Hells Angels vs. Bandidos (Doku) - Xavier Deleu
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Hells Angels vs. Bandidos (Doku) - Xavier Deleu
Hells Angels vs. Bandidos - Der rockerkrieg
(Hell's Angels against Bandidos - The Merciless Law of the Bikers)
mit Dokumentation
Regie:Xavier Deleu
Kamera: Xavier Deleu / Mikael Lefrancois
Musik: Pascal Cardeilhac
FSK 16
Frankreich / 2011
Französische Dokumentarfilmer und begeisterte Hobby-Biker nähern sich dem Phänomen der sogenannten Outlaw-Biker. Beim berühmten Motorradtreffen in Sturgis, South Dakota, bestaunt man die Szene aus gebührendem Abstand und ringt einigen in der Sache kundigen Ermittlern bemerkenswerte Statements ab. Später in Europa besucht man einen Mordprozess in Duisburg, reist nach Skandinavien, wo ein Rockerkrieg um den Drogenmarkt tobt, und gewinnt schließlich das Vertrauen einiger Bandidos, die das Filmteam zu ihren Treffen einladen.
Wenn man sich einmal einige Kritiken zu dieser Dokumentation durchliest, stößt man doch hauptsächlich auf enttäuschte Zuschauer, die sich hier anscheinend etwas vollkommen anderes erwartet hatten. Und zugegebenermaßen hält die Doku auch nicht ganz was man sich eventuell von ihr verspricht, was aber viel weniger an den Machern der Doku als vielmehr an den beteiligten Biker-Gangs liegt. Man sollte dabei nicht vergessen das es schon keine Selbstverständlichkeit darstellt, das überhaupt ein Einblick in die jeweiligen Gangs gestattet wird, werden die jeweiligen Machenschaften doch eher im Dunkeln gehalten. Bei all den kriminellen Aktivitäten der beiden wohl bekanntesten Gangs ist es daher schon ein kleines Wunder, das Mitglieder der Bandidos hier ein französisches Team zu einem Treffen eingeladen haben, die das Ganze dann auch filmen durften. Das man keine vollkommen erschöpfenden Einblicke in die wahren Machenschaften erhält, dürfte sich jedem Menschen mit ein wenig Verstand ganz von selbst erschließen und so gestaltet sich das Szenario dann auch so, das hier zwar nur an der Oberfläche gekratzt wird, der Zuschauer jedoch trotzdem eine Menge interessanter Informationen erhält.
Dabei dreht sich zu Beginn eigentlich alles um das jährlich stattfindende Biker-Treffen in Sturgis (USA), das für die Biker das absolute Non plus Ultra darstellt. Die Hells Angels wie auch die Bandidos werden zu Beginn eher nur beiläufig erwähnt und erst im Laufe der Zeit wird das Hauptaugenmerk dann auf diese beiden Gruppierungen gelenkt. Man erfährt viel über die Entstehungsgeschichte der Gruppierungen und Spezialisten für banden-Kriminalität erzählen interessante Informationen über die Struktur der jeweiligen Gangs. Wenn man einmal bedenkt wie verschwiegen und loyal die Biker sind, dann muss man die hier erwähnten Infos schon als kleines Wunder ansehen, denn auch wenn sich fast alles nur an der Oberfläche bewegt, ist der gewährte Einblick meiner Meinung nach absolut sehenswert. Man erfährt beispielsweise viel über die feste Hirarchie und wie schwer es für Neulinge ist, überhaupt ein vollwertiges Mitglied in den offiziellen Vereinen zu werden. Der Ausdruck Verein erscheint dabei schon extrem sarkastisch, weiß doch eigentlich jeder, welche Geschäfte von den Gangs betrieben werden, die allerdings nur allzu schwer nachzuweisen sind.
Es ist auch sehr spannend zu hören, wie die Mitglieder selbst sich darstellen und was sie in der Gang sehen, hier wird immer wieder der Begriff Familie verwendet und man nimmt es den Leuten auch ab, das sie so von ihrer Organisation denken. Zusammenhalt ist alles und die Mitglieder fügen ihren Schilderungen auch eine Menge Stolz hinzu, der in den Interviews ganz eindeutig zum Ausdruck kommt. Natürlich erhält man keinerlei Hintergrund-Informationen über kriminelle Machenschaften, für diese Dinge sind dann die Aussagen diverser Ermittler sehr hilfreich, aus denen man doch eine Menge erfährt. Wenn man die Zusammenkünfte der Biker so beobachtet, dann würde man eigentlich nicht auf die Idee kommen, das es sich bei diversen Gruppierungen um hoch kriminelle Subjekte handelt, die auch vor einem Mord nicht zurückschrecken. Vielmehr entsteht der Eindruck, das unzählige Gleichgesinnte ganz einfach einer Lebenseinstellung nachgehen, die fast wie eine Art Religion dargestellt wird.
Es ist ganz einfach eine vollkommen andere Welt in die der Zuschauer entführt wird und wenn es nicht diverse extrem gewaltbereite Biker-Gangs geben würde, dann könnte man wirklich ausschließlich das Gefühl von Freiheit und Abenteuer verspüren. Etliche Archivaufnahmen vermitteln allerdings einen vollkommen anderen Eindruck und zeigen ein erschreckendes Bild von Gewalt und Kriminalität. Auf jeden Fall aber sollte man sich keinesfalls von diversen negativen Kritiken über diese Dokumentation abschrecken lassen, denn selbst wenn die Bilder nur an der Oberfläche kratzen können, handelt es sich um eine Doku die man gesehen haben sollte.
Fazit:
Manchmal frage ich mich wirklich, mit welch vollkommen falschen Erwartungen man an eine Sache herangehen kann, denn wer hat den ernsthaft die Hoffnung gehegt, das 2 der berüchtigsten Biker-Gangs hier Einblick in ihre wahren Machenschaften gewähren? "Hells Angels vs. Bandidos" ist vielleicht ein etwas irreführender Titel für eine Doku, denn viele werden sicherlich gedacht haben, hier jede Menge Gewalt präsentiert zu bekommen. Aus persönlicher Enttäuschung wird dann eine gute Reportage einfach mal niedergemacht und jeglicher Sinn für Objektivität zur Seite geschoben. Ich fand diese DVD jedenfalls richtig interessant und kann sie nur wärmstens weiterempfehlen.
Die DVD:
Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch DTS, DD 5.1 / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 1,78:1 (16:9)
Laufzeit: 58 Minuten
Extras: Doku, Originaltrailer, Trailershow
8/10
Big Brother is watching you