Kalter Schweiß - Terence Young (1970)
Moderator: jogiwan
Kalter Schweiß - Terence Young (1970)
Kalter Schweiss (Frankreich, Italien, Belgien 1970, Originaltitel: De la part des copains)
Ungebetener Besuch
Joe Martin (Charles Bronson) lebt mit seiner Frau Fabienne (Liv Ullmann) und deren Tochter an der Côte d’Azur. Den Lebensunterhalt verdient er mit einer kleinen Yacht, auf der Touristen -unter Joes Anleitung und gegen gute Bezahlung- übers Meer schippern dürfen. Fabienne ahnt nichts von der dunklen Vergangenheit ihres Gatten, eines Tages steht ein Ganove (Michel Constantin) auf der Matte und sorgt für Wirbel. Joe gelingt es den ihm bestens bekannten Eindringling zu überwältigen, er bricht dem Burschen das Genick und entsorgt mit Hilfe seiner Frau die Leiche. Ruhe kehrt jedoch nicht ein, im Haus der Familie Martin warten Captain Ross (James Mason), Fausto (Luigi Pistilli) und der schiesswütige Sadist Katanga (Jean Topart) auf die Eheleute. Ross fühlt verraten, vor etlichen Jahren mißlang der gemeinsame Ausbruch aus einem Gefängnis, ledliglich Joe gelang die Flucht. Nun verlangt der Captain Hilfe bei einem Schmuggelgeschäft, die Yacht des ehemaligen Gefährten ist wie geschaffen für die kriminellen Interessen der Eindringlinge. Akute Lebensgefahr für Fabienne und Stieftochter, Joe muss alle Register ziehen um seine Familie zu retten. Hilfreich könnte Moira (Jill Ireland) sein, denn die Freundin des Captain fällt Joe in die Hände...
Terence Young gehört zur Riege der unvergessenen Regisseure, dem breiten Publikum ist er vor allem durch die Bond-Filme "James Bond 007 jagt Dr. No!" (Dr. No, 1962), "Liebesgrüsse aus Moskau" (From Russia with Love, 1963) und "Feuerball" (Thunderball, 1965) in Erinnerung geblieben. Auch mit Charles Bronson arbeitete Young mehrfach, nach dem hier kurzvorgestellen "Kalter Schweiss", entstand der grandiose Western "Rivalen unter roter Sonne" (Soleil rouge, 1971). Im Jahr 1972 startete der Kriminalfilm "Die Valachi-Papiere" (The Valachi Papers).
Die malerische Côte d’Azur bietet ein sehr schönes Umfeld, "Kalter Schweiss" gewährt ausschliesslich hübsche Ausblicke auf die Landschaft, schäbige Gassen und Hinterhöfe stehen nicht auf dem Speiseplan. Postkartenidylle als Bühne für Mord, Totschlag und Erpressung, ein reiz- und stimmungsvoller Kontrast. Man geht gar einen Schritt weiter, auch ohne den direkten Blick auf die Französische Riviera, bieten die Kulissen stets ein nahezu wohliges (das Haus des Helden und seiner Frau) bis dezent nobles (die Yacht der Hauptfigur) Ambiente, überdies erscheint sogar eine einfache Holzhütte einigermaßen wohnlich. Klar, der Plot mag keinen Preis für kreative Ausritte gewinnen, Themen wie Rache, Mord und Erpressung begegnen uns nur alltz häufig (was ich sehr begrüße. Nur damit kein falscher Eindruck entsteht). Für beste Unterhaltung sorgen die herrlich angelegten Charaktere, allesamt sehr gut besetzt und großartig gespielt! Daher beschäftigt sich der nächste Absatz mit den Damen und Herren vor der Kamera, sie haben es redlich verdient.
Charles Bronson macht uns zunächst den lockeren Gewinner, beliebt bei Kunden und Bekannten. Beim Blick auf seine Ehe fallen erste Schatten auf den Strahlemann, unter der Oberfläche brodelt es, die Flasche mit hochprozentigem Inhalt sorgt für Unstimmigkeiten. Blitzschnell schaltet Bronson um, ohne jede Vorbehalte nimmt man ihm den Beschützer und bei Bedarf über Leichen gehenden Kämpfer ab. Liv Ullmann geht diesen Weg mit, nur auf den ersten Blick bleibt sie auf das brave Heimchen am Herd reduziert. Ja, Bronson und Ullmann funktionieren prächtig! Umso interessanter die Mitwirkung von Jill Ireland, die seit 1968 mit Charles Bronson verheiratet war. Gern wird von einigen Filmfreunden mit Ausdauer auf Ireland eingegrügelt, ihre Karriere wäre ohne Bronson bereits weitaus früher zu Ende gewesen, ihr Talent sei nicht der Rede wert und, und, und... Schämt euch! Jill kommt in "Kalter Schweiss" als wundervolle Karikatur auf überdrehte Hippie-Gören daher, naiv, dreist und bekifft, auf eigenwillige Art bezaubernd. Luigi Pistilli haben viele Fans des italienischen Genre-Kinos ins Herz geschlossen, leider blieb dem hervorragenden Schauspieler der grosse Durchbruch verwehrt, 1996 beging Pistilli Selbstmord, ein herber Verlust. Luigi Pistilli kann sich diesmal nicht vollends entfalten, das Drehbuch gewährt seinen Komplizen mehr Raum. Während James Mason mit dem nahenden Finale (im wahrsten Sinne des Wortes) zunehmend verblasst, darf Jean Topart als völlig durchgeknallter Katanga richtig feist vom Leder ziehen. Die wichtigsten Darsteller sind aufgezählt, ganz grosses Lob für Jill Ireland und Jean Topart, selbstverständlich ebenso für den unverwüstlichen Charles Bronson.
Knapp 90 Minuten Spielzeit vergehen in Windeseile. Groteskes Verhalten der Charaktere und kerniger Humor, zwischen irrsinnig, kauzig, debil und brutal schlägt das Pendel munter und rastlos aus. Action wird in angemessener Dosierung geboten, Höhepunkt ist eine ausufernd und packend gefilmte Autoraserei über enge Strassen, notfalls querfeldein über Stock und Stein. "Kalter Schweiss" pfeift auf Logik (die sowieso völlig überbewertet ist, zumindest im Bezug auf Filme), kommt als Konzentrat schmackhafter Zutaten aus der Kiste. Bronson-Jünger kommen sowieso nicht an dem Streifen vorbei. Gleichwohl kommen auch Nicht-Bronsoner auf ihre Kosten, bestechender Stoff aus der goldenen Zeit des europäischen Kinos. Manchmal reicht ein Wort aus: GROSSARTIG!
"Kalter Schweiss" wurde bereits mehrfach auf den deutschen Markt geworfen, nicht alle Auflagen gehen als gelungen durch. Mir liegt die oben abgebildete DVD von Kinowelt vor, die Scheibe bietet den Film in ordentlicher Qualität an, ansprechende Boni runden den positiven Eindruck ab. Klarer Pflichtkauf, Ausreden sind ungültig!
8/10 (sehr gut)
Lieblingszitat:
"Wie ist es denn so, in den deutschen Gefängnissen?"
"Du sitzt drin und guckst raus!"
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
Re: Kalter Schweiss - Terence Young
Gestern zum ersten mal gesichtet muss ich zu meiner Schande gestehen, aber sofort für gut befunden.
Bronson ist genial, der Mann hat was geschmeidig, katzenartiges an sich so wie der sich bewegt, find ich immer wieder faszinierend.
Die Story ist spannend, der Drehort ein Traum, der ganze Film ein Schmankerl!
7/10
Bronson ist genial, der Mann hat was geschmeidig, katzenartiges an sich so wie der sich bewegt, find ich immer wieder faszinierend.
Die Story ist spannend, der Drehort ein Traum, der ganze Film ein Schmankerl!
7/10
Re: Kalter Schweiss - Terence Young
Meine aufgrund der interessanten Besetzung hohen Erwartungen wurden doch ziemlich enttäuscht. Dem Film fehlt aus meiner Sicht die Energie manch anderer Bronson-Vehikel. Vielleicht liegt es daran, dass man Liv Ullmann vornehmlich aus ganz anderen Filmen kennt, aber sie wirkt hier ein bisschen deplaziert. Meine Favoriten mit Bronson sind vor allem "Kalter Hauch" ("The Mechanic"), "Brutale Stadt" und "Chatos Land".
Kalter Schweiß bekäme von mir vielleicht so 6/10, habe den Film nicht mehr so genau in Erinnerung.
Kalter Schweiß bekäme von mir vielleicht so 6/10, habe den Film nicht mehr so genau in Erinnerung.
Re: Kalter Schweiß - Terence Young
Ich fand den auch sehr zäh und kaum unterhaltend, bewerten möchte ich den lieber net .
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
- buxtebrawler
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Re: Kalter Schweiß - Terence Young
Ist mutmaßlich am 12.03.2020 bei Koch Films als Blu-ray/DVD-Kombination in verschiedenen Mediabooks erschienen:
Cover A
Cover B
Extras:
Booklet
Trailer
Interview-Featurettes
Bildergalerie
Quelle: OFDb-Shop
Cover A
Cover B
Extras:
Booklet
Trailer
Interview-Featurettes
Bildergalerie
Quelle: OFDb-Shop
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
- fritzcarraldo
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Re: Kalter Schweiß - Terence Young
Kalter Schweiss
RIVALEN UNTER ROTER SONNE und DIE VALACHI PAPIERE kannte ich schon. KALTER SCHWEISS fehlte mir da noch.
Die Story ist schön einfach und alles wird kurz und knapp in 90 Minuten abgegrast. Bronson ist wie immer der coole Protagonist, den selbst seine alten Gangster-Kumpels nicht erschüttern können, selbst als diese seine Familie bedrohen. James Mason, dem ein lustiger Hut verpasst wurde, und Liv Ullmann wirken schon sehr unterfordert, Jill Ireland, Bronsons Ehefrau, dafür schon.
Zum Schluss hin entgleitet das alles etwas, man wird aber mit ener schönen Autoverfolgngsjagd belohnt.
Alle Beteiligten haben sicher bessere Filme abgeliefert, aber KALTER SCHWEISS unterhält alles in allem sehr gut. Nicht mehr, nicht weniger.
Charles Bronson arbeitete Anfang der 70er dreimal mit Terence Young zusammen.RIVALEN UNTER ROTER SONNE und DIE VALACHI PAPIERE kannte ich schon. KALTER SCHWEISS fehlte mir da noch.
Die Story ist schön einfach und alles wird kurz und knapp in 90 Minuten abgegrast. Bronson ist wie immer der coole Protagonist, den selbst seine alten Gangster-Kumpels nicht erschüttern können, selbst als diese seine Familie bedrohen. James Mason, dem ein lustiger Hut verpasst wurde, und Liv Ullmann wirken schon sehr unterfordert, Jill Ireland, Bronsons Ehefrau, dafür schon.
Zum Schluss hin entgleitet das alles etwas, man wird aber mit ener schönen Autoverfolgngsjagd belohnt.
Alle Beteiligten haben sicher bessere Filme abgeliefert, aber KALTER SCHWEISS unterhält alles in allem sehr gut. Nicht mehr, nicht weniger.
"Das ist nicht möglich!"
"Aber notwendig!"
(Interstellar)
"J&B straight and a Corona!"
(Patrick Bateman, American Psycho)
https://www.latenight-der-fussball-talk.de
"Aber notwendig!"
(Interstellar)
"J&B straight and a Corona!"
(Patrick Bateman, American Psycho)
https://www.latenight-der-fussball-talk.de
Re: Kalter Schweiß - Terence Young (1970)
Kalter Schweiß
De la part des copains / L'uomo dalle due ombre
Frankreich / Italien / Belgien 1970
Regie: Terence Young
Charles Bronson, Liv Ullmann, James Mason, Jill Ireland, Michel Constantin, Luigi Pistilli, Yannick Delulle, Paul Bonifas, Sabine Sun, Roger Mailles, Nathalie Varallo, Remo Mosconi, Dominique Crosland, Jean Topart, Yannick Deheth, Gabriele Ferzetti, Bob Ingarao
OFDB
De la part des copains / L'uomo dalle due ombre
Frankreich / Italien / Belgien 1970
Regie: Terence Young
Charles Bronson, Liv Ullmann, James Mason, Jill Ireland, Michel Constantin, Luigi Pistilli, Yannick Delulle, Paul Bonifas, Sabine Sun, Roger Mailles, Nathalie Varallo, Remo Mosconi, Dominique Crosland, Jean Topart, Yannick Deheth, Gabriele Ferzetti, Bob Ingarao
OFDB
Joe Martin lebt ein ruhiges Leben in Villefranche in der Nähe von Nizza. Er hat eine eine gute Frau, er säuft zu viel, und er hat ein Auskommen durch eine Jacht die gechartert werden kann. Das, was an Geld fehlt, kommt dann durchs Pokern rein. Ein ruhiges Leben bis zu dem Punkt, an dem eines Abends das Telefon läutet und jemand erklärt, dass er Joe Moran töten wird. Joe Martin ist Joe Moran, richtiger: Er war einmal dieser Mann. Damals, als er nach dem Koreakrieg einen Oberst zusammenschlug und dafür zwei Jahre in den Bau kam. Und damals, als er mit den Knastkumpels flüchtete. Und diese Typen in der Scheiße sitzen ließ, weil die einen Polizisten töteten, und er damit nichts zu tun haben wollte. Jetzt sind diese Männer wieder da, aber sie wollen nicht seinen Tod, sondern sie wollen seine Jacht. Er soll ein Geschäft mit ihnen durchziehen, es geht um Drogen, und das Druckmittel sind Joes Frau und seine Tochter.
KALTER SCHWEISS ist ein altmodischer Film! Jeder, der für einen Actionfilm oder einen Thriller ununterbrochenes Dauergeballere benötigt, coole Oneliner, sich überschlagende und explodierende Autos, oder Männer, die aus Flugzeugen auf Hubschrauber springen (oder umgekehrt oder beides) sollte hier tunlichst die Finger von lassen! Denn KALTER SCHWEISS ist hoffnungslos altmodisch.
Altmodisch bedeutet zum Beispiel, dass das französische Stunt-As Rémy Julienne hier bei einer halsbrecherischen Autofahrt entlang der Route Napoleon absolut alles gibt, um bei Höchstgeschwindigkeit einen Opel Rekord auf der Straße zu halten, und gleichzeitig zwei Motorradcops zu entwischen. Da gibt es keine CGIs und keine Tricks, das ist noch richtige schweißtreibende Handwerkskunst, und ich bin sicher, dass anschließend der deutsche Name des Films Programm war. Altmodisch bedeutet aber auch, dass die Geschichte ein paar sehr wilde Haken schlägt und sich immer wieder in Richtungen entwickelt, die man nicht erwartet hätte.Joe ist ein Skipper, also wird es ein Klaustrophobie-Thriller auf einem Boot? Pustekuchen. Ein Geiseldrama rund um Joes Frau? Mitnichten! Ein Thriller rund um einen Alleskönner, der seinen Plagegeistern entwischt und diese nun von außen einen nach dem anderen umlegt? Von wegen. Joe Martin ist ein Getriebener, der vor seinen eigenen Dämonen weglaufen möchte genauso wie vor den bösen Männern mit den großen Wummen. Kann er aber nicht, weil er seine Familie liebt, also muss er sich diesen Dämonen stellen und sie bekämpfen. OK, das ist vielleicht altmodisch, aber auch heute noch en vogue.
Doch Joe ist kein James Bond und kein Equalizer. Joe ist ein ganz normaler Mann mit einer Vergangenheit, die gerade seine Gegenwart bedroht und seine Zukunft auslöschen möchte. Er ist kein Tausendsassa mit lauter tollen Einfällen, und er hat keine Vergangenheit als bester Ex-Killer oder ultimativer Ex-Geheimdienstler. Und an dieser Stelle wird es dann wiederum altmodisch, denn heutzutage benötigt ja scheinbar jeder gewöhnlich aussehende Actionheld eine entsprechende Vergangenheit die ihn befähigt, diejenigen Dinge zu tun, von denen wir alle angeblich nur träumen.
Doch Joe Martin hat so etwas nicht nötig, und Regisseur Terence Young noch viel weniger. KALTER SCHWEISS lebt von seiner inneren Spannung, den überzeugenden Charakteren und, natürlich, den starken Spannungsszenen: Wenn Joe in seiner Küche sitzt und mit den Bösen vermeintlich harmlos schwätzt, während ihm und dem Zuschauer immer klarer wird, dass sich hier gewaltiges Unheil über der unbescholtenen Familie zusammenbraut, und wenn diese Szenen einfach keine Ende nehmen wollen, während die Spannung wächst und wächst, dann weiß der Zuschauer, dass er hier in einem altmodischen Actionthriller zuhause ist, der den Begriff Suspense noch ernst nimmt und von einem Meister seines Faches umgesetzt wurde. Es werden halt nicht, wie mittlerweile üblich, die Begriffe Spannung und Action miteinander verwechselt. Dazu passen auch der angenehm unprätentiöse Schluss genauso wie die in ihrer Gesamterscheinung recht lakonische Darbietung der gesamten Chose. Der Film mag kein absoluter Höhepunkt des Filmschaffens sein, aber er zieht den Freund älterer Action-Unterhaltung erbarmungslos mit. Passt!
7/10
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
Jack Grimaldi