt.) Die häufig gedroppten Analogien zu Charlotte Roches Skandal-Bestseller "Feuchtgebiete" sind indes ebenfalls nicht von der Hand zu weisen: Während dieser Roman allerdings dann doch eher die komisch-grotesken Seiten von ausschweifender juveniler weiblicher Sexualität betont, haben wir es bei UNE VRAIE JEUNE FILLE mit einer wesentlich tristeren, stellenweile gar melancholischen Grundstimmung zu tun. Die Menschen, die von diesem Film jedenfalls ernsthaft sexuell stimuliert werden, möchte ich besser gar nicht kennenlernen...
Hätten wir Breillats Film damals in unserem Seminar gezeigt, wäre sicher bald die Frage aufs Diskussions-Tableau gekommen, ob denn nun UNE VRAIE JEUNE FILLE, da bei ihm eine Frau auf dem Regiestuhl saß, sein Sujet sorgsamer und sensibler anpackt als es ein männlicher Regisseur hätte tun können, (und, damit einhergehend, solche weiterführenden Fragen wie: Gibt es feministische Pornographie? Gibt es überhaupt einen dezidiert weiblichen Blick innerhalb und außerhalb von ästhetischen Artefakten? Und, falls ja, was davon ist Konvention/Reprodukiton, was biologisch fassbar?) – allesamt Fragen, auf die ich bis jetzt genauso wenig eine Antwort weiß wie darauf, ob ich vorliegende Mixtur aus Ekel-Porno, Studie erwachender Mädchensexualität und beißende Satire auf das sattgefressene und inhaltsleere französische Bürgertum des Spätkapitalismus nun tatsächlich für einen guten Film halten soll. Unvergesslich wird mir diese Tour-de-Force durch pinkelnde Muschis, inzestuöse Phantasien und Sommernachmittagseintönigkeit jedoch allemal bleiben.
Dabei befleißigt sich Breillat bei der Verfilmung ihres eigenen Romans „Le Soupirail“ vorwiegend eines gesellschaftskritischen Realismus: Das sexuelle Erwachen, die Rebellion gegen das bürgerliche Elternhaus, die Findung einer eigenen Identität der vierzehnjährigen Titelheldin Alice – (verkörpert von Charlotte Alexandra, die man noch als weniger philosophierende, sondern masturbierende Thérèse aus der zweiten Episode von Walerian Borowczyks CONTES IMMORAUX kennen dürfte) – erleben wir zwar ausnahmslos aus ihrer subjektiven Perspektive mit, schauen ihr aber natürlich auch voyeuristisch beobachtend über die Schulter, wenn sie ihren eigenen Körper zu erkunden beginnt, ihre sich plusternden körperlichen Begierden auf nahezu ihre komplette Umwelt projiziert werden, - (und dabei, als waschechtes Borowczyk-Motiv, nicht zuletzt auf die unbelebte Objektwelt) -, und sich schließlich in Gestalt des Sägewerk-Hilfsarbeiter Pierre-Evariste bündeln, sprich: Wir könnten kaum dichter dran sein, wenn sie Spülmittelflaschen und Fahrradsättel als Selbstbefriedigungsinstrumentarium zweckentfremdet, wenn sie voller Verachtung über die monotonen, leidenschaftslosen Alltagsabläufe der Eltern das Näschen rümpft oder wenn ihr selbst eine Hühnerschlachtung oder ein Übelkeitsanfall plötzlich zu potentiellen Vehikeln zum Entladen erotischer Energie werden. Dass die gesamte Handlung in Alices Sommerferien angesiedelt ist, die die Internatsschülerin auf dem heimischen Hof verbringt, trägt nur noch zu einer schwülen, sonnenknisternden Atmosphäre bei, von der man nicht behaupten könnte, dass sie sich besonders weit entfernt von der Ästhetik eines Eric Rohmer befindet: Allerdings wird in UNE VRAIE JEUNE FILLE weitaus weniger konversiert als bei Breillats Regiekollegen, dafür aber immer mal wieder das naturalistische Korsett gesprengt, um Phantasmagorien Platz zu machen, die gerade bei einem an der Oberfläche derart betont realistischen Film wie vorliegendem besonders dafür prädestiniert sind, Schock auf Schock zu verteilen.
Dass Alice bei ihrer Odyssee durch ein Wunderland der Verlockungen und Verführungen die Grenze zur Hardcore-Pornographie mehr als einmal zumindest streift, dürfte anhand der bereits erwähnten Masturbationsorgien nicht verwundern: Gerade die Autoerotik-Szenen, in denen Alice sich senfverschmierte Finger einverleibt, oder sich in Pinkelschauern im Close-Up ergeht, - (ganz zu schweigen von einer Szene, in der ein älterer Mann Alice auf einem Kirmes-Karussell dazu animieren möchte, sein welkes Glied zu stimulieren!) -, dürften sicher nicht unschuldig daran gewesen sein, dass vorliegender Film seinerzeit keinen regulären Kinostart erfuhr, sondern stattdessen erstmal in den Giftschrank wanderte: Uraufgeführt wird UNE VRAIE JEUNE FILLE wohlgemerkt erst im Jahre 1999! Tier-Snuff stellte in den wilden 70ern ein nicht ganz so umstrittener Schauwert dar wie heutzutage, (zumal das Huhn, dem vor laufender Kamera zunächst der Hals durchgeschnitten und das dann von Alices Mutter nach allen Regeln der Kunst in Großaufnahme ausgeweidet wird, auch in der extrafilmischen Realität anschließend im Kochtopf gelandet sein wird); jedoch vollends in Bataille’schen Gefilden befinden wir uns letztlich in der wohl kontroversesten Szene des Films, einem Tagtraum Alices, in dem sie sich ihren Crush Pierre dabei imaginiert, wie dieser ihr satyrenhaft an die Wäsche geht bzw. ihr ein Getier, das ich für eine Blindschleiche halten würde, - (manche Quellen sprechen auch von einem Wurm oder von einer Schlange) -, zwischen die gespreizten Beine einführt. Anders als im konsequent einem surrealistischen Stil verschriebenen VIVA LA MUERTE, (an den mich solche Exzesse zwangsläufig erinnerten), wirken Breillats Grenzüberschreitungen möglicherweise noch heftiger, weil sie als Störfaktoren in eine ansonsten konventionelle Inszenierung einbrechen, und den im Grunde sterbenslangweiligen Ferienalltag unserer Heldin mit unaussprechlichen und daher unausgesprochenen Tabus kontaminieren. (Weshalb mir UN VRAIE JEUNE FILLE letztlich auch die kleine Schwester von Cavallones SPELL zu sein scheint, einem Film, der ähnlich zwischen geradezu dokumentarischem Realismus und exzessivem Surrealismus changiert, und thematisch mit seiner Offenlegung abjekter Phänomene im Untergrund einer nach außen hin konservativen Dorfgemeinschaft in eine ganz ähnliche Bresche schlägt.) Die häufig gedroppten Analogien zu Charlotte Roches Skandal-Bestseller "Feuchtgebiete" sind indes ebenfalls nicht von der Hand zu weisen: Während dieser Roman allerdings dann doch eher die komisch-grotesken Seiten von ausschweifender juveniler weiblicher Sexualität betont, haben wir es bei UNE VRAIE JEUNE FILLE mit einer wesentlich tristeren, stellenweile gar melancholischen Grundstimmung zu tun. Die Menschen, die von diesem Film jedenfalls ernsthaft sexuell stimuliert werden, möchte ich besser gar nicht kennenlernen...
Hätten wir Breillats Film damals in unserem Seminar gezeigt, wäre sicher bald die Frage aufs Diskussions-Tableau gekommen, ob denn nun UNE VRAIE JEUNE FILLE, da bei ihm eine Frau auf dem Regiestuhl saß, sein Sujet sorgsamer und sensibler anpackt als es ein männlicher Regisseur hätte tun können, (und, damit einhergehend, solche weiterführenden Fragen wie: Gibt es feministische Pornographie? Gibt es überhaupt einen dezidiert weiblichen Blick innerhalb und außerhalb von ästhetischen Artefakten? Und, falls ja, was davon ist Konvention/Reprodukiton, was biologisch fassbar?) – allesamt Fragen, auf die ich bis jetzt genauso wenig eine Antwort weiß wie darauf, ob ich vorliegende Mixtur aus Ekel-Porno, Studie erwachender Mädchensexualität und beißende Satire auf das sattgefressene und inhaltsleere französische Bürgertum des Spätkapitalismus nun tatsächlich für einen guten Film halten soll. Unvergesslich wird mir diese Tour-de-Force durch pinkelnde Muschis, inzestuöse Phantasien und Sommernachmittagseintönigkeit jedoch allemal bleiben.